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Seite 1 / 32 - Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution

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Sicherheit im Motorradhandel<br />

> Zum Inhalt<br />

Forschungsbericht<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Von den Unfallursachen zu konkreten Präventionsmaßnahmen<br />

vorgelegt von Käppler & Partner Büro für Ergonomie in Bonn<br />

November 2008<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> (BGHW)<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Präambel<br />

1. Einleitung & Aufgabenstellung<br />

2. Unfallanalyse & Ursachen<br />

2.1 Vorgehen & Methode<br />

2.2 Ergebnisse<br />

2.2.1 Tageszeit<br />

2.2.2 Monat<br />

2.2.3 Unfallfahrt<br />

2.2.4 Art der Zweiräder<br />

2.2.5 Alter der Zweiradfahrer<br />

2.2.6 Tragen von Schutzkleidung<br />

2.2.7 Schwere der Verletzungen<br />

2.2.8 Unfallursachen: Fehler, Ursprünge & Fehlerursachen<br />

2.2.9 Umfrageergebnisse<br />

2.3 Zusammenfassung & Folgerungen<br />

3. Vergleich & Auswahl von Präventionsmaßnahmen<br />

3.1 Motorrad-Sicherheitstrainings<br />

3.2 Signalfarben Motorräder<br />

3.3 Tagfahrlicht<br />

3.4 Bekleidung in Signalfarben<br />

4. Implementierung & Untersuchung der Präventionsmaßnahme Signaljacke<br />

4.1 Auswahl <strong>und</strong> Vorgehen<br />

4.2 Ergebnisse<br />

4.3 Zusammenfassung<br />

5. Ausblick Wirksamkeitsstudie Signaljacke<br />

6. Anhang: Sicherheitsmanagement System ARIADNE<br />

7. Anhang: Fragebogen 2002<br />

8. Anhang: Anleitung & Fragebogen 2007<br />

9. Literatur<br />

Präambel<br />

Erste Aufgabe der <strong>Berufsgenossenschaft</strong>, noch vor der Leistung von Rehabilitation <strong>und</strong> Entschädigung, ist die Prävention von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten <strong>und</strong> berufsbedingten<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschäden.<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />

Modernes<br />

<strong>Handel</strong><br />

Sicherheitsmanagement<br />

<strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong><br />

von der Ursachenforschung<br />

www.bghw.de<br />

bis zur Einführung von konkreten Präventionsmaßnahmen verhindert nicht nur Leid, sondern spart auch<br />

Geld.<br />

<strong>Seite</strong> 1 / <strong>32</strong><br />

Im Rahmen mehrerer Maßnahmen in unterschiedlichen Bereichen, z.B. beim Hautschutz für Floristen (BGHW 2008) konnte auch die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> für den Einzelhandel in Bonn,<br />

heute <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong>, zeigen, dass Prävention mittelfristig erfolgreich sein kann.


6. Anhang: Sicherheitsmanagement System ARIADNE<br />

7. Anhang: Fragebogen 2002<br />

8. Anhang: Anleitung & Fragebogen 2007<br />

9. Literatur<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Präambel<br />

Erste Aufgabe der <strong>Berufsgenossenschaft</strong>, noch vor der Leistung von Rehabilitation <strong>und</strong> Entschädigung, ist die Prävention von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten <strong>und</strong> berufsbedingten<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschäden. Modernes Sicherheitsmanagement von der Ursachenforschung bis zur Einführung von konkreten Präventionsmaßnahmen verhindert nicht nur Leid, sondern spart auch<br />

Geld.<br />

Im Rahmen mehrerer Maßnahmen in unterschiedlichen Bereichen, z.B. beim Hautschutz für Floristen (BGHW 2008) konnte auch die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> für den Einzelhandel in Bonn,<br />

heute <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong>, zeigen, dass Prävention mittelfristig erfolgreich sein kann.<br />

Ein solches Beispiel aus dem Bereich <strong>Handel</strong> mit <strong>und</strong> Wartung von motorisierten Zweirädern stellt der vorliegende Bericht vor. Er beschreibt das zugr<strong>und</strong>eliegende Präventionskonzept <strong>und</strong><br />

die Verfahren <strong>und</strong> berichtet über Ergebnisse, Unfallursachen, Randbedingungen <strong>und</strong> Maßnahmen <strong>und</strong> diskutiert das Vorgehen.<br />

Alle Arbeiten wurden vom Büro für Ergonomie Käppler & Partner in Bonn in Aufträgen der <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>und</strong> in enger Zusammenarbeit mit deren Präventionsabteilung durchgeführt.<br />

Die experimentellen Untersuchungen führten Käppler & Partner in enger Kooperation mit dem Institut für Land- <strong>und</strong> Seeverkehr ILS der Technischen Universität Berlin <strong>und</strong> der BMW AG in<br />

München durch. An dieser Stelle sei allen Beteiligten herzlich dafür gedankt.<br />

Nota Bene: Obwohl zur besseren Lesbarkeit vorzugsweise das männliche Geschlecht im Text verwendet wird, betrifft das Gesagte natürlich auch das weibliche Geschlecht.<br />

1. Einleitung & Aufgabenstellung<br />

Die Kostensituation der <strong>Berufsgenossenschaft</strong> für den Einzelhandel (BGE, heute <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> BGHW) hat sich stetig verbessert. Ursachen sind<br />

sinkende Unfallzahlen <strong>und</strong> deshalb geringere Versicherungsleistungen.<br />

Gegen den Trend verlief die Entwicklung im Einzelhandel mit motorisierten Zweirädern, nachfolgend im Text auch als Motorradhandel bezeichnet. Dieser war bis Ende 2001 mit Faktor 14 in<br />

die höchste Gefahrenklasse eingestuft, das Mittel beträgt lediglich Gefahrenklasse 2 für alle Versicherten. Bei insgesamt geringer Anzahl von Unfällen entstanden aufgr<strong>und</strong> der<br />

Verletzungsschwere nicht nur hohe Kosten, sondern auch vermeidbares Leid.<br />

Es war der Frage nachzugehen, wie die Unfallhergänge im Detail <strong>und</strong> welche die Unfallursachen sind. Ziel war die Beantwortung der Frage, ob sich daraus Präventionsmaßnahmen in Form<br />

von Zusatztrainings, Informationen, Schulungen oder technischen Maßnahmen für die Betroffenen ableiten, entwickeln <strong>und</strong> durchführen lassen. Die mittelfristige Wirksamkeit dieser<br />

Maßnahmen soll ebenfalls nachgewiesen werden.<br />

Die konsistente Kombination solcher Aktivitäten wird als Sicherheitsmanagement bezeichnet. Ein entsprechendes Präventionskonzept wurde entwickelt, das aufeinander aufbauende <strong>und</strong> sich<br />

ergänzende Untersuchungen <strong>und</strong> begleitende Kampagnen enthält. Alle Aktivitäten wurden in den Jahren 2000 bis 2008 konzipiert <strong>und</strong> in einzelnen Studien durchgeführt.<br />

Nach Abschluss aller bisherigen Studien <strong>und</strong> Kampagnen sowie mit Hilfe eines Fernlehrgangs für die Unternehmer konnte die Kostensituation im Motorradhandel deutlich verbessert<br />

werden. Heute (2008) beträgt die Gefahrenklasse nur noch 11.<br />

Um dies zu erreichen, waren im ersten Schritt die Gründe für die hohen finanziellen Aufwendungen <strong>und</strong> Einstufungen zu ermitteln. Der vorliegende Bericht beschreibt in Kapitel 2 Studie 1<br />

Unfallanalyse <strong>und</strong> Ursachen. Hier finden sich Methode, Vorgehen <strong>und</strong> Ergebnisse. Im Rahmen von Befragungen wurden zudem Daten zu Mitarbeitern, Betriebsgrößen usw. repräsentativ<br />

ermittelt <strong>und</strong> analysiert.<br />

Darauf aufbauend wurde Studie 2 Konzeption, Vergleich <strong>und</strong> Auswahl von Präventionsmaßnahmen durchgeführt, siehe Kapitel 3. Sie galt entsprechenden Maßnahmen, beschreibt deren<br />

Realisierung <strong>und</strong> bewertet den Erfolg. In diesem Rahmen wurden zum Teil umfangreiche experimentelle Untersuchungen durchgeführt, die ebenfalls beschrieben werden.<br />

Kapitel 4 stellt die Implementierung <strong>und</strong> Untersuchung der Präventionsmaßnahme Signaljacke mitsamt Befragungsergebnissen vor. Kapitel 5 fasst alle Ergebnisse zusammen <strong>und</strong> gibt<br />

einen Ausblick auf die ausstehende Wirksamkeitsstudie nach Einführung <strong>und</strong> mittelfristiger Wirkung der Maßnahme.<br />

Kapitel 6, 7 <strong>und</strong> 8 enthalten die Anhänge. Die Beschreibung des verwendeten Verfahrens befindet sich unter Sicherheitsmanagement System ARIADNE. Die verwendeten Fragebogen 2002<br />

<strong>und</strong> 2007 folgen.<br />

Kapitel 9 enthält die Literatur.<br />

2. Unfallanalyse & Ursachen<br />

Im Rahmen von Studie 1 war die Aktenlage zu Unfallhergängen <strong>und</strong> Ursachen zu prüfen, weitere Informationen waren zu ermitteln. Die so dokumentierten Unfälle waren detailliert mit einem<br />

geeigneten Verfahren zu untersuchen hinsichtlich Unfallursachen <strong>und</strong> Begleitumständen sowie möglichen Präventionsmaßnahmen.<br />

2.1 Vorgehen & Methode<br />

Die Durchführung der Studie erfolgte im Jahre 2001 mit den Daten aus dem Jahre 2000. Alle Daten entstammen der <strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>und</strong> wurden zur weiteren Analyse zur Verfügung<br />

gestellt. Es handelte sich um Unfallanzeigen, Arztberichte, Polizeiberichte <strong>und</strong> Zeitungsnotizen.<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 2 / <strong>32</strong><br />

Abbildung 1: Gemeldete Zweiradunfälle 2000 in der BGE


Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 1: Gemeldete Zweiradunfälle 2000 in der BGE<br />

Die Daten betreffen nur Wege- <strong>und</strong> Dienstwegeunfälle. Das sind Unfälle auf dem Weg zur Arbeit oder von der Arbeit nach Hause <strong>und</strong> Unfälle während der Arbeitszeit, auf Probefahrten,<br />

Dienstgängen oder Dienstreisen. Alle Daten wurden statistisch aufbereitet <strong>und</strong> sind nachfolgend als Häufigkeitsverteilungen mit absoluten Zahlen dargestellt. Prozentuale Anteile werden<br />

jeweils im Text angegeben. Von der Berechnung statistischer Kennwerte, wie Mittelwerte oder Standardabweichungen, wurde abgesehen, da wegen der geringen Anzahl der Fälle eine<br />

wesentliche Voraussetzung verletzt ist, die Normalverteilung der Daten.<br />

Insgesamt wurden so 46 Unfälle aus dem Jahr 2000 analysiert, 18, 12 bzw. 11 aus den Bezirken Bremen, Bonn <strong>und</strong> München <strong>und</strong> nur 4 aus dem Bezirk Berlin, siehe Abbildung 1.<br />

Es geschahen nicht etwa weniger Unfälle im Bezirk Berlin, sondern Daten waren nicht vorhanden. Unterstellt man ähnliche Unfallhäufigkeiten in ganz Deutschland, so ist von 9 fehlenden<br />

Datensätzen auszugehen. Dies hat eine Fehlerquote von 16 Prozent zur Folge für alle folgenden Angaben über Mortalitätsraten etc.<br />

Insgesamt 6 der ausgewerteten 46 Unfälle, das sind 13 Prozent, konnten darüber hinaus aufgr<strong>und</strong> unvollständiger Daten nicht detailliert ausgewertet werden. Die Daten aller anderen Unfälle<br />

waren vollständig.<br />

Die folgende Unfallursachenanalyse basiert auf einem modernen Verfahren zum Sicherheitsmanagement aus der Luftfahrt (Käppler et al 2008), das den Gegebenheiten im Straßenverkehr<br />

angepasst wurde <strong>und</strong> im Anhang Sicherheitsmanagement System ARIADNE erläutert wird. Es basiert auf der Vorstellung, dass Unfälle Folge menschlicher Fehler sind. Fehler werden als<br />

Produkte eines umfassenden Wirkungsnetzwerkes unterschiedlicher Risikobedingungen verstanden <strong>und</strong> als Erkenntnisquelle, nicht als personelles Problem gesehen. Die<br />

Risikobedingungen sind Folgen ergonomischer <strong>und</strong> organisatorischer Fehlgestaltungen des Arbeitssystems sowie fehlender personeller Leistungsvoraussetzungen.<br />

Sie haben unter bestimmten Bedingungen unsichere Handlungen <strong>und</strong> aktives Versagen mit konkreten Fehlern zur Folge. Sie verursachen dann Unfälle, wenn unzureichende Barrieren<br />

entsprechende Risiken nicht verhindern oder minimieren. Solche Barrieren fungieren als Präventionen in Form humaner Arbeitssystemgestaltung, ergonomischer Arbeitsbedingungen <strong>und</strong><br />

effizienter, lernförderlicher Organisationsstrukturen.<br />

ARIADNE identifiziert als Unfallursachen zunächst alle sogenannten Hauptfehler, die Unfälle, Schäden oder Gefährdungen verursacht haben. Sie werden gewichtet <strong>und</strong> Personen zugeordnet.<br />

Nur selten ist ein Unfall Folge eines einzigen Fehlers oder Defektes. Je nach Datenlage können bis zu sechs Fehler nachgewiesen werden. In der vorliegenden Untersuchung wurden die<br />

ermittelten Fehler deshalb in Hauptfehler <strong>und</strong> Fehler 2. Ordnung <strong>und</strong> Fehler 3. Ordnung kategorisiert. Ein Hauptfehler ist die Handlung eines Verkehrsteilnehmers vor dem Unfall oder der<br />

technische Defekt, die oder der unweigerlich zum Unfall führen muss, wie z.B. Übersehen eines kreuzenden Fahrzeugs oder Bremsversagen. Die Quellen eines Fehlers oder Defektes<br />

bezeichnet das Modell als Ursprung des Fehlers. Das ist z.B. der eine Fehlentscheidung treffende Fahrer oder das Fahrzeug mit Reifendefekt. Ein Sonderfall entsteht, wenn ein klarer<br />

Zusammenhang zwischen Defekt <strong>und</strong> fehlerhafter Reparatur oder Wartung gegeben ist. In diesem Fall wäre der Reparateur selbst der Verursacher.<br />

Da Hauptziel der vorliegenden Untersuchung Entwicklung <strong>und</strong> Implementierung möglicher Präventionsmaßnahmen war, wurde zwischen folgenden Ursprüngen für Fehler unterschieden, um<br />

Vorstellungen über Art <strong>und</strong> Umfang der Zielgruppe solcher Maßnahmen zu gewinnen<br />

• Zweiradfahrer<br />

• Anderer Fahrer<br />

• Unbekannt.<br />

Außerdem wurden die Ursachen der Fehler selbst analog ermittelt, gewichtet <strong>und</strong> Fehlern zugeordnet. Entsprechende Details finden sich im Anhang.<br />

Vom European Traffic Safety Council (ETSC 1999) vorgeschlagene Kennwerte zum Vergleich der Arbeitssicherheit in unterschiedlichen Bereichen sind Unfallhäufigkeiten <strong>und</strong> Mortalitätsraten<br />

pro 100.000 Beschäftigte <strong>und</strong> pro 10 8 Arbeitsst<strong>und</strong>en. Letztere Kennzahl ermöglicht den Vergleich von Risiken unterschiedlicher Arbeitstätigkeiten. Dazu ist die Kenntnis absoluter<br />

Beschäftigtenzahlen <strong>und</strong> Arbeitszeiten im Zweiradhandel erforderlich. Sie wurden erhoben. Weiterhin war die BGHW an folgenden Daten interessiert<br />

• Art Mitarbeit des Betriebsinhabers (Voll- <strong>und</strong> Teilzeit)<br />

• Geschlecht <strong>und</strong> Voll- oder Teilzeitmitarbeit der Mitarbeiter<br />

• Alter der Mitarbeiter<br />

• Anzahl erlittener Unfälle in den letzten drei Jahren<br />

Ein Fragebogen zur Erhebung dieser Daten wurde entwickelt. Zudem wurden folgende sechs Fragen zu Sicherheitseinstellung <strong>und</strong> Risikoempfinden gestellt<br />

• Sicherheitstrainings<br />

• Tragen von Helm <strong>und</strong> Schutzkleidung<br />

• Selbsteinschätzung als Fahrer<br />

• Einschätzung der Pkw-Fahrer<br />

• Eigenrisikoeinschätzung<br />

• Empfehlung von Sicherheitsmaßnahmen.<br />

Für entsprechende Einschätzungen wurde eine Intensitätsskala mit neun Punkten verwendet (Graduierungen nicht, wenig, etwas, halbwegs, ziemlich, überwiegend <strong>und</strong> sehr), die in weiten<br />

Bereichen der Verkehrssicherheit angewendet wird (Käppler 1993). Schätzskala <strong>und</strong> Fragebogen befinden sich im Anhang.<br />

Die Anzahl der Zweiradhändler <strong>und</strong> ihrer Angestellten festzustellen ist nicht trivial. Die BGE/BGHW legt fest, dass ein fraglicher Betrieb zumindest 10 Prozent der Gesamtarbeitszeit mit dem<br />

<strong>Handel</strong> von Krafträdern, eingeschlossen Mofas <strong>und</strong> Roller, verbringt. So ergibt sich eine Betriebszahl von 2300 Stück in Deutschland. Für die Umfrage wurde ein Anteil von 30 Prozent an der<br />

Gesamtarbeitszeit zugr<strong>und</strong>e gelegt. So verblieben 1150 Zweiradbetriebe.<br />

An die Inhaber dieser Zweiradbetriebe wurden Schätzskala <strong>und</strong> Fragebogen im Januar 2002 mit anonymem Rückumschlag versandt <strong>und</strong> zwischen März <strong>und</strong> April 2002 ausgewertet. Die<br />

Rücklaufquote betrug gute 46,5 Prozent. Einige Rücksendungen waren fehlerhaft oder gar nicht ausgefüllt, so dass insgesamt 525 Fragebögen ausgewertet wurden.<br />

Die Erhebungsdaten werden nachfolgend als Häufigkeitsverteilungen dargestellt, prozentuale Anteile finden sich im Text. Alle Schätzdaten wurden statistisch verarbeitet <strong>und</strong> per Mittelwert,<br />

Standardabweichung <strong>und</strong> Median parametrisiert, da eine ausreichende Anzahl von Daten vorlag <strong>und</strong> die Daten normal verteilt waren. Den Ergebnissen der Unfallanalyse sind zunächst<br />

folgende deskriptive Daten in dieser Reihenfolge vorangestellt<br />

• Tageszeit der registrierten Unfälle in vollen St<strong>und</strong>en<br />

• Dito Jahreszeit nach Monaten<br />

• Dito Zweck der Fahrt (Weg zur Arbeit, Probefahrt, Dienstfahrt, Pause)<br />

• Art der beteiligten Zweiradfahrzeuge (Motorrad, Roller, Mofa, Moped)<br />

• Alter der verunfallten Zweiradfahrer in acht Klassen<br />

• Vorhandensein von Schutzkleidung bei den betroffenen Fahrern<br />

• Schwere der erlittenen Verletzungen nach dem fünftklassigen, gängigen Verfahren zu Flugunfalluntersuchungen (ohne, kaum, leicht, schwer, tödlich).<br />

Die nachfolgenden Abbildungen zeigen Hauptfehler <strong>und</strong> Fehler 2. sowie 3. Ordnung nacheinander als Histogramme, jeweils ergänzt durch die zugehörigen Fehlerursprünge (Zweiradfahrer<br />

usw.) sowie Fehlerursachen (Regen, Schnee, Glätte usw.). Die Abbildungen sind in Dreiergruppen so geordnet, dass dem Hauptfehler mit Ursprung <strong>und</strong> Ursachen die Fehler 2. Ordnung mit<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de<br />

