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Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

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6 Zum Leben vor der Wohnungslosigkeit –<br />

biographische Prägungen und die<br />

Wohnsituation vor Zugang zur WWH<br />

6.1 Elemente der vorangegangenen Biografie<br />

Wir gehen von der These aus, dass die KlientInnen ihre Lebenserfahrungen und damit auch<br />

unterschiedliche negative Prägungen in Bezug auf Wohnen bei ihrem Eintritt in die WWH<br />

mitbringen. Personen etwa, die kaum stabile Beziehungen aufbauen konnten, früh das Elternhaus<br />

verließen und häufig umgezogen sind, haben möglicherweise einen anderen Zugang<br />

zur Thematik des Wohnens als Personen, die von häuslicher Gewalt betroffen waren<br />

und psychisch labil waren oder sind. Wiederum andere Voraussetzungen bringen Personen<br />

mit, die eine über weite Strecken institutionelle Wohnsituation hatten (Heimaufenthalt, Gefängnis,<br />

etc.).<br />

Die Frage, inwieweit diesen biographischen Ereignissen tatsächlich ein signifikanter Stellenwert<br />

im Zusammenhang mit aktuellen Problematiken zukommen kann, kann an dieser Stelle<br />

nicht endgültig geklärt werden. In der Fachliteratur finden sich allerdings Hinweise, welche<br />

den Stellenwert der Biographie unter bestimmten Bedingungen hervorheben. Ravenhill<br />

(2008, 101) kommt etwa zu folgendem Befund: „The research aims to show that it is important<br />

to look at the childhoods of roofless people and that the routes of homelessness for<br />

many begin there. It is no longer sufficient to simply conclude that roofless people had bad<br />

childhoods, as this glosses over the reality of the situation. It is not the actual events that are<br />

important; it is the impact of these events and other people’s reactions (or lack of reaction) to<br />

these events that converts them into triggers of rooflessness. For example, frequently changing<br />

home address during childhood appears insignificant as a trigger of homelessness, despite<br />

being a common feature of the life stories. However, it can cause a loss of stability, social<br />

networks and close links with kin. [...] Such frequent disruptions over a prolonged period<br />

of time can affect the child’s ability to form relationships, and create the social networks that<br />

have been identified as important protecting factors the prevent rooflessness and homelessness<br />

[...]“. Aufgabe dieser Studie ist keine umfassende diesbezügliche Grundlagenarbeit,<br />

aber es sollten doch die wesentlichen möglichen Faktoren erhoben werden und der Auswertung<br />

zur Verfügung stehen. Ziel ist es, einen kurzen, eher schlaglichtartigen Eindruck der<br />

vorangegangenen Biographie der KlientInnen zu erheben. Dazu wurden verschiedene in der<br />

Literatur als einflussreich identifizierte Erfahrungen in der Befragung thematisiert (Ravenhill<br />

2008, 100). Erhoben wurde dabei lediglich eine prinzipielle Betroffenheit durch diese Erfahrungen<br />

in der Lebensgeschichte, ohne eine Erfassung der näheren Umstände, der persönlichen<br />

Tragweite oder aktuellen Relevanz dieser Erfahrungen, und auch ohne den Zusammenhang<br />

mit der Entstehung von Wohnungslosigkeit herzustellen. 5<br />

Es ist nicht weiter überraschend, dass von den erfragten Items (siehe Abbildung 7) das Erleben<br />

großer materieller Armut jener Faktor ist, der für die meisten KlientInnen zutrifft: Mehr als<br />

5<br />

In der Folge sollten diese Prägungen auch nicht zwangsläufig als „Belastungsfaktoren“ interpretiert werden,<br />

da ihr Belastungsausmaß nicht erfasst werden kann und sie nicht unbedingt eine Auswirkung auf die aktuelle<br />

Situation und Konstitution haben müssen.<br />

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