Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung
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Bei Personen in zuvor prekären Wohnkonstellationen besteht ein deutlicher Unterschied zwischen<br />
den Wohnformen. Die Gruppe der zuvor obdachlosen Personen war fast zur Gänze<br />
zuvor direkt in Wien ohne Obdach gewesen, ehe sie Angebote der WWH in Anspruch nahmen,<br />
hier fand also so gut wie keine Migration statt. Vergleichsweise hoch ist der Anteil „Zugewanderter“<br />
jedoch bei zuvor wohnungslosen Personen. Hauptsächlich handelt es sich<br />
dabei um Haftentlassene, die konkret in Niederösterreich ihre Haftstrafen abgesessen hatten<br />
(5 Personen), in einem Fall kam eine Frau aus einem Tiroler Frauenhaus zur WWH. Gerade<br />
im Fall von Haftstrafen kann angenommen werden, dass eine nachfolgende Wohnungsbzw.<br />
Obdachlosigkeit in der Heimatstadt oder Heimatregion stark belastend ist und eine<br />
Migration in die anonyme Großstadt – mit einer relativ dichten Angebotsstruktur – stellt eine<br />
nachvollziehbare Option dar.<br />
Prekäre Wohnsituationen<br />
Bei jenen insgesamt 26% der befragten KlientInnen, die vor ihrem Erstkontakt mit Angeboten<br />
der WWH ohne gesicherten Wohnraum lebten, finden sich verschiedenste Konstellationen.<br />
Die folgende Abbildung zeigt auf der Grundlage der hierbei möglichen Mehrfachnennungen<br />
die relevanten Wohnformen. Mehrfachantworten betreffen insbesondere die Formen „temporär<br />
bei FreundInnen“ und „auf der Straße“, da diese oftmals abwechselnd beziehungsweise<br />
parallel mit anderen, vorwiegend ungenügenden Wohnformen bestanden.<br />
Demnach lebte die Hälfte (auch) auf der Straße und ein Drittel (auch) in unbeständigen Konstellationen<br />
bei FreundInnen und Bekannten – vor allem ersteres betrifft Männer häufiger als<br />
Frauen. Auch ist für einen beträchtlichen Anteil der männlichen und auch weiblichen KlientInnen<br />
die Entlassung aus einer Haftanstalt der Hintergrund ihrer Wohnungslosigkeit. Eine<br />
von drei Frauen aus ungesicherten Wohnverhältnissen war zuvor in einem Frauenhaus untergebracht.<br />
Die weiteren Möglichkeiten der ungenügenden Wohnversorgung (Wohnwägen,<br />
Zelte; Hausbesetzung), die Unterkunft in einer Pension oder die Entlassung aus einem Krankenhaus<br />
oder einer Klinik spielen in Einzelfällen eine Rolle.<br />
Abbildung 9:<br />
Wohnformen bei prekärer Wohnsituation vor Erstkontakt zu WWH,<br />
Mehrfachantworten möglich, nach Geschlecht<br />
Obdachlosigkeit<br />
unbeständig bei FreundInnen, Bekannten<br />
Haftanstalt<br />
Frauenhaus<br />
19%<br />
26%<br />
33%<br />
36%<br />
32%<br />
44%<br />
57%<br />
Wohnwagen, Zelt und dgl.<br />
wohnen ohne Absicherung bzw. Vertrag<br />
Hotel, Pension<br />
Krankenhaus, Klinikaufenthalt, Pflegeheim<br />
Hausbesetzung<br />
3%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
1%<br />
8%<br />
weiblich<br />
männlich<br />
0% 20% 40% 60%<br />
Quelle: L&R Datafile ‘WWH KlientInnen Befragung’, 2012, gewichtete Stichprobe, Interviews n = 53<br />
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