Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

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22.04.2014 Aufrufe

8.2.1 Schulden Schulden zu haben ist für einen großen Anteil der NutzerInnen der WWH ein Thema. Zwei Drittel der Befragten geben an, von Schulden betroffen zu sein. Eine ähnliche Größenordnung der Verschuldungsquote findet sich etwa auch im Bericht zur Wiener Wohnungslosenhilfe 2008, aber auch in Studien zu anderen armutsbetroffenen oder -gefährdeten Gruppen in Wien (vgl. Riesenfelder et al. 2011a und 2011b). Auch wenn das Ausmaß der Verschuldung nicht erhoben wurde, so können – bei Vorliegen geringer Einkommen – auch bereits ‚kleinere‘ Beträge eine enorme Belastung für die Betroffenen darstellen (siehe Fink et al. 2010). . Abgesehen von KlientInnen des SOBEWO, deren Verschuldungsquote mit 37% unterdurchschnittlich ist, stellen Schulden für BewohnerInnen aller Angebotsformen ein vergleichbares Problem dar. Gleichzeitig ist Verschuldung verstärkt bei Männern (70% vs. 58% bei Frauen) und bei jüngeren Personen ein Thema (siehe Abbildung 30). Auch ist die Verschuldungsproblematik bei eher kürzlich mit der WWH in Kontakt getretenen Personen häufiger und verringert sich bei längerer Verbleibsdauer im System der WWH. In diesem Sinn kann also eine positive Wirkung der Betreuung durch die WWH in Richtung Schuldenregulierung angenommen werden, was von einigen Befragten als Verbesserung der Einkommenssituation auch explizit angesprochen wird (siehe Kapitel 8.2.2). Abbildung 30: Verschuldungsquote nach ausgewählten Merkmalen NQ ÜWO ÜWOZG, MuKi BEWO SOBEWO 37% 64% 70% 63% 73% Frauen Männer 58% 70% bis 30 Jahre 31 bis 50 Jahre 51 bis 60/65 Jahre 54% 70% 75% Erstkontakt mit WWH... vor längstens einem Jahr zwischen 1 und unter 3 Jahre zwischen 3 und unter 6 Jahre länger als 6 Jahre 45% 57% 69% 71% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Quelle: L&R Datafile ‘WWH KlientInnen Befragung’, 2012; Interviews n=201 93

8.2.2 Verbesserung der finanziellen Situation seit Kontakt mit WWH und möglicher Beitrag der WWH Die Entwicklung der finanziellen Situation seit dem Kontakt mit der WWH ist für die BewohnerInnen der meisten Angebotsformen zu einem relativ hohen Anteil positiv verlaufen. Insgesamt hat sich für 39% der Befragten ihre finanzielle Situation verbessert, wobei dieser Anteil – abgesehen vom NQ-Bereich – in allen Angebotsformen bei rund 50% und mehr liegt. Jene, die aktuell ein NQ nutzen, konnten also bislang am seltensten eine Verbesserung ihrer finanziellen Situation erreichen, für sie hat sich mehrheitlich – zu 56% – die finanzielle Situation nicht verändert, und für jede/n Vierten ist eine Verschlechterung eingetreten. Einen ähnlich hohen Anteil mit einer negativen Entwicklung weist der BEWO-Bereich auf und auch von den SOBEWO-KlientInnen mussten verhältnismäßig viele eine Verschlechterung hinnehmen. Diese Schwerpunkte sind freilich in Zusammenhang mit der bisherigen Verbleibsdauer im System der WWH zu sehen, die unter NQ-KlientInnen im Schnitt ja deutlich kürzer ausfällt (siehe auch Kapitel 7.1) Abbildung 31: Verbesserung der finanziellen Situation seit Kontakt mit WWH, nach aktuell genutzter Angebotsform NQ 14% 56% 25% 6% ÜWO 46% 42% 10% 2% ÜWOZG, MuKi 69% 22% 4% 4% BEWO 50% 28% 22% SOBEWO 53% 30% 17% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% sehr/eher verbessert keine Veränderung (eher) verschlechtert weiß nicht Quelle: L&R Datafile ‘WWH KlientInnen Befragung’, 2012; Interviews n = 201 Die Entwicklung der finanziellen Situation steht dabei in keinem signifikanten Zusammenhang mit Merkmalen wie Alter oder Geschlecht und ist in hohem Maß durch die individuell sehr heterogenen Lebenssituationen der KlientInnen geprägt. Nur in Teilbereichen zeigen sich systematische Unterschiede. So ist zwar bei jenen, welche aktuell über eine (Erwerbs- )Tätigkeit mit Einkommen verfügen, der Anteil jener, die eine Verbesserung ihrer finanziellen Situation bejahen, mit 48% höher als bei anderen KlientInnen (37%). Dieser Unterschied entsteht zu einem Gutteil aber aus dem kritischen Urteil einer Teilgruppe ohne Tätigkeiten, nämlich jenen Personen, die überhaupt keinen Tätigkeiten nachgehen, also auch keinen Hobbies etc.. Für sie hat sich die Einkommenssituation nämlich ‚nur‘ in 29% der Fälle verbessert. Eine explizite Verschlechterung ist in den beiden Gruppen mit und ohne (Erwerbs- )Tätigkeit mit Einkommen wiederum ähnlich häufig. Verbessert hat sich die Situation überdurchschnittlich oft für jene, deren Erstkontakt mit der WWH bereits längere Zeit (mehr als 6 94