Ursprung <strong>und</strong> Ursachen folgen, dann die Fehler 3. Ordnung mit Ursprung <strong>und</strong> Ursachen. Waren keine Daten verfügbar oder wurde keine Ursache gef<strong>und</strong>en, ist dies als <strong>Seite</strong> unbekannt 3 vermerkt. / <strong>32</strong>


• Tageszeit der registrierten Unfälle in vollen St<strong>und</strong>en<br />

• Dito Jahreszeit nach Monaten<br />

• Dito Zweck der Fahrt (Weg zur Arbeit, Probefahrt, Dienstfahrt, Pause)<br />

• Art der beteiligten Zweiradfahrzeuge (Motorrad, Roller, Mofa, Moped)<br />

• Alter der verunfallten Zweiradfahrer in acht Klassen<br />

• Vorhandensein von Schutzkleidung bei den betroffenen Fahrern<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

• Schwere der erlittenen Verletzungen nach dem fünftklassigen, gängigen Verfahren zu Flugunfalluntersuchungen (ohne, kaum, leicht, schwer, tödlich).<br />

Die nachfolgenden Abbildungen zeigen Hauptfehler <strong>und</strong> Fehler 2. sowie 3. Ordnung nacheinander als Histogramme, jeweils ergänzt durch die zugehörigen Fehlerursprünge (Zweiradfahrer<br />

usw.) sowie Fehlerursachen (Regen, Schnee, Glätte usw.). Die Abbildungen sind in Dreiergruppen so geordnet, dass dem Hauptfehler mit Ursprung <strong>und</strong> Ursachen die Fehler 2. Ordnung mit<br />

Ursprung <strong>und</strong> Ursachen folgen, dann die Fehler 3. Ordnung mit Ursprung <strong>und</strong> Ursachen. Waren keine Daten verfügbar oder wurde keine Ursache gef<strong>und</strong>en, ist dies als unbekannt vermerkt.<br />

2.2 Ergebnisse<br />

2.2.1 Tageszeit<br />

Die Anzahl der Unfälle über der Uhrzeit des Unfalls zeigt Abbildung 2. Acht<strong>und</strong>zwanzig Prozent der Unfälle geschahen im Berufsverkehr zwischen 8 <strong>und</strong> 9 Uhr morgens, 33 Prozent zwischen<br />

11 <strong>und</strong> 14 h bei Probefahrten <strong>und</strong> in der Mittagspause <strong>und</strong> 15 Prozent zwischen 16 <strong>und</strong> 17 h wiederum im Berufsverkehr. Nachts zwischen 21 <strong>und</strong> 7 Uhr geschahen keine meldepflichtigen<br />

Unfälle.<br />

Abbildung 2: Uhrzeit <strong>und</strong> Anzahl von Zweiradunfällen 2000<br />

2.2.2 Monat<br />

Die Anzahl der Unfälle verteilt über die 12 Monate des Jahres 2000 zeigt Abbildung 3. Im Winter werden kaum Zweiräder gefahren, der Januar war ohne meldepflichtige Unfälle, im Februar<br />

geschah einer. 11 Prozent der Unfälle geschahen im März, 35 Prozent in Mai <strong>und</strong> Juni sowie August je 22 Prozent, die unfallhäufigsten Monate des Jahres. 20 Prozent der Unfälle ereigneten<br />

sich im Herbst <strong>und</strong> Winter 2000 zwischen September <strong>und</strong> Dezember mit einem Hoch im Oktober. Der geringe Anteil von April <strong>und</strong> Juli lässt sich auf Ferienzeiten zurückführen.<br />

Abbildung 3: Monat <strong>und</strong> Anzahl von Zweiradunfällen 2000<br />

2.2.3 Unfallfahrt<br />

Den Zweck der Fahrt, während der ein Unfall geschah, zeigt Abbildung 4. Fast die Hälfte, nämlich 46 Prozent der Unfälle in 2000, ereigneten sich auf dem Weg zur Arbeit (hier gemeint ist zur<br />

Arbeit <strong>und</strong> nach Hause) <strong>und</strong> deutlich mehr als ein Drittel, immerhin 39 Prozent, auf Probefahrten. Das sind 85 Prozent der registrierten Unfälle. Nur 11 Prozent geschahen während der<br />

Mittagspause <strong>und</strong> nur einer auf einer Dienstfahrt.<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 4 / <strong>32</strong>


Mittagspause <strong>und</strong> nur einer auf einer Dienstfahrt.<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 4: Unfallfahrt<br />

2.2.4 Art der Zweiräder<br />

Die Art der beteiligten Zweiradfahrzeuge zeigt Abbildung 5. Immerhin drei Viertel waren Motorräder (72 Prozent der verunfallten Zweiräder), 17 Prozent waren Motorroller, 7 Prozent Mofas <strong>und</strong><br />

nur 4 Prozent Mopeds.<br />

Abbildung 5: Art der verunfallten Zweiräder<br />

2.2.5 Alter der Zweiradfahrer<br />

Das Alter der verunfallten Zweiradfahrer zeigt Abbildung 6. Es betrug im Mittel 34 Jahre <strong>und</strong> verteilt sich auf die Altersklassen wie folgt:<br />

• 11 Prozent unter 18 Jahre<br />

• 15 Prozent zwischen 18 <strong>und</strong> 25 Jahre<br />

• 20 Prozent zwischen 26 <strong>und</strong> <strong>32</strong> Jahre<br />

• 22 Prozent zwischen 33 <strong>und</strong> 39 Jahre<br />

• 17 Prozent zwischen 40 <strong>und</strong> 46 Jahre<br />

• 4 Prozent zwischen 47 <strong>und</strong> 53 Jahre<br />

• 7 Prozent zwischen 54 <strong>und</strong> 60 Jahre<br />

• 4 Prozent zwischen 61 <strong>und</strong> 67 Jahre.<br />

Ältere verunfallte Zweiradfahrer waren nicht betroffen.<br />

Anders als in der B<strong>und</strong>esstatistik zum Straßenverkehr liegt der Schwerpunkt der hier gemeldeten Fahrer in den Altersgruppen zwischen 26 <strong>und</strong> 39 Jahren, <strong>und</strong> nicht bei jungen Fahrern bis 25.<br />

Diese Zahlen werden an den Beschäftigtenzahlen selbst gespiegelt, um zu einer absoluten Einschätzung gelangen zu können, siehe unten.<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 5 / <strong>32</strong>


• 4 Prozent zwischen 47 <strong>und</strong> 53 Jahre<br />

• 7 Prozent zwischen 54 <strong>und</strong> 60 Jahre<br />

• 4 Prozent zwischen 61 <strong>und</strong> 67 Jahre.<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Ältere verunfallte Zweiradfahrer waren nicht betroffen.<br />

Anders als in der B<strong>und</strong>esstatistik zum Straßenverkehr liegt der Schwerpunkt der hier gemeldeten Fahrer in den Altersgruppen zwischen 26 <strong>und</strong> 39 Jahren, <strong>und</strong> nicht bei jungen Fahrern bis 25.<br />

Diese Zahlen werden an den Beschäftigtenzahlen selbst gespiegelt, um zu einer absoluten Einschätzung gelangen zu können, siehe unten.<br />

Abbildung 6: Alter <strong>und</strong> Anzahl der verunfallten Zweiradfahrer<br />

2.2.6 Tragen von Schutzkleidung<br />

Das Tragen von Schutzkleidung ist eine wesentliche Maßnahme zur Minderung von Unfallfolgen. Aufgr<strong>und</strong> der vorliegenden Daten zum Thema Schutzkleidung konnte nicht zwischen der<br />

Nutzung von Helm, Schuhen oder Kombination unterschieden werden.<br />

Das Vorhandensein irgendeiner Art von Schutzkleidung während des Unfalles, <strong>und</strong> sei es nur ein Schutzhelm, zeigt Abbildung 7. Nur 46 Prozent trugen zumindest einen Helm. Die Angaben<br />

über das Tragen von Schutzkleidung sind unvollständig, immerhin wurden in 39 Prozent der Unfälle keine Angaben gemacht.<br />

Die genaue Durchsicht zeigte, dass 17 Prozent der verunfallten gar keinen Helm getragen haben <strong>und</strong> kaum Zweifel bestehen, dass Fahrer ohne Angaben der Gruppe ohne Schutzkleidung<br />

zuzurechnen sind. So bliebe die alarmierende Feststellung, dass mehr als die Hälfte der Fahrer, 56 Prozent, ohne Schutzhelm <strong>und</strong> ohne Schutzkleidung verunfallten.<br />

Später durchgeführte Interviews <strong>und</strong> Befragungen bestätigten dieses Fehlverhalten <strong>und</strong> zeigten, dass dies den Betroffenen durchaus bewusst ist. Begründungen dafür liegen im Zeitmangel.<br />

Das Anlegen einer kompletten Kombi erfordere 15 bis 30 auf die Arbeitszeit entfallende Minuten <strong>und</strong> sei für eine kurze Probefahrt unzumutbar. Allerdings ist das Risiko natürlich hoch, <strong>und</strong> die<br />

Ausfallzeiten bei unfallbedingter Krankheit werden allenthalben beklagt.<br />

Abbildung 7: Tragen von Schutzkleidung<br />

2.2.7 Schwere der Verletzungen<br />

Wirklich kostenträchtige Unfallfolgen sind aus Versicherersicht die Krankheitskosten. Die Schwere der unfallbedingt erlittenen Verletzungen zeigt Abbildung 8. Ohne Verletzungen blieb in<br />

einem meldepflichtigen Unfall kein Zweiradfahrer. Zwei<strong>und</strong>zwanzig Prozent der Zweiradfahrer wurden kaum (arbeitsunfähig bis zu 3 Tagen), 57 Prozent leicht verletzt. Das bedeutet: Mehr als<br />

die Hälfte der Verunfallten war bis zu 8 Wochen arbeitsunfähig. Fünfzehn Prozent wurden schwer verletzt <strong>und</strong> wurden im betrachteten Zeitraum nicht mehr arbeitsfähig. Sieben Prozent der<br />

Fahrer wurden tödlich verletzt, das sind drei Fahrer in 46 Unfällen.<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 6 / <strong>32</strong>


einem meldepflichtigen Unfall kein Zweiradfahrer. Zwei<strong>und</strong>zwanzig Prozent der Zweiradfahrer wurden kaum (arbeitsunfähig bis zu 3 Tagen), 57 Prozent leicht verletzt. Das bedeutet: Mehr als<br />

die Hälfte der Verunfallten war bis zu 8 Wochen arbeitsunfähig. Fünfzehn Prozent wurden schwer verletzt <strong>und</strong> wurden im betrachteten Zeitraum nicht mehr arbeitsfähig. Sieben Prozent der<br />

Fahrer wurden tödlich verletzt, das sind drei Fahrer in 46 Unfällen.<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 8: Schwere der erlittenen Verletzungen<br />

2.2.8 Unfallursachen: Fehler, Ursprünge & Fehlerursachen<br />

Hauptfehler<br />

Ein Hauptfehler führt zum Unfall. Art <strong>und</strong> Häufigkeit zeigt Abbildung 9. Mangelhaftes Erkennen von Position, Art <strong>und</strong> Geschwindigkeit des Zweirades durch andere Verkehrsteilnehmer war in 7<br />

Prozent der Unfälle Hauptfehler. In 59 Prozent aller Unfälle war die Verletzung von Vorschriften in Form zu schnellen Fahrens oder Missachtens der Vorfahrt durch andere Verkehrsteilnehmer<br />

Hauptfehler, der zum Unfall führte.<br />

In 15 Prozent wurden Risiken z.B. durch Eis <strong>und</strong> Schnee oder zu hohe Fahrgeschwindigkeit in Kurven falsch eingeschätzt <strong>und</strong> nur in 9 Prozent der Unfälle waren technische Defekte<br />

Hauptunfallursache, dann in der Regel auf Probefahrt nach einer Reparatur.<br />

Fehlhandlungen im Sinne mangelhafter Handhabung von Notfallprozeduren eines Unfallbeteiligten (z.B. nicht gekonntes Umfahren von Hindernissen oder Sturz beim Notbremsen),<br />

Fehlerhafte Modelle <strong>und</strong> Vorstellungen über fahrtechnische Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen im Umgang mit einem Zweirad (z.B. gleichzeitiges Bremsen <strong>und</strong> Lenken in Kurven bei Glätte) sowie<br />

unbekannt wurden nicht identifiziert.<br />

Abbildung 9: Hauptfehler der untersuchten Unfälle<br />

Ursprünge der Hauptfehler<br />

Welche Ursprünge haben diese Fehler? Die erstaunliche Antwort zeigt Abbildung 10. Der verunfallte Zweiradfahrer war nur in 39 Prozent der Fälle selbst Verursacher, andere Fahrzeugführer,<br />

in der Regel Pkw-Fahrer, jedoch in 61 Prozent. In sechs Fällen ließen sich Verursacher nicht zuverlässig ermitteln.<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 7 / <strong>32</strong>


Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 10: Ursprünge der Hauptfehler<br />

Ursachen der Hauptfehler<br />

Welches waren die Ursachen für diese Fehler? Die Antwort gibt Abbildung 11. In 76 Prozent der analysierten Unfälle war übersteigertes Sicherheitsempfinden die Ursache für den Hauptfehler.<br />

Pkw-Fahrer fühlen sich sicher <strong>und</strong> halten selbst beim Einbiegen in Hauptstraßen nicht, Motorradfahrer fühlen sich auch bei überhöhter Geschwindigkeit oder Eis <strong>und</strong> Schnee kompetent.<br />

Wartungsmängel, fehlerhafte Reparatur oder Umweltbedingungen (Eis oder Schnee, Öl) waren nur in 13 Prozent Fehlerursachen.<br />

Unerfahrenheit, Unaufmerksamkeit, mangelhafte Fähigkeiten z.B. beim Notbremsen oder Ausweichen sowie Kommunikationsmängel wie z.B. Unterlassen des Blinkens beim Abbiegen<br />

spielten keine Rolle.<br />

Abbildung 11: Ursachen der Hauptfehler<br />

Fehler 2. Ordnung<br />

Ein Fehler 2. Ordnung muss nicht zum Unfall führen. Er trägt zum Entstehen des Unfalls bei oder verschlimmert die Folgen, hätte den Unfall allein aber kaum verursacht. Art <strong>und</strong> Häufigkeit<br />

dieser Fehler zeigt Abbildung 12. Mangelhaftes Erkennen des Zweirades (in der Regel auf einer Vorfahrtstraße <strong>und</strong> zumeist im Kreuzungsbereich oder Einbiegen in eine vorfahrtberechtigte<br />

Straße) durch andere Verkehrsteilnehmer war Fehler in 65 Prozent der Unfälle. Die restlichen Fehler waren gleichmäßig verteilt.<br />

Abbildung 12: Fehler 2. Ordnung<br />

Ursprünge der Fehler 2. Ordnung<br />

Die Ursprünge von Fehler 2. Ordnung zeigt Abbildung 13. Auch hier das bekannte Bild: Der verunfallte Zweiradfahrer war selbst nur in 37 Prozent der Unfälle Fehlerquelle, andere<br />

Verkehrsteilnehmer dagegen zu 63 Prozent.<br />

Dies verdeutlicht die schwache Position der Zweiradfahrer in Unfallsituationen. Nachdem z.B. ein Pkw-Fahrer den Unfall verursacht hat, trägt er auch noch wesentlich zur Schwere der Folgen<br />

bei, die in der Regel Zweiradfahrer zu erleiden haben. Es stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten Zweiradfahrern im Sinne von Prävention überhaupt bleiben.<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 8 / <strong>32</strong>


Abbildung 12: Fehler 2. Ordnung<br />

Ursprünge der Fehler 2. Ordnung<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Die Ursprünge von Fehler 2. Ordnung zeigt Abbildung 13. Auch hier das bekannte Bild: Der verunfallte Zweiradfahrer war selbst nur in 37 Prozent der Unfälle Fehlerquelle, andere<br />

Verkehrsteilnehmer dagegen zu 63 Prozent.<br />

Dies verdeutlicht die schwache Position der Zweiradfahrer in Unfallsituationen. Nachdem z.B. ein Pkw-Fahrer den Unfall verursacht hat, trägt er auch noch wesentlich zur Schwere der Folgen<br />

bei, die in der Regel Zweiradfahrer zu erleiden haben. Es stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten Zweiradfahrern im Sinne von Prävention überhaupt bleiben.<br />

Abbildung 13: Ursprünge der Fehler 2.Ordnung<br />

Ursachen der Fehler 2. Ordnung<br />

Die Ursachen für diese Fehler zeigt Abbildung 14. In 61 Prozent der Unfälle war Unaufmerksamkeit Ursache. Die anderen Ursachen fallen dagegen ab<br />

• Umweltbedingungen wie Eis oder Schnee, Öl (9 Prozent)<br />

• Kommunikationsmängel (nicht geblinkt)<br />

• Unerfahrenheit sehr junger Zweiradfahrer (4 Prozent)<br />

• übersteigertes Sicherheitsempfinden mancher Motorradfahrer (13 Prozent).<br />

Abbildung 14: Ursachen der Fehler 2.Ordnung<br />

Fehler 3. Ordnung<br />

Ein Fehler 3. Ordnung beschreibt einen nachrangigen Fehler, der Unfallfolgen wahrscheinlich verschärft, den Unfallhergang aber nicht wirklich beeinflusst. Art <strong>und</strong> Häufigkeit dieser Fehler<br />

zeigt Abbildung 15.<br />

Wenn Motorradfahrer zu schnell oder ohne Schutzkleidung unterwegs sind, ist dies ein deutlicher Hinweis auf eine fehlerhafte Einschätzung des eigenen Risikos. Das war in 41 Prozent der<br />

Unfälle so. In 33 Prozent der Fälle verhinderten Fehlhandlungen der Zweiradfahrer (Notbremsen oder Ausweichen) den Unfall nicht, sondern vergrößerten eher den Schaden. Manche<br />

Motorradfahrer leiten offensichtlich Notmaßnahmen ein, die sie gar nicht beherrschen.<br />

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Motorradfahrer leiten offensichtlich Notmaßnahmen ein, die sie gar nicht beherrschen.<br />

2.2.9 Umfrageergebnisse<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 15: Fehler 3. Ordnung<br />

Ursprünge der Fehler 3. Ordnung<br />

Die Ursprünge der Fehler 3. Ordnung zeigt Abbildung 16. Verursacher dieser Fehler waren die Zweiradfahrer selbst zu 65 Prozent, in 6 Prozent der Fälle ließ sich ein Verursacher nicht<br />

festmachen.<br />

Abbildung 16: Ursprünge der Fehler 3. Ordnung<br />

Ursachen der Fehler 3. Ordnung<br />

Die Ursachen für die Fehler 3. Ordnung zeigt Abbildung 17. In 30 Prozent der Unfälle war übersteigertes Sicherheitsempfinden die Ursache von Fehler 3, Fahrer glauben ihr Motorrad auch im<br />

Notfall im Griff zu haben. Aber: Notbremsungen wurden nicht gekonnt <strong>und</strong> mangelhafte Fähigkeiten vergrößerten den Schaden (26 Prozent). Unerfahrenheit (15 Prozent) <strong>und</strong><br />

Unaufmerksamkeit (9 Prozent) spielten dagegen eine untergeordnete Rolle.<br />

Abbildung 17: Ursachen der Fehler 3. Ordnung<br />

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Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 17: Ursachen der Fehler 3. Ordnung<br />

