Seite 1 / 32 - Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution

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Sicherheitstrainings wurden für überwiegend nützlich (Mittelwert 5,9 Punkte) gehalten, jedoch gehen die Meinungen hier weit, wie die Standardabweichung von fast 2 Skalenpunkten zeigt, Meinungsverschiedenheiten, die dieses Thema offensichtlich hervorruft. Sicherheit im Motorradhandel Das Tragen von Helm und Schutzkleidung wird sehr einheitlich für sehr sinnvoll (7,2 Punkte) gehalten. Es bleibt auch hier die Frage unbeantwortet, wieso dies dann nicht auch gemacht wird, ein erneuter Hinweis darauf, dass auch bei zentralen Sicherheitsbelangen Wissen und Verhalten kaum korrelieren. Einheitlich und deutlich sehen sich die Zweiradfahrer selbst als überwiegend gute (5,6 Punkte) Fahrer. Pkw-Fahrer werden dagegen nur als halbwegs gute (4,1 Punkte) Fahrer gesehen. Hoch ist die Korrelation zwischen der eigenen Qualität als Zweiradfahrer und der Einschätzung des eigenen Risikos. Dieses Risiko wird fast ebenso hoch eingeschätzt (5,2 Punkte) wie die eigene Kompetenz, obwohl die Meinungen etwas auseinander gehen (Standardabweichung 1,6 Punkte). Die letzte Frage galt der Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen. Die Inhaber werden ihren Mitarbeitern die Beachtung solcher Maßnahmen sehr empfehlen (6,9 Punkte), und hier ist die Meinung einhellig (0,8 Punkte). 2.3 Zusammenfassung & Folgerungen Zusammengefasst kann folgendes Zwei Drittel Unfallszenario für motorisierte Zweiradfahrer auf dem Weg von und zur Arbeit, in Pausen oder auf Probe- und Dienstfahrten gelten: • Unfallart zu zwei Dritteln Kollisionen • Unfallursache zu zwei Dritteln Missachtung der Vorfahrt des Zweirades • Unfallverursacher zu zwei Dritteln Pkw- oder Lkw-Fahrer • Unfallort zu zwei Dritteln Kreuzung innerorts • Knapp zwei Drittel der verunfallten Zweiradfahrer sind zwischen 26 und 46 Jahre alt • Hauptkollisionstyp Queren, Einbiegen und Abbiegen eines Pkw. Zweiradfahrer werden von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen. Dies wird begünstigt durch zu schnelles Fahren und unauffällige Konturen und Kontraste der Zweiräder und ihrer Fahrer. Hauptursache scheint ein ausgeprägtes Sicherheitsgefühl der anderen Verkehrsteilnehmer zu sein, das in autodominierten Kulturen seine Ursache haben mag. Diese Ergebnisse finden sich in ähnlicher Form in anderen Studien zu Motorradunfällen in Deutschland (Brendicke & Forke 1999; Kramlich 2002; Rauscher 2005). Der Vergleich dieser Ergebnisse zeigt allerdings auch, dass motorisierte Zweiradfahrer auf dem Weg zur Arbeit oder in Pausen und auf Probe- und Dienstfahrten deutlich weniger unfallgefährdet sind als alle anderen auf anderen Fahrten. 3. Vergleich & Auswahl von Präventionsmassnahmen Welche Präventionsmaßnahmen können aus den Ergebnissen dieser Studie abgeleitet werden? Da Autofahrern Einwirkungsmöglichkeiten im vorliegenden Fall naturgemäß entzogen sind, sind andere Maßnahmen angezeigt. Mehrere solcher Maßnahmen sind denkbar. Zunächst sollten Zweiradfahrer natürlich selbst und aus eigenem Interesse regelkonform und situationsangemessen fahren. Dies betrifft besonders das leidige Thema überhöhte Geschwindigkeit. Darauf kann in speziellen Veranstaltungen und Kampagnen hingewiesen werden. Es bieten sich Angebote zu kostenfreien Sicherheitstrainings in Zusammenarbeit mit dem DVR an. Ein Manko ist die überraschend hohe Einschätzung der eigenen Kompetenz gespiegelt an der Häufigkeit, mit der Notbrems- oder Ausweichvorgänge nicht den erhofften Erfolg bringen. Auch hier können Sicherheitstrainings möglicherweise positiv wirken. Es gilt natürlich in Sonderheit zu prüfen, ob motorisierte Zweiradfahrer im eigenen Interesse zumindest während Probe- oder Dienstfahrten Sicherheitskleidung und Helm tragen, die vorliegenden Untersuchungsergebnisse zeigen hier kaum akzeptables Verhalten. Auch dies kann in Kampagnen und Sicherheitstrainings verstärkt therapiert werden. