Grusswort 16. Ausgabe - Alters- und Pflegeheim Birgli
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B i r g l i - Z i i t i g 1 / 2 0 1 2<br />
A l l t A g s g e s c h i c h t e n<br />
A u s d e m B i r g l i<br />
Selig, die Verständnis zeigen für meinen<br />
stolpernden Fuss <strong>und</strong> meine lahme Hand.<br />
Selig, die begreifen, dass mein Ohr sich<br />
anstrengen muss, um alles aufzunehmen<br />
was man zu mir spricht.<br />
Selig, die zu wissen scheinen,<br />
dass meine Augen trüb<br />
<strong>und</strong> meine Gedanken träge geworden sind.<br />
Selig, die mit fre<strong>und</strong>lichem Lächeln verweilen,<br />
um ein wenig mit mir zu plaudern.<br />
Selig, die niemals sagen: „Diese Geschichte<br />
haben Sie mir heute schon zweimal erzählt".<br />
Selig, die es verstehen, Erinnerungen<br />
an frühere Zeiten in mir wachzurufen.<br />
Selig, die mich erfahren lassen, dass ich<br />
geliebt, geachtet <strong>und</strong> nicht allein gelassen bin.<br />
Selig, die in ihrer Güte die Tage,<br />
die mir noch bleiben auf dem Weg<br />
in die Heimat, erleichtern.<br />
AutorIn unbekannt<br />
Alltagsgeschichten<br />
Verschiedene Blickwinkel<br />
Bei einem Gespräch im Chinderhus<br />
meinte ein Kind: «Du bist auch schon<br />
ein alter Mann!» Die bessere Einschätzung<br />
kurze Zeit später von einem Pensionär:<br />
«Du junga Birschtl.»<br />
Beim mühsamen Einsteigen in den<br />
Heimbus machte der Pensionär auf der<br />
ersten Stufe eine Pause <strong>und</strong> sagte entschuldigend:<br />
«Früher, im Jahre 18..<br />
habe ich die Titlissüdwand ohne eine<br />
Pause durchklettert.»<br />
Einem rüstigen Pensionär ist es ziemlich<br />
langweilig. Er hat erzählt, dass er<br />
jede Woche «Spriissleni» (sehr feines<br />
Holz zum Anfeuern) gemacht habe. Da<br />
hatten die Pflegefachfrauen sofort die<br />
glorreiche Idee gegen die Langeweile.<br />
Ich besorgte einen grossen schweren<br />
«Schiitstock», ein geschliffenes Beil<br />
<strong>und</strong> trockenes gut spaltbares Fichtenholz.<br />
Mit grosser Erwartung holte ich<br />
den Mann. Dieser nahm das Beil,<br />
machte blitzschnell aus einem Brettchen<br />
«Spriissleni», legte das Beil ab <strong>und</strong><br />
sagte, er habe das ganze Leben «Spriiss-<br />
leni» gemacht, das reiche <strong>und</strong> ging<br />
schlurfend davon.<br />
Rene Mäder, Technischer Dienst<br />
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