2.2.9 Umfrageergebnisse<br />

Mitarbeiterzahlen, Arbeitszeit & Gender<br />

Tabelle 1 <strong>und</strong> Abbildung 18 zeigen absolute <strong>und</strong> relative Häufigkeiten einiger Kenngrößen zu den Betrieben sowie Mitarbeiterzahlen, Arbeitszeit <strong>und</strong> Frauenanteil bzw Gender.<br />

absolute Häufigkeit relative Häufigkeit<br />

Betriebe insgesamt 2.300 100,0%<br />

Betriebe angeschrieben 1.150 50,0%<br />

Fragebogen-Rücklauf 535 46,5%<br />

Betriebe ohne Angestellte - 21,5%<br />

Beschäftigte insgesamt hochgerechnet 8.311 100,0%<br />

... davon Inhaber - 28,0%<br />

... davon Angestellte insgeamt - 72,0%<br />

... davon Vollzeitangestellte - 58,4%<br />

... davon Teilzeitangestellte - 13,6%<br />

... davon Frauen - 19,4%<br />

Tabelle 1: Absolute <strong>und</strong> relative Häufigkeit einiger Kenngrößen<br />

Abbildung 18: Anzahl, Arbeitszeit <strong>und</strong> Geschlecht der Versicherten<br />

Insgesamt wurden 1814 Mitarbeiter erfasst, 508 Inhaber, 1060 Angestellte, 246 Teilzeitangestellte. Davon waren 342 Frauen. Diese Zahlen wurden auf alle existierenden Betriebe (2300<br />

Stück) hochgerechnet unter der Annahme, dass in der Zwischenzeit keine wesentlichen Strukturveränderungen stattgef<strong>und</strong>en haben.<br />

Tut man dies, so ergibt sich eine beachtliche Beschäftigtenzahl von über 8.000, 58 Prozent davon sind Vollzeitangestellte, 14 Prozent teilzeitbeschäftigt. Der Frauenanteil beträgt beachtliche 19<br />

Prozent. Nota bene: Immerhin sind 28 Prozent der "Mitarbeiter" auch Inhaber ihrer Firma.<br />

22 Prozent der Betriebe haben gar keine Angestellten, der Inhaber arbeitet allein.<br />

Altersstruktur <strong>und</strong> Unfallrisiko der Belegschaft<br />

Abbildung 19 <strong>und</strong> Tabelle 2 zeigen die Altersstruktur der Belegschaft im Zweiradhandel. Der Löwenanteil entfällt mit <strong>32</strong> Prozent auf die <strong>32</strong>- bis 39-jährigen. Nur 4 Prozent sind unter 18 Jahren,<br />

in der Regel Auszubildende, <strong>und</strong> nur 14 Prozent sind älter als 46 Jahre. Es handelt sich also um eine recht junge Belegschaft.<br />

Nun kann man die erhobene prozentuale Verteilung der Altersgruppen innerhalb der Belegschaft mit den Unfalldaten des Jahres 2000 vergleichen (siehe oben), um festzustellen, welche<br />

Altersgruppen überrepräsentiert sind <strong>und</strong> demzufolge ein überdurchschnittliches Unfallrisiko haben.<br />

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Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 19: Alter der Mitarbeiter<br />

Die Tabelle 2 zeigt, dass die unter 18-jährigen mit 4,3 Prozent zu 10,9 Prozent ein zweieinhalbfach höheres Wegeunfallrisiko als der Durchschnitt haben, ebenfalls die über 60-jährigen (siehe<br />

jeweils Spalten zwei <strong>und</strong> drei der Tabelle). Unterrepräsentiert bei den Unfällen ist die leistungsstarke <strong>und</strong> größte Gruppe der <strong>32</strong>- bis 39-jährigen. Deren Unfallrisiko ist ein Drittel unter<br />

Durchschnitt. Ein nur halb so großes Risiko wie der Durchschnitt haben die erfahrenen <strong>und</strong> vermutlich vorsichtigeren 47- bis 53- jährigen.<br />

relative Häufigkeit<br />

unter 18 Jahren 4,3% 10,9%<br />

18-25 Jahre 16,4% 15,2%<br />

26-<strong>32</strong> Jahre 17,8% 19,6%<br />

33-39 Jahre <strong>32</strong>,0% 21,7%<br />

40-46 Jahre 19,5% 17,4%<br />

47-53 Jahre 8,4% 4,3%<br />

54-60 Jahre 3,6% 6,5%<br />

61-67 Jahre 1,8% 4,3%<br />

Wegeunfallhäufigkeit<br />

Tabelle 2: Alter <strong>und</strong> Anzahl der Mitarbeiter sowie deren Wegeunfallhäufigkeit<br />

Mitarbeit der Betriebsinhaber<br />

Abbildung 20 zeigt die Häufigkeit der Mitarbeit von Inhabern im eigenen Betrieb, das sind 506 von 508 <strong>und</strong> 87 Prozent in Vollzeit. Nur zwei der befragten Inhaber sind nicht selbst in ihrem<br />

Unternehmen tätig.<br />

Abbildung 20: Mitarbeit der Betriebsinhaber<br />

Betriebsgrößen<br />

Die erhobene Betriebsgröße anhand der Anzahl der Mitarbeiter im Einzelhandel Zweirad zeigt Abbildung 21. 508 Betriebe wurden erfasst. In 115 Betrieben oder 23 Prozent arbeitet der Chef<br />

allein, in weiteren 117 oder 23 Prozent gibt es einen Angestellten, oft Frau oder Tochter in der Buchführung. Insgesamt 2 Betriebsangehörige war die am häufigsten genannte Mitarbeiterzahl.<br />

Damit haben fast 50 Prozent der Betriebe maximal zwei Mitarbeiter. Nur 10 Prozent der Betriebe haben mehr als sechs Angestellte, 6 Prozent mehr als acht. Mit anderen Worten: drei Viertel der<br />

Betriebe haben maximal 4 Mitarbeiter, mithin Kleinbetriebe.<br />

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Damit haben fast 50 Prozent der Betriebe maximal zwei Mitarbeiter. Nur 10 Prozent der Betriebe haben mehr als sechs Angestellte, 6 Prozent mehr als acht. Mit anderen Worten: drei Viertel der<br />

Betriebe haben maximal 4 Mitarbeiter, mithin Kleinbetriebe.<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 21: Betriebsgröße anhand der Anzahl der Mitarbeiter im Einzelhandel Zweirad<br />

Unfall- <strong>und</strong> Mortalitätsraten von Zweiradfahrern<br />

Tabelle 3 zeigt Unfall- <strong>und</strong> Mortalitätsraten von Zweiradfahrern im Einzelhandel während der Arbeit. Die offizielle Statistik zeigt eine Straßenverkehrsunfallrate von 72 Unfällen pro 1000<br />

Versicherter für das Jahr 2000. Das ist vergleichsweise hoch. Dagegen ist die Rate der Wegeunfälle in 2000 mit 6 Unfällen auf 1000 Versicherte vergleichsweise niedrig. Hier ist die<br />

Fehlerquote von 16 Prozent zu berücksichtigen, <strong>und</strong> so verbleibt die Rate immer noch unter 10.<br />

Die Mortalität der Beschäftigten im Zweiradhandel beträgt 62 bezogen auf Personenst<strong>und</strong>en. Vergleichsweise ist Pkw fahren oder zu Fuß gehen (30) oder Fliegen (37) nur halb so riskant.<br />

Motorradfahren selbst ist für alle Motorradfahrer mit 500 fast zehnmal so riskant, Fahrradfahren mit 90 ähnlich gefährlich wie die Fahrt mit dem motorisierten Zweirad zur Arbeit oder in der<br />

Pause. Noch ein paar Vergleichszahlen: Im Haushalt beträgt die Kennziffer nur 3, für das Fahren mit Bus <strong>und</strong> Bahn nur 2. Die Arbeit am Bau dagegen oder bei der Bahn ist mit 5 schon relativ<br />

riskant.<br />

Straßenverkehrsunfallrate pro 100 Versicherte 7,2%<br />

Wegeunfallrate pro 100 Versicherte 0,6%<br />

Mortalität Wegeunfalle pro 100.000 Versicherte 36<br />

Mortalität Wegeunfälle pro 10 8 Personenst<strong>und</strong>en 62<br />

Tabelle 3: Unfall- <strong>und</strong> Mortalitätsraten von Zweiradfahrern im Einzelhandel<br />

Einschätzungen<br />

Neben der Erhebung statistischer Daten wurden in der Befragungsaktion die Inhaber der Betriebe gebeten, ihre persönlichen Einschätzungen zu einer Reihe von Fragen auf einer Schätzskala<br />

zu geben (siehe Fragebogen im Anhang). Die Ergebnisse zeigt Abbildung 22.<br />

Abbildung 22: Einschätzungen zu den Fragen 1 bis 6<br />

Sicherheitstrainings wurden für überwiegend nützlich (Mittelwert 5,9 Punkte) gehalten, jedoch gehen die Meinungen hier weit, wie die Standardabweichung von fast 2 Skalenpunkten zeigt,<br />

Meinungsverschiedenheiten, die dieses Thema offensichtlich hervorruft.<br />

Das Tragen von Helm <strong>und</strong> Schutzkleidung wird sehr einheitlich für sehr sinnvoll (7,2 Punkte) gehalten. Es bleibt auch hier die Frage unbeantwortet, wieso dies dann nicht auch gemacht wird,<br />

ein erneuter Hinweis darauf, dass auch bei zentralen Sicherheitsbelangen Wissen <strong>und</strong> Verhalten kaum korrelieren.<br />

Einheitlich <strong>und</strong> deutlich sehen sich die Zweiradfahrer selbst als überwiegend gute (5,6 Punkte) Fahrer. Pkw-Fahrer werden dagegen nur als halbwegs gute (4,1 Punkte) Fahrer gesehen. Hoch<br />

ist die Korrelation zwischen der eigenen Qualität als Zweiradfahrer <strong>und</strong> der Einschätzung des eigenen Risikos. Dieses Risiko wird fast ebenso hoch eingeschätzt (5,2 Punkte) wie die eigene<br />

Kompetenz, obwohl die Meinungen etwas auseinander gehen (Standardabweichung 1,6 Punkte).<br />

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Die letzte Frage galt der Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen. Die Inhaber werden ihren Mitarbeitern die Beachtung solcher Maßnahmen sehr empfehlen (6,9 Punkte), <strong>und</strong> hier ist die<br />

Meinung einhellig (0,8 Punkte).


Sicherheitstrainings wurden für überwiegend nützlich (Mittelwert 5,9 Punkte) gehalten, jedoch gehen die Meinungen hier weit, wie die Standardabweichung von fast 2 Skalenpunkten zeigt,<br />

Meinungsverschiedenheiten, die dieses Thema offensichtlich hervorruft.<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Das Tragen von Helm <strong>und</strong> Schutzkleidung wird sehr einheitlich für sehr sinnvoll (7,2 Punkte) gehalten. Es bleibt auch hier die Frage unbeantwortet, wieso dies dann nicht auch gemacht wird,<br />

ein erneuter Hinweis darauf, dass auch bei zentralen Sicherheitsbelangen Wissen <strong>und</strong> Verhalten kaum korrelieren.<br />

Einheitlich <strong>und</strong> deutlich sehen sich die Zweiradfahrer selbst als überwiegend gute (5,6 Punkte) Fahrer. Pkw-Fahrer werden dagegen nur als halbwegs gute (4,1 Punkte) Fahrer gesehen. Hoch<br />

ist die Korrelation zwischen der eigenen Qualität als Zweiradfahrer <strong>und</strong> der Einschätzung des eigenen Risikos. Dieses Risiko wird fast ebenso hoch eingeschätzt (5,2 Punkte) wie die eigene<br />

Kompetenz, obwohl die Meinungen etwas auseinander gehen (Standardabweichung 1,6 Punkte).<br />

Die letzte Frage galt der Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen. Die Inhaber werden ihren Mitarbeitern die Beachtung solcher Maßnahmen sehr empfehlen (6,9 Punkte), <strong>und</strong> hier ist die<br />

Meinung einhellig (0,8 Punkte).<br />

2.3 Zusammenfassung & Folgerungen<br />

Zusammengefasst kann folgendes Zwei Drittel Unfallszenario für motorisierte Zweiradfahrer auf dem Weg von <strong>und</strong> zur Arbeit, in Pausen oder auf Probe- <strong>und</strong> Dienstfahrten gelten:<br />

• Unfallart zu zwei Dritteln Kollisionen<br />

• Unfallursache zu zwei Dritteln Missachtung der Vorfahrt des Zweirades<br />

• Unfallverursacher zu zwei Dritteln Pkw- oder Lkw-Fahrer<br />

• Unfallort zu zwei Dritteln Kreuzung innerorts<br />

• Knapp zwei Drittel der verunfallten Zweiradfahrer sind zwischen 26 <strong>und</strong> 46 Jahre alt<br />

• Hauptkollisionstyp Queren, Einbiegen <strong>und</strong> Abbiegen eines Pkw.<br />

Zweiradfahrer werden von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen. Dies wird begünstigt durch zu schnelles Fahren <strong>und</strong> unauffällige Konturen <strong>und</strong> Kontraste der Zweiräder <strong>und</strong> ihrer Fahrer.<br />

Hauptursache scheint ein ausgeprägtes Sicherheitsgefühl der anderen Verkehrsteilnehmer zu sein, das in autodominierten Kulturen seine Ursache haben mag.<br />

Diese Ergebnisse finden sich in ähnlicher Form in anderen Studien zu Motorradunfällen in Deutschland (Brendicke & Forke 1999; Kramlich 2002; Rauscher 2005). Der Vergleich dieser<br />

Ergebnisse zeigt allerdings auch, dass motorisierte Zweiradfahrer auf dem Weg zur Arbeit oder in Pausen <strong>und</strong> auf Probe- <strong>und</strong> Dienstfahrten deutlich weniger unfallgefährdet sind als alle<br />

anderen auf anderen Fahrten.<br />

3. Vergleich & Auswahl von Präventionsmassnahmen<br />

Welche Präventionsmaßnahmen können aus den Ergebnissen dieser Studie abgeleitet werden? Da Autofahrern Einwirkungsmöglichkeiten im vorliegenden Fall naturgemäß entzogen sind,<br />

sind andere Maßnahmen angezeigt. Mehrere solcher Maßnahmen sind denkbar.<br />

Zunächst sollten Zweiradfahrer natürlich selbst <strong>und</strong> aus eigenem Interesse regelkonform <strong>und</strong> situationsangemessen fahren. Dies betrifft besonders das leidige Thema überhöhte<br />

Geschwindigkeit. Darauf kann in speziellen Veranstaltungen <strong>und</strong> Kampagnen hingewiesen werden. Es bieten sich Angebote zu kostenfreien Sicherheitstrainings in Zusammenarbeit mit dem<br />

DVR an. Ein Manko ist die überraschend hohe Einschätzung der eigenen Kompetenz gespiegelt an der Häufigkeit, mit der Notbrems- oder Ausweichvorgänge nicht den erhofften Erfolg<br />

bringen. Auch hier können Sicherheitstrainings möglicherweise positiv wirken.<br />

Es gilt natürlich in Sonderheit zu prüfen, ob motorisierte Zweiradfahrer im eigenen Interesse zumindest während Probe- oder Dienstfahrten Sicherheitskleidung <strong>und</strong> Helm tragen, die<br />

vorliegenden Untersuchungsergebnisse zeigen hier kaum akzeptables Verhalten. Auch dies kann in Kampagnen <strong>und</strong> Sicherheitstrainings verstärkt therapiert werden.<br />

Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf, dass die Erhöhung der Auffälligkeit von Motorrädern für andere Verkehrsteilnehmer zentrales Ziel von Prävention sein kann. Damit können das<br />

Übersehen <strong>und</strong> Fehler bei der Einschätzung der Fahrgeschwindigkeit durch andere verringert werden.<br />

Hier kann etwas getan werden. Die Sichtbarkeit der Zweiräder selbst scheint verbesserungsfähig. Unscharfe Konturverläufe des Zweirades im dichten Straßenverkehr gepaart mit für andere<br />

Fahrzeugführer unerwartet hohen Fahrgeschwindigkeiten begünstigen das Übersehen. Es kann für nichtschwarze Fahrzeuge geworben werden. Dabei wird an signalfarbene Fahrzeuge mit<br />

innewohnendem Kontrast z.B. in Leuchtfarben gedacht.<br />

Ähnliches trifft auf die Bekleidung der Motorradfahrer zu. Die Modefarbe ist schwarz, auch für Helme. Das ist aus Sicherheitserwägungen nicht sinnvoll. Kontrastreiche Kleidung oder Helme<br />

mit Signalfarben können hier Verbesserungen darstellen. Natürlich sollen darüber hinaus Motorradfahrer selbst zu sicherheitskonformem Verhalten angehalten werden.<br />

Zur Annäherung an das Ziel Prävention wurden unterschiedliche Maßnahmen in einer weiteren Studie verglichen <strong>und</strong> evaluiert:<br />

1. Motorrad-Sicherheitstrainings<br />

2. Signalfarben Motorräder<br />

3. Tagfahrlicht<br />

4. Bekleidung in Signalfarben.<br />

Diese Maßnahmen werden in diesem Kapitel dargestellt, diskutiert <strong>und</strong> evaluiert hinsichtlich<br />

• Akzeptanz <strong>und</strong> Durchführbarkeit<br />

• Kosten<br />

• Wirksamkeit.<br />

3.1 Motorrad-Sicherheitstrainings<br />

Zunächst steht als Präventionsmaßnahme das Motorrad-Sicherheitstraining nach den Richtlinien des Deutschen Verkehrssicherheitsrates DVR im Blickpunkt, wurde es doch<br />

wesentlich mit Hilfe von Mitteln der <strong>Berufsgenossenschaft</strong>en entwickelt. Es geht davon aus, dass die Kombination von Mensch, Motorrad <strong>und</strong> Straße hohe Anforderungen an<br />

Informationsverarbeitung <strong>und</strong> Fahrzeugbeherrschung stellt <strong>und</strong> gilt deswegen Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten zum Beherrschen eines motorisierten Zweirades, wie:<br />

• Optimales Bremsen<br />

• Kurventechnik<br />

• Ausweichen <strong>und</strong> Spurwechsel.<br />

Wichtig seien Blicktechnik <strong>und</strong> das praktische Probieren des theoretisch Erlernten. Damit liegen die Trainingsschwerpunkte bei Maschinenbeherrschung <strong>und</strong> dem Erfahren von<br />

Fahrgrenzen. Das Tragen von Schutzbekleidung <strong>und</strong> defensives Fahren werden zwar propagiert, bleiben aber vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Zieles Fahrspaß eher unscharf oder<br />

sehen sich gar konterkariert. Die Erhöhung der optischen Auffälligkeit motorisierter Zweiräder oder der Fahrer selbst im Straßenverkehr spielt gar keine Rolle.<br />

Die <strong>Berufsgenossenschaft</strong>en unterstützen bei der Umsetzung. Jeder Versicherte kann heute an einem Sicherheitstraining teilnehmen <strong>und</strong> erhält dafür einen Gutschein in Höhe<br />

von 50 € - als Vielfahrer oder Azubi 75 € - von der BGHW, für das der Arbeitgeber oft sogar vom Dienst freistellt: Insgesamt ein sehr attraktives <strong>und</strong> zu empfehlendes Angebot.<br />

Da diese Sicherheitstrainings das in Frage stehende Problemfeld Auffälligkeit aber kaum angehen, erscheinen sie im vorliegenden Fall als direkte Präventionsmaßnahme an<br />

sich nicht geeignet, bleiben gleichwohl unverzichtbar als Begleitung zur Unterstützung echter Präventionsmaßnahmen <strong>und</strong> werden als solche durchaus empfohlen.<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 14 / <strong>32</strong><br />

3.2 Signalfarben Motorräder<br />

In Zusammenarbeit mit BMW AG wurden Möglichkeiten erörtert <strong>und</strong> umgesetzt, Motorräder durch Lackierung oder nachträglich aufgebrachte Folien zu verauffälligen. Eine BMW F<br />

650 CS wurde mit reflektierender Folie beklebt, dies kann professionell <strong>und</strong> kratzfest von Grafik- <strong>und</strong> Designstudios ausgeführt werden <strong>und</strong> kostet wenige 100 €. Motorradfans


Wichtig seien Blicktechnik <strong>und</strong> das praktische Probieren des theoretisch Erlernten. Damit liegen die Trainingsschwerpunkte bei Maschinenbeherrschung <strong>und</strong> dem Erfahren von<br />