8.2.1 Schulden<br />

Schulden zu haben ist für einen großen Anteil der NutzerInnen der WWH ein Thema. Zwei<br />

Drittel der Befragten geben an, von Schulden betroffen zu sein. Eine ähnliche Größenordnung<br />

der Verschuldungsquote findet sich etwa auch im Bericht zur <strong>Wiener</strong> <strong>Wohnungslosenhilfe</strong><br />

2008, aber auch in Studien zu anderen armutsbetroffenen oder -gefährdeten Gruppen in<br />

Wien (vgl. Riesenfelder et al. 2011a und 2011b). Auch wenn das Ausmaß der Verschuldung<br />

nicht erhoben wurde, so können – bei Vorliegen geringer Einkommen – auch bereits ‚kleinere‘<br />

Beträge eine enorme Belastung für die Betroffenen darstellen (siehe Fink et al. 2010). .<br />

Abgesehen von KlientInnen des SOBEWO, deren Verschuldungsquote mit 37% unterdurchschnittlich<br />

ist, stellen Schulden für BewohnerInnen aller Angebotsformen ein vergleichbares<br />

Problem dar. Gleichzeitig ist Verschuldung verstärkt bei Männern (70% vs. 58% bei Frauen)<br />

und bei jüngeren Personen ein Thema (siehe Abbildung 30). Auch ist die Verschuldungsproblematik<br />

bei eher kürzlich mit der WWH in Kontakt getretenen Personen häufiger und verringert<br />

sich bei längerer Verbleibsdauer im System der WWH. In diesem Sinn kann also eine<br />

positive Wirkung der Betreuung durch die WWH in Richtung Schuldenregulierung angenommen<br />

werden, was von einigen Befragten als Verbesserung der Einkommenssituation<br />

auch explizit angesprochen wird (siehe Kapitel 8.2.2).<br />

Abbildung 30:<br />

Verschuldungsquote nach ausgewählten Merkmalen<br />

NQ<br />

ÜWO<br />

ÜWOZG, MuKi<br />

BEWO<br />

SOBEWO<br />

37%<br />

64%<br />

70%<br />

63%<br />

73%<br />

Frauen<br />

Männer<br />

58%<br />

70%<br />

bis 30 Jahre<br />

31 bis 50 Jahre<br />

51 bis 60/65 Jahre<br />

54%<br />

70%<br />

75%<br />

Erstkontakt mit WWH...<br />

vor längstens einem Jahr<br />

zwischen 1 und unter 3 Jahre<br />

zwischen 3 und unter 6 Jahre<br />

länger als 6 Jahre<br />

45%<br />

57%<br />

69%<br />

71%<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Quelle: L&R Datafile ‘WWH KlientInnen Befragung’, 2012; Interviews n=201<br />

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