Download als PDF - Evangelische Landeskirche in Baden
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primär e<strong>in</strong> Format für den b<strong>in</strong>nenkirchlichen Bereich<br />
s<strong>in</strong>d und somit vielleicht nur e<strong>in</strong> weiteres <strong>in</strong><br />
der vielfältigen Palette kirchlicher Angebote.<br />
Und weiter: Da der Schwerpunkt tendenziell bei<br />
den Kirchennahen und Mitarbeitenden liegt, wären<br />
Kurse zum Glauben demnach eher ke<strong>in</strong> missionarisches<br />
Format. Aber: Das würde nur unter der<br />
Voraussetzung stimmen, dass zum e<strong>in</strong>en die Kirchennahen<br />
der Mission nicht mehr bedürften und<br />
dass zum anderen e<strong>in</strong> Wert von knapp 30% für das<br />
Erreichen von kirchenfernen Personengruppen e<strong>in</strong><br />
schlechter Wert sei. Dann aber ist zu fragen: Welches<br />
andere kirchliche Angebot erreicht denn zu<br />
fast 30% Menschen aus diesen Personengruppen?<br />
Zumal es sich hier nicht um e<strong>in</strong> lediglich punktuelles<br />
Angebot handelt, sondern um e<strong>in</strong>es, das zwar<br />
zeitlich begrenzt ist, das aber dennoch gewisse Anforderungen<br />
an Teilnehmende stellt, etwa h<strong>in</strong>sichtlich<br />
Zeitaufwand und Verb<strong>in</strong>dlichkeit.<br />
So kann man <strong>in</strong> diesem Zusammenhang fragen:<br />
Welche Schlüsse s<strong>in</strong>d wir daraus zu ziehen bereit<br />
oder auch gezwungen? 44 Haben wir auf den richtigen<br />
Wegen e<strong>in</strong>geladen? Haben wir das passende<br />
Kursangebot ausgewählt oder gab es das vielleicht<br />
gar nicht? Wollten wir wirklich die Fernstehenden<br />
erreichen und waren wir bereit uns auf sie e<strong>in</strong>zulassen,<br />
etwa auf ihre Lebenswelt und ihre Kommunikationswege?<br />
Und weiter, besonders mit Blick auf die Geme<strong>in</strong>deentwicklung:<br />
Können wir uns freuen über die, die<br />
jetzt schon gekommen s<strong>in</strong>d und zwar aus beiden<br />
Bereichen und können wir sie vielleicht <strong>in</strong> die weitere<br />
Arbeit mit Kursen zum Glauben <strong>in</strong>tegrieren?<br />
E<strong>in</strong>e entscheidende Frage ist aber: Was bedeutet<br />
es eigentlich für unsere Kirche, wenn mit Kursen<br />
zum Glauben e<strong>in</strong> Veranstaltungsformat, das dem<br />
(anfänglichen) Verstehen des Glaubens, der Information<br />
darüber und der E<strong>in</strong>übung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ige se<strong>in</strong>er<br />
Grundvollzüge Raum gibt, zu e<strong>in</strong>em hohen Prozentsatz<br />
bei denen auf Interesse stößt, die der Kirche<br />
und dem geme<strong>in</strong>dlichen Leben nicht fern stehen?<br />
Offenbar haben gerade diese Menschen e<strong>in</strong>en<br />
Bedarf nach e<strong>in</strong>er Möglichkeit, den Glauben neu<br />
44 Dies kann dann ziemlich negativ ausfallen wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beispiel <strong>in</strong> Fragebogen B1,<br />
wo unter Motiven für die Durchführung (!) e<strong>in</strong>es Kurses genannt wird: „Es e<strong>in</strong>mal zu<br />
machen, damit deutlich wird: Es melden sich doch nur die Hochverbundenen an, eben<br />
ke<strong>in</strong>e ‚Chance zu Mission’.“<br />
oder besser kennen zu lernen und das mit e<strong>in</strong>em<br />
