Augsburg II - Kunstwanderungen

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24.04.2014 Aufrufe

RK D11 Augsburg 2 15 v. C. besiegen die Söhne des Augustus, Drusus und Tiberius, die Raeter und Vindeliker, letztere hier südlich der Donau, am Lech ansässig sind. Es wird ein römisches Militärlager auf dem Grund des heutigen Augsburg errichtet. 16 n. C. wird das Augsburger Lager aufgegeben. Um 80 n. C. ist die Via Claudia Augusta ausgebaut (Venedig – Meran – Reschenpass – Fernpass – Füssen – Epfach – Augsburg – Donau), die unter Kaiser Claudius begonnen worden war. 98 n. C. bezeichnet Tacitus Augsburg als die glänzendste Hauptstadt der Provinz Rätien. 122 n. C. verleiht Kaiser Hadrian der Stadt „Augusta Vindelicorum“ römisches Stadtrecht. Um 275 ist Augsburg in Kriege mit den Germanen verwickelt. Jedoch bleibt die römische Militär- und Zivilverwaltung hier. 743 besiegen Pippin und Karlmann, die Söhne Karl Martells, bei Augsburg die Herzöge Odilio von Bayern und Teutbald von Alamanien. Um 780 setzt Karl der Große Simpertus als Bischof in Augsburg ein. 787 unterwirft sich Tassilo von Bayern auf dem Lechfeld Karl dem Großen. 910 besiegen die Ungarn Ludwig das Kind auf dem Lechfeld. 955 schlagen Kaiser Otto I. und Ulrich die Ungarn auf dem Lechfeld entscheidend. 1004 sammelt Kaiser Heinrich II. bei Augsburg ein Heer für den 1. Italienfeldzug. 1006 wird der Bruder Kaiser Heinrichs II., Bruno, Bischof von Augsburg. Ab 1020 verfasst Berno von Reichenau die Ulrichsvita. 1025 feiert Kaiser Konrad II. in Augsburg Ostern. 1026 überfällt und plündert Graf Welf II. Augsburg. 1036 hält Kaiser Konrad II. in Augsburg Reichstag. Ab 1046 weilt Kaiser Heinrich III. mehrfach in Augsburg, hält 1051 sogar Reichstag und Synode ab, daran auch Papst Leo IX. teilnimmt. 1152 hält Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“, der insgesamt zehnmal in Augsburg weilt, einen Reichstag ab. 1209 hält der künftige Kaiser Otto IV. einen Reichstag in Augsburg ab. Danach zieht er nach Rom zur Kaiserkrönung am 4. Oktober. 1235 hält Friedrich II. in Augsburg Reichstag. 1257 leitet Albertus Magnus das Provinzialkapitel der Dominikaner in Augsburg. Ab 1312 wird Augsburg immer wieder in der Obhut des Königs, später Kaisers Ludwig des Bayern sein. 1348 zerstört ein Erdbeben viele Häuser der Stadt. Im folgenden Sommer wütet die Pest. Die Juden werden dafür verantwortlich gemacht und verfolgt. 1367 lässt sich ein erster Fugger in Augsburg nieder. 1401 rafft eine abermalige Pest 4650 Erwachsenen dahin. 1428 lernt die Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer Herzog Albrecht von Bayern kennen. Herzog Ernst, Albrechts Vater, lässt sie 1435 in Straubing als Hexe ertränken. Friedrich Hebbel hat darüber ein vorzügliches Schauspiel geschrieben. 1463 treten die Fugger von der Weberzunft in die Kaufmannsgilde über. 1453 schließen sich die vier Brüder Welser zu einer Handelsgesellschaft zusammen. 1474 besitzen die Fugger Kammern in Venedig. 1491 beginnen die Fugger König Maximilian Großanleihen zu geben. Fortan weilt König Maximilian häufig in Augsburg. Der als „Bürgermeister von Augsburg“ apostrophierte spätere Kaiser hält sich bei 17 Besuchen und Reichstagen 2 Jahre und 211 Tage in der Reichsstadt auf. 1494 schließen die Brüder Ulrich, Georg und Jakob einen ersten Gesellschaftsvertrag. Nun beginnt der große Aufstieg der Fugger. 1518 hält Kaiser Maximilian in Augsburg Reichstag. Im Turm der bischöflichen Pfalz wird er von Albrecht Dürer porträtiert. 1518 trifft Luther in Augsburg ein. 1519 finanzieren die Fugger und Welser die Wahl Kaiser Karls V. 1528 werfen die Augsburger die Wiedertäufer aus der Stadt, nachdem sie zuvor drei davon hingerichtet haben. Im selben Jahr erhalten die Welser von Kaiser Karl V. Konzession für den Handel mit Westindien. 1530 hält Karl V. in Augsburg Reichstag und bekommt die Augsburger Konfession überreicht. Augsburger Konfession und Augsburger Friede Im Jahre 1530, Karl V. hat den Franzosenkönig, Franz I., wieder einmal bezwungen und die Türken sind von Wien abgezogen, will der Kaiser in Augsburg einen glänzenden Reichstag abhalten. Die hohen Erwartungen in Augsburg werden schon gedämpft, als der Kaiser das Ansinnen äußert, die „einheimischen evangelischen Prediger abzustellen“. Am 25. Juni wird dem Kaiser die „Augsburger Konfession“ des Melanchthon überreicht. Am 3. August erfolgt die Widerlegung. Der Kaiser will den „rechten Glauben“ bei den Abgefallenen wieder erzwingen. Der Prediger von Heilig-Kreuz wird verhaftet. Die „abgefallenen“ Fürsten befürchten Gewalt. Philipp von Hessen verlässt Augsburg still und heimlich des Nachts. Karl erzwingt eine Reichstagsverabschiedung, die das Ende der Reformation herbeiführen soll. Der Rat verweigert die Unterschrift. Der Rat muss neu gewählt werden – und bleibt protestantisch. Die Auseinandersetzungen um die Konfessionen gehen weiter. Im „Schmalkaldischen Bund“ haben sich protestantische Fürsten gefunden, die den „neuen Glauben“ verteidigen und ihn mit Waffengewalt gegen den Kaiser durchsetzen wollen. Im „Schmalkaldischen Krieg“ 1546 bei der Schlacht bei Mühlberg unterliegt man jedoch. Der Kaiser eröffnet den „geharnischten Reichstag“ 1547/48 und erzwingt eine Interimsordnung, nach