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf, dass die Erhöhung der Auffälligkeit von Motorrädern für andere Verkehrsteilnehmer zentrales Ziel von Prävention sein kann. Damit können das Übersehen und Fehler bei der Einschätzung der Fahrgeschwindigkeit durch andere verringert werden. Hier kann etwas getan werden. Die Sichtbarkeit der Zweiräder selbst scheint verbesserungsfähig. Unscharfe Konturverläufe des Zweirades im dichten Straßenverkehr gepaart mit für andere Fahrzeugführer unerwartet hohen Fahrgeschwindigkeiten begünstigen das Übersehen. Es kann für nichtschwarze Fahrzeuge geworben werden. Dabei wird an signalfarbene Fahrzeuge mit innewohnendem Kontrast z.B. in Leuchtfarben gedacht. Ähnliches trifft auf die Bekleidung der Motorradfahrer zu. Die Modefarbe ist schwarz, auch für Helme. Das ist aus Sicherheitserwägungen nicht sinnvoll. Kontrastreiche Kleidung oder Helme mit Signalfarben können hier Verbesserungen darstellen. Natürlich sollen darüber hinaus Motorradfahrer selbst zu sicherheitskonformem Verhalten angehalten werden. Zur Annäherung an das Ziel Prävention wurden unterschiedliche Maßnahmen in einer weiteren Studie verglichen und evaluiert: 1. Motorrad-Sicherheitstrainings 2. Signalfarben Motorräder 3. Tagfahrlicht 4. Bekleidung in Signalfarben. Diese Maßnahmen werden in diesem Kapitel dargestellt, diskutiert und evaluiert hinsichtlich • Akzeptanz und Durchführbarkeit • Kosten • Wirksamkeit. 3.1 Motorrad-Sicherheitstrainings Zunächst steht als Präventionsmaßnahme das Motorrad-Sicherheitstraining nach den Richtlinien des Deutschen Verkehrssicherheitsrates DVR im Blickpunkt, wurde es doch wesentlich mit Hilfe von Mitteln der Berufsgenossenschaften entwickelt. Es geht davon aus, dass die Kombination von Mensch, Motorrad und Straße hohe Anforderungen an Informationsverarbeitung und Fahrzeugbeherrschung stellt und gilt deswegen Fähigkeiten und Fertigkeiten zum Beherrschen eines motorisierten Zweirades, wie: • Optimales Bremsen • Kurventechnik • Ausweichen und Spurwechsel. Wichtig seien Blicktechnik und das praktische Probieren des theoretisch Erlernten. Damit liegen die Trainingsschwerpunkte bei Maschinenbeherrschung und dem Erfahren von Fahrgrenzen. Das Tragen von Schutzbekleidung und defensives Fahren werden zwar propagiert, bleiben aber vor dem Hintergrund des Zieles Fahrspaß eher unscharf oder sehen sich gar konterkariert. Die Erhöhung der optischen Auffälligkeit motorisierter Zweiräder oder der Fahrer selbst im Straßenverkehr spielt gar keine Rolle. Die Berufsgenossenschaften unterstützen bei der Umsetzung. Jeder Versicherte kann heute an einem Sicherheitstraining teilnehmen und erhält dafür einen Gutschein in Höhe von 50 € - als Vielfahrer oder Azubi 75 € - von der BGHW, für das der Arbeitgeber oft sogar vom Dienst freistellt: Insgesamt ein sehr attraktives und zu empfehlendes Angebot. Da diese Sicherheitstrainings das in Frage stehende Problemfeld Auffälligkeit aber kaum angehen, erscheinen sie im vorliegenden Fall als direkte Präventionsmaßnahme an sich nicht geeignet, bleiben gleichwohl unverzichtbar als Begleitung zur Unterstützung echter Präventionsmaßnahmen und werden als solche durchaus empfohlen. Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution www.bghw.de Seite 14 / 32 3.2 Signalfarben Motorräder In Zusammenarbeit mit BMW AG wurden Möglichkeiten erörtert und umgesetzt, Motorräder durch Lackierung oder nachträglich aufgebrachte Folien zu verauffälligen. Eine BMW F 650 CS wurde mit reflektierender Folie beklebt, dies kann professionell und kratzfest von Grafik- und Designstudios ausgeführt werden und kostet wenige 100 €. Motorradfans

