Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

lrsocialresearch.at
von lrsocialresearch.at Mehr von diesem Publisher
22.04.2014 Aufrufe

Eine mögliche Verbesserung der Tätigkeitssituation abseits einer Erwerbsarbeit steht kaum im Fokus. Nur einzelne InterviewpartnerInnen (n=5) sprechen solche Aspekte an. Dazu zählt der Wunsch nach (mehr) Freizeitangeboten im Wohnhaus (ÜWO, SOBEWO) oder die Einrichtung einer Tagesstruktur parallel zum Nachtquartier sowie die Ausweitung der Möglichkeit, im Rahmen des Wohnhauses kleinere Arbeiten übernehmen zu können (SOBEWO). Zwischenfazit zur Tätigkeitssituation der KlientInnen Die Tätigkeitssituation der KlientInnen hat sich seit ihrem ersten Kontakt mit der WWH je nach Angebotsform unterschiedlich entwickelt. Es sind vor allem BewohnerInnen von ÜWOZG/MUKI, die häufig eine positive Entwicklung sehen und NQ-KlientInnen, wo dies nur selten zutrifft. Grundsätzlich wird aus den qualitativen Begründungen der Befragten ersichtlich, dass eine Verbesserung der Tätigkeitssituation stark an die gesicherte Wohnsituation gebunden ist – sei dies bezogen auf bezahlte Tätigkeiten oder einfach die räumliche Möglichkeit, Hobbies nachzugehen. Aber auch die mit einer gesicherten Wohnsituation einhergehende psychische Stabilisierung wird mitunter als wesentlich für ein aktiveres Leben angeführt. Dies wird teilweise auch nochmals durch die BetreuerInnen der WWH unterstützt, die Hilfestellungen bei verschiedensten Aufgaben leisten und als motivierend in Bezug auf das Tätigkeitsniveau erlebt werden. Was als Verbesserung hier dargestellt wird, hat somit zum Teil den Charakter einer Heranführung an den Arbeitsmarkt. Mehrheitlich wird bei einer verbesserten Tätigkeitssituation damit auch ein Beitrag der WWH gesehen. Für jene, welche keine Verbesserung wahrnehmen, steht eine mögliche Erwerbstätigkeit im Fokus. Die Chancen auf einen Arbeitsplatz werden jedoch häufig als eingeschränkt beurteilt. Gesundheitliche Probleme, ein höheres Alter sowie keine eigene Wohnung sind wesentliche Faktoren, die - sich teilweise gegenseitig bedingend – als zentrale Ursachen hierfür benannt werden. 8.2 Zur finanziellen Situation der KlientInnen In den meisten Angebotsformen – abgesehen von SOBEWO – stellen den Interviews mit der Zielgruppe zufolge Leistungen des AMS und/oder die Bedarfsorientierte Mindestsicherung (BMS) die zentralen Einkommensquellen dar (siehe Abbildung 29). Dieses Ergebnis findet sich auch in den Detailanalysen der Längsschnittdaten (siehe Kapitel 8.3). Leistungen des AMS beziehen – so die Interviewanalysen - aktuell zwischen 13% (SOBEWO) und 58% (BEWO) der KlientInnen. Über eine Bedarfsorientierte Mindestsicherung verfügt rund die Hälfte der KlientInnen von NQ, ÜWO und ÜWOZG/MUKI – geringer ist der Anteil im BEWO mit knapp 40% und im Bereich des SOBEWO mit knapp 30%. Liegt die AMS-Leistung unterhalb des mindestsichernden Niveaus, kann das Einkommen durch die BMS ergänzt werden. Der Anteil dieser sogenannten ‚AufstockerInnen‘ liegt im SOBEWO bei 10%, in NQ und ÜWO bei 14%, im BEWO bei 22% und ist mit 29% bei BewohnerInnen von ÜWOZG/MUKI am höchsten. Bei letzteren kommt auch ‚sonstigen‘ Einkommensquellen mit ebenfalls 29% ein relativ hoher Stellenwert bei. Dabei handelt es sich um Kinderbetreuungsgeld und/oder Familienbeihilfe. Dies sind Leistungen, die in erster Linie von Frauen bezogen werden, und auch Unterhaltszahlungen und andere private Zahlungen spielen in erster Linie für Frauen eine Rolle als Einkommensquelle. BewohnerInnen aus dem SOBEWO-Bereich, welche meist ein höheres Alter erreicht haben, beziehen mehrheitlich eine unbefristete Pension (Alterspension, Invaliditätspension, Witwen- 91

Waisenpension) (70% der InterviewpartnerInnen) und auch der Bezug von Pflegegeld 36 ist mit 27% im Bereich des SOBEWO von überdurchschnittlicher Bedeutung. Abbildung 29: Aktuelle Einkommensquellen, nach aktuell genutzter Angebotsform, Mehrfachantworten möglich NQ ÜWO ÜWOZG, MuKi BEWO 6% 11% 6% 6% 6% 6% 2% 4% 4% 4% 2% 4% 2% 11% 2% 8% 8% 29% 39% 38% 42% 53% 48% 49% 58% 58% AMS-Leistung (Arbeitslosengeld, Notstandshilfe, DLU) Sozialhilfe, BMS unbefristete Pension befristete Pension Pensionsvorschuss Pflegegeld Unterhaltszahlungen, andere private Zahlungen Sonstiges 8% 5% 20% kein Einkommen SOBEWO 3% 7% 3% 13% 27% 27% 70% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Quelle: L&R Datafile ‘WWH KlientInnen Befragung’, 2012; Interviews n=201 Eine kleine Gruppe von sieben InterviewpartnerInnen gibt in den Zielgruppeninterviews an, zum Zeitpunkt des Gesprächs über kein Einkommen zur verfügen. Dies betrifft BewohnerInnen aller Angebotsformen, ausgenommen SOBEWO. Aus verschiedenen offenen Fragen im Kontext zur finanziellen Situation wird ersichtlich, dass diese Gruppe Personen umfasst, welche sich zum Zeitpunkt des Interviews in der Antragsphase für Sozialleistungen befinden. 36 Nach Angaben der InterviewpartnerInnen handelt es sich dabei um Pflegegeldleistungen der Stufe 1 oder Stufe 2. 92

