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Seite 1 / 32 - Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution

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Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 1: Gemeldete Zweiradunfälle 2000 in der BGE<br />

Die Daten betreffen nur Wege- <strong>und</strong> Dienstwegeunfälle. Das sind Unfälle auf dem Weg zur Arbeit oder von der Arbeit nach Hause <strong>und</strong> Unfälle während der Arbeitszeit, auf Probefahrten,<br />

Dienstgängen oder Dienstreisen. Alle Daten wurden statistisch aufbereitet <strong>und</strong> sind nachfolgend als Häufigkeitsverteilungen mit absoluten Zahlen dargestellt. Prozentuale Anteile werden<br />

jeweils im Text angegeben. Von der Berechnung statistischer Kennwerte, wie Mittelwerte oder Standardabweichungen, wurde abgesehen, da wegen der geringen Anzahl der Fälle eine<br />

wesentliche Voraussetzung verletzt ist, die Normalverteilung der Daten.<br />

Insgesamt wurden so 46 Unfälle aus dem Jahr 2000 analysiert, 18, 12 bzw. 11 aus den Bezirken Bremen, Bonn <strong>und</strong> München <strong>und</strong> nur 4 aus dem Bezirk Berlin, siehe Abbildung 1.<br />

Es geschahen nicht etwa weniger Unfälle im Bezirk Berlin, sondern Daten waren nicht vorhanden. Unterstellt man ähnliche Unfallhäufigkeiten in ganz Deutschland, so ist von 9 fehlenden<br />

Datensätzen auszugehen. Dies hat eine Fehlerquote von 16 Prozent zur Folge für alle folgenden Angaben über Mortalitätsraten etc.<br />

Insgesamt 6 der ausgewerteten 46 Unfälle, das sind 13 Prozent, konnten darüber hinaus aufgr<strong>und</strong> unvollständiger Daten nicht detailliert ausgewertet werden. Die Daten aller anderen Unfälle<br />

waren vollständig.<br />

Die folgende Unfallursachenanalyse basiert auf einem modernen Verfahren zum Sicherheitsmanagement aus der Luftfahrt (Käppler et al 2008), das den Gegebenheiten im Straßenverkehr<br />

angepasst wurde <strong>und</strong> im Anhang Sicherheitsmanagement System ARIADNE erläutert wird. Es basiert auf der Vorstellung, dass Unfälle Folge menschlicher Fehler sind. Fehler werden als<br />

Produkte eines umfassenden Wirkungsnetzwerkes unterschiedlicher Risikobedingungen verstanden <strong>und</strong> als Erkenntnisquelle, nicht als personelles Problem gesehen. Die<br />

Risikobedingungen sind Folgen ergonomischer <strong>und</strong> organisatorischer Fehlgestaltungen des Arbeitssystems sowie fehlender personeller Leistungsvoraussetzungen.<br />

Sie haben unter bestimmten Bedingungen unsichere Handlungen <strong>und</strong> aktives Versagen mit konkreten Fehlern zur Folge. Sie verursachen dann Unfälle, wenn unzureichende Barrieren<br />

entsprechende Risiken nicht verhindern oder minimieren. Solche Barrieren fungieren als Präventionen in Form humaner Arbeitssystemgestaltung, ergonomischer Arbeitsbedingungen <strong>und</strong><br />

effizienter, lernförderlicher Organisationsstrukturen.<br />

ARIADNE identifiziert als Unfallursachen zunächst alle sogenannten Hauptfehler, die Unfälle, Schäden oder Gefährdungen verursacht haben. Sie werden gewichtet <strong>und</strong> Personen zugeordnet.<br />

Nur selten ist ein Unfall Folge eines einzigen Fehlers oder Defektes. Je nach Datenlage können bis zu sechs Fehler nachgewiesen werden. In der vorliegenden Untersuchung wurden die<br />

ermittelten Fehler deshalb in Hauptfehler <strong>und</strong> Fehler 2. Ordnung <strong>und</strong> Fehler 3. Ordnung kategorisiert. Ein Hauptfehler ist die Handlung eines Verkehrsteilnehmers vor dem Unfall oder der<br />

technische Defekt, die oder der unweigerlich zum Unfall führen muss, wie z.B. Übersehen eines kreuzenden Fahrzeugs oder Bremsversagen. Die Quellen eines Fehlers oder Defektes<br />

bezeichnet das Modell als Ursprung des Fehlers. Das ist z.B. der eine Fehlentscheidung treffende Fahrer oder das Fahrzeug mit Reifendefekt. Ein Sonderfall entsteht, wenn ein klarer<br />

Zusammenhang zwischen Defekt <strong>und</strong> fehlerhafter Reparatur oder Wartung gegeben ist. In diesem Fall wäre der Reparateur selbst der Verursacher.<br />

Da Hauptziel der vorliegenden Untersuchung Entwicklung <strong>und</strong> Implementierung möglicher Präventionsmaßnahmen war, wurde zwischen folgenden Ursprüngen für Fehler unterschieden, um<br />

Vorstellungen über Art <strong>und</strong> Umfang der Zielgruppe solcher Maßnahmen zu gewinnen<br />

• Zweiradfahrer<br />

• Anderer Fahrer<br />

• Unbekannt.<br />

Außerdem wurden die Ursachen der Fehler selbst analog ermittelt, gewichtet <strong>und</strong> Fehlern zugeordnet. Entsprechende Details finden sich im Anhang.<br />

