Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

lrsocialresearch.at
von lrsocialresearch.at Mehr von diesem Publisher
22.04.2014 Aufrufe

Angelegenheiten durch die SozialarbeiterInnen. Beide Aspekte werden von circa gleich vielen Personen angeführt. BewohnerInnen im Bereich des SOBEWO betonen hingegen ausschließlich den Beratungsaspekt. Konkret werden etwa die Hilfe und Unterstützung bei Pensionsanträgen oder die Beratung im Umgang mit Geld genannt. Im ÜWO haben Beratungsund Betreuungsaspekte wiederum einen geringen Stellenwert. Für diese Befragten ist die stabile Wohnmöglichkeit zu einer kostengünstigen Miete der zentrale Beitrag der WWH zur Verbesserung ihrer finanziellen Situation. Für BewohnerInnen in ÜWOZG/MUKI ist die Beratung durch die MitarbeiterInnen ebenfalls ein wichtiger Aspekt, wobei die Bandbreite der angeführten Unterstützungen von Anträgen zu Sozialleistungen bis hin zur Erstellung von individuellen Finanzplänen reicht. Gleichzeitig werden auch die Rahmenbedingungen des Wohnens – eine geringe Miete, die Bereitstellung von Gütern des täglichen Bedarfs – von mehreren Personen positiv hervorgehoben. Bei NutzerInnen von NQ ist relativ selten eine Verbesserung der finanziellen Situation gegeben. Sofern eine solche vorliegt, wird dies teils auch auf die WWH zurückgeführt. Als Begründungen werden die Unterstützungen und Beratungen der BetreuerInnen genannt, bspw. bezüglich der Beantragung der BMS, und in einem Fall auch die Möglichkeit die Küche zu nützen und sich warme Mahlzeiten zuzubereiten. Tabelle 8: Beitrag der WWH zur Verbesserung der finanziellen Situation, nach aktuell genutzter Angebotsform aktuell genutzte Angebotsform NQ ÜWO ÜWOZG/MUKI BEWO SOBEWO Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil maßgeblicher Beitrag der WWH 2 40% 11 48% 18 58% 15 75% 7 44% WWH zum Teil beteiligt 1 20% 4 17% 1 3% 1 5% 4 25% WWH hat nichts damit zu tun 2 40% 5 22% 4 13% 4 20% 4 25% weiß nicht/keine Angabe 3 13% 8 26% 1 6% Gesamt 5 100% 23 100% 31 100% 20 100% 16 100% Quelle: L&R Datafile ‘WWH KlientInnen Befragung’, 2012 Keine Verbesserung der finanziellen Situation – nötige Änderungen aus Sicht der KlientInnen Hat sich für knapp 40% der Personen die finanzielle Situation seit dem Kontakt mit der WWH verbessert, nehmen ebenso viele keine Veränderung war. Weitere 17% geben an, dass seit dem Kontakt eine Verschlechterung stattgefunden hat. Die Frage nach nötigen Veränderungen für eine Verbesserung der Situation beantwortet sich für die Hälfte der Personen relativ einfach mit „ich bräuchte einen Job“ (Int.Nr. 167). Ohne Arbeit kein Geld, ist hier der dominante Begründungszusammenhang. Wie bereits im Kontext der Tätigkeitssituation ausgeführt (siehe Kapitel 8.2.2), werden die Chancen auf eine Arbeitsstelle und damit einer Verbesserung der finanziellen Situation allerdings nicht immer sehr optimistisch eingeschätzt. Gesundheitliche Einschränkungen, Suchtverhalten, die eigene ‚Vorgeschichte‘ wie beispielsweise Gefängnisaufenthalte führen dazu, dass viele Befragte wenig Hoffnung haben, dass sich ihre finanzielle Situation in Zukunft verbessern wird. Neben der Frage der Erwerbstätigkeit wird der Abbau von Schulden von etwa 15% als notwendige Bedingung zur Verbesserung ihrer Einkommenssituation angesprochen. Werden Schulden laufend getilgt, besteht die Perspektive, in Zukunft wieder eine bessere Situation vorzufinden –„es ist eine Zeitsache“ (Int.Nr. 44), wie eine Interviewpartnerin meint. Teils wird die Kombination aus Schulden und Höhe der Sozialleistungen und Arbeitslosengeldbezüge 97