Fahrgrenzen. Das Tragen von Schutzbekleidung <strong>und</strong> defensives Fahren werden zwar propagiert, bleiben aber vor dem Hintergr<strong>und</strong> des Zieles Fahrspaß eher unscharf oder<br />

sehen sich gar konterkariert. Die Erhöhung der optischen Auffälligkeit motorisierter Zweiräder oder der Fahrer selbst im Straßenverkehr spielt gar keine Rolle.<br />

Dies wurde durch Positionierung von zwei Tagfahrlichten möglichst weit an den Außenkanten <strong>und</strong> Array Flächen von mindestens 40 cm 2 Größe erreicht. Um optimale<br />

Signalreichweite zu erzielen, wurde weißes Licht eingesetzt. Es benötigt bei gleicher Reichweite nur halb so hohe Lichtstärke wie beispielweise gelbes Licht. Eine weitere<br />

Maßnahme war die adaptive Regelung der Lichtstärke des Tagfahrlichts in Abhängigkeit von der Umgebungshelligkeit, siehe folgende Design-Anordnungen in Abbildung 24:<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Die <strong>Berufsgenossenschaft</strong>en unterstützen bei der Umsetzung. Jeder Versicherte kann heute an einem Sicherheitstraining teilnehmen <strong>und</strong> erhält dafür einen Gutschein in Höhe<br />

von 50 € - als Vielfahrer oder Azubi 75 € - von der BGHW, für das der Arbeitgeber oft sogar vom Dienst freistellt: Insgesamt ein sehr attraktives <strong>und</strong> zu empfehlendes Angebot.<br />

Da diese Sicherheitstrainings das in Frage stehende Problemfeld Auffälligkeit aber kaum angehen, erscheinen sie im vorliegenden Fall als direkte Präventionsmaßnahme an<br />

sich nicht geeignet, bleiben gleichwohl unverzichtbar als Begleitung zur Unterstützung echter Präventionsmaßnahmen <strong>und</strong> werden als solche durchaus empfohlen.<br />

3.2 Signalfarben Motorräder<br />

In Zusammenarbeit mit BMW AG wurden Möglichkeiten erörtert <strong>und</strong> umgesetzt, Motorräder durch Lackierung oder nachträglich aufgebrachte Folien zu verauffälligen. Eine BMW F<br />

650 CS wurde mit reflektierender Folie beklebt, dies kann professionell <strong>und</strong> kratzfest von Grafik- <strong>und</strong> Designstudios ausgeführt werden <strong>und</strong> kostet wenige 100 €. Motorradfans<br />

haben so die Möglichkeit, ein individuell gestaltetes Einzelstück zu schaffen. Wichtig ist, die Folien großflächig in klaren geometrischen Formen aufzubringen, siehe folgende<br />

Anleitung für eine BMW 650 CS in Tabelle 4 <strong>und</strong> Abbildung 23.<br />

Auf der Abbildung ist ebenfalls eine Schutzjacke zu sehen, die im <strong>Handel</strong> erhältlich ist. Der Helm wurde am Computer eingefärbt, da es nicht gelungen ist, einen Helm in den<br />

Sicherheitsfarben signalgelb, -grün oder -orange zu erwerben.<br />

Mit diesem Motorrad wurde eine Kampagne auf der Fachmesse Intermot 2003 durchgeführt. Den Messebesuchern wurde die Maschine im Bild oben zusammen mit einer<br />

entsprechend ausstaffierten Fahrpuppe von der <strong>Berufsgenossenschaft</strong> vorgestellt. Dabei wurde schnell klar, dass die gut gemeinten Gestaltungsvorschläge nicht der<br />

vorherrschenden Mode entsprechen: Motorradfahrer finden sich <strong>und</strong> ihr Motorrad in der Regel schick, wenn Farben dunkel <strong>und</strong> unauffällig gehalten sind. Es bliebe natürlich zu<br />

bedenken: Wenn ein Motorrad von PKW- oder LKW-Fahrern übersehen oder angefahren wird ... . Dennoch waren die Kommentare Betroffener eindeutig.<br />

Abbildung 23: BMW 650 CS in Signalfarben<br />

Farben vorn vorn & <strong>Seite</strong>n <strong>Seite</strong>n rechts & links hinten & <strong>Seite</strong>n hinten<br />

signalgrün Spiegel Schutzblech komplett Felgen & Speichen Gepäckträger &<br />

Haltegriff<br />

signalgelb Federbein rechts & links Tank mit <strong>Seite</strong>ncover<br />

signalorange Tachoabdeckung Verkleidung & Kotflügel<br />

hinten<br />

signalrot Schwinge hinten<br />

Bremstrommeln<br />

Schutzblech<br />

unter Kotflügel<br />

Tabelle 4: Anleitung Signalfarben für eine BMW 650 CS<br />

Insgesamt war die Akzeptanz der Maßnahme durch die Zielgruppe bedauerlicher Weise so gering, dass auf weitere Kampagnen <strong>und</strong> Propagierung verzichtet wurde. Dazu kam,<br />

dass es sich um eine teure <strong>und</strong> aufwendige Maßnahme handelt, die mehrere 100 € kosten kann. Weiteres Gegenargument: Werden Fahrzeuge mit reflektierenden Folien<br />

beklebt, müssen sie laut Straßenverkehrszulassungsordnung von einem Sachverständigen geprüft <strong>und</strong> erneut zugelassen werden.<br />

3.3 Tagfahrlicht<br />

In vielen Ländern ist Tagfahrlicht für Pkw bereits Standard. Sie verfolgt das Ziel, den Kontrast zwischen Fahrzeug um Umwelt zu erhöhen. Auch für Motorräder optimal wäre ein<br />

konstanter Helligkeitskontrast zwischen Fahrzeug <strong>und</strong> Umwelt. Dies ist jedoch nicht möglich, da bei steigender Sonneneinstrahlung die nötige Lichtstärke schnell zur Blendung<br />

anderer Verkehrsteilnehmer führt. Blendung führt bekannter Maßen aber zu Sehleistungsdefiziten <strong>und</strong> muss unter allen Umständen verhindert werden.<br />

Deshalb muss die Lichtstärke von Tagfahrlicht entlang der psychologischen Blendkurve gewählt werden. Die ECE-R87 erlaubt eine maximale Lichtstärke von 800 cd für Pkw<br />

<strong>und</strong> führt nicht zur Blendung. Motorisierten Zweirädern bleibt es aufgr<strong>und</strong> fehlender Regelungen verwehrt, Tagfahrlicht zu nutzen. Das obligatorische Abblendlicht kann zwar<br />

auch tagsüber verwendet werden, ist jedoch mit einer Lichtstärke von lediglich 437,5 cd in Richtung anderer Verkehrsteilnehmer deutlich zu schwach. Motorräder müssten<br />

sogar noch eine deutlich höhere Lichtstärke als Pkw verwenden, um den Nachteil der kleineren <strong>und</strong> visuellen Größe <strong>und</strong> der unscharfen Kontur des Zweirades auszugleichen.<br />

Die Literatur empfiehlt hier je nach Land <strong>und</strong> Breitengrad unterschiedliche Maximalwerte.<br />

Um die technischen Möglichkeiten der Verauffälligung von Motorrädern mit Hilfe von Tagfahrlicht einschätzen zu können, wurden in Kooperationen mit der BMW AG <strong>und</strong> der TU<br />

Berlin von Unger (2004) unterschiedliche Tagfahrlichtkonzepte entwickelt <strong>und</strong> experimentell untersucht. Eine technische Bedingung war, dass leuchtende Flächen oder Arrays<br />

Mindestgrößen haben müssen, da die erhöhte Lichtstärke sonst nicht wirksam werden kann. Sie sollen zudem eine geometrische Figur aufspannen, um die natürliche<br />

Sichtbarkeit des Motorrades zu steigern.<br />

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konstanter Helligkeitskontrast zwischen Fahrzeug <strong>und</strong> Umwelt. Dies ist jedoch nicht möglich, da bei steigender Sonneneinstrahlung die nötige Lichtstärke schnell zur Blendung<br />

anderer Verkehrsteilnehmer führt. Blendung führt bekannter Maßen aber zu Sehleistungsdefiziten <strong>und</strong> muss unter allen Umständen verhindert werden.<br />

Deshalb muss die Lichtstärke von Tagfahrlicht entlang der psychologischen Sicherheit im Blendkurve Motorradhandel gewählt werden. Die ECE-R87 erlaubt eine maximale Lichtstärke von 800 cd für Pkw<br />

<strong>und</strong> führt nicht zur Blendung. Motorisierten Zweirädern bleibt es aufgr<strong>und</strong> fehlender Regelungen verwehrt, Tagfahrlicht zu nutzen. Das obligatorische Abblendlicht kann zwar<br />

auch tagsüber verwendet werden, ist jedoch mit einer Lichtstärke von lediglich 437,5 cd in Richtung anderer Verkehrsteilnehmer deutlich zu schwach. Motorräder müssten<br />

sogar noch eine deutlich höhere Lichtstärke als Pkw verwenden, um den Nachteil der kleineren <strong>und</strong> visuellen Größe <strong>und</strong> der unscharfen Kontur des Zweirades auszugleichen.<br />

Die Literatur empfiehlt hier je nach Land <strong>und</strong> Breitengrad unterschiedliche Maximalwerte.<br />

Um die technischen Möglichkeiten der Verauffälligung von Motorrädern mit Hilfe von Tagfahrlicht einschätzen zu können, wurden in Kooperationen mit der BMW AG <strong>und</strong> der TU<br />

Berlin von Unger (2004) unterschiedliche Tagfahrlichtkonzepte entwickelt <strong>und</strong> experimentell untersucht. Eine technische Bedingung war, dass leuchtende Flächen oder Arrays<br />

Mindestgrößen haben müssen, da die erhöhte Lichtstärke sonst nicht wirksam werden kann. Sie sollen zudem eine geometrische Figur aufspannen, um die natürliche<br />

Sichtbarkeit des Motorrades zu steigern.<br />

Dies wurde durch Positionierung von zwei Tagfahrlichten möglichst weit an den Außenkanten <strong>und</strong> Array Flächen von mindestens 40 cm 2 Größe erreicht. Um optimale<br />

Signalreichweite zu erzielen, wurde weißes Licht eingesetzt. Es benötigt bei gleicher Reichweite nur halb so hohe Lichtstärke wie beispielweise gelbes Licht. Eine weitere<br />

Maßnahme war die adaptive Regelung der Lichtstärke des Tagfahrlichts in Abhängigkeit von der Umgebungshelligkeit, siehe folgende Design-Anordnungen in Abbildung 24:<br />

Abbildung 24: Tagfahrlicht Prototyp BMW<br />

• Abblendlicht in Serienstand<br />

• Adaptiv geregeltes LED-Tagfahrlicht mit einem einzelnen Array in der Mitte<br />

• Adaptiv geregeltes LED-Tagfahrlicht mit drei Arrays in Dreiecksanordnung<br />

• Abblendlicht plus Fernlicht in Serienstand<br />

• Adaptiv geregeltes Blinkendes LED-Tagfahrlicht mit drei Arrays.<br />

Diese Tagfahrlicht Array-Kombinationen wurden konstruktiv realisiert <strong>und</strong> in aufwendigen Fahrversuchen bei Vorbeifahrgeschwindigkeiten zwischen 60 km/h <strong>und</strong> 120 km/h<br />

untersucht. Die entscheidende Messgröße war der Schätzfehler dieser Vorbeifahrgeschwindigkeit des so ausstaffierten Motorrades bei den obigen Tagfahrlicht Bedingungen<br />

durch 23 Versuchspersonen. Als Kontrollsituation wurde das Motorrad ohne jede Maßnahme ebenfalls bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten gefahren. Die Fahrversuche<br />

wurden auf dem BMW Versuchsgelände in Aschheim durchgeführt. Die Ergebnisse waren eindeutig:<br />

• Der Schätzfehler der Vorbeifahrgeschwindigkeit betrug in der Kontrollsituation ohne Maßnahme bis 30 Prozent<br />

• Alle Tagfahrlichtfunktionen verringerten Schätzfehler nur geringfügig<br />

• Fernlicht dagegen verringerte Schätzfehler deutlich.<br />

Die Ergebnisse zeigten auch, dass die Lichtstärke von Tagfahrlicht bei Motorrädern mindestens 2000 cd betragen muss. Dies übersteigt den Wert von Pkw nach ECE-R87<br />

deutlich. Allerdings ist nur so ein Ausgleich der schmalen Motorrad Silhouette zu erreichen. Eine deutliche Verbesserung wurde durch die adaptive Regelung der Lichtstärke<br />

des Tagfahrlichts erzielt. Damit kann die Lichtstärke bis zu 5000 cd betragen.<br />

Für die Einführung von Tagfahrlicht für Motorräder muss allerdings zunächst ein gesetzlicher Rahmen geschaffen werden. Auch ist bislang nicht eindeutig, wie groß die<br />

leuchtende Fläche in Abhängigkeit von der Lichtstärke mindestens sein muss. Zu kleine Flächen sind zwar unzweckmäßig, aber vom Design favorisiert. Zur Abhängigkeit von<br />

Flächengröße <strong>und</strong> Helligkeit müssen vor gesetzgeberischen Aktivitäten weitere Untersuchungen erfolgen. Zu untersuchen sind auch technische Lösungen für die Erzeugung<br />

hoher Lichtstärken, die zudem wenig Bauraum <strong>und</strong> Energie benötigen, noch ein weites Feld für weitere Arbeiten.<br />

Insgesamt waren die Ergebnisse dieser Studie bei sehr hohen Kosten <strong>und</strong> unklaren technischen Lösungen <strong>und</strong> gesetzlichen Zulassungsbedingungen enttäuschend, so dass<br />

auch die BMW AG diese Bemühungen um Tagfahrlicht vorläufig einstellte.<br />

3.4 Bekleidung in Signalfarben<br />

In Zusammenarbeit mit der TU Berlin wurde die Möglichkeit untersucht, die Fahrer von Motorrädern im Straßenverkehr auffälliger zu gestalten. Diese Präventionsmaßnahme<br />

galt der Bekleidung von Motorradfahrern, siehe Unger (2004). Die vorliegende Studie galt hier zunächst der Form- <strong>und</strong> Farbgestaltung einer entsprechenden Signaljacke.<br />

Das Übersehen eines beim Linksabbiegen entgegenkommenden oder auf einer vorfahrtberechtigten Straße querenden Motorrades geht den häufigsten Unfallszenarien<br />

voraus.<br />

Die Gründe sind unter anderem, dass motorisierte Zweiräder <strong>und</strong> ihre Fahrer infolge der schmalen <strong>und</strong> gebrochenen Gesamtsilhouette sowieso schlecht erkennbar <strong>und</strong> oft zu<br />

schnell unterwegs sind, Autofahrer aber klare, große Autokonturen zu erwarten scheinen, siehe die Erörterungen in Kapitel 2. Die Folgen sind Fehleinschätzungen der<br />

Entfernung <strong>und</strong> der Fahrgeschwindigkeit.<br />

Die genaue Untersuchung dieser Unfallszenarien fördert eine interessante Erkenntnis zu Tage. In beiden Situationen, sowohl bei Gegen- als auch bei Querverkehr, entsteht<br />

aus Sicht des Wartpflichtigen nämlich eine longitudinale Annäherung. Sowohl das entgegenkommende als auch das querende Fahrzeug werden von vorn wahrgenommen,<br />

Gr<strong>und</strong> ist die Kopfdrehung, siehe Abbildung 25. Die wartepflichtige Autofahrerin steht mit geringem Abstand vor der prognostizierten Fahrspur des sich annähernden Pkw. Die<br />

haltende Fahrerin muss deshalb vor der Vorbeifahrt ihren Kopf um 90° nach links drehen <strong>und</strong> nimmt die Annäherung des querenden Pkw als longitudinale Bewegung wahr, wie<br />

Abbildung 25 illustriert.<br />

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galt der Bekleidung von Motorradfahrern, siehe Unger (2004). Die vorliegende Studie galt hier zunächst der Form- <strong>und</strong> Farbgestaltung einer entsprechenden Signaljacke.<br />

Das Übersehen eines beim Linksabbiegen entgegenkommenden oder auf einer vorfahrtberechtigten Straße querenden Motorrades geht den häufigsten Unfallszenarien<br />

voraus.<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Die Gründe sind unter anderem, dass motorisierte Zweiräder <strong>und</strong> ihre Fahrer infolge der schmalen <strong>und</strong> gebrochenen Gesamtsilhouette sowieso schlecht erkennbar <strong>und</strong> oft zu<br />

schnell unterwegs sind, Autofahrer aber klare, große Autokonturen zu erwarten scheinen, siehe die Erörterungen in Kapitel 2. Die Folgen sind Fehleinschätzungen der<br />

Entfernung <strong>und</strong> der Fahrgeschwindigkeit.<br />

Die genaue Untersuchung dieser Unfallszenarien fördert eine interessante Erkenntnis zu Tage. In beiden Situationen, sowohl bei Gegen- als auch bei Querverkehr, entsteht<br />

aus Sicht des Wartpflichtigen nämlich eine longitudinale Annäherung. Sowohl das entgegenkommende als auch das querende Fahrzeug werden von vorn wahrgenommen,<br />

Gr<strong>und</strong> ist die Kopfdrehung, siehe Abbildung 25. Die wartepflichtige Autofahrerin steht mit geringem Abstand vor der prognostizierten Fahrspur des sich annähernden Pkw. Die<br />

haltende Fahrerin muss deshalb vor der Vorbeifahrt ihren Kopf um 90° nach links drehen <strong>und</strong> nimmt die Annäherung des querenden Pkw als longitudinale Bewegung wahr, wie<br />

Abbildung 25 illustriert.<br />

Abbildung 25: Blickrichtung <strong>und</strong> longitudinale Annäherung beim Abbiegen<br />

Befinden sich im Verkehrsraum zu viele unterschiedliche leuchtende Farbtöne, kann es zu einer irritierenden Wirkung kommen, die Aufmerksamkeit vom Objekt ablenkt<br />

(Kühnen 1996). Die Farben der Umwelt bilden durch Bebauung <strong>und</strong> Straßenoberfläche nahe einem Grauton. Auch andere Fahrzeuge sind dem derzeitig herrschenden<br />

Modetrend folgend zumeist silbern, anthrazit, dunkelblau oder schwarz. Ein durch eigenen Farbkontrast hervorgehobener Motorradfahrer fällt eher <strong>und</strong> besser auf.<br />

Wird vollständig auf Helligkeitskontrast verzichtet, verbleibt nur ein Farbkontrast zwischen Objekt <strong>und</strong> Umgebung. Dann ist neben der Bewegungs- auch die Tiefenwahrnehmung<br />

deutlich gestört (Hofmann & Quaas 1976 zitiert nach Kühnen 1996).<br />

Für die geplante Signaljacke wurde deshalb im Rahmen einer Studie am Lichttechnischen Institut der TU Berlin eine optimale Gestaltung hinsichtlich Farbe <strong>und</strong> Kontrast<br />

gesucht. Die Kombination aus Blau <strong>und</strong> Gelb bietet einen entscheidenden Vorteil. Für gelbe <strong>und</strong> gelbgrüne Farben weisen menschliche Sinneszellen nämlich die höchste<br />

Empfindlichkeit auf. Blaue Farbe wird zudem bei geringerer Leuchtdichte als heller empf<strong>und</strong>en. So ermöglicht diese Farbkombination eine erhöhte Wahrnehmbarkeit bei hohen<br />

wie auch niedrigeren Leuchtdichten, siehe Kontrastverstärkung durch diese sogenannte laterale Inhibition in Abbildung 26.<br />

Abbildung 26: Kontrastverstärkung durch laterale Inhibition<br />

Das als Resultat dieser Untersuchungen entwickelte Jackendesign zeigt Abbildung 27.<br />

Abbildung 27: Signaljacke<br />

Der durch das Jackendesign erzeugte innewohnende Kontrast erhöht die Auffälligkeit deutlich, die Kombination der Streifen <strong>und</strong> Ärmel spannt eine große unzerklüftete<br />

leuchtende <strong>und</strong> kontrastreiche Fläche auf, siehe Abbildung 28.<br />