Wichtig seien Blicktechnik und das praktische Probieren des theoretisch Erlernten. Damit liegen die Trainingsschwerpunkte bei Maschinenbeherrschung und dem Erfahren von Fahrgrenzen. Das Tragen von Schutzbekleidung und defensives Fahren werden zwar propagiert, bleiben aber vor dem Hintergrund des Zieles Fahrspaß eher unscharf oder sehen sich gar konterkariert. Die Erhöhung der optischen Auffälligkeit motorisierter Zweiräder oder der Fahrer selbst im Straßenverkehr spielt gar keine Rolle. Dies wurde durch Positionierung von zwei Tagfahrlichten möglichst weit an den Außenkanten und Array Flächen von mindestens 40 cm 2 Größe erreicht. Um optimale Signalreichweite zu erzielen, wurde weißes Licht eingesetzt. Es benötigt bei gleicher Reichweite nur halb so hohe Lichtstärke wie beispielweise gelbes Licht. Eine weitere Maßnahme war die adaptive Regelung der Lichtstärke des Tagfahrlichts in Abhängigkeit von der Umgebungshelligkeit, siehe folgende Design-Anordnungen in Abbildung 24: Sicherheit im Motorradhandel Die Berufsgenossenschaften unterstützen bei der Umsetzung. Jeder Versicherte kann heute an einem Sicherheitstraining teilnehmen und erhält dafür einen Gutschein in Höhe von 50 € - als Vielfahrer oder Azubi 75 € - von der BGHW, für das der Arbeitgeber oft sogar vom Dienst freistellt: Insgesamt ein sehr attraktives und zu empfehlendes Angebot. Da diese Sicherheitstrainings das in Frage stehende Problemfeld Auffälligkeit aber kaum angehen, erscheinen sie im vorliegenden Fall als direkte Präventionsmaßnahme an sich nicht geeignet, bleiben gleichwohl unverzichtbar als Begleitung zur Unterstützung echter Präventionsmaßnahmen und werden als solche durchaus empfohlen. 3.2 Signalfarben Motorräder In Zusammenarbeit mit BMW AG wurden Möglichkeiten erörtert und umgesetzt, Motorräder durch Lackierung oder nachträglich aufgebrachte Folien zu verauffälligen. Eine BMW F 650 CS wurde mit reflektierender Folie beklebt, dies kann professionell und kratzfest von Grafik- und Designstudios ausgeführt werden und kostet wenige 100 €. Motorradfans haben so die Möglichkeit, ein individuell gestaltetes Einzelstück zu schaffen. Wichtig ist, die Folien großflächig in klaren geometrischen Formen aufzubringen, siehe folgende Anleitung für eine BMW 650 CS in Tabelle 4 und Abbildung 23. Auf der Abbildung ist ebenfalls eine Schutzjacke zu sehen, die im Handel erhältlich ist. Der Helm wurde am Computer eingefärbt, da es nicht gelungen ist, einen Helm in den Sicherheitsfarben signalgelb, -grün oder -orange zu erwerben. Mit diesem Motorrad wurde eine Kampagne auf der Fachmesse Intermot 2003 durchgeführt. Den Messebesuchern wurde die Maschine im Bild oben zusammen mit einer entsprechend ausstaffierten Fahrpuppe von der Berufsgenossenschaft vorgestellt. Dabei wurde schnell klar, dass die gut gemeinten Gestaltungsvorschläge nicht der vorherrschenden Mode entsprechen: Motorradfahrer finden sich und ihr Motorrad in der Regel schick, wenn Farben dunkel und