RK D11<br />

<strong>Augsburg</strong> 2<br />

15 v. C. besiegen die Söhne des Augustus, Drusus und Tiberius, die Raeter und<br />

Vindeliker, letztere hier südlich der Donau, am Lech ansässig sind. Es wird ein römisches<br />

Militärlager auf dem Grund des heutigen <strong>Augsburg</strong> errichtet. 16 n. C. wird das<br />

<strong>Augsburg</strong>er Lager aufgegeben. Um 80 n. C. ist die Via Claudia Augusta ausgebaut (Venedig<br />

– Meran – Reschenpass – Fernpass – Füssen – Epfach – <strong>Augsburg</strong> – Donau), die<br />

unter Kaiser Claudius begonnen worden war.<br />

98 n. C. bezeichnet Tacitus <strong>Augsburg</strong> als die glänzendste Hauptstadt der Provinz Rätien.<br />

122 n. C. verleiht Kaiser Hadrian der Stadt „Augusta Vindelicorum“ römisches<br />

Stadtrecht. Um 275 ist <strong>Augsburg</strong> in Kriege mit den Germanen verwickelt. Jedoch bleibt<br />

die römische Militär- und Zivilverwaltung hier.<br />

743 besiegen Pippin und Karlmann, die Söhne Karl Martells, bei <strong>Augsburg</strong> die Herzöge<br />

Odilio von Bayern und Teutbald von Alamanien. Um 780 setzt Karl der Große<br />

Simpertus als Bischof in <strong>Augsburg</strong> ein. 787 unterwirft sich Tassilo von Bayern auf dem<br />

Lechfeld Karl dem Großen.<br />

910 besiegen die Ungarn Ludwig das Kind auf dem Lechfeld. 955 schlagen Kaiser Otto<br />

I. und Ulrich die Ungarn auf dem Lechfeld entscheidend.<br />

1004 sammelt Kaiser Heinrich <strong>II</strong>. bei <strong>Augsburg</strong> ein Heer für den 1. Italienfeldzug. 1006<br />

wird der Bruder Kaiser Heinrichs <strong>II</strong>., Bruno, Bischof von <strong>Augsburg</strong>. Ab 1020 verfasst<br />

Berno von Reichenau die Ulrichsvita. 1025 feiert Kaiser Konrad <strong>II</strong>. in <strong>Augsburg</strong> Ostern.<br />

1026 überfällt und plündert Graf Welf <strong>II</strong>. <strong>Augsburg</strong>. 1036 hält Kaiser Konrad <strong>II</strong>. in<br />

<strong>Augsburg</strong> Reichstag. Ab 1046 weilt Kaiser Heinrich <strong>II</strong>I. mehrfach in <strong>Augsburg</strong>, hält<br />

1051 sogar Reichstag und Synode ab, daran auch Papst Leo IX. teilnimmt.<br />

1152 hält Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“, der insgesamt zehnmal in <strong>Augsburg</strong> weilt,<br />

einen Reichstag ab. 1209 hält der künftige Kaiser Otto IV. einen Reichstag in <strong>Augsburg</strong><br />

ab. Danach zieht er nach Rom zur Kaiserkrönung am 4. Oktober. 1235 hält Friedrich <strong>II</strong>.<br />

in <strong>Augsburg</strong> Reichstag.<br />

1257 leitet Albertus Magnus das Provinzialkapitel der Dominikaner in <strong>Augsburg</strong>. Ab<br />

1312 wird <strong>Augsburg</strong> immer wieder in der Obhut des Königs, später Kaisers Ludwig des<br />

Bayern sein. 1348 zerstört ein Erdbeben viele Häuser der Stadt. Im folgenden Sommer<br />

wütet die Pest. Die Juden werden dafür verantwortlich gemacht und verfolgt.<br />

1367 lässt sich ein erster Fugger in <strong>Augsburg</strong> nieder. 1401 rafft eine abermalige Pest<br />

4650 Erwachsenen dahin. 1428 lernt die <strong>Augsburg</strong>er Baderstochter Agnes Bernauer<br />

Herzog Albrecht von Bayern kennen. Herzog Ernst, Albrechts Vater, lässt sie 1435 in<br />

Straubing als Hexe ertränken. Friedrich Hebbel hat darüber ein vorzügliches Schauspiel<br />

geschrieben.<br />

1463 treten die Fugger von der Weberzunft in die Kaufmannsgilde über. 1453 schließen<br />

sich die vier Brüder Welser zu einer Handelsgesellschaft zusammen. 1474 besitzen die<br />

Fugger Kammern in Venedig. 1491 beginnen die Fugger König Maximilian Großanleihen<br />

zu geben.<br />

Fortan weilt König Maximilian häufig in <strong>Augsburg</strong>. Der als „Bürgermeister von <strong>Augsburg</strong>“<br />

apostrophierte spätere Kaiser hält sich bei 17 Besuchen und Reichstagen 2 Jahre<br />

und 211 Tage in der Reichsstadt auf.<br />

1494 schließen die Brüder Ulrich, Georg und Jakob einen ersten Gesellschaftsvertrag.<br />

Nun beginnt der große Aufstieg der Fugger.<br />

1518 hält Kaiser Maximilian in <strong>Augsburg</strong> Reichstag. Im Turm der bischöflichen Pfalz<br />

wird er von Albrecht Dürer porträtiert.<br />

1518 trifft Luther in <strong>Augsburg</strong> ein.<br />

1519 finanzieren die Fugger und Welser die Wahl Kaiser Karls V.<br />

1528 werfen die <strong>Augsburg</strong>er die Wiedertäufer aus der Stadt, nachdem sie zuvor drei davon<br />

hingerichtet haben. Im selben Jahr erhalten die Welser von Kaiser Karl V. Konzession<br />

für den Handel mit Westindien. 1530 hält Karl V. in <strong>Augsburg</strong> Reichstag und bekommt<br />

die <strong>Augsburg</strong>er Konfession überreicht.<br />

<strong>Augsburg</strong>er Konfession und <strong>Augsburg</strong>er Friede<br />

