22.04.2014 Aufrufe

Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8.1 Arbeit und Erwerbstätigkeit – Zur<br />

Tätigkeitssituation der KlientInnen<br />

Die Erfassung der Tätigkeitssituation zielte bewusst nicht ausschließlich auf Erwerbstätigkeit<br />

ab, sondern legte einen umfassenden Tätigkeitsbegriff zu Grunde. Dahinter steht die These,<br />

dass jede Art von Tätigkeit – beispielsweise auch Hobbies oder ehrenamtliche Aufgaben –<br />

für eine persönliche Stabilisierung wertvoll sein kann.<br />

8.1.1 Tätigkeitssituation zum Interviewzeitpunkt<br />

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass sich die aktuelle Tätigkeitssituation nur selten<br />

signifikant in Abhängigkeit soziostruktureller Aspekte unterscheidet. In allen Angebotsformen<br />

– mit Ausnahme ÜWOZG/MUKI – gibt die relative Mehrheit der KlientInnen an, keine Tätigkeiten<br />

auszuüben (siehe Abbildung 27). Besonders häufig gilt dies für NutzerInnen von NQ<br />

mit nahezu zwei Drittel sowie für BewohnerInnen von ÜWO (60%). Diese Personen üben<br />

also keine bezahlte Tätigkeit aus und geben auch keinerlei ehrenamtliche Aufgaben, die<br />

Führung eines Haushaltes oder Hobbies an.<br />

Keine Tätigkeiten auszuüben trifft für BewohnerInnen in ÜWOZG/MUKI deutlich seltener zu<br />

als auf andere (33%). Gut jede/r Fünfte nennt hier explizit die Führung des Haushaltes als<br />

Tätigkeit, damit etwas mehr als im Bereich BEWO (15%) und SOBEWO (20%). Auffällig ist,<br />

dass Haushaltsführung ausschließlich von Frauen als Tätigkeit angeführt wird. Dieses geschlechtsspezifische<br />

Antwortverhalten ist möglicherweise (auch) auf genderstereotype Bilder<br />

von ‚weiblichen‘ und ‚männlichen‘ Tätigkeiten respektive einer subjektiv unterschiedlichen<br />

Bewertung davon, was als ‚Tätigkeit‘ einzustufen ist, zurückzuführen. Demgegenüber geben<br />

mit 63% insgesamt mehr Männer als Frauen (43%) an, keinerlei Tätigkeit nachzugehen.<br />

Neben der Haushaltsführung spielen für BewohnerInnen in ÜWOZG und MUKI auch Hobbies<br />

mit 38% eine gewisse Rolle. Ähnliches gilt für jene in den Angebotsformen BEWO,<br />

SOBEWO und ÜWO. Somit sind es in erster Linie NutzerInnen von Nachtquartieren, welche<br />

relativ selten Hobbies nachgehen (14%). Auch das Alter zeigt einen gewissen – wenn auch<br />

statistisch nicht signifikanten – Effekt: Jüngere (bis 30 Jahre) und Ältere (51 Jahre bis zum<br />

gesetzlichen Pensionsalter) haben vergleichsweise seltener Hobbies. Werden Hobbies genannt,<br />

so liegt eine große Bandbreite vor, welche sportliche Aktivitäten (schwimmen, wandern,<br />

Fußball spielen, …), Basteltätigkeiten (Modellbau, Stricken, Tonarbeiten…), Musik hören<br />

und Lesen ebenso wie Weiterbildungsaktivitäten (Sprachkurse, Absolvierung der Studienberechtigungsprüfung),<br />

umfasst. Dabei ist zu bedenken, dass die finanziellen Möglichkeiten<br />

der Befragten den Aktivitätsradius wesentlich beeinflussen, oder wie es ein/e Interviewpartner/in<br />

ausdrückte: „alles was keine Kohle kostet“ (Int.Nr. 200) ist als Hobby möglich.<br />

Tätigkeiten, die mit keinem Einkommenserwerb verbunden sind, also ehrenamtliche Aufgaben,<br />

spielen keine große Rolle. Zwischen 3% (NQ, BEWO, SOBEWO) und 7%<br />

(ÜWOZG/MUKI) nennen solche Beschäftigungen. In diesen Einzelfällen werden beispielsweise<br />

soziale Hilfsleistungen (Begleitdienst im Krankenhaus oder Altersheim) ausgeführt,<br />

Aufgaben im Rahmen einer kirchlichen Gemeinschaft übernommen oder Gartenarbeiten für<br />

Verwandte erledigt.<br />

83

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!