unauffällig gehalten sind. Es bliebe natürlich zu bedenken: Wenn ein Motorrad von PKW- oder LKW-Fahrern übersehen oder angefahren wird ... . Dennoch waren die Kommentare Betroffener eindeutig. Abbildung 23: BMW 650 CS in Signalfarben Farben vorn vorn & Seiten Seiten rechts & links hinten & Seiten hinten signalgrün Spiegel Schutzblech komplett Felgen & Speichen Gepäckträger & Haltegriff signalgelb Federbein rechts & links Tank mit Seitencover signalorange Tachoabdeckung Verkleidung & Kotflügel hinten signalrot Schwinge hinten Bremstrommeln Schutzblech unter Kotflügel Tabelle 4: Anleitung Signalfarben für eine BMW 650 CS Insgesamt war die Akzeptanz der Maßnahme durch die Zielgruppe bedauerlicher Weise so gering, dass auf weitere Kampagnen und Propagierung verzichtet wurde. Dazu kam, dass es sich um eine teure und aufwendige Maßnahme handelt, die mehrere 100 € kosten kann. Weiteres Gegenargument: Werden Fahrzeuge mit reflektierenden Folien beklebt, müssen sie laut Straßenverkehrszulassungsordnung von einem Sachverständigen geprüft und erneut zugelassen werden. 3.3 Tagfahrlicht In vielen Ländern ist Tagfahrlicht für Pkw bereits Standard. Sie verfolgt das Ziel, den Kontrast zwischen Fahrzeug um Umwelt zu erhöhen. Auch für Motorräder optimal wäre ein konstanter Helligkeitskontrast zwischen Fahrzeug und Umwelt. Dies ist jedoch nicht möglich, da bei steigender Sonneneinstrahlung die nötige Lichtstärke schnell zur Blendung anderer Verkehrsteilnehmer führt. Blendung führt bekannter Maßen aber zu Sehleistungsdefiziten und muss unter allen Umständen verhindert werden. Deshalb muss die Lichtstärke von Tagfahrlicht entlang der psychologischen Blendkurve gewählt werden. Die ECE-R87 erlaubt eine maximale Lichtstärke von 800 cd für Pkw und führt nicht zur Blendung. Motorisierten Zweirädern bleibt es aufgrund fehlender Regelungen verwehrt, Tagfahrlicht zu nutzen. Das obligatorische Abblendlicht kann zwar auch tagsüber verwendet werden, ist jedoch mit einer Lichtstärke von lediglich 437,5 cd in Richtung anderer Verkehrsteilnehmer deutlich zu schwach. Motorräder müssten sogar noch eine deutlich höhere Lichtstärke als Pkw verwenden, um den Nachteil der kleineren und visuellen Größe und der unscharfen Kontur des Zweirades auszugleichen. Die Literatur empfiehlt hier je nach Land und Breitengrad unterschiedliche Maximalwerte. Um die technischen Möglichkeiten der Verauffälligung von Motorrädern mit Hilfe von Tagfahrlicht einschätzen zu können, wurden in Kooperationen mit der BMW AG und der TU Berlin von Unger (2004) unterschiedliche Tagfahrlichtkonzepte entwickelt und experimentell untersucht. Eine technische Bedingung war, dass leuchtende Flächen oder Arrays Mindestgrößen haben müssen, da die erhöhte Lichtstärke sonst nicht wirksam werden kann. Sie sollen zudem eine geometrische Figur aufspannen, um die natürliche Sichtbarkeit des Motorrades zu steigern. Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution www.bghw.de Seite 15 / 32