Im Jahre 1530, Karl V. hat den Franzosenkönig, Franz I., wieder<br />

einmal bezwungen und die Türken sind von Wien abgezogen,<br />

will der Kaiser in <strong>Augsburg</strong> einen glänzenden Reichstag<br />

abhalten. Die hohen Erwartungen in <strong>Augsburg</strong> werden schon<br />

gedämpft, als der Kaiser das Ansinnen äußert, die „einheimischen<br />

evangelischen Prediger abzustellen“. Am 25. Juni wird<br />

dem Kaiser die „<strong>Augsburg</strong>er Konfession“ des Melanchthon<br />

überreicht. Am 3. August erfolgt die Widerlegung. Der Kaiser<br />

will den „rechten Glauben“ bei den Abgefallenen wieder erzwingen.<br />

Der Prediger von Heilig-Kreuz wird verhaftet. Die<br />

„abgefallenen“ Fürsten befürchten Gewalt. Philipp von Hessen<br />

verlässt <strong>Augsburg</strong> still und heimlich des Nachts. Karl erzwingt<br />

eine Reichstagsverabschiedung, die das Ende der Reformation<br />

herbeiführen soll. Der Rat verweigert die Unterschrift. Der Rat<br />

muss neu gewählt werden – und bleibt protestantisch. Die Auseinandersetzungen<br />

um die Konfessionen gehen weiter. Im<br />

„Schmalkaldischen Bund“ haben sich protestantische Fürsten<br />

gefunden, die den „neuen Glauben“ verteidigen und ihn mit<br />

Waffengewalt gegen den Kaiser durchsetzen wollen. Im<br />

„Schmalkaldischen Krieg“ 1546 bei der Schlacht bei Mühlberg<br />

unterliegt man jedoch. Der Kaiser eröffnet den „geharnischten<br />

Reichstag“ 1547/48 und erzwingt eine Interimsordnung, nach


der die Pfarrer <strong>Augsburg</strong>s der Stadt verwiesen werden. Nachdem<br />

Moritz von Sachsen, der zuvor für den Kaiser gestritten<br />

hatte, „evangelisch“ wird, erzwingen die evangelischen Fürsten<br />

die Rückkehr der Vertriebenen nach <strong>Augsburg</strong>. Am Ende steht<br />

der „<strong>Augsburg</strong>er Religionsfriede“ von 1555, der im Vorgängerbau<br />

des heutigen Rathauses verkündet wird, und der katholisch<br />

und evangelisch im Reich gleichstellt und ein friedliches Nebeneinander<br />

ermöglicht – allerdings, seiner Sonderklauseln wegen,<br />

den Dreißigjährigen Krieg einläutete.<br />

*<br />

1535 rafft die Pest 1600 <strong>Augsburg</strong>er dahin. 1547 hält Kaiser Karl V. den so genannten<br />

„geharnischten Reichstag“ in <strong>Augsburg</strong> ab (siehe. Luther in <strong>Augsburg</strong>). Tizian weilt in<br />

<strong>Augsburg</strong>, um Karl und andere Persönlichkeiten zu malen. 1556 beginnt der Niedergang<br />

der Welser und Fugger.<br />

Der Musiker und Komponist Hans Leo Hassler wirkt ab 1584 als Organist der Fugger in<br />

<strong>Augsburg</strong>.<br />

1632 geht <strong>Augsburg</strong> kampflos an die Schweden. Die evangelischen Bürger hatten sich<br />

geweigert, gemeinsam mit den katholischen die Stadt zu verteidigen. König Gustav<br />

zieht in die Stadt ein. 1634 verlieren die Schweden die Schlacht bei Nördlingen, und<br />

<strong>Augsburg</strong> wird von den Kaiserlichen eingeschlossen. Eine fürchterliche Hungersnot<br />

setzt ein. 1635 wird der katholische Graf Ottheinrich Fugger Statthalter in <strong>Augsburg</strong>.<br />

1723 sperren die <strong>Augsburg</strong>er 40 Kinder wegen Hexerei ins Gefängnis. Ein Gutachten<br />

der Heidelberger Universität setzt die Kinder schließlich frei.<br />

1774 sucht der schwäbische Dichter und Publizist Christian Friedrich Daniel Schubart<br />

Zuflucht in <strong>Augsburg</strong>.<br />

1777 gibt Wolfgang Amadeus Mozart wiederholt Konzerte in <strong>Augsburg</strong>. Ludwig van<br />

Beethoven besucht die Stadt 1787. Goethe hält sich gelegentlich der zweiten Italienreise<br />

im Jahre 1790 in <strong>Augsburg</strong> auf. Im Jahre 1805 trifft Napoleon zum wiederholten Male<br />

in <strong>Augsburg</strong> ein.<br />

*<br />

Wir beginnen die Besichtigung beim Schaezler-Palais. – Wir gehen sozusagen<br />

aus dem Museum hinaus, rechtsversetzt über die Maximilianstraße auf die<br />

„Heilig-Grab-Gasse“ und auf „Predigerberg“ links in die Kirche<br />

*** St. Magdalena. Die Dominikanerkirche, eine zweischiffige<br />

Halle von 1515 mit Stuck von den Brüdern Feichtmayr, 1724,<br />

Hans Holbein d. Ä. von 1496 bis 1516 lebte, wo 1497 sein Sohn Hans Holbein<br />

d. J. geboren wurde.<br />

Hans Holbein d. Ä.<br />

Holbein wird um 1465 in <strong>Augsburg</strong> geboren. Wo er seine Ausbildung<br />

macht, ist unbekannt. Es muss aber im augsburgisch-<br />

von Hans Burgkmair, um 1519, für Kaiser Maximilian, dessen<br />

Sohn, König Philipp den Schönen, und dessen Enkel, Kaiser<br />

Karl V. sowie für Erzherzog Ferdinand.<br />

Hans Burgkmair<br />

Hans Burgkmair d. Ä. wird 1473 in <strong>Augsburg</strong> geboren, und<br />

zwar in einer Zeit in der die Reichsstadt <strong>Augsburg</strong> ein mächtiger<br />

