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<strong>Das</strong> <strong>Reinigungssystem</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Atemwege</strong> Übersicht<br />
MMP<br />
Abb. 2. Darstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Sekretbildung und -ausscheidung in <strong>de</strong>n<br />
Becherzellen <strong>de</strong>s Oberflächenepithels <strong><strong>de</strong>r</strong> Bronchialschleimhaut.<br />
Die klebrige Sekretmasse (gelbe Pfeile) ist auf <strong>de</strong>m Epithel in Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zilienspitzen in Plaques angeordnet und wird durch die in einer wässrigen<br />
Solphase gerichtet schlagen<strong>de</strong>n Zilien verschoben. Zwischen<br />
<strong>de</strong>n Zilien in <strong><strong>de</strong>r</strong> Solphase befin<strong>de</strong>t sich Surfactant-Schaum, auf <strong>de</strong>m<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> klebrige Schleim <strong><strong>de</strong>r</strong> Gelphase gleitet (rote Pfeile). [© Boehringer<br />
Ingelheim GmbH, Grafik: G.Pucher, Wien]<br />
<strong>Das</strong> Bronchialsekret – Bildung und<br />
Eigenschaften<br />
Etwa 20 % <strong>de</strong>s mukösen Bronchialsekrets entstehen in <strong>de</strong>n<br />
Becherzellen <strong>de</strong>s Bronchialepithels (Abb. 2) in Form blasiger,<br />
von Membranen umgebenen Transportvesikeln. Nach<br />
einem intrazellulären Reifungsprozess öffnet sich die Zellmembran<br />
und entleert das Sekret auf die Zelloberfläche, also<br />
in das Bronchiallumen.<br />
80 % <strong>de</strong>s mukösen Bronchialsekrets stammen aus <strong>de</strong>n peribronchialen<br />
Drüsen, die unterhalb <strong>de</strong>s Oberflächenepithels<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bronchien und zum Teil zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bronchialmuskulatur<br />
liegen (Abb. 1, auch Abb. 7) [13, 25]. Sie sind mit<br />
„serösen“ und „mukösen“ Epithelzellen ausgeklei<strong>de</strong>t, die<br />
unterschiedliche Stadien <strong><strong>de</strong>r</strong> Sekretreifung darstellen. Der<br />
Reifegrad bestimmt wesentlich die viskoelastischen Eigenschaften<br />
<strong>de</strong>s Schleims und damit die Fließfähigkeit und die<br />
Fähigkeit zum Transport auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Schleimhautoberfläche [17].<br />
Die peribronchialen Drüsen sind über Gänge mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Epitheloberfläche<br />
verbun<strong>de</strong>n, auf <strong><strong>de</strong>r</strong> sie ihr Sekret ausschei<strong>de</strong>n.<br />
Diesem Sekret wer<strong>de</strong>n während seiner Reifung Enzymkomplexe<br />
zugefügt, die in <strong>de</strong>n Epithelzellen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n und<br />
als Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> chemischen Abwehr toxisch wirken<strong><strong>de</strong>r</strong> Substanzen<br />
aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Atemluft eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Be<strong>de</strong>utung haben.<br />
In <strong>de</strong>n Endabschnitten <strong>de</strong>s Bronchialsystems entsteht außer<strong>de</strong>m<br />
in <strong>de</strong>n Pneumozyten Typ II <strong><strong>de</strong>r</strong> Alveolen ein oberflächenaktives<br />
Substanzgemisch, das Surfactant [14], eine<br />
Emulsion aus Phospholipi<strong>de</strong>n, Polysacchari<strong>de</strong>n und Proteinen<br />
(Abb. 3). Es dient primär bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Atmung dazu, die in <strong>de</strong>n<br />
Alveolen bestehen<strong>de</strong> Oberflächenspannung zwischen Luft<br />
und Gewebe herabzusetzen und so die Entfaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Alveolen<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Einatmung zu ermöglichen [27]. Eine geringe<br />
Menge Surfactant wird bei je<strong>de</strong>m Atemzug in das Bronchialsystem<br />