Wichtig seien Blicktechnik <strong>und</strong> das praktische Probieren des theoretisch Erlernten. Damit liegen die Trainingsschwerpunkte bei Maschinenbeherrschung <strong>und</strong> dem Erfahren von<br />

Fahrgrenzen. Das Tragen von Schutzbekleidung <strong>und</strong> defensives Fahren werden zwar propagiert, bleiben aber vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Zieles Fahrspaß eher unscharf oder<br />

sehen sich gar konterkariert. Die Erhöhung der optischen Auffälligkeit motorisierter Zweiräder oder der Fahrer selbst im Straßenverkehr spielt gar keine Rolle.<br />

Dies wurde durch Positionierung von zwei Tagfahrlichten möglichst weit an den Außenkanten <strong>und</strong> Array Flächen von mindestens 40 cm 2 Größe erreicht. Um optimale<br />

Signalreichweite zu erzielen, wurde weißes Licht eingesetzt. Es benötigt bei gleicher Reichweite nur halb so hohe Lichtstärke wie beispielweise gelbes Licht. Eine weitere<br />

Maßnahme war die adaptive Regelung der Lichtstärke des Tagfahrlichts in Abhängigkeit von der Umgebungshelligkeit, siehe folgende Design-Anordnungen in Abbildung 24:<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Die <strong>Berufsgenossenschaft</strong>en unterstützen bei der Umsetzung. Jeder Versicherte kann heute an einem Sicherheitstraining teilnehmen <strong>und</strong> erhält dafür einen Gutschein in Höhe<br />

von 50 € - als Vielfahrer oder Azubi 75 € - von der BGHW, für das der Arbeitgeber oft sogar vom Dienst freistellt: Insgesamt ein sehr attraktives <strong>und</strong> zu empfehlendes Angebot.<br />

Da diese Sicherheitstrainings das in Frage stehende Problemfeld Auffälligkeit aber kaum angehen, erscheinen sie im vorliegenden Fall als direkte Präventionsmaßnahme an<br />

sich nicht geeignet, bleiben gleichwohl unverzichtbar als Begleitung zur Unterstützung echter Präventionsmaßnahmen <strong>und</strong> werden als solche durchaus empfohlen.<br />

3.2 Signalfarben Motorräder<br />

In Zusammenarbeit mit BMW AG wurden Möglichkeiten erörtert <strong>und</strong> umgesetzt, Motorräder durch Lackierung oder nachträglich aufgebrachte Folien zu verauffälligen. Eine BMW F<br />

650 CS wurde mit reflektierender Folie beklebt, dies kann professionell <strong>und</strong> kratzfest von Grafik- <strong>und</strong> Designstudios ausgeführt werden <strong>und</strong> kostet wenige 100 €. Motorradfans<br />

haben so die Möglichkeit, ein individuell gestaltetes Einzelstück zu schaffen. Wichtig ist, die Folien großflächig in klaren geometrischen Formen aufzubringen, siehe folgende<br />

Anleitung für eine BMW 650 CS in Tabelle 4 <strong>und</strong> Abbildung 23.<br />

Auf der Abbildung ist ebenfalls eine Schutzjacke zu sehen, die im <strong>Handel</strong> erhältlich ist. Der Helm wurde am Computer eingefärbt, da es nicht gelungen ist, einen Helm in den<br />

Sicherheitsfarben signalgelb, -grün oder -orange zu erwerben.<br />

Mit diesem Motorrad wurde eine Kampagne auf der Fachmesse Intermot 2003 durchgeführt. Den Messebesuchern wurde die Maschine im Bild oben zusammen mit einer<br />

entsprechend ausstaffierten Fahrpuppe von der <strong>Berufsgenossenschaft</strong> vorgestellt. Dabei wurde schnell klar, dass die gut gemeinten Gestaltungsvorschläge nicht der<br />

vorherrschenden Mode entsprechen: Motorradfahrer finden sich <strong>und</strong> ihr Motorrad in der Regel schick, wenn Farben dunkel <strong>und</strong> unauffällig gehalten sind. Es bliebe natürlich zu<br />

bedenken: Wenn ein Motorrad von PKW- oder LKW-Fahrern übersehen oder angefahren wird ... . Dennoch waren die Kommentare Betroffener eindeutig.<br />