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Abbildung 28: Vergleich Fahrer in schwarz <strong>und</strong> mit Signaljacke


Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 28: Vergleich Fahrer in schwarz <strong>und</strong> mit Signaljacke<br />

Zusätzlich zu dieser Maßnahme wurden auf der Basis der bereits vorliegenden Erkenntnisse preiswerte Tagfahrlichtfunktionen konzipiert <strong>und</strong> untersucht. Die Wahl fiel auf<br />

Leuchten an den Lenkerenden, die keiner weiteren Zulassung bedürfen <strong>und</strong> zusammen mit dem Abblendlicht ein Dreieck aufspannen. Ein Prototyp wurde für Untersuchungen<br />

realisiert, siehe in Abbildung 29. Die Kosten betrugen ca 50 € für das Tagfahrlicht, die Kosten der Signaljacke beliefen sich auf 30 € pro Jacke.<br />

Abbildung 29: Tagfahrlichtvariation "Lenkerenden"<br />

In Kooperation mit der TU Berlin wurden die folgenden Kombinationen experimentell untersucht:<br />

• Schwarze Jacke als Kontrollsituation<br />

• Signaljacke allein<br />

• Positionslampen mit schwarzer Jacke<br />

• Positionslampen mit Signaljacke.<br />

Versuchspersonen wurden als Beobachter möglichst realitätsnah <strong>und</strong> reproduzierbar mit einer Fahrsituation konfrontiert <strong>und</strong> um Einschätzungen der Vorbeifahrgeschwindigkeit<br />

eines Versuchsmotorrades unter diesen vier Bedingungen gebeten. Der durchgeführte Fahrversuch simuliert die oben beschriebene Unfallsituation, nämlich das<br />

Vorfahrtachten eines wartepflichtigen, haltenden Pkw-Fahrers vor dessen Einbiegen in eine querende Hauptstraße, siehe Abbildung 30. Die Versuchsperson hält auf einem<br />

abgesperrten Gelände mit ihrem Pkw an einer definierten Wartelinie an (rote Linie in Abbildung 30) <strong>und</strong> lässt den von links kommenden motorisierten Zweiradfahrer passieren,<br />

die Anordnung zeigt Abbildung 30 schematisch.<br />

Abbildung 30: Skizze des Fahrversuchs<br />

Sechs<strong>und</strong>dreißig Versuchspersonen im Alter bis 35 Jahre schätzten die von Durchlauf zu Durchlauf unterschiedlichen Vorbeifahrgeschwindigkeiten der Motorräder in 20<br />

Durchgängen ein. Um den Einfluss des Fahrgeräuschs auf die Einschätzung der Geschwindigkeit zu unterbinden, wurde gr<strong>und</strong>sätzlich bei gleicher Drehzahl gefahren,<br />

unterschiedliche Geschwindigkeiten wurden in unterschiedlichen Gängen erreicht. Die Fahrgeschwindigkeit war ab einer Betrachterentfernung von 65 m konstant zu halten.<br />

Insgesamt waren 705 Einschätzungen der Fahrgeschwindigkeit auswertbar. Das Tragen optischer Hilfsmittel, wie z.B. Brille oder Kontaktlinsen, zeigte übrigens keinen Einfluss<br />

auf die Ergebnisse.<br />

Das wichtigste Ergebnis zeigt Abbildung 31. Der Schätzfehler Vorbeifahrgeschwindigkeit wurde bei ansteigendem Kontrast, dh. mit Signaljacke <strong>und</strong> Positionsleuchten<br />

signifikant kleiner. Positionsleuchten allein haben dagegen keinen Effekt. Die Signaljacke verringert den Schätzfehler Vorbeifahrgeschwindigkeit. Zwischen 50 km/h <strong>und</strong> 60 km/h<br />

wird der Schätzfehler sogar Null.<br />

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wird der Schätzfehler sogar Null.<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 31: Mittelwerte der Schätzfehler bei 4 Versuchsbedingungen<br />

Diese Ergebnisse waren erfolgversprechend <strong>und</strong> zeigten weitere Maßnahmen an. Es wurde beschlossen, die untersuchte Signaljacke einem Pilotversuch hinsichtlich<br />

Akzeptanz <strong>und</strong> Trageeigenschaften zu unterziehen. Sie wurde ausgewählten Betrieben zur Verfügung gestellt <strong>und</strong> dort in der Saison 2005 insgesamt knapp 800 mal getragen.<br />

Zum Vergleich wurde anderen Betrieben eine handelsübliche, ähnlich gestaltete Signalweste zur Verfügung gestellt <strong>und</strong> ebenso häufig getragen.<br />

Die durchgeführte Befragung zeigte, dass die Wahrnehmbarkeit von Weste <strong>und</strong> Jacke gleich eingeschätzt wurde. Natürlich war die Weste einfacher anzuziehen, bei Weste <strong>und</strong><br />

Jacke wurden Material <strong>und</strong> Verschlüsse als verbesserungsfähig bezeichnet.<br />

4. Implementierung & Untersuchung der Präventionsmaßnahme Signaljacke<br />

Zur Annäherung an das Ziel Prävention wurden die vier untersuchten Maßnahmen in dieser Reihenfolge verglichen <strong>und</strong> evaluiert:<br />

1. Tagfahrlicht<br />

2. Signalfarben Motorräder<br />

3. Signaljacke/Weste<br />

4. Motorrad-Sicherheitstrainings<br />

<strong>und</strong> nach Abwägung aller Vor- <strong>und</strong> Nachteile <strong>und</strong> ihrer Kosten entschied sich die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> 2006 für die flächendeckende Einführung einer Präventionsmaßnahme<br />

in die versicherten Zweiradbetriebe.<br />

4.1 Auswahl <strong>und</strong> Vorgehen<br />

Tagfahrlichtkonzepte schieden nach den mageren Ergebnissen, die zusammen mit der BMW AG erzielt wurden, aus. Die Positionslampen an den Lenkerenden erschienen<br />

allein nicht geeignet, die gewünschte Prävention zu erzielen, zudem erschien der technische <strong>und</strong> finanzielle Aufwand für die Betriebe zu hoch. Ähnlich verhielt es sich mit der<br />

Maßnahme Signalfarben, die erheblichen technischen <strong>und</strong> Genehmigungsaufwand sowie hohe Kosten erfordert, aber allein keine wirksame Präventionsmaßnahme sicher<br />

stellt. Das Motorrad-Sicherheitstraining war von vornherein nur als begleitende Maßnahme verstanden worden.<br />

So verblieb die Maßnahme Signaljacke/Weste. Aufgr<strong>und</strong> der guten Studienergebnisse mit der Signaljacke in den Untersuchungen der TU Berlin fiel die Entscheidung zu ihren<br />

Gunsten auch, weil sie aufgr<strong>und</strong> der neongrünen Ärmel <strong>und</strong> der mit ihrer Hilfe aufgespannten Fläche nach einhelliger Meinung deutlich auffälliger sei als eine vergleichbare<br />

Weste.<br />

Die Bemühungen galten einem potenten Partner aus dem Motorrad-Bekleidungsbereich, der sich an Entwicklung, Kosten, Marketing <strong>und</strong> Distribution beteiligen würde. Dies<br />

gelang aus unterschiedlichen Gründen jedoch nicht. Entsprechende Hersteller verwiesen darauf, dass Sicherheit nicht ihr primäres Geschäftsfeld sei. Dies sei für<br />

Motorradfahrer überhaupt kein Thema, erkenntlich daran, dass Motorradbekleidung in Signalfarben ein Ladenhüter sei. Solche Bekleidung wurde gar während der laufenden<br />

Verhandlungen gänzlich aus einem Programm genommen. Die Haltung der angefragten Hersteller kann als fre<strong>und</strong>liche Ablehnung zusammengefasst werden.<br />

So sah sich die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> gezwungen, die Maßnahme in Eigenregie durchzuführen. Dies hatte genau den Vorteil, dass sie durch die Abgrenzung von Herstellern<br />

eindeutig als Sicherheitsmaßnahme vermarktet werden konnte. Zusätzlich konnte eine kontrollierte Evaluierung des Nutzens der Jacke <strong>und</strong> ihrer Akzeptanz durchgeführt werden<br />

<strong>und</strong> wurde eingeplant. Nach dem Selbstverständnis der <strong>Berufsgenossenschaft</strong> musste die Maßnahme für Zweiradbetriebe kostenfrei sein.<br />

Im Pilotversuch war die Jacke aus Abbildung 27 hinsichtlich ihrer Verschlüsse kritisiert worden. Ein namhafter Hersteller aus dem Bereich Freizeitkleidung wurde damit<br />

beauftragt, die Signaljacke hinsichtlich Verschlüssen, Konfektionsgrößen <strong>und</strong> maschinelle Fertigung zu überarbeiten. Die maximale Fahrgeschwindigkeit wurde auf 100 km/h<br />

festgelegt. Im Auftrage der <strong>Berufsgenossenschaft</strong> wurden 2000 Stück in den drei Größen 1 (männliche Kleidergrößen 46, 48 <strong>und</strong> 50), 2 (52 <strong>und</strong> 54) <strong>und</strong> 3 (56, 58 <strong>und</strong> 60)<br />

produziert.<br />

Alle Signaljacken wurden im Frühjahr 2007 zur Nutzung während der Saison 2007 kostenlos von den zuständigen Außendienstmitarbeitern der Präventionsabteilung an 900<br />

Zweiradmonteure in Deutschland verteilt.<br />

Eine Anleitung <strong>und</strong> ein Fragebogen zur Bewertung folgender Aspekte am Ende der Saison befanden sich anbei, siehe Anhang<br />

• Tragehäufigkeit<br />

• Erlebte Gefahrensituationen<br />

• Alter<br />

• Frauenanteil.<br />

Dazu wurden Einschätzungen zu folgenden Aspekten des Tragens der Signaljacke erfragt<br />

• Bequemlichkeit<br />

• Einfluss auf Sicherheit<br />

• Auftreten von Gefahrensituationen<br />

• Auffälligkeit.<br />

Die Anleitung erklärte den Zweck der Maßnahme <strong>und</strong> besagte, dass die Jacke bei Probe- <strong>und</strong> Testfahrten bis zu Geschwindigkeiten von 100 km/h zu nutzen sei. Der<br />

Fragebogen galt statistischen Daten, wie dem Alter oder der Tragehäufigkeit <strong>und</strong> Einschätzungen von Bequemlichkeit, Auffälligkeit, Sicherheit <strong>und</strong> Gefahrensituationen mit der<br />

Signaljacke. Die Antworten wurden auf der bekannten 9-Punkte Skala von 0 bis 8 mit den Graduierungen nicht, wenig, etwas, halbwegs, ziemlich, überwiegend, sehr gegeben.<br />

Die Fragebögen waren nach Saisonende 2007 ausgefüllt an die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> zurück zu senden, um eine komplette Fahrsaison abzudecken.<br />

Der Rücklauf der Fragebögen war jedoch bis Ende Januar 2008 mit 90 Stück, etwa 10 Prozent, spärlich. Sie waren verlegt oder schlicht vergessen worden, wie Nachfragen<br />

ergaben. Einige Betriebe – insgesamt 20 – waren in Konkurs gegangen oder aus anderen Gründen geschlossen worden. Um dennoch eine aussagekräftige Evaluierung zu<br />

ermöglichen, wurden Käppler & Partner damit beauftragt, Antworten <strong>und</strong> Einschätzungen des Fragebogens im Rahmen einer telefonischen Befragung einzuholen. Dabei diente<br />

der Fragebogen als Vorlage <strong>und</strong> Dokumentation. Diese Aktion wurde von zwei Mitarbeiterinnen zwischen Februar <strong>und</strong> Ende April 2008 durchgeführt. Damit wurde ein Rücklauf<br />

von 400 Antworten erzielt, eine gute Quote von 46 Prozent. 45 Fragebögen wurden auf Wunsch der Betriebe nochmals per Fax übersandt, leider kamen nur 3 davon beantwortet<br />

zurück! Auf den mehrfach gewünschten nochmaligen Postversand wurde aus Kostengründen verzichtet. Diese 400 Fragebögen sind Basis der nachfolgenden Ergebnisse.<br />

Ausgehend von einer konservativen Schätzung von 2000 Betrieben in Deutschland hat die Maßnahme eine gute Durchdringung von 20 Prozent.<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 19 / <strong>32</strong>


• Einfluss auf Sicherheit<br />

• Auftreten von Gefahrensituationen<br />

• Auffälligkeit.<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Die Anleitung erklärte den Zweck der Maßnahme <strong>und</strong> besagte, dass die Jacke bei Probe- <strong>und</strong> Testfahrten bis zu Geschwindigkeiten von 100 km/h zu nutzen sei. Der<br />

Fragebogen galt statistischen Daten, wie dem Alter oder der Tragehäufigkeit <strong>und</strong> Einschätzungen von Bequemlichkeit, Auffälligkeit, Sicherheit <strong>und</strong> Gefahrensituationen mit der<br />

Signaljacke. Die Antworten wurden auf der bekannten 9-Punkte Skala von 0 bis 8 mit den Graduierungen nicht, wenig, etwas, halbwegs, ziemlich, überwiegend, sehr gegeben.<br />

Die Fragebögen waren nach Saisonende 2007 ausgefüllt an die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> zurück zu senden, um eine komplette Fahrsaison abzudecken.<br />

Der Rücklauf der Fragebögen war jedoch bis Ende Januar 2008 mit 90 Stück, etwa 10 Prozent, spärlich. Sie waren verlegt oder schlicht vergessen worden, wie Nachfragen<br />

ergaben. Einige Betriebe – insgesamt 20 – waren in Konkurs gegangen oder aus anderen Gründen geschlossen worden. Um dennoch eine aussagekräftige Evaluierung zu<br />

ermöglichen, wurden Käppler & Partner damit beauftragt, Antworten <strong>und</strong> Einschätzungen des Fragebogens im Rahmen einer telefonischen Befragung einzuholen. Dabei diente<br />

der Fragebogen als Vorlage <strong>und</strong> Dokumentation. Diese Aktion wurde von zwei Mitarbeiterinnen zwischen Februar <strong>und</strong> Ende April 2008 durchgeführt. Damit wurde ein Rücklauf<br />

von 400 Antworten erzielt, eine gute Quote von 46 Prozent. 45 Fragebögen wurden auf Wunsch der Betriebe nochmals per Fax übersandt, leider kamen nur 3 davon beantwortet<br />

zurück! Auf den mehrfach gewünschten nochmaligen Postversand wurde aus Kostengründen verzichtet. Diese 400 Fragebögen sind Basis der nachfolgenden Ergebnisse.<br />

Ausgehend von einer konservativen Schätzung von 2000 Betrieben in Deutschland hat die Maßnahme eine gute Durchdringung von 20 Prozent.<br />

4.2 Ergebnisse<br />

Tragehäufigkeit <strong>und</strong> Gefahrensituationen pro Woche<br />

Abbildung <strong>32</strong> zeigt die Häufigkeit des Tragens der Signaljacke pro Woche <strong>und</strong> die Häufigkeit der Gefahrensituationen, die auf Probe- <strong>und</strong> Testfahrten pro Woche erlebt wurden.<br />

Im Mittel wurde die Jacke immerhin zehnmal pro Woche <strong>und</strong> Nutzer getragen, pro Woche wurden im Mittel auch zwei Gefahrensituationen bewusst erlebt.<br />

Abbildung <strong>32</strong>: Tragehäufigkeit <strong>und</strong> Gefahrensituationen<br />

Altersverteilung <strong>und</strong> Gender<br />

Abbildung 33 zeigt die Altersverteilung der Nutzer. Mit über 100 Mitarbeitern war die größte Nutzergruppe zwischen <strong>32</strong> <strong>und</strong> 38 Jahren alt. Interessant war, dass sich die<br />

Altersverteilung in den Zweiradbetrieben seit der ersten Befragung 2002 insgesamt zu höherem Alter verschoben hat. Die Anteile der bis 46 <strong>und</strong> bis 53-jährigen haben sich<br />

deutlich vergrößert. Der Anteil von Frauen an der Maßnahme betrug insgesamt nur noch 8 Prozent.<br />

Abbildung 33: Alter <strong>und</strong> Anzahl der Nutzer<br />

Einschätzungen<br />

Abbildung 34 schließlich zeigt die Mediane der erhobenen Einschätzungen. Die Signaljacke ist:<br />

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• Ziemlich bequem<br />

• Wird überwiegend häufig getragen<br />

• Erhöht die Sicherheit ziemlich


Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 33: Alter <strong>und</strong> Anzahl der Nutzer<br />

Einschätzungen<br />

Abbildung 34 schließlich zeigt die Mediane der erhobenen Einschätzungen. Die Signaljacke ist:<br />

• Ziemlich bequem<br />

• Wird überwiegend häufig getragen<br />

• Erhöht die Sicherheit ziemlich<br />

• Gefahrensituationen treten mit ihr halbwegs seltener auf<br />

• Erhöht die Auffälligkeit sehr.<br />

Abbildung 34: Ergebnisse der Einschätzungen<br />

Auch zusätzliche Kommentare auf den Fragebögen sowie am Telefon wurden ausgewertet, ein erheblicher Vorteil der telefonischen gegenüber der papiernen Erhebung waren<br />

Anzahl <strong>und</strong> Ausführlichkeit der Kommentare.<br />

Größen <strong>und</strong> Bequemlichkeit<br />

Die ausgelieferten Konfektionsgrößen 1, 2 <strong>und</strong> 3 waren passgenau, nur 3 Prozent der Träger war sie zu eng, 2 Prozent zu weit, wohl aufgr<strong>und</strong> Verwechslungen der<br />

Konfektionsgrößen. Nur 1 Prozent fanden den Aufwand beim Überziehen der Signaljacke zu hoch.<br />

Kauf <strong>und</strong> private Nutzung<br />

Richtig war die Entscheidung, die Signaljacke kostenlos auszugeben, denn kaufen würde sie nur 1 Prozent aller Nutzer. Enttäuschend war, dass die Jacke auf privaten oder<br />

anderen Fahrten überhaupt nicht getragen wurde. Bekleidungshersteller hatten schon darauf hingewiesen, dass der Präventionsansatz Signalfarben mit dem Ethos von<br />

Motorradfahrern nicht unbedingt konform gehe, Originalton: "Passt von der Optik nicht ins Geschäft (Harley Vertrieb) <strong>und</strong> wird aus Prinzip nicht angezogen" oder noch deutlicher:<br />

"Fahre in kurzer Hose ohne Helm 160, gibt Leute, die brauchen Schutzkleidung, ich nicht". Positiv bleibt, dass die Signaljacke in dienstlichen versicherungstechnischen<br />

Belangen von 99 Prozent der Betriebe akzeptiert <strong>und</strong> von den Mitarbeitern getragen wird.<br />

4.3 Zusammenfassung<br />

Motorradfahrer wissen, dass sie im Straßenverkehr hohen Risiken ausgesetzt sind. Sie sind logischen, eindeutigen, gut umgesetzten <strong>und</strong> einfach zu handhabenden<br />

Präventionsmaßnahmen zugänglich. Die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> wurde fast durchweg für die Aktivität gelobt: "Erlebe jede Fahrt mehrere Gefahrensituationen, Jacke ist Gold<br />

Wert" oder "Großes Lob an Jacke, erhöht Sicherheit <strong>und</strong> wird auch genutzt, wenn Motorrad abgeschleppt werden muss"... "Klett gut! Im Sommer super, nicht zu warm <strong>und</strong> nicht<br />

zu schwer" <strong>und</strong> "Wird täglich getragen, bester Sicherheitsschutz".<br />

