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Glaubenskurse als missionarisches Bildungsangebot - Kurse-zum ...

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3<br />

Ein an biblisch-reformatorischer Tradition ausgerichteter Bildungsbegriff geht von einem Menschenbild<br />

aus, das den Menschen nicht selbstreferentiell, auf sich bezogen versteht, sondern relational, in seiner<br />

Beziehung zu Gott. Evangelisch verstandene Bildung thematisiert daher den Menschen und sein Lebensumfeld<br />

im Horizont seiner Gottesbeziehung und spricht ihn darauf an.<br />

2.2 Weil der Mensch theologisch durch seine Gottesbeziehung definiert ist, rechnet eine reformatorisch<br />

ausgerichtete evangelische Bildungsarbeit mit der Möglichkeit einer Veränderung des Menschen,<br />

die nicht allein in seinen eigenen Potentialen begründet ist, sondern im Potential der transformierenden<br />

Kraft, die in der Bibel „Heiliger Geist“ genannt wird. Gottes Geist überwindet die Alternative von Autonomie<br />

oder Heteronomie, indem er den Menschen nicht <strong>zum</strong> fremd bestimmten Objekt werden lässt,<br />

sondern ihn zu seinem Subjektsein vor Gott und <strong>zum</strong> mündigen Dialogpartner Gottes allererst befreit.<br />

Evangelische Bildungsarbeit versteht von daher Bildung nicht nur <strong>als</strong> Selbstbildung, sondern auch <strong>als</strong><br />

ein Gebildet-Werden, bei dem der Mensch in und trotz seiner aktiven Partizipation am Bildungsgeschehen<br />

ein Empfangender ist. Ein reformatorisch geprägter Bildungsbegriff ist nach Wilfried Härle „gerade<br />

deswegen für das Verständnis des Glaubens, seine Entstehung und Entwicklung, gut geeignet, weil er<br />

einen Prozess bezeichnet, der am Menschen und mit dem Menschen geschieht, an dem dieser zwar<br />

ganz und gar, aber vor allem empfangend beteiligt ist“ 5 .<br />

2.3. Diese empfangende Beteiligung des Menschen an der eigenen Glaubensbildung findet reformatorisch<br />

im Zeichen der Taufe ihren markantesten Ausdruck. Die Taufe ist <strong>als</strong> das Zeichen der uns zuvorkommenden<br />

Gnade Gottes die zentrale „Inszenierung des Anfangs“ des menschlichen Glaubensweges.<br />

Darum kann ein reformatorisch geprägtes Bildungsverständnis nicht von der Taufe abstrahieren. Evangelische<br />

Bildungsarbeit führt Menschen nicht in einen „höheren Stand“ über die Taufe hinaus, sondern<br />

„immer tiefer in die Taufe hinein“. „Christsein heißt: Gebildet-werden und Sich-bilden-lassen auf dem<br />

Grund der Taufe“ 6 . Für missionarische <strong>Bildungsangebot</strong>e heißt das: Wo etwa im Abschlussgottesdienst<br />

von <strong>Glaubenskurse</strong>n in einer Art Umkehr-Liturgie eine Antwort des Glaubens inszeniert wird, ist diese<br />

Antwort nicht Ausdruck einer frei schwebenden Entscheidungstheologie, die Menschen suggeriert, dass<br />

ihre Geschichte mit Gott mit ihrem Ja <strong>zum</strong> Glauben beginnt. Sie ist vielmehr angelegt <strong>als</strong> Tauferinnerung<br />

und Konfirmationsvertiefung (d.h. <strong>als</strong> Reflex auf Gottes großes Ja <strong>zum</strong> Menschen) bzw. <strong>als</strong> Einladung<br />

zur Taufe für Noch-nicht-Getaufte.<br />

3. Der Weg <strong>zum</strong> Glauben <strong>als</strong> Bildungsaufgabe<br />

3.1 „Der Weg <strong>zum</strong> Glauben muss ebenso <strong>als</strong> Bildungsaufgabe verstanden werden wie das Bleiben<br />

und Wachsen im Glauben“ 7 . Dass das Bleiben und Wachsen im Glauben auf Bildungsvorgänge (religiöse<br />

Erziehung, familiäre und/oder gemeindliche Sozialisation) angewiesen ist, war nie strittig. Bereits der<br />

Umgang Jesu mit seinen Jüngern kann problemlos <strong>als</strong> ein umfassender Bildungsvorgang beschrieben<br />

werden – <strong>als</strong> Prozess, in dem die Jünger Nachfolge lernen. Sie gehen bei Jesus in die Schule. Sie lernen<br />

Gott zu vertrauen, weil Jesus ihnen dieses Vertrauen vorlebt. Sie lernen beten, indem er mit ihnen<br />

das „Vater unser“ <strong>als</strong> praktische Unterweisung einübt. Sie lernen zu predigen und zu heilen, indem er es<br />

ihnen zutraut, sie anleitet, sendet und nach Rückkehr mit ihnen das Erfahrene auswertet. Auch Martin<br />

Luther hat schnell begriffen, dass der geistliche Aufbruch der Reformation durch Bildungsprozesse abgestützt<br />

werden muss. Mündiges Christsein setzt Kenntnis der Bibel voraus. Also muss sie übersetzt<br />

und dem Kirchenvolk in die Hand gegeben werden. Wie soll Gemeinde „Lehre beurteilen“, wenn sie<br />

selbst ungelehrt bleibt? Luthers Katechismen haben sich schnell <strong>als</strong> wirksames Bildungsinstrument für<br />

die Ausbreitung der Reformation erwiesen.<br />

3.2 Aber nicht nur das Wachsen im Glauben, auch der Weg <strong>zum</strong> Glauben ist ein Bildungsweg – oft ein<br />

langer und beschwerlicher Emmaus-Weg 8 . Wie sieht dieser Weg <strong>zum</strong> Glauben aus – und welche Bildungswege<br />

werden ihm gerecht? In der Gemeindepädagogik unterscheidet man zwischen einer „Her-

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