Abbildung 23: BMW 650 CS in Signalfarben<br />

Farben vorn vorn & <strong>Seite</strong>n <strong>Seite</strong>n rechts & links hinten & <strong>Seite</strong>n hinten<br />

signalgrün Spiegel Schutzblech komplett Felgen & Speichen Gepäckträger &<br />

Haltegriff<br />

signalgelb Federbein rechts & links Tank mit <strong>Seite</strong>ncover<br />

signalorange Tachoabdeckung Verkleidung & Kotflügel<br />

hinten<br />

signalrot Schwinge hinten<br />

Bremstrommeln<br />

Schutzblech<br />

unter Kotflügel<br />

Tabelle 4: Anleitung Signalfarben für eine BMW 650 CS<br />

Insgesamt war die Akzeptanz der Maßnahme durch die Zielgruppe bedauerlicher Weise so gering, dass auf weitere Kampagnen <strong>und</strong> Propagierung verzichtet wurde. Dazu kam,<br />

dass es sich um eine teure <strong>und</strong> aufwendige Maßnahme handelt, die mehrere 100 € kosten kann. Weiteres Gegenargument: Werden Fahrzeuge mit reflektierenden Folien<br />

beklebt, müssen sie laut Straßenverkehrszulassungsordnung von einem Sachverständigen geprüft <strong>und</strong> erneut zugelassen werden.<br />

3.3 Tagfahrlicht<br />

In vielen Ländern ist Tagfahrlicht für Pkw bereits Standard. Sie verfolgt das Ziel, den Kontrast zwischen Fahrzeug um Umwelt zu erhöhen. Auch für Motorräder optimal wäre ein<br />

konstanter Helligkeitskontrast zwischen Fahrzeug <strong>und</strong> Umwelt. Dies ist jedoch nicht möglich, da bei steigender Sonneneinstrahlung die nötige Lichtstärke schnell zur Blendung<br />

anderer Verkehrsteilnehmer führt. Blendung führt bekannter Maßen aber zu Sehleistungsdefiziten <strong>und</strong> muss unter allen Umständen verhindert werden.<br />

Deshalb muss die Lichtstärke von Tagfahrlicht entlang der psychologischen Blendkurve gewählt werden. Die ECE-R87 erlaubt eine maximale Lichtstärke von 800 cd für Pkw<br />

<strong>und</strong> führt nicht zur Blendung. Motorisierten Zweirädern bleibt es aufgr<strong>und</strong> fehlender Regelungen verwehrt, Tagfahrlicht zu nutzen. Das obligatorische Abblendlicht kann zwar<br />

auch tagsüber verwendet werden, ist jedoch mit einer Lichtstärke von lediglich 437,5 cd in Richtung anderer Verkehrsteilnehmer deutlich zu schwach. Motorräder müssten<br />

sogar noch eine deutlich höhere Lichtstärke als Pkw verwenden, um den Nachteil der kleineren <strong>und</strong> visuellen Größe <strong>und</strong> der unscharfen Kontur des Zweirades auszugleichen.<br />

Die Literatur empfiehlt hier je nach Land <strong>und</strong> Breitengrad unterschiedliche Maximalwerte.<br />

Um die technischen Möglichkeiten der Verauffälligung von Motorrädern mit Hilfe von Tagfahrlicht einschätzen zu können, wurden in Kooperationen mit der BMW AG <strong>und</strong> der TU<br />

Berlin von Unger (2004) unterschiedliche Tagfahrlichtkonzepte entwickelt <strong>und</strong> experimentell untersucht. Eine technische Bedingung war, dass leuchtende Flächen oder Arrays<br />

Mindestgrößen haben müssen, da die erhöhte Lichtstärke sonst nicht wirksam werden kann. Sie sollen zudem eine geometrische Figur aufspannen, um die natürliche<br />

Sichtbarkeit des Motorrades zu steigern.<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 15 / <strong>32</strong>

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