Glaubenskurse als missionarisches Bildungsangebot - Kurse-zum ...
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meneutik der Vermittlung“ und einer „Hermeneutik der Verständigung“. „Eine Hermeneutik der Vermittlung<br />
will Glauben vorrangig ‚weitergeben’, eine Hermeneutik der Verständigung will helfen, den eigenen<br />
Glauben zu klären“ 9 . Verständigung über den eigenen Glauben und Klärung des eigenen Glaubens<br />
setzen voraus, dass der Glaube (wie ungeformt, unbewusst und unreflektiert auch immer) bereits da ist.<br />
Die Erfahrung zeigt aber, dass diese Voraussetzung für immer weniger Menschen zutrifft. Mag es in<br />
vielen Menschen Gottesahnungen und Transzendenzsehnsüchte geben, verbunden mit Rudimenten<br />
christlicher oder fremdreligiöser Tradition – Christusglaube, in dem der Mensch sein Herz an den dreieinigen<br />
Gott verliert, ist das häufig noch nicht. Nach biblisch-reformatorischem Verständnis kommt evangelischer<br />
„Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi“ 10 . Dieser Glaube ist <strong>als</strong>o<br />
keine anthropologische Vorgegebenheit, die nur der Entfaltung bedarf. Er wird gezeugt. Er kann sich<br />
erst entwickeln, wenn er geweckt ist.<br />
Das heißt: Die Hermeneutik der Verständigung braucht <strong>als</strong> Partner die Hermeneutik der Vermittlung.<br />
Und das umso mehr, <strong>als</strong> die Zeit des kulturgestützten Christentums unwiderruflich zu Ende geht. Familie,<br />
Gesellschaft und Schule fallen weithin <strong>als</strong> Initialzündung, <strong>als</strong> Bildungsträger und Lernorte des Glaubens<br />
aus. Christsein wird von immer mehr Menschen in unserem Land nicht mehr von Kindesbeinen an<br />
<strong>als</strong> Muttersprache gelernt, sondern muss im Erwachsenenalter <strong>als</strong> Fremdsprache neu erlernt werden.<br />
Es ist Zeit, aus einem volkskirchlichen Illusionsmus aufzuwachen, der immer schon Glaube voraussetzt,<br />
der sich durch Bildung lediglich individuell ausformt. Christlicher Glaube ist kein Erbe, das weitergereicht<br />
und an das Bildungsprozesse wie selbstverständlich andocken können. Darum braucht es Glaubensbildung<br />
auch in Gestalt einer Hermeneutik der Vermittlung.<br />
3.3 Im Weltanschauungspluralismus unserer Gesellschaft wird Christsein mehr und mehr zur Option,<br />
zur Wahl eines Lebensentwurfs - zu einer Entscheidung, die angesichts vieler Alternativen unter Optionsstress<br />
setzt. <strong>Glaubenskurse</strong> können <strong>als</strong> <strong>als</strong> Entscheidungshilfen im Optionswirrwar verstanden werden.<br />
Sie helfen erfahrungsgemäß, die Botschaft von der freien Gnade Gottes wieder für Menschen in<br />
Hörweite zu bringen, die sonst kein Ohr dafür hätten. Aber auch Menschen aus dem kerngemeindlichen<br />
Bereich erleben durch dieses missionarische <strong>Bildungsangebot</strong> nicht selten eine geistliche Erneuerung<br />
oder entdecken den Glaubenskurs <strong>als</strong> Denk- und Sprachhilfe für die eigene Glaubensweitergabe. <strong>Glaubenskurse</strong><br />
sind eine von mehreren Varianten eines zeitgemäßen missionarischen Erwachsenen-<br />
Katechumenats. Sie entfalten im Dialog mit der Lebenswirklichkeit der Teilnehmenden die Option des<br />
christlichen Glaubens und tragen so zur Klärung der eigenen Position bei. Sie intendieren einen ganzheitlichen<br />
Bildungsvorgang, der kognitive, affektive und soziale Dimensionen umfasst und im Hoffnungshorizont<br />
des Wirkens Gottes geschieht. <strong>Glaubenskurse</strong> sind Weggemeinschaften auf Zeit. Sie<br />
ermöglichen ein Lernen in Gemeinschaft, in Beteiligung und im Miterleben. Der Bildungsvorgang umfasst<br />
elementarisierte Information, Einführung in evangelische Frömmigkeitstraditionen sowie das Angebot<br />
praktischer Hilfen <strong>zum</strong> Einstieg- oder Wiedereinstieg in eine persönlich verantwortete Glaubensbiographie<br />
und –Praxis.<br />
4. Glaube <strong>als</strong> Lernziel?<br />
4.1 Glaube <strong>als</strong> Vertrauen auf Gott ist kein didaktisch operationalisierbares Lernziel. Als Werk des Heiligen<br />
Geistes bleibt er unverfügbar. Glaubenswissen lässt sich vermitteln, Ausdrucksformen des Glaubens<br />
können eingeübt, dem Glauben gemäße Werteinstellungen erlernt werden – aber der Glaube<br />
selbst, das innere Einverständnis eines Menschen mit dem Evangelium von der in Christus erschienenen<br />
Menschenfreundlichkeit Gottes entzieht sich aller Machbarkeit. Nur die Außenseite des Glaubens<br />
ist didaktisch verfügbar. Jens Martin Sautter nennt sie „Spiritualität“ und formuliert: „Lernziele lassen<br />
sich auf der Ebene der Spiritualität angeben, nicht aber auf der Ebene des Glaubens“ 11 .