Eine mögliche Verbesserung der Tätigkeitssituation abseits einer Erwerbsarbeit steht<br />

kaum im Fokus. Nur einzelne InterviewpartnerInnen (n=5) sprechen solche Aspekte an. Dazu<br />

zählt der Wunsch nach (mehr) Freizeitangeboten im Wohnhaus (ÜWO, SOBEWO) oder<br />

die Einrichtung einer Tagesstruktur parallel zum Nachtquartier sowie die Ausweitung der<br />

Möglichkeit, im Rahmen des Wohnhauses kleinere Arbeiten übernehmen zu können<br />

(SOBEWO).<br />

Zwischenfazit zur Tätigkeitssituation der KlientInnen<br />

Die Tätigkeitssituation der KlientInnen hat sich seit ihrem ersten Kontakt mit der WWH je<br />

nach Angebotsform unterschiedlich entwickelt. Es sind vor allem BewohnerInnen von<br />

ÜWOZG/MUKI, die häufig eine positive Entwicklung sehen und NQ-KlientInnen, wo dies nur<br />

selten zutrifft. Grundsätzlich wird aus den qualitativen Begründungen der Befragten ersichtlich,<br />

dass eine Verbesserung der Tätigkeitssituation stark an die gesicherte Wohnsituation<br />

gebunden ist – sei dies bezogen auf bezahlte Tätigkeiten oder einfach die räumliche Möglichkeit,<br />

Hobbies nachzugehen. Aber auch die mit einer gesicherten Wohnsituation einhergehende<br />

psychische Stabilisierung wird mitunter als wesentlich für ein aktiveres Leben angeführt.<br />

Dies wird teilweise auch nochmals durch die BetreuerInnen der WWH unterstützt, die<br />

Hilfestellungen bei verschiedensten Aufgaben leisten und als motivierend in Bezug auf das<br />

Tätigkeitsniveau erlebt werden. Was als Verbesserung hier dargestellt wird, hat somit zum<br />

Teil den Charakter einer Heranführung an den Arbeitsmarkt.<br />

Mehrheitlich wird bei einer verbesserten Tätigkeitssituation damit auch ein Beitrag der WWH<br />

gesehen. Für jene, welche keine Verbesserung wahrnehmen, steht eine mögliche Erwerbstätigkeit<br />

im Fokus. Die Chancen auf einen Arbeitsplatz werden jedoch häufig als eingeschränkt<br />

beurteilt. Gesundheitliche Probleme, ein höheres Alter sowie keine eigene Wohnung<br />

sind wesentliche Faktoren, die - sich teilweise gegenseitig bedingend – als zentrale<br />

Ursachen hierfür benannt werden.<br />

8.2 Zur finanziellen Situation der KlientInnen<br />

In den meisten Angebotsformen – abgesehen von SOBEWO – stellen den Interviews mit der<br />

Zielgruppe zufolge Leistungen des AMS und/oder die Bedarfsorientierte Mindestsicherung<br />

(BMS) die zentralen Einkommensquellen dar (siehe Abbildung 29). Dieses Ergebnis findet<br />

sich auch in den Detailanalysen der Längsschnittdaten (siehe Kapitel 8.3). Leistungen des<br />

AMS beziehen – so die Interviewanalysen - aktuell zwischen 13% (SOBEWO) und 58%<br />

(BEWO) der KlientInnen. Über eine Bedarfsorientierte Mindestsicherung verfügt rund die<br />

Hälfte der KlientInnen von NQ, ÜWO und ÜWOZG/MUKI – geringer ist der Anteil im BEWO<br />

mit knapp 40% und im Bereich des SOBEWO mit knapp 30%.<br />

Liegt die AMS-Leistung unterhalb des mindestsichernden Niveaus, kann das Einkommen<br />

durch die BMS ergänzt werden. Der Anteil dieser sogenannten ‚AufstockerInnen‘ liegt im<br />

SOBEWO bei 10%, in NQ und ÜWO bei 14%, im BEWO bei 22% und ist mit 29% bei BewohnerInnen<br />

von ÜWOZG/MUKI am höchsten. Bei letzteren kommt auch ‚sonstigen‘ Einkommensquellen<br />

mit ebenfalls 29% ein relativ hoher Stellenwert bei. Dabei handelt es sich<br />

um Kinderbetreuungsgeld und/oder Familienbeihilfe. Dies sind Leistungen, die in erster Linie<br />

von Frauen bezogen werden, und auch Unterhaltszahlungen und andere private Zahlungen<br />

spielen in erster Linie für Frauen eine Rolle als Einkommensquelle.<br />

BewohnerInnen aus dem SOBEWO-Bereich, welche meist ein höheres Alter erreicht haben,<br />

beziehen mehrheitlich eine unbefristete Pension (Alterspension, Invaliditätspension, Witwen-<br />

91

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!