Die Maßnahme hat das Ansehen der Präventionsarbeit in Zweiradbetrieben zumindest kurzfristig verbessert. Wichtiger ist, dass die Maßnahme selbst <strong>und</strong> ihre Durchführung<br />

r<strong>und</strong>um als voller Erfolg gesehen werden kann, wie die durchweg <strong>und</strong> unerwartet positiven Einschätzungen zeigen: Die Signaljacke macht auffälliger <strong>und</strong> erhöht die Sicherheit<br />

insgesamt, Gefahrensituationen treten mit ihr seltener auf. Für die Signaljacke spricht ebenso, dass sie bequem ist <strong>und</strong> häufig getragen wird: Insgesamt vorbildliche <strong>und</strong><br />

erfolgreiche Präventionsarbeit.<br />

Solch erfolgreiche Präventionsarbeit ist mittelfristig zu sichern <strong>und</strong> muss weitergeführt werden. Signaljacken verschmutzen, gehen verloren oder sind in falschen Größen im<br />

Betrieb. Sie müssen ersetzt werden.<br />

Die Begleitung der Maßnahme durch Teilnahme an Sicherheitstrainings ist empfehlenswert <strong>und</strong> wird propagiert. Aus Kostengründen werden entsprechende Gutscheine<br />

operativ <strong>und</strong> systematisch verteilt. Die Ergänzung der Sicherheitstrainings selbst um ein Modul signalfarbene Bekleidung bleibt zu erörtern, um den Erfolg der Maßnahme auch<br />

langfristig sicher zu stellen.<br />

5. Ausblick Wirksamkeitsstudie Signaljacke<br />

Die vorliegenden Studien stellen Module eines abgestimmten Präventionskonzeptes dar <strong>und</strong> zeigen, dass eine gut begründete <strong>und</strong> strukturierte, langfristig angelegte<br />

Präventionsmaßnahme auch in einem problematischen Umfeld eingeführt werden kann <strong>und</strong> akzeptiert wird.<br />

Ausgehend von detaillierten Unfallanalysen wurden die Problemfelder identifiziert, die wesentlich in der mangelnden Wahrnehmung motorisierter Zweiradfahrer durch andere<br />

Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr liegen. Autofahrer übersehen Motorräder aufgr<strong>und</strong> der vergleichsweise kleinen <strong>und</strong> gebrochenen Silhouette <strong>und</strong> schätzen deren<br />

Geschwindigkeiten falsch ein. Zudem sind Zweiradfahrer oft zu schnell unterwegs. Sie werden von Autofahrern beim Linksabbiegen auf einer Hauptstraße oder beim Einbiegen<br />

in diese von einer Nebenstraße angefahren <strong>und</strong> kommen zu Schaden.<br />

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Untersuchungen <strong>und</strong> Vergleich unterschiedlicher Präventionsaßnahmen zeigten, dass das Tragen einer Signaljacke die Auffälligkeit entscheidend erhöht <strong>und</strong> signaler<br />

Farbgebung von Motorrädern oder alternativen Tagfahrlichtkonzepten überlegen ist. Zudem ist die Maßnahme kostengünstig <strong>und</strong> technisch unaufwendig: Die Signaljacke macht


langfristig sicher zu stellen.<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

5. Ausblick Wirksamkeitsstudie Signaljacke<br />

Die vorliegenden Studien stellen Module eines abgestimmten Präventionskonzeptes dar <strong>und</strong> zeigen, dass eine gut begründete <strong>und</strong> strukturierte, langfristig angelegte<br />

Präventionsmaßnahme auch in einem problematischen Umfeld eingeführt werden kann <strong>und</strong> akzeptiert wird.<br />

Ausgehend von detaillierten Unfallanalysen wurden die Problemfelder identifiziert, die wesentlich in der mangelnden Wahrnehmung motorisierter Zweiradfahrer durch andere<br />

Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr liegen. Autofahrer übersehen Motorräder aufgr<strong>und</strong> der vergleichsweise kleinen <strong>und</strong> gebrochenen Silhouette <strong>und</strong> schätzen deren<br />

Geschwindigkeiten falsch ein. Zudem sind Zweiradfahrer oft zu schnell unterwegs. Sie werden von Autofahrern beim Linksabbiegen auf einer Hauptstraße oder beim Einbiegen<br />

in diese von einer Nebenstraße angefahren <strong>und</strong> kommen zu Schaden.<br />

Untersuchungen <strong>und</strong> Vergleich unterschiedlicher Präventionsaßnahmen zeigten, dass das Tragen einer Signaljacke die Auffälligkeit entscheidend erhöht <strong>und</strong> signaler<br />

Farbgebung von Motorrädern oder alternativen Tagfahrlichtkonzepten überlegen ist. Zudem ist die Maßnahme kostengünstig <strong>und</strong> technisch unaufwendig: Die Signaljacke macht<br />

auffällig <strong>und</strong> erhöht die Sicherheit insgesamt, Gefahrensituationen treten mit ihr seltener auf, ein sehr gutes Ergebnis. Natürlich muss der Erfolg mittel- <strong>und</strong> langfristig<br />

sichergestellt <strong>und</strong> gegebenenfalls von – hinsichtlich signalfarbener Bekleidung – modifizierten Sicherheitstrainings begleitet werden.<br />

Der endgültige Nachweis der Wirksamkeit der Signaljacke steht aus. Dazu müssen die Analysen von Unfällen nach Einführung der Signaljacke <strong>und</strong> ihrer Wirkung über einen<br />

Zeitraum ca. 2010 unter vergleichbaren Bedingungen wiederholt werden. Unfallhäufigkeiten, Folgeschäden <strong>und</strong> Verletzungsschweren <strong>und</strong> Kosten werden vorher/nachher, dh.<br />

2002 <strong>und</strong> 2010, erhoben <strong>und</strong> verglichen. Anhand dieser Ergebnisse wird die Wirksamkeit der Maßnahme endgültig festgestellt.<br />

6. Anhang: Sicherheitsmanagement System ARIADNE<br />

Sicherheit, beispielsweise der Arbeit oder im Verkehr, ist zentrales Anliegen von Gesellschaften. Dennoch verursachen auch Arbeitstätigkeiten Unfälle <strong>und</strong> Schäden. Aus<br />

ökonomischen <strong>und</strong> haftungsrechtlichen Gründen oder aus humanistischer Sicht ist dies nicht hinnehmbar, denn laut Brockhaus (2007) ist ein Unfall "ein unbeabsichtigtes,<br />

plötzlich auftretendes, auf äußerer Einwirkung wie zum Beispiel Stoß, Fall etc., beruhendes Ereignis, durch das Schädigungen von Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Leben oder Sachen<br />

hervorgerufen werden. Die wichtigsten Unfallbereiche sind Straßenverkehr, Beruf sowie Freizeit <strong>und</strong> Haushalt".<br />

Brockhaus erklärt nicht, warum überhaupt Unfälle geschehen oder warum es Gefährdungen gibt. Ein Blick in Statistiken zeigt z.B. falsches Verhalten der Fahrer in zwei Dritteln<br />

aller Unfälle als Ursache (Käppler et al 2008). "Menschliches Versagen heißt es auch heute noch in Abschlussberichten nach einem bekannt gewordenen Störfall. Die<br />

öffentliche Meinung ist dann beruhigt - da konnte man also nichts machen. Die Fachwelt weiß, dass das heute bei hochentwickelter Technik nicht die letzte Antwort sein kann,<br />

sondern eher das Eingeständnis kläglichen Versagens der eigentlich Verantwortlichen ist" (Kamiske 1999).<br />

So steht beispielsweise im Straßenverkehr die Klärung von Haftungsfragen im Mittelpunkt: Wer ist Schuld am Unfall? Wer muss für den Schaden aufkommen? Als Antwort auf<br />

diese Fragen wird Versagen beispielsweise in Form von Alkoholgenuss oder überhöhter Geschwindigkeit verfolgt <strong>und</strong> geahndet. Nahezu unbeachtet bleiben aber die Prozesse<br />

<strong>und</strong> Faktoren, die überhaupt erst zum Versagen oder überhöhter Geschwindigkeit führten. Dazu ein einfaches Beispiel in Abbildung 35. Schnelles Fahren im Bild führt<br />

termingerecht <strong>und</strong> unfallfrei zum Zielort, wenn die Rahmenbedingungen beachtet werden. Schlimmstenfalls entsteht durch überhöhte Geschwindigkeit ein höheres Risiko. Den<br />

Unfall in der Abbildung unten jedoch darauf zurückzuführen, verdeckt die Unfallursachen.<br />

Abbildung 35: Unfall (Käppler et al 2008)<br />

Vielmehr führt bei genauer Überlegung die Handlung Abkommen von der Fahrbahn zum Crash mit dem Baum, überhöhte Geschwindigkeit <strong>und</strong> Alleebäume verschärfen die<br />

Folgen <strong>und</strong> Risiken latent. So lautet die Frage nun also: Warum wurden diese Fehler begangen? Das einfache Beispiel erlaubt nur spekulative Antworten: Möglicherweise<br />

haben Ermüdung oder Unaufmerksamkeit zu Wahrnehmungsfehlern geführt <strong>und</strong> Zeitdruck zu überhöhter Geschwindigkeit.<br />

Kontrolle <strong>und</strong> Überwachung gelten im Beispiel der Ermüdung, Unaufmerksamkeit oder Geschwindigkeit. Modernes Sicherheitsmanagement geht darüber hinaus <strong>und</strong> schafft<br />

durch psychologische Bedingungen <strong>und</strong> Strategieentscheidungen konkrete Präventionsmaßnahmen, das sind im Beispiel Leitplanken, Einschlafwarnsysteme oder gar die<br />

Beseitigung der Bäume. Auch über Handhabung <strong>und</strong> Abbau von Zeitdruck können latente Risiken <strong>und</strong> Versagensmöglichkeiten reduziert werden.<br />

Hier setzt das Konzept menschliche Fehler (engl. Human Error) an. Bereits vor mehr als 100 Jahren schrieb Sully (1881) "a wide survey of error" zu Illusionen <strong>und</strong><br />

systematischen Anomalien des Gedächtnisses, Glaubens, Denkens. Danach, 1896, entdeckte Freud (1914) den nach ihm benannten Fehler. Die Vorstellung festigte sich,<br />

dass Fehler unterbewussten Mechanismen folgten, aber bereits wenige Jahre später kritisierte Spearman (1928) "psychological writings....with allusions to errors in an<br />

incidental way, they hardly ever arrive at considering these profo<strong>und</strong>ly, or even systematically".<br />

Rückblickend legt Reason (1990) den Beginn systematisch wissenschaftlicher Beschäftigung mit Human Error in die Achtziger Jahre. Erst im Gefolge schwerer Katastrophen<br />

<strong>und</strong> Gefährdungen wie Three Mile Island 1977, Challenger <strong>und</strong> Tschernobyl 1986 oder Piper Alpha 1988 sei in der kognitiven Psychologie das theoretische <strong>und</strong> methodische<br />

Rüstzeug entstanden, das heute Klassifizierungen <strong>und</strong> Analysen menschlicher Fehler als Unfallursachen erlaubt. Internationale Konferenzen, unter anderen organisiert von der<br />

NATO, fallen in diese Zeit (Senders & Moray 1991) <strong>und</strong> liefern entscheidende Beiträge.<br />

Erstmals wurden Fehler definiert: "Fehler werden als generischer Begriff verstanden, der Gelegenheiten umschließt, in denen eine geplante Sequenz mentaler oder<br />

physikalischer Aktivitäten das gewünschte Ergebnis nicht erzielt <strong>und</strong> dies weder äußeren Interventionen noch Zufällen zugeschrieben werden kann" (Reason 1991). Es wurde<br />

der Frage nachgegangen, was die wissenschaftliche Natur von Fehlern sei, ob sie vorhersagbar seien <strong>und</strong> ob es systematisch klassifizierbare Fehlerursachen gibt. Ziel aller<br />

Bemühungen war <strong>und</strong> ist Prävention, die Vorhersage <strong>und</strong> Entschärfung gefahrenträchtiger Situationen. Entsprechende Vorhersagemodelle kognitiver Steuer- <strong>und</strong><br />

Regelungsprozesse müssen beispielsweise unterscheiden, welche Leistungen erwünscht <strong>und</strong> welche Fehler zu vermeiden sind. Diese Unterscheidung bezieht sich auf große<br />

Bandbreiten möglicher Leistungen <strong>und</strong> Fehler <strong>und</strong> ist nicht trivial. Ernst Mach (1905) hat das gut getroffen: "Wissen <strong>und</strong> Fehler entspringen denselben mentalen Ressourcen,<br />

nur der Erfolg trennt das eine vom anderen".<br />

So wurde die Frage, warum selbst erfahrene Operateure wichtige Informationen übersehen, falsche Entscheidungen treffen oder unangemessen reagieren von Reason (1990)<br />

<strong>und</strong> Senders & Moray (1991) wissenschaftlich beantwortet. Sie konzentrierten ihre Arbeiten auf die systematische Kategorisierung von Fehlern. Ihre Modelle fassen Fehler als<br />

unerwartetes Verhalten <strong>und</strong> Produkte eines umfassenden Wirkungsnetzwerks unterschiedlicher Risikobedingungen auf. Sie unterschieden <strong>und</strong> benannten eine begrenzte<br />

Anzahl unterschiedlicher variabler <strong>und</strong> konstanter Fehler.<br />

Im deutschen Sprachgebrauch haben sich diese Unterscheidungen bislang nicht durchgesetzt, ein Hinweis auf unterschiedliche Fehlerkulturen in unterschiedlichen sozialen<br />

Systemen. Im vorliegenden wird zusammenfassend von Fehlern gesprochen. Reason (ebda) unterschied zwischen Intention, Handlung <strong>und</strong> Handlungsfolgen <strong>und</strong> stellte fest,<br />

dass Intention <strong>und</strong> Fehler untrennbar sind. Er bezog juristische <strong>und</strong> haftungsrechtliche Bedingungen ein <strong>und</strong> unterschied zwischen "beabsichtigten Handlungen ohne vorherige<br />

Intention", "unfreiwilligen Handlungen" <strong>und</strong> "beabsichtigten Handlungen <strong>und</strong> Fehlern".<br />

Sein Konzept gilt dem konkreten <strong>Handel</strong>n oder Entscheiden in der aktuellen Arbeitssituation auch aus rechtlicher Sicht. Rasmussen (1983) schlug eine Fehlertaxonomie vor,<br />

die sich an Unterschieden zwischen erwartetem <strong>und</strong> aktuellem Verhalten orientiert. Allerdings ist Rasmussens Arbeit nicht für alltägliche Arbeitssysteme, sondern die<br />

Untersuchung komplexer industrieller Abläufe geeignet. Reasons (1990) Fehlerklassifizierung unterscheidet Verhaltens- <strong>und</strong> Kontextebenen. Diese Kontextabhängigkeit wurde<br />

in der Zwischenzeit vielfach untersucht <strong>und</strong> nach Hudson (2003) zur Basis modernen Sicherheitsmanagements. Es ist praktische Ausprägung vorherrschender<br />

Sicherheitskultur (INSAG 1991). Hudson (ebda) unterscheidet fünf Evolutionsstufen in Abbildung 36:<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 22 / <strong>32</strong>


Sein Konzept gilt dem konkreten <strong>Handel</strong>n oder Entscheiden in der aktuellen Arbeitssituation auch aus rechtlicher Sicht. Rasmussen (1983) schlug eine Fehlertaxonomie vor,<br />

die sich an Unterschieden zwischen erwartetem <strong>und</strong> aktuellem Verhalten orientiert. Allerdings ist Rasmussens Arbeit nicht für alltägliche Arbeitssysteme, sondern die<br />

Untersuchung komplexer industrieller Abläufe geeignet. Reasons (1990) Fehlerklassifizierung unterscheidet Verhaltens- <strong>und</strong> Kontextebenen. Diese Kontextabhängigkeit wurde<br />

in der Zwischenzeit vielfach untersucht <strong>und</strong> nach Hudson (2003) zur Basis modernen Sicherheitsmanagements. Es ist praktische Ausprägung vorherrschender<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Sicherheitskultur (INSAG 1991). Hudson (ebda) unterscheidet fünf Evolutionsstufen in Abbildung 36:<br />

Abbildung 36: Evolutionsstufen der Sicherheitskultur (Käppler et al 2008)<br />

• Negativ: Gründet in der aus heutiger Sicht pathologischen Vorstellung, dass vernünftige Menschen keine Fehler machen, frei nach Palmström: "...weil, so schließt er<br />

messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf" (Morgenstern 1910)<br />

• Reaktiv: Erkennt Sicherheit als Problem <strong>und</strong> agiert nach dem Eintreten von Vorfällen<br />

• Kalkulativ: Ist gekennzeichnet von hierarchischer Kommunikation <strong>und</strong> bürokratischer Verwaltung <strong>und</strong> Analyse großer Datenmengen. Typische Feststellung: "Da konnte<br />

man also nichts machen."<br />

• Proaktiv: Involviert die Arbeitsebene <strong>und</strong> implementiert Präventionsmaßnahmen aufgr<strong>und</strong> von Risiko- oder Gefährdungsanalysen, ohne dass Schäden aufgetreten sind<br />

• Generativ: Versteht Sicherheit als unverzichtbaren Teil des Geschäfts z.B. neben Gewinnmaximierung <strong>und</strong> lebt von aktiver Teilnahme aller auf den Organisationsebenen<br />

Strategie, Management <strong>und</strong> Arbeit in Abbildung 37 (INSAG 1991).<br />

Abbildung 37: Sicherheitskultur <strong>und</strong> Organisation (Käppler et al 2008)<br />

Modernes Sicherheitsmanagement ist proaktiv <strong>und</strong> befördert generative Sicherheitskultur, siehe Abbildung. Auf der Arbeitsebene wird fragend vorsichtig agiert, auf der<br />

Managementebene fallen Entscheidungen in demokratischen Prozessen, neben Qualitätsmanagement <strong>und</strong> Überwachung unterstützen Anreize Reports eigener Fehler. Auf der<br />

Strategieebene setzen Leitbilder Ziele, zu denen beispielsweise die Schonung von Ressourcen gehört.<br />

Senders & Moray (ebda) stellten fest, dass ohne Fehlertheorie <strong>und</strong> Klassifizierung – wie in anderen Bereichen auch – die formale Analyse, Modellierung, Vorhersage <strong>und</strong><br />

Prävention nicht möglich seien. Ohne Klassifizierung könnten Natur <strong>und</strong> Ursprünge der Fehler nicht verstanden werden. Dieses Verstehen basiere auf eindeutiger <strong>und</strong><br />

umfassender Klassifikation der Phänomene, die untersucht werden <strong>und</strong> der Ziele, die verfolgt werden. Viele weitere, an psychologischen Mechanismen orientierte<br />

Klassifikationen von Reason <strong>und</strong> anderen machen klar, dass die Klassifikationen so unterschiedlich sind wie die Systeme, denen sie gelten. Altman (1966), modifiziert <strong>und</strong><br />

zitiert nach Senders & Moray (1991) sowie Senders & Moray (ebda), stellen demzufolge eine Meta-Klassifizierung vor, die lediglich die Klassifizierung selbst einordnet. Sie<br />

unterscheiden vier Ebenen der Komplexität des Verhaltens mit unterschiedlichen Fehlerarten <strong>und</strong> Modi für jede Ebene:<br />

• Phänomenologisch (wie z.B. Unterlassung)<br />

• Hypothetische interne Prozesse (wie z.B. Befangenheit, Überlastung)<br />

• Neuro-psychologische Mechanismen (wie z.B. Aufmerksamkeit, Stress)<br />

• Externe Prozesse (wie z.B. mangelhafte Ausrüstung).<br />

Vorhersage <strong>und</strong> Prävention werden erschwert, weil zwischen Fehlern <strong>und</strong> ihren Ursachen kein kausaler, sondern ein probabilistischer Zusammenhang besteht. Senders &<br />

Moray schlugen deshalb Kausalketten aus Fehlern dieser vier Ebenen vor, die mit gewissen Wahrscheinlichkeiten zu Unfällen führen. So führt in Abbildung 35 - verkürzt<br />

betrachtet - überhöhte Geschwindigkeit zum Unfall, die genaue Analyse zeigt jedoch, dass es Abkommen von der Fahrbahn war.<br />