Stadtstaat ist, vergleichbar mit Florenz oder Venedig. Er erhält<br />

ersten Unterricht in der Werkstatt seines Vaters Thoman,<br />

der ebenfalls Maler ist. 1488 wandert Hans Burgkmair nach<br />

Kolmar in die Lehre zu Martin Schongauer. 1490 kehrt er vorübergehend<br />

nach <strong>Augsburg</strong> zurück. Danach wandert er durch<br />

Oberitalien und kommt 1498 für immer nach <strong>Augsburg</strong> zurück.<br />

Seine malerische Tätigkeit tritt etwas in den Hintergrund als er<br />

die Bücher für Kaiser Maximilian I. zeichnet. Seine italienische<br />

Wanderschaft ist seinen Werken deutlich abzusehen: „neuartige,<br />

grazile Schönheit der Gestalten“ und venezianischer Sinn<br />

für Harmonie und Pracht zeigen ihn als Renaissance-Maler, der<br />

sich von den Gotikern Dürer, Altdorfer und Grünewald „von<br />

Sonnenlicht durchflutet“ absetzt. Burgkmair stirbt 1531 in<br />

<strong>Augsburg</strong>.<br />

*<br />

**** Römisches Museum (Di-So 10-17 Uhr) mit Exponaten ab<br />

Fünfzehnhundert vor Christus, darunter das Pfeilergrab von<br />

Oberhausen aus dem dritten Jahrhundert.<br />

Wir gehen aus dem Museum hinaus, nach rechts, vor der Kapelle rechts. Es ist<br />

die Kirche<br />

*** St. Antonius. Die Kapelle von 1410, heute griechischorthodoxe<br />

Pfarrkirche, wurde 1746 in süddeutschem Rokoko<br />

neu gestaltet und von den Brüdern Feichtmayr stuckiert sowie<br />

von Matthäus Günther mit Deckenfresken und Altarbildern versehen.


ulmischen Umkreis sein. Reisen nach Köln, ganz sicher, und in<br />

die Niederlande oder an den Niederrhein sind wahrscheinlich.<br />

Ab 1490 ist er in <strong>Augsburg</strong> tätig.<br />

1493 wird er zum ersten Mal als Bürger Ulms erwähnt.<br />

1494 taucht sein Name wieder in <strong>Augsburg</strong> auf. Im selben Jahr<br />

heiratet er. Offenbar betreibt er in <strong>Augsburg</strong> eine Werkstatt, in<br />

der sein Bruder tätig ist und der Maler Leonhard Beck. 1502 arbeitet<br />

er mit so großen Künstlern wie Adolf Daucher und Gregor<br />

Erhart zusammen. 1509 findet man ihn im Elsass. 1516 verlässt<br />

Holbein die Stadt <strong>Augsburg</strong>, vermutlich in Richtung<br />

Oberrhein, wo seine Söhne tätig sind. Im Jahre 1524, so geht<br />

aus <strong>Augsburg</strong>er Steuerbüchern hervor, ist er bereits verstorben.<br />

*<br />

Hans Holbein d. J.<br />

Holbein d. J. wird 1497 als Sohn seines Malervaters in <strong>Augsburg</strong><br />

geboren. Er wird früh zu Hilfsarbeiten in der Werkstatt<br />

seines Vaters hinzugezogen. Seine Ausbildung erhält er eben<br />

dort. 1505 arbeitet er in Basel. 1516 erhält er seinen ersten großen<br />

Basler Auftrag. 1518 reist er nach Oberitalien. Zur selben<br />

Zeit wird er in die Basler Malerzunft aufgenommen. Sein Bruder<br />

Ambrosius, ebenfalls Maler, muss in dieser Zeit gestorben<br />

sein. Hans übernahm dessen Arbeiten. Ebenfalls in dieser Zeit<br />

heiratet er. Seine Frau Elsbeth, vier Jahre älter als er, ist<br />

Gerberswitwe. 1520 erhält Holbein das Basler Bürgerrecht. Ab<br />

1523 pflegt Holbein Kontakt mit Erasmus von Rotterdam, den<br />

er wiederholt porträtiert. 1524 macht er eine Frankreichreise<br />

(Avignon, Lyon, Loire). 1529 muss Holbein in Basel den Bildersturm<br />

miterleben. Die Kunstwerke werden auf dem Münsterplatz<br />

verbrannt. Binnen weniger Stunden gehen die bedeutendsten<br />

Kunstwerke des Oberrheins verloren. 1535 ist Holbein<br />

Hofmaler Heinrichs V<strong>II</strong>I. von England. Holbein dient auch als<br />

„Photograph“, der die Kandidatinnen für Heinrich V<strong>II</strong>I. zu porträtieren<br />

hat. 1538 kehrt er nach Basel zurück. 1939, er hat die<br />

Schwestern Anna und Amalie von Cleve gemalt, trifft Holbein<br />

wieder in London ein. 1543 ereilt den Maler die Pest, der er am<br />

29. November erliegt. Er wird auf St. Andrews in London beigesetzt.<br />

*<br />

auf der Querstraße links und kurz darauf rechts durch den Haupteingang in die<br />

**** Fuggerei. Diese älteste Sozialsiedlung der Welt, eine<br />

ummauerte Stadt in der Stadt, ist Stiftung der Brüder Jakob,<br />

Georg und Ulrich Fugger von 1525. In der Anlage wohnen 300<br />

Menschen an sieben Straßen. Die Mauern sind durch die Tore<br />

zwischen 22 und 4 Uhr nur mit einem Sperrzehner zu passieren.<br />

Das Wohnen in diesen zweigeschossigen Reihenhäuschen kostete<br />

jährliche 1,72 DM, verpflichtete die Bewohner allerdings<br />

katholisch, arm und unbescholten zu sein sowie täglich ein Paternoster,<br />

ein Ave Maria und ein Glaubensbekenntnis für die<br />

Gründer zu sprechen. Wir wandern nun Richtung haltend auf „Mittlere<br />

Gasse“ in die Nr. 13, das Fuggereimuseum (10-12, 14-17 Uhr). Das<br />

Mobiliar stammt aus dem 17. wie 18. Jh. Wir gehen aus dem Museum<br />

hinaus, nach links, an der Kreuzung mit dem Brunnen links auf die „Herrengasse“<br />