als belastend skizziert, da ein Schuldenabbau eben nur sehr langsam möglich ist, nicht viel Geld fürs tägliche Leben verbleibt und eine gut bezahlte Arbeitsstelle, die einen rascheren Abbau ermöglichen würde, nicht in Sicht ist. Sozialleistungen werden von ca. jedem/r Zehnten thematisiert. Zum einen wird das Leistungsniveau als zu niedrig gesehen, d.h. zur Verbesserung der finanziellen Situation wird eine Erhöhung der Sozialleistungen als notwendig erachtet. Andere berichten, dass derzeit die Beantragung einer Pension oder einer BMS läuft und – bei positivem Bescheid – eine Verbesserung der finanziellen Situation in Aussicht ist. Einige NutzerInnen von NQ (n=4) streichen die Notwendigkeit einer Wohnung hervor. Sie beschreiben in verschiedenen Kontexten, so auch hier, das Leben auf der Straße als vergleichsweise teuer, „wenn man den ganzen Tag auf die Straße muss, gibt man mehr Geld aus: für Essen, weil keine eigene Küche, für Getränke, weil man irgendwo auch sitzen muss, weil es kalt ist“ (Int.Nr. 24) Das eigene Ausgabeverhalten wird, neben den eben erwähnten NutzerInnen von NQ, relativ selten explizit in den Mittelpunkt der Argumentation gerückt (n=5). Veränderungen im eigenen Umgang mit Geld werden also kaum als Möglichkeit zur Verbesserung der finanziellen Situation angesprochen. Möglicherweise wird hier eine Verhaltensänderung als eine Strategie der ‚zu kleinen Schritte‘ empfunden, welche angesichts der strukturellen Probleme (Arbeitslosigkeit, keine eigene Wohnung, Schulden) nur wenig zu einer Verbesserung beitragen könnte. Zuletzt sei erwähnt, dass in Einzelfällen (n=2) eine finanzielle Verschlechterung nicht negativ bewertet wird. Dem Weniger an Einkommen steht ein Zugewinn an anderen Dingen, wie mehr Zeit, weniger Stress oder eine gesundheitliche Verbesserung, gegenüber. Zwischenfazit zur finanziellen Situation der KlientInnen Außer bei BewohnerInnen im SOBEWO gestalten zu einem hohen Anteil AMS-Leistungen und die BMS den finanziellen Rahmen der WWH-KlientInnen, und in vielen Fällen (zwei Drittel der Befragten) ist dieser Rahmen beziehungsweise der finanzielle Gestaltungsspielraum durch Schulden markiert. Sieht man von NutzerInnen von NQ ab, konnte seit dem Kontakt mit der WWH die finanzielle Situation in vielen Fällen jedoch verbessert werden. Dafür sind Verbesserungen auf der Einnahmeseite der KlientInnen verantwortlich, aber auch das Ausgabenverhalten betreffende Veränderungen. Gut die Hälfte der Personen sieht hierbei einen maßgeblichen Beitrag der WWH gegeben, sei dies durch Beratungs- und Betreuungsarbeit der MitarbeiterInnen der WWH oder die kostengünstige Wohnmöglichkeit. Bei jenen, die keine positive Entwicklung ihrer finanziellen Situation wahrnehmen, wird eine künftige Verbesserung stark an eine Erwerbstätigkeit gekoppelt. Auch der Abbau von Schulden, welcher für mehrere Personen eine wesentliche Bedingung für eine Verbesserung wäre, ist im Kontext der Erwerbssituation zusehen – ‚ohne Arbeit kein Einkommen, ohne Einkommen kein Abbau von Schulden‘. 8.3 Analysen zur Lebenssicherung auf Basis von Längsschnittdaten (Austritte 2009 und 2010) Auf Basis der Längsschnittdaten soll ein ergänzender Blick auf Entwicklungen im Bereich der Lebenssicherung geworfen werden. Wo auf Basis der Interviews mit der Zielgruppe die Defi- 98

als belastend skizziert, da ein Schuldenabbau eben nur sehr langsam möglich ist, nicht viel<br />