Diese Betrachtungen zeigen, dass zwar Auftreten <strong>und</strong> Auswirkung von Fehlern vermindert, Fehler aber nicht eliminiert werden können. "Dies sei auch nicht unbedingt<br />

wünschenswert, denn Fehler, die nicht mehr auftreten, werden auch nicht mehr erwartet. Wenn sie auftreten, sind wir schlecht auf den Umgang mit ihnen vorbereitet <strong>und</strong><br />

können kaum Folgen mindern oder ganz verhindern" (Bainbridge 1987). Sie hat dies elegant als Ironien der Automatisierung komplexer technischer Systeme beschrieben:<br />

Schaltwarten von Kernkraftwerken, so ihr Beispiel, werden von kompetenten Experten überwacht. Bekannt ist, dass selbst hoch motivierte Operateure nicht unbegrenzt<br />

aufmerksam sein können. Im seltenen Falle des Ausfalls automatischer Überwachungssysteme müssen aber schnellstmöglich sicherheitsrelevante Entscheidungen <strong>und</strong><br />

Handlungen erfolgen, die gar nicht oder lange nicht geübt werden konnten...<br />

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Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 38: Latentes Versagen <strong>und</strong> Unfallentstehung (Käppler et al 2008)<br />

Reason (ebda) hatte sich mit solch menschlichen Beiträgen am Zusammenbruch technischer Systeme beschäftigt <strong>und</strong> unterscheidet 5 Bedingungsebenen der<br />

Unfallentstehung: Drei latente <strong>und</strong> zwei aktive Versagenskategorien, siehe Abbildung 38. Demnach führen fehlerhafte Strategieentscheidungen, Managementfehler <strong>und</strong><br />

psychologische Bedingungen zu sogenanntem latentem Versagen. Daraus kann unsicheres <strong>Handel</strong>n folgen. Dessen latentes Risiko führt dann zum Unfall, wenn<br />

unzureichende präventive Barrieren entsprechende Fenster haben.<br />

Darauf bauten Frieling & Sonntag (1999) auf <strong>und</strong> forderten ein Arbeitssystem, "in dem Fehler als Erkenntnisquelle <strong>und</strong> nicht als personelles Problem angesehen werden".<br />

Fehler seien Folgen ergonomischer <strong>und</strong> organisatorischer Fehlgestaltungen des Arbeitssystems sowie fehlender personeller Leistungsvoraussetzungen. Demzufolge liegt im<br />

gängigen Umfeld technischer, organisatorischer <strong>und</strong> personaler Bedingungen zum Beispiel der Arbeitsorganisation eine hinreichende Kombination latenter Fehlerursachen<br />

vor. Sie haben unter bestimmten Bedingungen unsichere Handlungen <strong>und</strong> aktives Versagen mit konkreten Fehlern zur Folge. Sie verursachen dann Unfälle, wenn<br />

unzureichende Barrieren entsprechende Risiken nicht verhindern oder minimieren. Latentes Versagen lässt sich durch Maßnahmen auf der Strategie- <strong>und</strong> der<br />

Managementebene minimieren oder verhindern. Solche Barrieren sind humane Arbeitssystemgestaltung, ergonomische Arbeitsbedingungen, effiziente <strong>und</strong> lernförderliche<br />

Organisationsstrukturen (Frieling & Jamal 2001).<br />

Das Sicherheitsmanagementsystem ARIADNE<br />

Zentrale Gr<strong>und</strong>lage des Sicherheitsmanagementsystems sind systematische <strong>und</strong> konsistente Taxonomien von Fehlern <strong>und</strong> Ursachen. Es empfahlen sich Analyse <strong>und</strong><br />

Vergleich in Frage kommender verfügbarer Klassifizierungssysteme, die mit Fehlern arbeiten. Solche Verfahren werden vor allem in der Luftfahrt verwendet. Hier eine kurze<br />

Zusammenfassung:<br />

• PANDORA: Die Mehrheit der nutzbaren Begriffe kategorisiert technische Flugzeugsysteme oder Komponenten. Nur 12 der Begriffe beziehen sich auf Fehler, die 78<br />

anderen gelten der Hardware. Fünf davon beschreiben Reaktionen auf ein technisches Problem <strong>und</strong> zwei einen vermutlich voraus gegangenen Handlungsfehler<br />

("unangemessene Ansteuerung"). Die anderen gelten z.B. "Triebwerksfehlern". Hilfreich erscheint die Klassifizierung technischer Defekte durch total, teilweise,<br />

intermittierend, Strukturschaden usw. Diese Begriffe können auf fast alle technischen Systeme angewendet werden <strong>und</strong> erleichtern Adaptationen des SMS. PANDORA<br />

erfüllt allerdings nicht die Anforderungen an systematische Klassifizierung von Fehlern in Systemen, in denen Menschen entscheidende Rollen spielen. Auch ist Ziel des<br />

vorliegenden Managementsystems nicht die Analysetiefe PANDORAs zu technischen Problemen.<br />

• BRITISH CIVIL AVIATION AUTHORITY CAA: Die CAA (1998) veröffentlicht einen jährlichen Bericht über weltweit tödliche Unfälle in der zivilen Luftfahrt. Die zu Gr<strong>und</strong>e<br />

liegende Kategorisierung gleicht denen vieler anderer ziviler <strong>und</strong> militärischer Luftfahrtbehörden, wie beispielsweise dem System FluSi DB II der deutschen Luftwaffe.<br />

Sie unterscheidet zwischen Folgen (z.B. kontrollierter Flug ins Gelände), kausalen Faktoren (zB Desorientierung) <strong>und</strong> Beitragenden Faktoren (z.B. fehlerhafte<br />

Sicherheitsausrüstung), Fehler sind hier kausale Faktoren. Die Kategorien sind breit <strong>und</strong> unscharf <strong>und</strong> fassen unterschiedliche Faktoren in einer Kategorie zusammen.<br />

So sind nur allgemeine Rückschlüsse auf Präventionsmaßnahmen möglich. Statistische Datenanalysen können nicht vorgenommen werden, da die Informationen in<br />

Textform abgelegt werden. Diese Systeme dienen der Dokumentation <strong>und</strong> Archivierung von Einzelfällen. Inkonsistente Klassifizierungssysteme sind für Analysen <strong>und</strong><br />

Vorhersagen unbrauchbar.<br />

• BRITISH AIRWAYS SAFETY INFORMATION SYSTEM: Das Hauptmerkmal dieses Berichtssystems für Gefährdungen sind die Kausalketten zwischen Fehlern <strong>und</strong><br />

Defekten einerseits sowie vorausgegangene Faktoren andererseits. Hier wurde Reasons Idee der "Psychologischen Vorläufer" aus Abbildung 38 aufgegriffen, sicherlich<br />

eine gute Idee.<br />

• AGARD: Eine AGARD Expertengruppe (NATO AGARD, 1998) hat auf der Basis der Arbeiten von Reason (1990) <strong>und</strong> Rasmussen (1983) eine Kategorisierung für Human<br />

Factors <strong>und</strong> flugmedizinische Daten vorgeschlagen. Die vorgeschlagenen Klassen orientieren sich an verantwortlichen Behörden. Deren Identifikation ist eine wichtige<br />

Aufgabe in militärischen Bereichen, aber doch weniger anspruchsvoll als die Erarbeitung einer gr<strong>und</strong>legenden, trennscharfen Kategorisierung für Fehler <strong>und</strong> Ursachen<br />

<strong>und</strong> die darunter liegenden Mechanismen, die Unfälle zur Folge haben.<br />

• ROYAL AIR FORCE FLIGHT SAFETY RAFFS: Chappelow (1998) hat für die britische Luftwaffe eine moderne Kategorisierung von Fehlern, Unfällen <strong>und</strong> Fehlerursachen<br />

entwickelt. Sie umgeht wesentliche Nachteile der beschriebenen Verfahren <strong>und</strong> legt ihr Hauptaugenmerk erstmals auf psychologische, organisatorische <strong>und</strong><br />

ergonomische Faktoren. Sie legt statistisch zu verarbeitende Schlüsseltabellen zugr<strong>und</strong>e. Alleinstellungsmerkmal dieses Ansatzes ist die darauf basierende<br />

umfassende Daten-<strong>und</strong> Risikoanalyse auch für Fehler <strong>und</strong> Fehlerursachen, die hierzu einem Schätzverfahren durch Unfalluntersucher unterzogen werden. Wenig<br />

bedienerfre<strong>und</strong>lich ist die Trennung zwischen menschlichen Fehlern <strong>und</strong> technischen Defekten.<br />

• NATO RSG 25: Die hochkarätig besetzte, internationale Arbeitsgruppe Accident Investigation and Prevention in Military Crew Operations (Chappelow, Janssen, Käppler et<br />

al unveröffentlicht) entwickelte diese Idee zu einem systematischen Gesamtansatz weiter <strong>und</strong> ergänzte die RAFFS Klassifizierung um Risikosimulationen <strong>und</strong> –<br />

Vorhersagen für unterschiedliche Präventionsszenarien. Dieses System wurde in Unfalluntersuchungen praktisch erprobt <strong>und</strong> ins Deutsche übersetzt.<br />

Andere Verfahren sind bekannt, aber nicht publiziert. Allen gemein sind weitgehend inkonsistente Fehler- <strong>und</strong> Ursachenklassifikationen <strong>und</strong> fehlende Fehler- <strong>und</strong><br />

Ursachenanalysetools oder Risikomodelle. Dies betrifft beispielsweise FLUSI DBII der deutschen Luftwaffe, SERA der DRDC für die kanadische Air Force oder AFSID für die<br />

Israelische Air Force. Dennoch verfügen sie über benutzungsfre<strong>und</strong>liche Oberflächen <strong>und</strong> anwendungsorientierten Workflow. Das Gesagte gilt auch für die verbreiteten Systeme<br />

Global Event Management GEMS <strong>und</strong> das Modul Arbeitsunfallerfassung <strong>und</strong> -Analyse der Unternehmenssoftware SAP.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> mit Erfahrungen aus über 2000 Unfalluntersuchungen bei unterschiedlichen Arbeitstätigkeiten einschließlich Flug- <strong>und</strong> Straßenverkehr wurde eine<br />

eigene Taxonomie von Fehlern <strong>und</strong> Ursachen entwickelt <strong>und</strong> empirisch untersucht. Sie orientiert sich an den von der NATO RSG 25 <strong>und</strong> Chappelow (1998) entwickelten<br />

Taxonomien <strong>und</strong> Risikomodellen. Dessen Dualität von Fehlern <strong>und</strong> technischen Defekten wurde jedoch analog zu Dekker (2005) verworfen. Er plädiert ebenfalls für<br />

gesamthafte systemische Ansätze, die organisatorische, technische <strong>und</strong> personale Faktoren integrieren <strong>und</strong> verknüpfen. Eigene Analysen bestätigten diese Sicht anhand der<br />

zitierten Fehlerketten. Sie zeigten, dass beispielsweise technische Defekte auf vorausgegangene Fehler, z.B. bei Beschaffung, Konstruktion, Verwendung, Wartung oder<br />

Herstellung, zurückgeführt werden konnten.<br />

Im Sinne eines gesamthaften Sicherheitsmanagementsystems wurden weitere Ideen der betrachteten Systeme integriert, vor allem moderne Bedienungsfre<strong>und</strong>lichkeit,<br />

Workflow, Internetverfügbarkeit aller Module, auch der Analyse, der Risikosimulation, des Zentralarchivs, der Berichtssysteme <strong>und</strong> des Qualitätsmanagements. Neu ist das<br />

Kostenmodell mit Personenschäden, Sachschäden <strong>und</strong> Untersuchungskosten, siehe Abbildung 39.<br />

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Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 39: Struktur des Kostenmodells (Käppler et al 2008)<br />

Es sagt Unfallfolgekosten als Kriterium durch die Parameter Deskriptoren, Fehler <strong>und</strong> Ursachen voraus. Die Risikomodelle von Chappelow wurden überarbeitet <strong>und</strong> erweitert.<br />

Detaillierte Beschreibungen der mathematischen Modelle <strong>und</strong> Verfahren finden sich in Chappelow (1996), Käppler (2004; 2006; 2007) sowie Käppler & Dalinger (2005).<br />

ARIADNE verknüpft all diese Einzelelemente zu einem Sicherheitsmanagementsystem. Das vereinfachte Drei-Ebenen-Modell der Unfallentstehung zeigt Abbildung 40 (Käppler<br />

2004).<br />

Abbildung 40: Schematisches Drei-Ebenen-Modell der Unfallentstehung (Käppler et al 2008)<br />

Dessen Taxonomie ist Kern des Systems <strong>und</strong> beschreibt aktuell ca. 150 Fehlerursachen in den acht Oberkategorien in Abbildung 41.<br />

Abbildung 41: Fehlerursachenkategorien (Käppler et al 2008)<br />

• Fehlerursachen Arbeitsorganisation bezeichnen Mängel der zielgerichteten Ordnung, Regelung <strong>und</strong> Eingliederung von Aufgaben <strong>und</strong> Tätigkeiten in Sozialgebilden, z.B.<br />

bei Gesetzen, Regeln oder Arbeitsmitteln<br />

• Fehlerursachen Kommunikation bezeichnen Mängel von verbalen <strong>und</strong> nonverbalen Prozessen der Informationsübertragung<br />

• Fehlerursachen Personal <strong>und</strong> Qualifikation bezeichnen Mängel der Personalselektion, –zuordnung <strong>und</strong> –qualifikation Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten betreffend, die zur<br />

Ausübung einer Tätigkeit befähigen<br />

• Fehlerursachen Qualitätsmanagement bezeichnen Mängel der laufenden Überprüfung von Güte <strong>und</strong> Beschaffenheit der Arbeitsergebnisse, z.B. bei Normen,<br />

Anweisungen, Handbüchern<br />

• Fehlerursachen Einstellung bezeichnen Beeinträchtigungen arbeitender Personen durch die Neigung oder Prädisposition, Subjekte <strong>und</strong> Objekte in einer bestimmten<br />

Weise konsistent zu bewerten, z.B. infolge Geltungsbedürfnis<br />

• Fehlerursachen Physiologie bezeichnen Beeinträchtigungen arbeitender Personen durch Lebensvorgänge wie Wachstum, Krankheit<br />

• Fehlerursachen Verhalten beschreiben beobachtbare Beeinträchtigungen des <strong>Handel</strong>ns <strong>und</strong> Entscheidens arbeitender Personen, verursacht durch mehr oder weniger<br />

bewusste Prozesse des Erlebens<br />

• Fehlerursachen Umweltbedingungen bezeichnen anhand von physikalischen Daten beschreibbare Eigenschaften der Umwelt, die Risiken erhöhen.<br />

Die Gruppierung von 35 beobachteten Fehlerarten in drei Kategorien zeigt Abbildung 42.<br />

Abbildung 42: Fehlerkategorien (Käppler et al 2008)<br />

• Wahrnehmungsfehler bezeichnen Mängel der Fähigkeit, aus sensorischen Informationen ein umfassendes <strong>und</strong> adäquates Abbild von Eigenschaften der physikalischen<br />

<strong>und</strong> sozialen Umwelt abzuleiten<br />

• Kognitionsfehler bezeichnen die Formulierung von Plänen, die auf korrekter Wahrnehmung relevanter Informationen beruhen, den Erfordernissen von Aufgabe <strong>und</strong><br />

Situation aber nicht gerecht werden<br />

• Handlungsfehler bezeichnen die fehlerhafte Ausführung eines korrekten Handlungsplanes, beispielsweise die Verwechslung von Handlungsabfolgen oder das<br />

Abgleiten in ähnliche, aber gewohnte Routinen.<br />

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Abbildung 42: Fehlerkategorien (Käppler et al 2008)<br />

• Wahrnehmungsfehler bezeichnen Mängel der Fähigkeit,<br />

Sicherheit<br />

aus sensorischen<br />

im Motorradhandel<br />

Informationen ein umfassendes <strong>und</strong> adäquates Abbild von Eigenschaften der physikalischen<br />

<strong>und</strong> sozialen Umwelt abzuleiten<br />

• Kognitionsfehler bezeichnen die Formulierung von Plänen, die auf korrekter Wahrnehmung relevanter Informationen beruhen, den Erfordernissen von Aufgabe <strong>und</strong><br />

Situation aber nicht gerecht werden<br />

• Handlungsfehler bezeichnen die fehlerhafte Ausführung eines korrekten Handlungsplanes, beispielsweise die Verwechslung von Handlungsabfolgen oder das<br />

Abgleiten in ähnliche, aber gewohnte Routinen.<br />

Abbildung 43: Gewichtung der Fehler hinsichtlich Auftreten <strong>und</strong> Auslösen (Käppler et al 2008)<br />

Die Fehleridentifikation basiert in der Regel auf Indizien. Manchmal ist nicht klar, ob ein Fehler den Unfall tatsächlich ausgelöst hat. So erhöhen manche Versäumnisse lediglich<br />

Risiken oder Folgeschäden. Sowohl Auftreten als auch Auswirkungen von Fehlern <strong>und</strong> Ursachen <strong>und</strong> die Zusammenhänge zwischen beiden sind nach Senders & Moray (1991)<br />

probabilistisch. Wahrscheinlichkeiten beschreiben diese Zusammenhänge. Sie sind Gr<strong>und</strong>lage der Risikobetrachtung. Zur Graduierung dieser Wahrscheinlichkeiten wurde<br />

eine gleich abständige fünfstufige Intervallskala nach Rohrmann (1978) entwickelt (Abbildung 43). Einzelheiten finden sich in Käppler (1993).<br />

Die Graduierungsunterschiede erzeugen Fehlerketten nach Senders & Moray (1991), wenn z.B. Unfall auslösende sogenannte Hauptfehler höher gewichtet werden als solche,<br />

die nur Folgen verschärfen. Analog zu Fehlern werden auch die identifizierten Fehlerursachen gewichtet <strong>und</strong> zu Ketten verarbeitet.<br />

Im Rahmen des Sicherheitsmanagements ermöglicht die Kenntnis der Fehler <strong>und</strong> Ursachen mit den Graduierungen <strong>und</strong> Wirkungsketten das Risikomanagement. Es wird als<br />

Form der Sicherheitskultur verstanden, das Risiken als Informationsdefizite über das Erreichen von Zielen auffasst <strong>und</strong> auf die Reduktion dieser Risiken abzielt.<br />

Es vollzieht sich in den Phasen:<br />

• Risikoidentifikation<br />

• Risikoanalyse <strong>und</strong> -simulation<br />

• Risikopolitik.<br />

In Phase 1 werden mit den mathematischen Modellen die Risiken von Fehlern <strong>und</strong> Fehlerursachen anhand von Wahrscheinlichkeiten <strong>und</strong> Schadenkosten identifiziert, siehe<br />

Chappelow (1996), Käppler (2004) sowie Käppler & Dalinger (2005) <strong>und</strong> Käppler (2006; 2007).<br />

Sicherheitsmanagement modelliert nicht nur Fehler, sondern auch die zu Gr<strong>und</strong>e liegenden Ursachen <strong>und</strong> Randbedingungen im konkreten situativen Kontext <strong>und</strong> stellt<br />

Risikovorhersage <strong>und</strong> Prävention darauf ab. Es versteht Präventionsmaßnahmen als technische, personale oder organisatorische Barrieren, die trotz Fehlern das Entstehen<br />

von Unfällen verhindern oder deren Folgen mindern. Reason (1990) versinnbildlichte analog zum vorausgegangenen Bild latente Risiken als Schweizer Käse. Abbildung 44<br />

zeigt eine löchrige Präventionssituation.<br />

Abbildung 44: Präventionsmaßnahmen als Barrieren (Käppler et al 2008)<br />

Sicherheitsmanagement verknüpft nun Einzelmaßnahmen so miteinander, dass zumindest eine Barriere in Abbildung 45 den Unfall verhindert, beispielsweise können<br />

ergonomische Maßnahmen Unfallfolgen von Bedienungsfehlern mindern.<br />

Abbildung 45: Wirksame Prävention (Käppler et al 2008)<br />

Mit diesem Modell folgt in Phase 2 die Untersuchung des vorliegenden Ursache-Wirkungs-Komplexes. Anhand der Ergebnisse werden Hypothesen über<br />