und rechts in die Kirche St. Markus von 1582, ein schlichter<br />

Saalbau mit bekrönendem Zwiebeltürmchen und schöner Ausstattung.<br />

Die Kassettendecke des 16. Jhs. stammt aus dem Fuggerhaus.<br />

Das Epitaph an der rechten Wand ist für Ulrich Fugger<br />

(+1510). Der Marienkrönungsaltar ist von 1540 und war Hausaltar<br />

im Fuggerhaus.<br />

Die Fugger<br />

Der Aufstieg der Fugger beginnt im Jahre 1463, als sie von der<br />

Weber- in die Kaufleutezunft wechseln. Schon bald haben sie<br />

Kammern in Venedig und Beteiligungen an anderen Firmen.<br />

1491 beginnen sie mit Großanleihen für König Maximilian. Der<br />

sagt ihnen dafür Silber- und Kupferlieferungen aus Tirol zu. Als<br />

Maximilian 1493 die Mailänder Prinzessin Bianca Maria Sforza


heiratet, erhält er von der Mailänder und Venezianer Faktorei<br />

der Fugger Darlehen. 1494 schließen die Brüder Ulrich, Georg<br />

und Jakob Fugger ihren ersten Gesellschaftsvertrag ab. Im Jahre<br />

1495 schließen die Fugger mit Hans Thurzo einen Gesellschaftsvertrag<br />

über den ungarischen Handel ab, durch den sie<br />

die Pacht der Neusohler Silber- und Kupferstollen erlangen.<br />

1496 bewilligen die <strong>Augsburg</strong>er Firmen Gossembrot, Herwart<br />

und Fugger gemeinsam König Maximilian ein Darlehen von<br />

12000 Gulden gegen Lieferung von 57000 Mark Silber. Zwei<br />

Jahre später schließen die Firmen Paumgartner, Gossembrot,<br />

Herwart und Fugger das erste Kupfersyndikat der deutschen<br />

Wirtschaftsgeschichte ab. 1504 erwerben die Fugger von der<br />

Stadt Basel vier weltbekannte Edelsteine aus dem Schatze Karls<br />

des Kühnen. Ein Jahr später beteiligen sich die <strong>Augsburg</strong>er<br />

Firmen Fugger, Welser, Höchstetter und Gossembrot mit drei<br />

Handelsschiffen an der Gewürzhandelsfahrt nach Vorderindien.<br />

Die Fugger erwerben die Grafschaft Kirchberg sowie die Herrschaft<br />

Weißenhorn vom König für fünfzigtausend Gulden. Im<br />

Jahre 1509 stiften Ulrich und Jakob Fugger die Fuggerkapelle<br />

in St. Anna. Ulrich Fugger stirbt. Sein Bruder Jakob übernimmt<br />

die alleinige Führung des Unternehmens. 1511 wird Jakob geadelt.<br />

1516 besitzen die Fugger 12 Faktoreien, u. a. in Antwerpen,<br />

Innsbruck, Venedig und Rom. Im selben Jahr erhält König<br />

Heinrich V<strong>II</strong>I. eine Großanleihe.<br />

Zwischen 1516 und 1523 wird die Fuggerei erbaut, die erste<br />

Armensiedlung der Welt, mit zweiundfünfzig Häusern.<br />

Nach dem Tode Maximilians, 1519, wird die Wahl Kaiser Karls<br />

V. von den Fuggern mit 543585 Gulden und mit 143333 Gulden<br />

von den Welsern mitfnanziert. Jakob Fugger finanziert den<br />

Schwäbischen Bund, weswegen er von Ulrich von Hutten angegriffen<br />

wird.<br />

Jakob Fugger ist von 1520 bis 1525 Mitglied des <strong>Augsburg</strong>er<br />

Rates. 1525 beteiligt er sich am Krieg gegen die Bauern. Im<br />

selben Jahre stirbt er und hinterlässt ein Vermögen von zwei<br />

Millionen Gulden.<br />

Anton Fugger, der Neffe des Jakob, wird Nachfolger in der Dynastie<br />

und finanziert sogleich die Erhebung Ferdinands I., des<br />

Bruders von Karl V., zum König. Er schließt mit seinem Bruder<br />

Raimund und dem Vetter Hieronymus einen Gesellschaftsvertrag,<br />

der ihn als Chef bestätigt. Um 1540 beträgt das Vermögen<br />

der Fugger ungefähr vier Millionen Gulden.<br />

1545 schließt die Stadt einen neuen Steuervertrag mit den Fuggern.<br />

Raimund und Hieronymus sind mittlerweile verstorben.<br />

Die Söhne Anton und Raimund werden nun zur Ader gelassen.<br />

1546 wird die Fuggerzentrale aus Angst vor dem heraufziehenden<br />

Krieg nach Schwaz verlegt. Vor dem „Schmalkaldischen<br />

Krieg“– Schmalkaldischer Bund gegen Kaiser Karl V. – fliehen<br />

alle Fugger und viele andere katholische Kaufleute aus der<br />

Stadt. Die Fugger unterstützen den Kaiser mit 450000 Gulden.<br />

Die Stadt <strong>Augsburg</strong>, die auf Seiten des Bundes kämpft hat<br />

180000 Gulden an den Bund zu entrichten. Da sie diese aber<br />

nicht besitzt, entsteht erheblicher Geldmangel. Die <strong>Augsburg</strong>er<br />

erobern dennoch Füssen und Dillingen. Die Kaiserlichen aber<br />

schlagen zurück. Unter Führung Anton Fuggers müssen die<br />

<strong>Augsburg</strong>er in Ulm vor dem Kaiser den Fußfall tun. Die Strafe<br />

wird auf 150000 Gulden und zwölf Geschütze festgesetzt. Die<br />

Kaufleute Anton Fugger und Jakob Herbrot geben der Stadt ein<br />

Darlehen von 100000 Gulden – und verdienen daran ganz gut.<br />

1556 erhält König Philipp <strong>II</strong>. aus der Antwerpener Fugger-<br />

Faktorei für den Krieg gegen Frankreich ein Darlehen von<br />

400000 Gulden<br />

Der französische und der spanische Staatsbankrott bringt die<br />

<strong>Augsburg</strong>er Firmen in Schwierigkeiten, besonders die Fugger.<br />