Geld fürs tägliche Leben verbleibt und eine gut bezahlte Arbeitsstelle, die einen rascheren<br />

Abbau ermöglichen würde, nicht in Sicht ist.<br />

Sozialleistungen werden von ca. jedem/r Zehnten thematisiert. Zum einen wird das Leistungsniveau<br />

als zu niedrig gesehen, d.h. zur Verbesserung der finanziellen Situation wird<br />

eine Erhöhung der Sozialleistungen als notwendig erachtet. Andere berichten, dass derzeit<br />

die Beantragung einer Pension oder einer BMS läuft und – bei positivem Bescheid – eine<br />

Verbesserung der finanziellen Situation in Aussicht ist.<br />

Einige NutzerInnen von NQ (n=4) streichen die Notwendigkeit einer Wohnung hervor. Sie<br />

beschreiben in verschiedenen Kontexten, so auch hier, das Leben auf der Straße als vergleichsweise<br />

teuer, „wenn man den ganzen Tag auf die Straße muss, gibt man mehr Geld<br />

aus: für Essen, weil keine eigene Küche, für Getränke, weil man irgendwo auch sitzen muss,<br />

weil es kalt ist“ (Int.Nr. 24)<br />

Das eigene Ausgabeverhalten wird, neben den eben erwähnten NutzerInnen von NQ, relativ<br />

selten explizit in den Mittelpunkt der Argumentation gerückt (n=5). Veränderungen im eigenen<br />

Umgang mit Geld werden also kaum als Möglichkeit zur Verbesserung der finanziellen<br />

Situation angesprochen. Möglicherweise wird hier eine Verhaltensänderung als eine<br />

Strategie der ‚zu kleinen Schritte‘ empfunden, welche angesichts der strukturellen Probleme<br />

(Arbeitslosigkeit, keine eigene Wohnung, Schulden) nur wenig zu einer Verbesserung beitragen<br />

könnte.<br />

Zuletzt sei erwähnt, dass in Einzelfällen (n=2) eine finanzielle Verschlechterung nicht negativ<br />

bewertet wird. Dem Weniger an Einkommen steht ein Zugewinn an anderen Dingen, wie<br />

mehr Zeit, weniger Stress oder eine gesundheitliche Verbesserung, gegenüber.<br />

Zwischenfazit zur finanziellen Situation der KlientInnen<br />

Außer bei BewohnerInnen im SOBEWO gestalten zu einem hohen Anteil AMS-Leistungen<br />

und die BMS den finanziellen Rahmen der WWH-KlientInnen, und in vielen Fällen (zwei Drittel<br />

der Befragten) ist dieser Rahmen beziehungsweise der finanzielle Gestaltungsspielraum<br />

durch Schulden markiert.<br />

Sieht man von NutzerInnen von NQ ab, konnte seit dem Kontakt mit der WWH die finanzielle<br />

Situation in vielen Fällen jedoch verbessert werden. Dafür sind Verbesserungen auf der Einnahmeseite<br />

der KlientInnen verantwortlich, aber auch das Ausgabenverhalten betreffende<br />

Veränderungen. Gut die Hälfte der Personen sieht hierbei einen maßgeblichen Beitrag der<br />

WWH gegeben, sei dies durch Beratungs- und Betreuungsarbeit der MitarbeiterInnen der<br />

WWH oder die kostengünstige Wohnmöglichkeit.<br />

Bei jenen, die keine positive Entwicklung ihrer finanziellen Situation wahrnehmen, wird eine<br />

künftige Verbesserung stark an eine Erwerbstätigkeit gekoppelt. Auch der Abbau von Schulden,<br />

welcher für mehrere Personen eine wesentliche Bedingung für eine Verbesserung wäre,<br />

ist im Kontext der Erwerbssituation zusehen – ‚ohne Arbeit kein Einkommen, ohne Einkommen<br />

kein Abbau von Schulden‘.<br />

8.3 Analysen zur Lebenssicherung auf Basis von<br />

Längsschnittdaten (Austritte 2009 und 2010)<br />

Auf Basis der Längsschnittdaten soll ein ergänzender Blick auf Entwicklungen im Bereich der<br />

Lebenssicherung geworfen werden. Wo auf Basis der Interviews mit der Zielgruppe die Defi-<br />

98

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!