Präventionsmaßnahmen <strong>und</strong> das Ausbleiben von Unfällen als Folge ihrer Realisierung aufgestellt. What-If-Simulationen manipulieren Auftreten <strong>und</strong> Wirkung einzelner<br />

Ursachen <strong>und</strong> Fehler <strong>und</strong> simulieren unterschiedliche Präventionsszenarien. Veränderungen von Risiken <strong>und</strong> Kosten prognostizieren die Einsparpotentiale <strong>und</strong><br />

Sicherheitsgewinne nach der Einführung von Präventionsmaßnahmen (Abbildung 46).<br />

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Sicherheit im Motorradhandel<br />

Abbildung 45: Wirksame Prävention (Käppler et al 2008)<br />

Mit diesem Modell folgt in Phase 2 die Untersuchung des vorliegenden Ursache-Wirkungs-Komplexes. Anhand der Ergebnisse werden Hypothesen über<br />

Präventionsmaßnahmen <strong>und</strong> das Ausbleiben von Unfällen als Folge ihrer Realisierung aufgestellt. What-If-Simulationen manipulieren Auftreten <strong>und</strong> Wirkung einzelner<br />

Ursachen <strong>und</strong> Fehler <strong>und</strong> simulieren unterschiedliche Präventionsszenarien. Veränderungen von Risiken <strong>und</strong> Kosten prognostizieren die Einsparpotentiale <strong>und</strong><br />

Sicherheitsgewinne nach der Einführung von Präventionsmaßnahmen (Abbildung 46).<br />

Abbildung 46: Risiko vor <strong>und</strong> nach der Einführung von Präventionsmaßnahmen (Käppler et al 2008)<br />

In Phase 3 schließlich werden endgültige Entscheidungen über die Realisierung risikopolitischer Maßnahmen in Form von Risikomeidung, -minderung, -teilung, -<br />

Reservebildung sowie Schadensverhütung <strong>und</strong> Kostenüberwälzung getroffen <strong>und</strong> durchgeführt. Zur Risikopolitik gehört die Qualitätssicherung als fortlaufende Überprüfung von<br />

Kosten <strong>und</strong> Nutzen der Maßnahmen.<br />

Die geschilderten Vorstellungen wurden zu einem Sicherheitsmanagementsystem (SMS) für Gefährdungen <strong>und</strong> Unfälle bei Arbeitstätigkeiten verknüpft <strong>und</strong> als Web -<br />

Anwendung ARIADNE realisiert (Abbildung 47). Weltweiter Zugriff über Internet-Browser ermöglicht folgende Vorteile:<br />

• Alle Daten & Informationen jederzeit weltweit verfügbar durch Zentralarchiv<br />

• Standards für den Umgang mit Unfällen <strong>und</strong> Gefährdungen durch Workflow<br />

• Reale <strong>und</strong> prognostizierte Risiken <strong>und</strong> Unfallfolgekosten durch Kostenmodelle<br />

• Verlässliche Gefährdungs- <strong>und</strong> Trendanalysen durch Risikomanagement<br />

• Gesicherte Maßnahmenentscheidungen durch Risikosimulation<br />

• Effektive Kontrolle der Maßnahmenwirksamkeit durch Qualitätsmanagement.<br />

Abbildung 47: Struktur der Web-Anwendung ARIADNE (Käppler et al 2008)<br />

Detaillierte Dokumentation<br />

Zunächst erfolgt die Sammlung von Unfall- <strong>und</strong> Gefährdungsdaten in der Datenbank oder offline per Notebook am Unfallort mit späterem Datenbankabgleich. Zusammen mit<br />

der Multi-User-Fähigkeit gewährleistet dies Flexibilität <strong>und</strong> Aktualität. In der Online-Datenbank werden aktuell bis zu 2000 Einzeldaten pro Unfall dokumentiert (siehe Beispiel in<br />

Abbildung 48). Die Erfassung der Einzelwerte erfolgt weitgehend anhand auszuwählender Schlüsselwerte, um eine strukturierte <strong>und</strong> vergleichbare Datenbasis zu schaffen,<br />

deren Inhalte mathematischen Analysen zugänglich sind. Dies ermöglicht umfassende Berichts- <strong>und</strong> Statistik-Tools, die ebenfalls online verfügbar sind.<br />

Abbildung 48: Instanz zur Umweltdatenerfassung (Käppler et al 2008)<br />

Unfallfolgen <strong>und</strong> Kosten<br />

Zur Dokumentation gehören auch Unfallfolgen <strong>und</strong> Kosten. Sie werden als tatsächliche, geschätzte oder pauschale Kosten infolge Personenschäden, Sachschäden <strong>und</strong><br />

Untersuchungen in 30 Kostenstellen erfasst, siehe Abbildung 39.<br />

Fehler- <strong>und</strong> Ursachenanalyse<br />

Im Anschluss erfolgt die Fehler- <strong>und</strong> Ursachenanalyse, siehe Abbildung 49. Zunächst werden alle Fehler identifiziert, die Schäden oder Gefährdungen verursacht haben.<br />

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Unfallfolgen <strong>und</strong> Kosten<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Zur Dokumentation gehören auch Unfallfolgen <strong>und</strong> Kosten. Sie werden als tatsächliche, geschätzte oder pauschale Kosten infolge Personenschäden, Sachschäden <strong>und</strong><br />

Untersuchungen in 30 Kostenstellen erfasst, siehe Abbildung 39.<br />

Fehler- <strong>und</strong> Ursachenanalyse<br />

Im Anschluss erfolgt die Fehler- <strong>und</strong> Ursachenanalyse, siehe Abbildung 49. Zunächst werden alle Fehler identifiziert, die Schäden oder Gefährdungen verursacht haben.<br />

Abbildung 49: Internetinstanz zur Fehleridentifikation (Käppler et al 2008)<br />

Sie werden gewichtet <strong>und</strong> Personen als Fehler zugeordnet. Nur selten ist ein Unfall Folge eines einzigen Fehlers oder Defektes.<br />

Die Quellen eines Fehlers bezeichnet das Modell als Ursprung. Das ist z.B. der eine Fehlentscheidung treffende Operateur oder das defekte Fahrzeug. Ein Sonderfall entsteht,<br />

wenn der Reparateur nach fehlerhafter Wartung mithin Ursprung von Fehlern wird.<br />

Außerdem werden die Ursachen der Fehler selbst analog zu Abbildung 41 ermittelt, gewichtet <strong>und</strong> Fehlern zugeordnet.<br />

Risikomanagement<br />

Ergebnisse sind Risiken, Kosten <strong>und</strong> Maßnahmen. Die Risikoidentifikation zeigt, mit welchen Wahrscheinlichkeiten Fehlerursachen Fehler <strong>und</strong> diese Unfälle zur Folge haben<br />

<strong>und</strong> weist Fehlern <strong>und</strong> Ursachen die durch sie verursachten Kosten anteilig zu.<br />

Die Risikosimulation stellt Hypothesen über Veränderungen dieser Risiken <strong>und</strong> Kosten nach der Einführung entsprechender Präventionsmaßnahmen auf <strong>und</strong> prognostiziert<br />

die entsprechenden Ergebnisse. Auch Präventionsmaßnahmen kosten Geld. Diese Kosten werden ermittelt <strong>und</strong> mindern erwartete Einsparungen.<br />

Qualitätssicherung<br />

Präventionsmaßnahmen werden dokumentiert. Abläufe <strong>und</strong> Zeitpläne werden im Qualitätsmanagement des SMS überprüft, siehe Beispiel in Abbildung 50. Nach Anlaufzeit <strong>und</strong><br />

Wirkung einer Maßnahme über den festgelegten Zeitraum schlägt das SMS Qualitätskontrollen <strong>und</strong> Wiederholungen der Risikoanalyse vorher – nachher zur Validierung der<br />

präventiven Wirkung vor.<br />

Abbildung 50: Internetinstanz zur Qualitätssicherung (Käppler et al 2008)<br />

Präventionsmaßnahmen werden dokumentiert. Abläufe <strong>und</strong> Zeitpläne werden im Qualitätsmanagement des SMS überprüft (siehe Beispiel in Abbildung 17). Nach Anlaufzeit<br />

<strong>und</strong> Wirkung einer Maßnahme über den festgelegten Zeitraum schlägt das SMS Qualitätskontrollen <strong>und</strong> Wiederholungen der Risikoanalyse vorher – nachher zur Validierung der<br />

präventiven Wirkung vor.<br />

Zusammenfassung<br />

ARIADNE ist ein integriertes Sicherheitsmanagementsystem. Es hat die Verbesserung der Sicherheit <strong>und</strong> die Reduzierung der Anzahl Getöteter <strong>und</strong> Verletzter einschließlich<br />

Unfallfolgen <strong>und</strong> Kosten zum Ziel. Es wird aktuell von der British Royal Army im Flugverkehr, von den Norwegischen Staatsbahnen im Schienenverkehr <strong>und</strong> von der B<strong>und</strong>eswehr<br />

im Bereich Waffen <strong>und</strong> Munition eingesetzt. In Aufträgen der B<strong>und</strong>eswehr wird ARIADNE derzeit für das Sicherheitsmanagement im Flug-, Straßen- <strong>und</strong> Seeverkehr adaptiert.<br />

ARIADNE basiert auf Internettechnologie, wird als Inter- oder Intranet-Applikation verwendet <strong>und</strong> über Browser bedient. Weitere Software ist nicht erforderlich. Der völlige Verzicht<br />

auf proprietäre Plattformen <strong>und</strong> Formate bietet erhebliche Kostenvorteile. ARIADNE steht als komplettes Sicherheitsmanagementsystem oder als Dienstleistung in Deutsch <strong>und</strong><br />

Englisch zur Verfügung <strong>und</strong> ist auf ein weites Feld von Arbeitstätigkeiten übertragbar.<br />

Angesichts wachsender Datenmengen ist die Vermutung nicht gewagt, dass Variablen, Fehler <strong>und</strong> Ursachen interkorrelieren. Deshalb wurden Projekte aufgesetzt, die mit<br />

Methoden des Data Mining Interaktionen von Faktoren untersuchen <strong>und</strong> modellieren. Dazu werden Bayessche <strong>und</strong> semantische Netze verwendet, die maschinell lernen. Mit<br />

anwachsendem Datenbestand werden die Netze modifiziert <strong>und</strong> validiert.<br />

Diese Arbeiten ergänzen das Sicherheitsmanagement mittelfristig um weitere Dimensionen <strong>und</strong> dienen der fortgesetzten Optimierung <strong>und</strong> Validierung der Taxonomien <strong>und</strong> der<br />

Plausibilitätsprüfung bei Dateneingaben. Langfristiges Ziel sind Assistenzsysteme bei der Dateneingabe <strong>und</strong> bei der Fehler- <strong>und</strong> Ursachensuche.<br />

7. Anhang: Fragebogen 2002<br />

Die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> plant Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit motorisierter Zweiradfahrer im Straßenverkehr. Zur Vorbereitung werden ein paar Informationen<br />

benötigt. Alle Informationen bleiben anonym. Es ist weder beabsichtigt noch möglich, aus Antworten auf Personen, Betriebe oder Organisationen zu schließen. Zunächst bitten<br />

wir Sie um Ihre Einschätzungen <strong>und</strong> Meinungen.<br />

Beurteilung von Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit von Motorradfahrern<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 28 / <strong>32</strong><br />

Wir bitten Sie als Fahrer eines Motorrads, Rollers, Mofas oder Mopeds um Ihre Meinung. Lesen Sie bitte die folgenden sechs Aussagen sorgfältig durch <strong>und</strong> beurteilen Sie bitte,<br />

ob die Aussagen nach Ihrer Meinung nicht, etwas...oder...überwiegend, sehr zutreffen. Durchkreuzen Sie dazu die Skala unter dem für Sie richtigen Wort auch zwischen den<br />

Markierungen.<br />

1. Ich halte Sicherheitstrainings im Hinblick auf meine Sicherheit als Motorradfahrer für


7. Anhang: Fragebogen 2002<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

Die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> plant Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit motorisierter Zweiradfahrer im Straßenverkehr. Zur Vorbereitung werden ein paar Informationen<br />

benötigt. Alle Informationen bleiben anonym. Es ist weder beabsichtigt noch möglich, aus Antworten auf Personen, Betriebe oder Organisationen zu schließen. Zunächst bitten<br />

wir Sie um Ihre Einschätzungen <strong>und</strong> Meinungen.<br />

Beurteilung von Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit von Motorradfahrern<br />

Wir bitten Sie als Fahrer eines Motorrads, Rollers, Mofas oder Mopeds um Ihre Meinung. Lesen Sie bitte die folgenden sechs Aussagen sorgfältig durch <strong>und</strong> beurteilen Sie bitte,<br />

ob die Aussagen nach Ihrer Meinung nicht, etwas...oder...überwiegend, sehr zutreffen. Durchkreuzen Sie dazu die Skala unter dem für Sie richtigen Wort auch zwischen den<br />

Markierungen.<br />

1. Ich halte Sicherheitstrainings im Hinblick auf meine Sicherheit als Motorradfahrer für<br />

nützlich.<br />

2. Das Tragen von Helm <strong>und</strong> Schutzkleidung halte ich für<br />

sinnvoll.<br />

3. Ich sehe mich als Motorradfahrer als<br />

guten Fahrer.<br />

4. Ich halte Pkw-Fahrer vergleichsweise für<br />

gute Fahrer.<br />

5. Mein Risiko als Motorradfahrer im Straßenverkehr ist<br />

hoch.<br />

6. Ich empfehle Kollegen <strong>und</strong> Mitarbeitern die Beachtung von Sicherheitsmaßnahmen<br />

Statistische Informationen<br />

Außerdem werden zusätzliche Informationen benötigt. Lesen Sie auch diese Fragen bitte sorgfältig durch <strong>und</strong> kreuzen Sie das entsprechende Kästchen an oder tragen Sie eine<br />

Zahl ein. Auch diese Informationen bleiben anonym.<br />

1. Arbeiten Sie selbst in Ihrem Betrieb mit?<br />

Ja, Vollzeit ja, Teilzeit nein<br />

2. Wie viele Personen beschäftigen Sie?<br />

Anzahl Vollzeit<br />

3. Von allen Beschäftigten sind<br />

Anzahl Teilzeit<br />

Anzahl Frauen<br />

Anzahl Männer<br />

4. Tragen Sie bitte die Anzahl aller Beschäftigten ein, Sie eingeschlossen, die nachfolgenden<br />

Altersgruppen angehören:<br />

18 – 25 Jahre<br />

26 – <strong>32</strong> Jahre<br />

33 – 39 Jahre<br />

40 – 46 Jahre<br />

47 – 53 Jahre<br />

54 – 60 Jahre<br />

61 – 67 Jahre<br />

älter<br />

5. Hatten Sie oder Ihre Mitarbeiter in den letzten 3 Jahren irgendwelche Unfälle?<br />

Ja, Anzahl<br />

nein<br />

8. Anhang: Anleitung & Fragebogen 2007<br />

Anleitung für die Verwendung der Signaljacke<br />

• Etwa drei Viertel der Motorradunfälle werden infolge unzureichender Wahrnehmbarkeit des Motorradfahrers durch andere Verkehrsteilnehmer verursacht oder mit<br />

verursacht. Die Signaljacke macht durch gelbe Leuchtfarbe im Kontrast zur blauen Gr<strong>und</strong>farbe sowie die klaren geometrischen Formen optimal auf Motorradfahrer/innen<br />

aufmerksam <strong>und</strong> trägt so zu ihrer Sicherheit bei.<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 29 / <strong>32</strong><br />

• Die Signaljacke ist kein Ersatz für Schutzkleidung, da sie über keinerlei Protektoren verfügt!<br />

• Die Signaljacke wurde insbesondere für Probefahrten von Werkstattpersonal konzipiert <strong>und</strong> zum schnellen An- <strong>und</strong> Ausziehen mit Klettverschlüssen ausgestattet. Diese<br />

Klettverschlüsse halten die Jacke bis zu 100 km/h sicher verschlossen, neigen jedoch bei höherem Tempo zu unkontrolliertem Öffnen <strong>und</strong> lassen die Jacke flattern. Die


Ja, Anzahl<br />

nein<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

8. Anhang: Anleitung & Fragebogen 2007<br />

Anleitung für die Verwendung der Signaljacke<br />

• Etwa drei Viertel der Motorradunfälle werden infolge unzureichender Wahrnehmbarkeit des Motorradfahrers durch andere Verkehrsteilnehmer verursacht oder mit<br />

verursacht. Die Signaljacke macht durch gelbe Leuchtfarbe im Kontrast zur blauen Gr<strong>und</strong>farbe sowie die klaren geometrischen Formen optimal auf Motorradfahrer/innen<br />

aufmerksam <strong>und</strong> trägt so zu ihrer Sicherheit bei.<br />

• Die Signaljacke ist kein Ersatz für Schutzkleidung, da sie über keinerlei Protektoren verfügt!<br />

• Die Signaljacke wurde insbesondere für Probefahrten von Werkstattpersonal konzipiert <strong>und</strong> zum schnellen An- <strong>und</strong> Ausziehen mit Klettverschlüssen ausgestattet. Diese<br />

Klettverschlüsse halten die Jacke bis zu 100 km/h sicher verschlossen, neigen jedoch bei höherem Tempo zu unkontrolliertem Öffnen <strong>und</strong> lassen die Jacke flattern. Die<br />

Signaljacke ist daher nicht für schnelle Fahrten auf der Autobahn geeignet!<br />

Tragen Sie die Jacke bei jeder auch noch so kurzen Fahrt. Der geringe Aufwand des Hineinschlüpfens kann Ihnen wochenlange Krankenhausaufenthalte <strong>und</strong> noch<br />

Schlimmeres ersparen.<br />

Fragebogen Signaljacke 2007<br />

Füllen Sie bitte die Kästchen aus <strong>und</strong> kreuzen Sie die Skalen an der entsprechenden Stelle bitte an:<br />

1. Ich trage die Signaljacke pro Woche mal<br />

2. Ich erlebe pro Woche Gefahrensituationen<br />

3. Ich hatte in den letzten 3 Jahren Unfälle<br />

4. Ich finde Anziehen <strong>und</strong> Tragen der Signaljacke<br />

bequem.<br />

5. Auf Probe- <strong>und</strong> Testfahrten trage ich die Signaljacke<br />

häufig.<br />

6. Auch auf anderen Fahrten trage ich die Signaljacke<br />

häufig.<br />

7. Die Signaljacke hat meine Sicherheit im Verkehr<br />

erhöht.<br />

8. Mit Signaljacke erlebe ich Gefahrensituationen<br />

viel seltener.<br />

9. Meine Auffälligkeit wird durch die Signaljacke<br />

erhöht.<br />

10. Ich trage die Signaljacke<br />

häufig.<br />

Zum Schluss erbitten wir noch zwei Informationen durch Ankreuzen<br />

Ich bin<br />

Frau<br />

Ich gehöre zur Altersgruppe<br />

Mann<br />

18 – 25 Jahre<br />

26 – <strong>32</strong> Jahre<br />

33 – 39 Jahre<br />

40 – 46 Jahre<br />

47 – 53 Jahre<br />

54 – 60 Jahre<br />

61 – 67 Jahre<br />

Ich bin älter<br />

<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> 30 / <strong>32</strong><br />

9. Literatur


33 – 39 Jahre<br />

40 – 46 Jahre<br />

47 – 53 Jahre<br />

Sicherheit im Motorradhandel<br />

54 – 60 Jahre<br />

61 – 67 Jahre<br />

Ich bin älter<br />

9. Literatur<br />

Altman JW (1966). Classification of Human Error. In W.B. Askren (Ed.) Work. Washington: American Psychological Association.<br />

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Sicherheit im Motorradhandel<br />

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<strong>Berufsgenossenschaft</strong> <strong>Handel</strong> <strong>und</strong> <strong>Warendistribution</strong> www.bghw.de <strong>Seite</strong> <strong>32</strong> / <strong>32</strong>

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