1560 ist das Todesjahr Anton Fuggers. Seine Forderungen an<br />

Spanien sind zu diesem Zeitpunkt 4 Millionen Gulden und an<br />

die Niederlande 1 Million Gulden. Philipp <strong>II</strong>. verweigert die


Rückzahlung an seine Gläubiger. Zwei Jahre später erklärt sich<br />

Ulrich Fugger für zahlungsunfähig und geht mit seiner Bibliothek<br />

nach Heidelberg.<br />

1575 sperrt Philipp <strong>II</strong>. erneut die Rückzahlung an die Gläubiger.<br />

Marx (Markus) Fugger bleibt davon ausgenommen und gewährt<br />

dem König ein Darlehen von 200000 Dukaten. Die davon bezahlten<br />

Truppen werden im nächsten Jahr Antwerpen plündern.<br />

Die Söhne des Georg Fugger vermachen im Jahre 1580 acht<br />

Häuser den Jesuiten und geben zum Bau eines Kollegs 30000<br />

Gulden.<br />

1584 lässt Marx Fugger die Kirche St. Markus in der Fuggerei<br />

erbauen. Im selben Jahr gerät Anton Fugger d. J. mit Verbindlichkeiten<br />

von 223774 Gulden in Konkurs, will zwei Jahre später<br />

fliehen, wird aber in Gewahrsam genommen. Vier Jahre später<br />

muss er einen Teil seiner Besitzungen an Zahlungs Statt<br />

überlassen.<br />

1595 erwerben die Fuggers Schloss Wellenburg und<br />

Leitershofen.<br />

Ein dritter spanischer Staatbankrott reißt die Fugger mit. Über<br />

drei Millionen Dukaten stehen auf dem Spiel, die sie nur retten<br />

können, indem sie einfach neue Darlehen geben. Der Niedergang<br />

der Ära Fugger ist dennoch nicht mehr aufzuhalten.<br />

*<br />

Die Welser<br />

Der Aufstieg der Welser beginnt, als die Brüder Bartholomäus,<br />

Lukas Ulrich und Jakob Welser im Jahre 1473 eine Handelsgesellschaft<br />

gründen. 1479 heiratet Anton Welser eine Tochter des<br />

Memminger Patriziers Hans Vöhlin und begründet damit die<br />

Welser-Vöhlin-Gesellschaft. 1502 schließen die Welser einen<br />

Vertrag mit König Manuel von Portugal über die Beteiligung<br />

am Gewürzhandel ab und gründen in Lissabon eine Niederlassung.<br />

1505 beteiligen sich die <strong>Augsburg</strong>er Firmen Fugger, Welser,<br />

Höchstetter und Gossembrot mit drei Handelsschiffen an<br />

der Gewürzhandelsfahrt nach Vorderindien.<br />

Nach dem Tode Maximilians wird die Wahl Kaiser Karls V.<br />

von den Fuggern mit 543585 Gulden und mit 143333 Gulden<br />

von den Welsern mitfnanziert.<br />

Im Jahre 1522 erteilt Kaiser Karl V. den Welsern die Konzession<br />

zur Errichtung einer Faktorei in Santo Domingo. 1528 erhalten<br />

sie vom Kaiser Konzessionen zum Handel mit Westindien,<br />

also Venezuela u. a. südamerikanischen Landen. Sie rüsten<br />

Schiffe aus, um dort Plantagen anzulegen und Bergwerke zu<br />

gründen. Die Welser werden vom Kaiser im Jahre 1532 in den<br />

Adelsstand erhoben.<br />

Bartholomäus VI. Welser gerät 1546 in Südamerika in eine<br />

Auseinandersetzung mit dem Statthalter von San Domingo.<br />

Man spricht ihm das Recht auf die Besitztümer in Venezuela<br />

ab. Daraufhin werden er und der mitgereiste Philipp von Hutten<br />

auf Befehl des Statthalters von den Indianern umgebracht.<br />

1556 werden den Welsern die südamerikanischen Besitztümer<br />

abgesprochen, entschädigungslos aberkannt. So der spanische<br />

Richterspruch. Die Welser haben Außenstände von 877817<br />

Gulden.<br />

1557 lässt sich Erzherzog Ferdinand, der Sohn König Ferdinands<br />

I. mit Philippine Welser heimlich trauen. Gleichzeitig<br />

bringen der französische und der spanische Staatsbankrott die<br />

<strong>Augsburg</strong>er Firmen in Schwierigkeiten.<br />

1583 zwingen den evangelischen Ratsherrn Hans Friedrich<br />

Welser die „katholischen Verhältnisse“ in <strong>Augsburg</strong> zur Emigration.<br />

Auch Christoph Welser flieht, kehrt allerdings 1595 zurück<br />

und erhält die Bürgerrechte wieder zuerkannt. Allerdings<br />

unterwirft er sich der Strafe des Rates. Im Jahre 1600 wird der<br />

streng katholische Markus Welser Stadtpfleger. 1603 wird Matthäus<br />

<strong>II</strong>. Welser Reichspfennigmeister, nach fünf Jahren aber<br />

unehrenhaft entlassen.


Markus Welser stirbt 1614. Die Welsergesellschaft stellt daraufhin<br />

die Zahlungen ein. Allein die Forderungen der Fugger<br />

betragen 125069 Gulden.<br />

*<br />

Wir gehen aus der Markuskirche hinaus, auf der „Herrengasse“ links und halten<br />