verschoben, wo es eine schaumige Struktur annimmt.<br />
Es breitet sich auf einer dünnen, wasserreichen Flüssigkeitsschicht<br />
über <strong>de</strong>n Epithelzellen aus, vermischt sich mit <strong>de</strong>n<br />
Sekreten <strong><strong>de</strong>r</strong> serösen peribronchialen Drüsenzellen und liegt<br />
Abb. 3. Übergang von <strong><strong>de</strong>r</strong> Alveole, in <strong><strong>de</strong>r</strong> die Gasdiffusion durch<br />
das Epithel in das Blut in <strong>de</strong>n Alveolarkapillaren stattfin<strong>de</strong>t, zum<br />
Bronchialsystem. Über <strong>de</strong>n Alveolargang besteht die Verbindung<br />
zum Bronchiolus terminalis mit <strong><strong>de</strong>r</strong> typischen Epithelstruktur. <strong>Das</strong> in<br />
<strong>de</strong>n Pneumozyten Typ II (weiße Pfeile) gebil<strong>de</strong>te Surfactant wird in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Übergangszone bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Ventilation in die Bronchioli verschoben und<br />
in einen schaumartigen Teppich umgewan<strong>de</strong>lt (roter Pfeil), auf <strong>de</strong>m<br />
das Sekret in <strong>de</strong>n Bronchien gleitet. [© Boehringer Ingelheim GmbH,<br />
Grafik: G.Pucher, Wien]<br />
dann direkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Bronchialschleimhaut auf. Dieser solförmige<br />
Surfactantschaum bil<strong>de</strong>t eine Gleitschiene für <strong>de</strong>n darüber<br />
angeordneten zähen mukösen Schleim (Abb. 5) [12, 16, 18].<br />
Der Sekrettransport – eine „Rolltreppe“<br />
Der kontinuierliche Abtransport <strong><strong>de</strong>r</strong> mukösen Schleimschicht<br />
erfolgt durch die in Richtung Rachen gerichtete Bewegung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zilien auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Epitheloberfläche. Sie schlagen peitschenförmig<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Surfactantschicht etwa 750-mal pro Minute und<br />
verschieben dabei die aufliegen<strong>de</strong> Schleimschicht. Die streng<br />
synchronisiert ablaufen<strong>de</strong> Bewegung gewährleistet einen<br />
kontinuierlichen Transportmechanismus, <strong><strong>de</strong>r</strong> an eine Rolltreppe<br />
erinnert. Die Geschwindigkeit nimmt in Richtung Rachen<br />
zu und erreicht bis zu 14 mm pro Minute. Die Solphase<br />
<strong>de</strong>s Schleims bleibt dabei weitestgehend stationär.<br />
Der gesamte Transportmechanismus kann nur funktionieren,<br />
wenn die Schichthöhe <strong><strong>de</strong>r</strong> Solphase etwas geringer als die Zilienlänge<br />
ist. Nur so können sich die Zilien frei bewegen und<br />
mit ihren Spitzen die muköse Sekretschicht von unten erreichen.<br />
Dafür sorgt das Surfactant als eine Art Abstandshalter<br />
durch seine blasige Anordnung. Hierzu muss das Surfactant<br />
in ausreichen<strong><strong>de</strong>r</strong> Menge zur Verfügung stehen, damit we<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
die muköse Sekretphase zwischen die Zilien absinkt und sie<br />
blockiert, noch eine zu hohe Solschicht die Zilien entkoppelt<br />
und ins Leere schlagen lässt.<br />
Die Effektivität <strong>de</strong>s komplexen Transportablaufs ist also<br />
daran gebun<strong>de</strong>n, dass sich folgen<strong>de</strong> Komponenten in einem<br />
ausgewogenen Gleichgewicht befin<strong>de</strong>n:<br />
● die Zusammensetzung und Menge <strong><strong>de</strong>r</strong> gebil<strong>de</strong>ten Sekrete,<br />
● ihre viskoelastischen Eigenschaften,<br />
● die Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong> dünnflüssigen Sekretphase auf <strong>de</strong>m Epithel<br />
sowie<br />
● die Anwesenheit oberflächenaktiver Substanzen an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Unterseite <strong><strong>de</strong>r</strong> eigentlichen Sekretschicht und in <strong><strong>de</strong>r</strong> Solphase.<br />
MMP 32. Jahrgang 2/2009 43