Format, das eben auch missionarisch ist.<br />
Die Daten lassen jedenfalls nicht den Schluss zu,<br />
dass Kurse zum Glauben <strong>in</strong> den beiden Personengruppen<br />
der Kirchendistanzierten und Konfessionslosen<br />
nahezu bedeutungslos s<strong>in</strong>d. So lässt sich<br />
mit Blick auf die tatsächlichen Teilnehmer formulieren:<br />
Kurse zum Glauben s<strong>in</strong>d offenbar nicht <strong>in</strong><br />
erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> missionarisches Format, mit dem<br />
kirchenferne Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en möglicherweise<br />
ersten Kontakt mit dem Glauben und der Geme<strong>in</strong>de<br />
kommen. Sie können aber sehr wohl auf verschiedenen<br />
Ebenen e<strong>in</strong> wichtiges Element e<strong>in</strong>es<br />
missionarischen Prozesses se<strong>in</strong>, das für Menschen<br />
<strong>in</strong> unterschiedlichen Phasen ihres persönlichen<br />
Glaubensweges wichtig se<strong>in</strong> kann. 45<br />
Und nicht zuletzt ergibt sich hier e<strong>in</strong>e weitere<br />
Forschungsfrage, die jedoch erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er erneuten<br />
Untersuchung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Jahren bearbeitet werden<br />
kann: Erhöht sich der Anteil der Kirchendistanzierten<br />
und der Konfessionslosen unter den Teilnehmenden,<br />
je regelmäßiger Kurse zum Glauben<br />
angeboten werden? Und ist dies möglicherweise<br />
besonders da der Fall, wo kont<strong>in</strong>uierlich mit e<strong>in</strong>em<br />
Kursmodell gearbeitet wird? 46<br />
45 Vgl. WfEzG, 129-139, wo zum e<strong>in</strong>en auf die Bedeutung von Kursen zum Glauben<br />
(dort <strong>als</strong> ‚Glaubenskurse’ bezeichnet) für unterschiedliche Phasen von Glaubenswegen<br />
h<strong>in</strong>gewiesen wird: „Dabei s<strong>in</strong>d sie für die Befragten weniger e<strong>in</strong>e Kontaktmöglichkeit<br />
(hier von 23% der Befragten <strong>als</strong> bedeutsam angegeben) <strong>als</strong> dass sie die Möglichkeit<br />
zu vertieftem Bezug (40%) oder zum Festmachen e<strong>in</strong>er Glaubensveränderung (30%)<br />
bieten. [...] Glaubenskurse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere dann hilfreich, wenn Menschen erreicht<br />
werden, weniger, um sie zu erreichen.“ Zum anderen spielen sie für alle drei Typen<br />
der „Greifswalder Konversionstypologie“ e<strong>in</strong>e Rolle, die für Menschen auf Wegen der<br />
Glaubensveränderung die drei Typen Vergewisserung, Entdeckung und Lebenswende<br />
unterscheidet. Der Typ Lebenswende entspricht dabei am ehesten Menschen aus der<br />
Gruppe der Konfessionslosen. So wird dort (S. 133) formuliert „dass Glaubenskurse<br />
alle drei Typen der Konversionstypologie <strong>in</strong> gleicher Weise erreichen. Das heißt,<br />
Glaubenskurse können <strong>in</strong>nerhalb der Geme<strong>in</strong>de zur Vergewisserung dienen; sie helfen,<br />
den Glauben aus der Distanz (wieder) zu entdecken; und sie s<strong>in</strong>d ebenso hilfreich für<br />
Menschen, die von weit außen (‚Lebenswende-Typ’) kommen.“<br />
46 Vgl. dazu John F<strong>in</strong>ney, Wie Geme<strong>in</strong>de über sich h<strong>in</strong>auswächst. Zukunftsfähig evangelisieren<br />
im 21. Jahrhundert, Neukirchen-Vluyn 2007 (BEG Praxis), 96f.