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Seite 1 / 32 - Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution

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Abbildung 42: Fehlerkategorien (Käppler et al 2008)<br />

• Wahrnehmungsfehler bezeichnen Mängel der Fähigkeit,<br />

Sicherheit<br />

aus sensorischen<br />

im Motorradhandel<br />

Informationen ein umfassendes <strong>und</strong> adäquates Abbild von Eigenschaften der physikalischen<br />

<strong>und</strong> sozialen Umwelt abzuleiten<br />

• Kognitionsfehler bezeichnen die Formulierung von Plänen, die auf korrekter Wahrnehmung relevanter Informationen beruhen, den Erfordernissen von Aufgabe <strong>und</strong><br />

Situation aber nicht gerecht werden<br />

• Handlungsfehler bezeichnen die fehlerhafte Ausführung eines korrekten Handlungsplanes, beispielsweise die Verwechslung von Handlungsabfolgen oder das<br />

Abgleiten in ähnliche, aber gewohnte Routinen.<br />

Abbildung 43: Gewichtung der Fehler hinsichtlich Auftreten <strong>und</strong> Auslösen (Käppler et al 2008)<br />

Die Fehleridentifikation basiert in der Regel auf Indizien. Manchmal ist nicht klar, ob ein Fehler den Unfall tatsächlich ausgelöst hat. So erhöhen manche Versäumnisse lediglich<br />

Risiken oder Folgeschäden. Sowohl Auftreten als auch Auswirkungen von Fehlern <strong>und</strong> Ursachen <strong>und</strong> die Zusammenhänge zwischen beiden sind nach Senders & Moray (1991)<br />

probabilistisch. Wahrscheinlichkeiten beschreiben diese Zusammenhänge. Sie sind Gr<strong>und</strong>lage der Risikobetrachtung. Zur Graduierung dieser Wahrscheinlichkeiten wurde<br />

eine gleich abständige fünfstufige Intervallskala nach Rohrmann (1978) entwickelt (Abbildung 43). Einzelheiten finden sich in Käppler (1993).<br />

Die Graduierungsunterschiede erzeugen Fehlerketten nach Senders & Moray (1991), wenn z.B. Unfall auslösende sogenannte Hauptfehler höher gewichtet werden als solche,<br />

die nur Folgen verschärfen. Analog zu Fehlern werden auch die identifizierten Fehlerursachen gewichtet <strong>und</strong> zu Ketten verarbeitet.<br />

Im Rahmen des Sicherheitsmanagements ermöglicht die Kenntnis der Fehler <strong>und</strong> Ursachen mit den Graduierungen <strong>und</strong> Wirkungsketten das Risikomanagement. Es wird als<br />

Form der Sicherheitskultur verstanden, das Risiken als Informationsdefizite über das Erreichen von Zielen auffasst <strong>und</strong> auf die Reduktion dieser Risiken abzielt.<br />

Es vollzieht sich in den Phasen:<br />

• Risikoidentifikation<br />

• Risikoanalyse <strong>und</strong> -simulation<br />

• Risikopolitik.<br />

In Phase 1 werden mit den mathematischen Modellen die Risiken von Fehlern <strong>und</strong> Fehlerursachen anhand von Wahrscheinlichkeiten <strong>und</strong> Schadenkosten identifiziert, siehe<br />

Chappelow (1996), Käppler (2004) sowie Käppler & Dalinger (2005) <strong>und</strong> Käppler (2006; 2007).<br />

Sicherheitsmanagement modelliert nicht nur Fehler, sondern auch die zu Gr<strong>und</strong>e liegenden Ursachen <strong>und</strong> Randbedingungen im konkreten situativen Kontext <strong>und</strong> stellt<br />

Risikovorhersage <strong>und</strong> Prävention darauf ab. Es versteht Präventionsmaßnahmen als technische, personale oder organisatorische Barrieren, die trotz Fehlern das Entstehen<br />

von Unfällen verhindern oder deren Folgen mindern. Reason (1990) versinnbildlichte analog zum vorausgegangenen Bild latente Risiken als Schweizer Käse. Abbildung 44<br />

zeigt eine löchrige Präventionssituation.<br />

Abbildung 44: Präventionsmaßnahmen als Barrieren (Käppler et al 2008)<br />

Sicherheitsmanagement verknüpft nun Einzelmaßnahmen so miteinander, dass zumindest eine Barriere in Abbildung 45 den Unfall verhindert, beispielsweise können<br />

ergonomische Maßnahmen Unfallfolgen von Bedienungsfehlern mindern.<br />

Abbildung 45: Wirksame Prävention (Käppler et al 2008)<br />

Mit diesem Modell folgt in Phase 2 die Untersuchung des vorliegenden Ursache-Wirkungs-Komplexes. Anhand der Ergebnisse werden Hypothesen über<br />

Präventionsmaßnahmen <strong>und</strong> das Ausbleiben von Unfällen als Folge ihrer Realisierung aufgestellt. What-If-Simulationen manipulieren Auftreten <strong>und</strong> Wirkung einzelner<br />

Ursachen <strong>und</strong> Fehler <strong>und</strong> simulieren unterschiedliche Präventionsszenarien. Veränderungen von Risiken <strong>und</strong> Kosten prognostizieren die Einsparpotentiale <strong>und</strong><br />

Sicherheitsgewinne nach der Einführung von Präventionsmaßnahmen (Abbildung 46).<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 26 / <strong>32</strong>

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