Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung
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Je länger die Verbleibsdauer, desto eher eine Verbesserung gegeben (siehe Tabelle 205):<br />
Jene, deren Erstkontakt bereits mehr als 6 Jahre zurückliegt, sind zu 50% der Ansicht, dass<br />
sich ihre Tätigkeitssituation verbessert hat. Bei einem Erstkontakt zwischen 1 und 6 Jahren<br />
sieht rund ein Drittel eine Verbesserung gegeben und bei jenen, die erst im Laufe des letzten<br />
Jahres erstmals zur WWH kamen, nur 19%. Bei letzteren hat sich mehrheitlich (54%) bislang<br />
keine Veränderung eingestellt, ebenso wie bei jenen, die vor 3 bis 6 Jahren erstmals Kontakt<br />
hatten. Am häufigsten sehen damit jene KlientInnen eine Verschlechterung, die vor 1 bis 3<br />
Jahren ihren ersten Kontakt hatten.<br />
Wie sieht die augenblickliche Tätigkeitssituation derer aus, die Verbesserungen beschreiben?<br />
Dabei ist zu bedenken, dass, wie zuvor dargestellt, in der vorliegenden Erhebung ein<br />
breiter Tätigkeitsbegriff zum Tragen kommt. Wird eine Verbesserung gesehen, geht fast jede/r<br />
Vierte einer Erwerbstätigkeit nach, weitere 10% erzielen ein Einkommen aus sonstigen<br />
Tätigkeiten (siehe Tabelle 201). Ein vergleichsweise kleiner Anteil (29%) geht aber keinen<br />
der fünf Tätigkeitsgruppen nach. Dieser Anteil erscheint auf den ersten Blick überraschend<br />
hoch, denn wie kann einerseits eine erwerbsmäßige Verbesserung konstatiert werden und<br />
andererseits weder eine bezahlte, noch eine unbezahlte ehrenamtliche Tätigkeit, noch ein<br />
Hobby und auch keine Haushaltsführung ausgeübt werden? Detailanalysen belegen, dass<br />
dies kein Widerspruch sein muss und bringen etwa zwei gleich große Untergruppen zutage:<br />
Bei der einen Untergruppe war tatsächlich eine Verbesserung der Tätigkeitssituation gegeben,<br />
die dazu führte, dass Erwerbsarbeiten ausgeführt wurden, zum Interviewzeitpunkt aber<br />
bestand wieder eine Phase der Sucharbeitslosigkeit. Die zweite Untergruppe könnte am<br />
besten als Personenkreis beschrieben werden, der sich in einem Prozess der Heranführung<br />
an die Arbeitswelt befindet. Hierunter fallen etwa Personen, welche zum Interviewzeitpunkt<br />
eine Qualifizierung durchlaufen, einer aktiven Arbeitssuche nachgehen, eine Kinderauszeit<br />
haben oder sich auch einfach wieder gesundheitlich soweit stabilisiert haben, dass eine Arbeitssuche<br />
der nächste geplante Schritt sein wird.<br />
Zusammenfassend wäre zu betonen, dass dieser Aspekt der Verbesserung einer Tätigkeitssituation<br />
sehr weit zu fassen ist, wenn ein adäquates Bild gezeichnet werden soll, das der<br />
Perspektive und der Lebenswelt der KlientInnen entspricht. Die Ausübung von Standardarbeitsverhältnissen<br />
nimmt darin nur einen Teilausschnitt ein, andere Tätigkeitsformen, Episoden<br />
von Tätigkeiten im Umfeld der Erwerbsarbeit, wie Arbeitsuche und Schulungen, aber<br />
auch Prozesse der Heranführung an die Erwerbswelt sind ebenso zu berücksichtigen. Diese<br />
Vielfalt und Offenheit in der Definition steht freilich in direktem Gegensatz zum Ansatz der<br />
Längsschnittdatenanalysen (siehe Kapitel 8.3), welcher relativ rigide auf Erwerbsarbeitsverhältnisse,<br />
Transferleistungen aus der Arbeitslosenversicherung, Unterstützungen durch Sozialhilfe/BMS<br />
und Pensionsversicherungsleistungen abstellt.<br />
Insgesamt muss konstatiert werden, dass Verbesserungen im Bereich der Beschäftigung<br />
aus der Perspektive der KlientInnen sehr weit zu fassen sind und dass davon auszugehen<br />
ist, dass abseits von Erwerbstätigkeit sehr viele Beschäftigungsdimensionen existieren, die<br />
zu einer Verbesserung der sozialen Inklusion und somit auch zu einer Stabilisierung der lebensräumlichen<br />
Integrität beitragen können. Diese begriffliche Breite findet sich auch in den<br />
folgenden Absätzen, in denen Hintergründe zu allfälligen konstatierten Verbesserungen der<br />
Tätigkeitssituation dargestellt werden.<br />
Art der Verbesserungen<br />
Jene insgesamt rund 30%, welche angeben, dass sich ihre Tätigkeitssituation sehr/eher verbessert<br />
hat, wurden um eine Begründung gebeten und dabei wurden unterschiedliche Dimensionen<br />
adressiert, weitestgehend unabhängig der aktuell genutzten Angebotsform: Er-<br />
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