Augsburg II - Kunstwanderungen
Augsburg II - Kunstwanderungen
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Markus Welser stirbt 1614. Die Welsergesellschaft stellt daraufhin<br />
die Zahlungen ein. Allein die Forderungen der Fugger<br />
betragen 125069 Gulden.<br />
*<br />
Wir gehen aus der Markuskirche hinaus, auf der „Herrengasse“ links und halten<br />
uns stets links, wandern aus dem Bereich hinaus, vor dem<br />
*** Neptunbrunnen (Figur ist Kopie) des 16. Jhs., mit der Figur<br />
des Gottes,<br />
links und über die Querstraße in die Kirche<br />
*** St. Jakob mit einem Chor von 1355 und einem Langhaus<br />
des 18. Jhs.<br />
Im Chorhaus hängt frontal eine Gemälde der Verkündigung, aus<br />
der Zeit um 1515. – Rechte Wand: Gemälde der Beweinung Jesu,<br />
aus der Zeit um 1515.<br />
Wir gehen aus der Jakobskirche hinaus, wenden uns nach rechts, wandern<br />
vorbei an der Fuggerei und betrachten nun den schönen * Erker am Eckhaus,<br />
biegen später links ab auf „Mittlerer Lech und gelangen in die<br />
*** Barfüßerkirche. Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche zerstört.<br />
Der verbliebene Chor stammt aus der Zeit um 1400. Veränderungen,<br />
so die zu Rundbogenfenstern geänderten Lichtöffnungen,<br />
stammen aus dem 18. Jh. Wir betreten das Gotteshaus durch<br />
den Kreuzgang vom einstigen Barfüßerkloster. Der Ostflügel ist<br />
kreuzrippengewölbt, um 1420, hat figürliche Konsolträger (vier<br />
Evangelisten) und einen Schlussstein, auf dem Franziskus den<br />
Tieren predigt. Der Südflügel ist im östlichen Teil ebenfalls<br />
kreuzrippengewölbt, hingegen den Westflügel spätgotisches<br />
Der Chor. Den Gekreuzigten schuf Georg Petel 1631. – Links<br />
davon: Segnendes Christkind auf der Weltkugel, von Georg<br />
Petel, 1632.<br />
Georg Petel<br />
Georg Petel, zu seinen Lebzeiten Georgen Bettels genannt, wird<br />
1601 oder 1602 in Weilheim geboren. Um 1615 befindet er sich<br />
in der Ausbildung zum Elfenbeinschnitzer. 1620 ist er auf Wanderschaft,<br />
vermutlich in die Niederlande, eventuell zu P. P. Rubens,<br />
oder doch in dessen Umkreis. 1621 findet er sich in Paris<br />
ein. Doch ist er nur auf der Durchreise nach Rom, wo er u. a.<br />
Anthonis van Dyck trifft. Er ist in Genua und – vielleicht – in<br />
Florenz, in der Werkstatt des Bildhauers Pietro Tacca. 1623 ist<br />
er wieder in Süddeutschland, wo er sich zwischen <strong>Augsburg</strong>,<br />
München, Neuburg und Düsseldorf als Aufenthaltsort nicht entscheiden<br />
kann. Zuerst reist er noch einmal in die Niederlande<br />
und kehrt bei Peter Paul Rubens ein. Dieser besorgt ihm Aufträge<br />
und wird zum väterlichen Freund. Der „Elfenbeinvirtuose“<br />
Petel schnitzt Rubensentwürfe in Elfenbein. In Antwerpen<br />
und <strong>Augsburg</strong> sind die Fugger. Petel ist in Antwerpen, was liegt<br />
da näher als der Sprung nach <strong>Augsburg</strong>. Der Antwerpener Mair<br />
steht im Dienste der Fugger in <strong>Augsburg</strong>. Er hat eine Nichte.<br />
Petel heiratet sie und etabliert sich in <strong>Augsburg</strong> innerhalb von<br />
drei Monaten, obwohl die <strong>Augsburg</strong>er Künstler Hans Reichle<br />
und Adriaen de Vries den Zuzug des „angeberischen“ Petel<br />
verhindern wollen. 1628 besucht er Rubens erneut, um häuslichen<br />
Streitigkeiten aus dem Wege zu gehen. 1631 wird Petel im<br />
Zuge der Rekatholisierung sowohl in den Kleinen als auch in<br />
den Großen Rat von <strong>Augsburg</strong> gewählt. Als König Gustav<br />
Adolf von Schweden diesbezüglich in <strong>Augsburg</strong> eingreift, muss<br />
Petel mit seinen Katholiken wieder austreten. Ein rein evangelischer<br />
Rat konstituiert sich. Da dem König künstlerische Profession<br />
aber wichtiger ist als konfessionelle Angehörigkeit, hat<br />
Petel den König zu modellieren. 1634, als die Kaiserlichen den<br />
Ring um <strong>Augsburg</strong> schließen und zwölftausend Bürger an Hunger<br />
und Krankheit sterben, stirbt auch Georg Petel.<br />
*<br />
– Rechte Chorwand: Rotmarmorepitaph für Ulrich Rehlinger<br />
(+1407), mit Wappenreliefs. – Das schmiedeeiserne Chorgitter<br />
ist von Johann Samuel Birkenfeld, 1759, eine prachtvolle Ro-