Vom European Traffic Safety Council (ETSC 1999) vorgeschlagene Kennwerte zum Vergleich der Arbeitssicherheit in unterschiedlichen Bereichen sind Unfallhäufigkeiten <strong>und</strong> Mortalitätsraten<br />

pro 100.000 Beschäftigte <strong>und</strong> pro 10 8 Arbeitsst<strong>und</strong>en. Letztere Kennzahl ermöglicht den Vergleich von Risiken unterschiedlicher Arbeitstätigkeiten. Dazu ist die Kenntnis absoluter<br />

Beschäftigtenzahlen <strong>und</strong> Arbeitszeiten im Zweiradhandel erforderlich. Sie wurden erhoben. Weiterhin war die BGHW an folgenden Daten interessiert<br />

• Art Mitarbeit des Betriebsinhabers (Voll- <strong>und</strong> Teilzeit)<br />

• Geschlecht <strong>und</strong> Voll- oder Teilzeitmitarbeit der Mitarbeiter<br />

• Alter der Mitarbeiter<br />

• Anzahl erlittener Unfälle in den letzten drei Jahren<br />

Ein Fragebogen zur Erhebung dieser Daten wurde entwickelt. Zudem wurden folgende sechs Fragen zu Sicherheitseinstellung <strong>und</strong> Risikoempfinden gestellt<br />

• Sicherheitstrainings<br />

• Tragen von Helm <strong>und</strong> Schutzkleidung<br />

• Selbsteinschätzung als Fahrer<br />

• Einschätzung der Pkw-Fahrer<br />

• Eigenrisikoeinschätzung<br />

• Empfehlung von Sicherheitsmaßnahmen.<br />

Für entsprechende Einschätzungen wurde eine Intensitätsskala mit neun Punkten verwendet (Graduierungen nicht, wenig, etwas, halbwegs, ziemlich, überwiegend <strong>und</strong> sehr), die in weiten<br />

Bereichen der Verkehrssicherheit angewendet wird (Käppler 1993). Schätzskala <strong>und</strong> Fragebogen befinden sich im Anhang.<br />

Die Anzahl der Zweiradhändler <strong>und</strong> ihrer Angestellten festzustellen ist nicht trivial. Die BGE/BGHW legt fest, dass ein fraglicher Betrieb zumindest 10 Prozent der Gesamtarbeitszeit mit dem<br />

<strong>Handel</strong> von Krafträdern, eingeschlossen Mofas <strong>und</strong> Roller, verbringt. So ergibt sich eine Betriebszahl von 2300 Stück in Deutschland. Für die Umfrage wurde ein Anteil von 30 Prozent an der<br />

Gesamtarbeitszeit zugr<strong>und</strong>e gelegt. So verblieben 1150 Zweiradbetriebe.<br />

An die Inhaber dieser Zweiradbetriebe wurden Schätzskala <strong>und</strong> Fragebogen im Januar 2002 mit anonymem Rückumschlag versandt <strong>und</strong> zwischen März <strong>und</strong> April 2002 ausgewertet. Die<br />

Rücklaufquote betrug gute 46,5 Prozent. Einige Rücksendungen waren fehlerhaft oder gar nicht ausgefüllt, so dass insgesamt 525 Fragebögen ausgewertet wurden.<br />

Die Erhebungsdaten werden nachfolgend als Häufigkeitsverteilungen dargestellt, prozentuale Anteile finden sich im Text. Alle Schätzdaten wurden statistisch verarbeitet <strong>und</strong> per Mittelwert,<br />

Standardabweichung <strong>und</strong> Median parametrisiert, da eine ausreichende Anzahl von Daten vorlag <strong>und</strong> die Daten normal verteilt waren. Den Ergebnissen der Unfallanalyse sind zunächst<br />

folgende deskriptive Daten in dieser Reihenfolge vorangestellt<br />

• Tageszeit der registrierten Unfälle in vollen St<strong>und</strong>en<br />

• Dito Jahreszeit nach Monaten<br />

• Dito Zweck der Fahrt (Weg zur Arbeit, Probefahrt, Dienstfahrt, Pause)<br />

• Art der beteiligten Zweiradfahrzeuge (Motorrad, Roller, Mofa, Moped)<br />

• Alter der verunfallten Zweiradfahrer in acht Klassen<br />

• Vorhandensein von Schutzkleidung bei den betroffenen Fahrern<br />

• Schwere der erlittenen Verletzungen nach dem fünftklassigen, gängigen Verfahren zu Flugunfalluntersuchungen (ohne, kaum, leicht, schwer, tödlich).<br />

Die nachfolgenden Abbildungen zeigen Hauptfehler <strong>und</strong> Fehler 2. sowie 3. Ordnung nacheinander als Histogramme, jeweils ergänzt durch die zugehörigen Fehlerursprünge (Zweiradfahrer<br />

usw.) sowie Fehlerursachen (Regen, Schnee, Glätte usw.). Die Abbildungen sind in Dreiergruppen so geordnet, dass dem Hauptfehler mit Ursprung <strong>und</strong> Ursachen die Fehler 2. Ordnung mit<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de<br />

Ursprung <strong>und</strong> Ursachen folgen, dann die Fehler 3. Ordnung mit Ursprung <strong>und</strong> Ursachen. Waren keine Daten verfügbar oder wurde keine Ursache gef<strong>und</strong>en, ist dies als <strong>Seite</strong> unbekannt 3 vermerkt. / <strong>32</strong>

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