22.04.2014 Aufrufe

Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

teilung und Planung der Ausgaben sowie um die ‚Kontrolle‘ durch die MitarbeiterInnen.<br />

Diese ‚Kontrolle‘ wird mitunter als hilfreich, weil disziplinierend erlebt – „Ich stehe hier<br />

quasi unter sozialer Kontrolle, ich kann nicht mehr tun und lassen was ich will mit meinem<br />

Geld ohne dass es den BetreuerInnen auffällt.“ (Int.Nr. 7).<br />

• Schuldenbearbeitung: Viele Befragte sind, wie zuvor in Kapitel 8.2.1 dargestellt, mit<br />

Schulden konfrontiert. Eine Verbesserung der Einkommenssituation geht daher auch mit<br />

einer Bearbeitung dieser Schulden einher. Gut jede/r Zehnte, welche/r eine Verbesserung<br />

der finanziellen Lage angibt, begründet dies mit einem erreichten Abbau der Schulden.<br />

Hier sind es wiederum die MitarbeiterInnen der WWH, welche teils explizit als hilfreich<br />

angesprochen werden, weil gemeinsam ein Überblick zur Verschuldungssituation<br />

hergestellt oder eine Weitervermittlung an die Schuldnerberatung initiiert wurde.<br />

• Eigenständige Kontrolle über die Finanzen: Für einzelne Frauen (n=4) besteht die<br />

Verbesserung ihrer Einkommenssituation darin, dass sie erstmals die Kontrolle über ihre<br />

finanzielle Situation besitzen. Sie haben ein eigenes Einkommen, für das sie auch selbst<br />

verantwortlich sind und auf das nur sie selbst zugreifen können. Ihre finanziellen Probleme<br />

rühren mitunter aus vergangenen Partnerschaften, wie beispielsweise eine 30-jährige<br />

Interviewpartnerin erzählt:<br />

„Es bleibt mehr Geld im Börserl, weil ich die einzige bin, die darauf zugreift. Früher hat sich<br />

der Lebensgefährte immer etwas aus dem Geldbörserl genommen und es verspielt, es blieb<br />

kein Geld übrig und wir hatten hohe Schulden, weil er alles verspielt hat.“ (Int.Nr. 59).<br />

• Veränderte Lebensumstände: Für etwa jede/n Vierten, welche/r eine Verbesserung der<br />

finanziellen Situation wahrnimmt, ist auch die Veränderung der Lebenssituation ein maßgeblicher<br />

Beitrag dazu. Die Möglichkeit, im Rahmen der WWH zu wohnen, bedeutet nicht<br />

nur einen sicheren Wohnplatz zu haben, sondern oftmals auch eine finanzielle Entlastung<br />

auf Grund geringer Wohnkosten. Mehrfach werden hohe Mietkosten vor Eintritt in<br />

die WWH angesprochen, welche nun entfallen und größere finanzielle Spielräume schaffen.<br />

Aber auch im Vergleich zum Leben auf der Straße bedeutet die Wohnmöglichkeit in<br />

der WWH eine finanzielle Entlastung, „das Geld war auf der Straße eher weg“ meint ein<br />

Interviewpartner (Int.Nr. 141). Angesprochen wird damit, dass – vor allem in der kalten<br />

Jahreszeit – keine ‚konsumationsfreien‘ Räume zur Verfügung stehen oder keine Möglichkeit<br />

der Selbstversorgung besteht:<br />

„Wenn man auf der Straße lebt, dann kostet das Leben mehr, ich kann jetzt im Supermarkt<br />

einkaufen und die Lebensmittel im Kühlschrank aufbewahren, ich muss mir nicht immer etwas<br />

Fertiges zum Essen kaufen, das kostet mehr, als wenn ich selber koche. (Int.Nr. 60)<br />

Veränderte Lebensumstände inkludieren aber auch die Beendigung eines Suchtverhaltens.<br />

Mehrfach begründet sich der größere finanzielle Spielraum auf der Beendigung<br />

des Rauchens und Trinkens oder des Konsums sonstiger Suchtmittel.<br />

Beitrag WWH zur Verbesserung der finanziellen Situation<br />

Es wurde zuvor schon angesprochen, dass mehrere InterviewpartnerInnen ihre verbesserte<br />

finanzielle Situation (auch) auf die Unterstützung durch die MitarbeiterInnen der WWH zurückführen.<br />

Auf die explizite Frage danach geben insgesamt 55% an, dass bei der Verbesserung<br />

der Situation die WWH einen maßgeblichen Beitrag leistete, für weitere 12% wurde<br />

zum Teil ein Beitrag geleistet. Frauen sehen etwas häufiger einen Beitrag gegeben als Männer<br />

(siehe Tabelle 222).<br />

Nach Angebotsformen differenziert zeigt sich, dass – unter Bedachtnahme der zugrundeliegenden<br />

Fallzahlen – BewohnerInnen in BEWO zu einem überdurchschnittlich hohen Anteil<br />

einen maßgeblichen Beitrag der WWH sehen (siehe Tabelle 8). Begründet wird dies mit der<br />

kostengünstigen Wohnung an sich, aber auch mit der Beratung und Betreuung in finanziellen<br />

96

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!