uns stets links, wandern aus dem Bereich hinaus, vor dem<br />

*** Neptunbrunnen (Figur ist Kopie) des 16. Jhs., mit der Figur<br />

des Gottes,<br />

links und über die Querstraße in die Kirche<br />

*** St. Jakob mit einem Chor von 1355 und einem Langhaus<br />

des 18. Jhs.<br />

Im Chorhaus hängt frontal eine Gemälde der Verkündigung, aus<br />

der Zeit um 1515. – Rechte Wand: Gemälde der Beweinung Jesu,<br />

aus der Zeit um 1515.<br />

Wir gehen aus der Jakobskirche hinaus, wenden uns nach rechts, wandern<br />

vorbei an der Fuggerei und betrachten nun den schönen * Erker am Eckhaus,<br />

biegen später links ab auf „Mittlerer Lech und gelangen in die<br />

*** Barfüßerkirche. Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche zerstört.<br />

Der verbliebene Chor stammt aus der Zeit um 1400. Veränderungen,<br />

so die zu Rundbogenfenstern geänderten Lichtöffnungen,<br />

stammen aus dem 18. Jh. Wir betreten das Gotteshaus durch<br />

den Kreuzgang vom einstigen Barfüßerkloster. Der Ostflügel ist<br />

kreuzrippengewölbt, um 1420, hat figürliche Konsolträger (vier<br />

Evangelisten) und einen Schlussstein, auf dem Franziskus den<br />

Tieren predigt. Der Südflügel ist im östlichen Teil ebenfalls<br />

kreuzrippengewölbt, hingegen den Westflügel spätgotisches<br />

Der Chor. Den Gekreuzigten schuf Georg Petel 1631. – Links<br />

davon: Segnendes Christkind auf der Weltkugel, von Georg<br />

Petel, 1632.<br />

Georg Petel<br />

Georg Petel, zu seinen Lebzeiten Georgen Bettels genannt, wird<br />

1601 oder 1602 in Weilheim geboren. Um 1615 befindet er sich<br />

in der Ausbildung zum Elfenbeinschnitzer. 1620 ist er auf Wanderschaft,<br />

vermutlich in die Niederlande, eventuell zu P. P. Rubens,<br />

oder doch in dessen Umkreis. 1621 findet er sich in Paris<br />

ein. Doch ist er nur auf der Durchreise nach Rom, wo er u. a.<br />

Anthonis van Dyck trifft. Er ist in Genua und – vielleicht – in<br />

Florenz, in der Werkstatt des Bildhauers Pietro Tacca. 1623 ist<br />

er wieder in Süddeutschland, wo er sich zwischen <strong>Augsburg</strong>,<br />

München, Neuburg und Düsseldorf als Aufenthaltsort nicht entscheiden<br />

kann. Zuerst reist er noch einmal in die Niederlande<br />

und kehrt bei Peter Paul Rubens ein. Dieser besorgt ihm Aufträge<br />

und wird zum väterlichen Freund. Der „Elfenbeinvirtuose“<br />

Petel schnitzt Rubensentwürfe in Elfenbein. In Antwerpen<br />

und <strong>Augsburg</strong> sind die Fugger. Petel ist in Antwerpen, was liegt<br />

da näher als der Sprung nach <strong>Augsburg</strong>. Der Antwerpener Mair<br />

steht im Dienste der Fugger in <strong>Augsburg</strong>. Er hat eine Nichte.<br />

Petel heiratet sie und etabliert sich in <strong>Augsburg</strong> innerhalb von<br />

drei Monaten, obwohl die <strong>Augsburg</strong>er Künstler Hans Reichle<br />

und Adriaen de Vries den Zuzug des „angeberischen“ Petel<br />

verhindern wollen. 1628 besucht er Rubens erneut, um häuslichen<br />

Streitigkeiten aus dem Wege zu gehen. 1631 wird Petel im<br />

Zuge der Rekatholisierung sowohl in den Kleinen als auch in<br />

den Großen Rat von <strong>Augsburg</strong> gewählt. Als König Gustav<br />

Adolf von Schweden diesbezüglich in <strong>Augsburg</strong> eingreift, muss<br />

Petel mit seinen Katholiken wieder austreten. Ein rein evangelischer<br />

Rat konstituiert sich. Da dem König künstlerische Profession<br />

aber wichtiger ist als konfessionelle Angehörigkeit, hat<br />

Petel den König zu modellieren. 1634, als die Kaiserlichen den<br />

Ring um <strong>Augsburg</strong> schließen und zwölftausend Bürger an Hunger<br />

und Krankheit sterben, stirbt auch Georg Petel.<br />

*<br />

– Rechte Chorwand: Rotmarmorepitaph für Ulrich Rehlinger<br />

(+1407), mit Wappenreliefs. – Das schmiedeeiserne Chorgitter<br />

ist von Johann Samuel Birkenfeld, 1759, eine prachtvolle Ro-


kokoarbeit mit Rocaillen, Vasen und Figürlichem aus goldenen<br />

Kartuschen sowie blauem Emaille.<br />

Das Langhaus. Linke Wand. 1. Gemälde der Taufe Jesu, von<br />

Johannes Heiss, um 1685. 2. Abendmahl, von Nicola Grassi,<br />

um 1730. 3. Zwölfjähriger Jesus im Tempel, von Isaak Fisches,<br />

Versammlung mit gekröntem Herrscher, von 1630. 5. Gottesdienst<br />

mit allegorischer Figur (gekrönte Stadt <strong>Augsburg</strong>?) nach<br />

1704. 6. Salomons Urteil, um 1670. – Rückwand. 1. Taufe Jesu.<br />

2. Komponist Adam Gumpelzhaimer, 19. Jh. 3. Abendmahl, 17.<br />

Jh.<br />

Adam Gumpelzhaimer<br />

Der Komponist wird 1559 in Trostberg/Bayern geboren. Ab<br />

1581 ist er Kantor auf Lebenszeit an St. Anna in <strong>Augsburg</strong>. Er<br />

komponiert Lieder, Psalmen und Kanons. Selbst bei ernsthaften<br />

Freunden der klassischen Musik ist Gumpelzhaimer nur noch<br />

als Bearbeiter von bekannten Weihnachtsliedern des Mittelalters<br />

bekannt. Er stirbt 1625 in <strong>Augsburg</strong>.<br />

*<br />

Wir gehen aus der Kirche hinaus, rechtsversetzt über die Querstraße und wandern<br />

vorbei an Nr. 7, dem Brechthaus, dem Geburtshaus des Dichters.<br />

Bertolt Brecht<br />

Der bedeutendste deutsche Dramatiker des mittleren 20. Jhs.<br />

wird 1898 hier geboren. Als Sechzehnjähriger veröffentlicht er<br />

in den „<strong>Augsburg</strong>er Nachrichten“ Gedichte und Kurzgeschichten.<br />

Ab 1917 studiert er in München Medizin. 1918 hat er in einem<br />

<strong>Augsburg</strong>er Seuchenlazarett Kriegsdienst zu verrichten.<br />

Hier schreibt er sein erstes Bühnenstück „Baal“. 1920 ist er<br />

Theaterkritiker im <strong>Augsburg</strong>er „Volkswillen“. Im selben Jahr<br />

verlässt er <strong>Augsburg</strong> endgültig. Sein Aufstieg zum berühmten<br />

Dramatiker vollzieht sich zwischen 1920 und 1924. Fünfzehn<br />

Jahr bleibt er in Amerika im Exil, und zwar zwischen 1933 und<br />

1948. Da ihm die Einreise nach Westdeutschland von den Alliierten<br />

verweigert wird, zieht er 1948 nach Ostberlin, wo er das<br />

„Berliner Ensemble“ gründet. 1956 stirbt er in Berlin.<br />

*<br />

Wir halten uns links, durchstreifen das<br />

*** Schlachthausgäßchen, ein schöner alter Winkel der Stadt,<br />

wandern hinter dem Tor vom „Kapitelhof“ links auf „Schlachthausgäßchen“<br />

und Richtung haltend über den „Metzgplatz“ mit rechts erbauter<br />

*** Stadtmetzg, das Schlachthaus, mit Rinderschädeln am Portal<br />

die Elias Holl im Jahre 1609 schuf,<br />

auf die „Sterngasse“ und hier links in die Kirche<br />

*** Maria Stern. Die Pläne zum Kirchenbau von 1576 schuf<br />

Johannes Holl, der Vater des Elias. Die Zwiebelhaube, geschaffen<br />

von Jonas Holl, ein Sohn des Johannes, wurde, nachdem<br />

sie aufgesetzt war, zum Vorbild aller bayrischschwäbischen<br />

Türmchen.<br />

Das Innere. Die Deckengemälde wurden im Krieg zerstört und<br />

danach von Karl Manninger im Jahre 1959 neu gemalt. – Die<br />

Ausstattung entstammt dem Jahre 1730.<br />

Der Chor. Das Deckenbild zeigt die Krönung Mariens, umgeben<br />

von weiteren Szenen aus dem Marienlebern. – Frontwand:<br />

Altarbild von Joh. Georg Bergmüller: Anna Selbdritt mit Elisabeth<br />

von Thüringen, flankiert von den Figuren des Franziskus<br />

und der Klara, beide 1731. – Tabernakel von 1701. – Kommuniongitter<br />

von 1773.<br />

Das Langhaus. Das Deckengemälde zeigt die Anbetung Jesu<br />

durch die heiligen drei Könige sowie, in den kleineren Bildern,<br />

Szenen aus dem Leben Mariens. – Frontwand: Figur des Antonius<br />

(links) und des Bonaventura, beide von Ehrgott Bernhard<br />

Bendl. – Linke Wand: Mutter Anna, barock. – Rechte Wand:<br />

Wir gehen aus der Kirche hinaus, linksdiagonal über den Platz mit imposanter<br />

*** Ansicht der Rathausrückseite, steigen treppauf, wandern auf der Maximilianstraße<br />

links, laufen beim<br />

*** Merkurbrunnen (Figuren sind Kopien) den Adriaen de<br />

Vries im Jahre 1599 entwarf,


von dem aus man einen Eindruck gewinnt von der hier vorhandenen alten<br />

*** Häuserzeile, die der Chor der St.-Moritz-Kirche vervollkommnt,<br />

rechts, halten uns links und gelangen in die Kirche<br />

*** St. Moritz aus dem 15. Jh. mit einem Turm von 1534 und<br />

Fenstern von 1715. An den Pfeilern: Apostelfiguren von<br />

Ehrgott Bernhard Bendl, 1720. – Rechtes Seitenschiff, Rückwand:<br />

Christophorus von Georg Petel, um 1630. – Linkes Seitenschiff,<br />

Rückwand: Sebastian von H. L Gemelich, um 1630. –<br />

Mittelschiff, Rückwand: Rotmarmorepitaph für Claus Hofmair<br />

(+1427).<br />

Wir gehen aus dem linken Ausgang der Kirche hinaus, und halten uns links.<br />

Wir gelangen auf den „Zeughausplatz“ mit dem<br />

*** Zeughaus, von Elias Holl zwischen 1602 und 1607 geschaffen.<br />

Die Front ist mit reicher Plastik versehen; die Komposition<br />

hierzu schuf Josef Heintz. Der Michael aus Bronze ist<br />

von Hans Reichle,<br />

Wir kehren um und wandern bei der Moritzkirche rechtsversetzt über die<br />

Querstraße, zur Kirche „St. Anna“ und gehen auf dem<br />

**** Martin-Luther-Platz, dem wegen seiner noch erhaltenen<br />

historischen Bausubstanz vielleicht schönsten Platz <strong>Augsburg</strong>s,<br />

vorbei an links erbauter Nr. 28,<br />

*** Haus Koepf, ein Patrizierhaus von 1739, das im Erdgeschoss<br />

eine von Johannes Holl 1578 geschaffene prunkvolle<br />

Halle sowie im Treppenhaus des 3. Stocks ein Deckenbild der<br />

Verherrlichung des Handels besitzt, von Gottfried Bernhard<br />

Göz,1739,<br />

geradeaus ins<br />

*** Haus Boeck. Der Bau des 16. Jhs. ist mit einem Portal von<br />

1546 und reich dekorierten Erkern geschmückt. Im Hof befinden<br />

sich die Brunnenfigur eines Tritons, von Adriaen de Vries,<br />

um 1600, sowie ein Bronzeadler von Hans Reichle, 1606. Die<br />

oberen Räume prunken mit Deckengemälden von Melchior<br />

Steidl, um 1700. Im Haus hat man das *** Maximilianmuseum<br />

(10-16 Uhr) untergebracht, in dem Stadtgeschichte dargestellt<br />

ist, Kunstgewerbe und schwäbische Skulpturen gezeigt<br />

werden. Im Atrium befinden sich die Originalfiguren der <strong>Augsburg</strong>er<br />

Brunnen.<br />

Wir gehen aus dem Museum hinaus, nach rechts, halten uns rechts über den<br />

„Martin-Luther-Platz“ mit dem ** Goldschmiedebrunnen, von 1913, wandern<br />

an der versetzten Kreuzung links auf die Annastraße, auf dem „Königsplatz“<br />

auf die zweite Straße rechts, die „Bahnhofstraße“ und gelangen später<br />

zum Bahnhof.<br />

<strong>Augsburg</strong> 2<br />

RK D11<br />

Ende<br />

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