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Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

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Interviews geführt. Der zum Einsatz gebrachte Fragebogen deckte Fragen zum Zugang zur<br />

WWH und zu der Wohnsituation vor Eintritt ab, ebenso wie Einschätzungen zur aktuell genutzten<br />

Einrichtung sowie zu anderen Angeboten der WWH. Weiters wurden verschiedene<br />

Lebensbereiche ((Erwerbs-)Tätigkeit, finanzielle Situation, soziales Umfeld, Gesundheit)<br />

thematisiert und auf diesbezügliche Veränderungen seit Eintritt in die WWH hin untersucht.<br />

Die gesundheitliche Situation wurde mittels eines zusätzlichen Frageblocks noch vertiefend<br />

erfasst.<br />

Die Durchführung der Interviews wurde durch die LeiterInnen der verschiedenen Träger und<br />

vor allem auch durch die EinrichtungsleiterInnen aktiv unterstützt. Diese haben auf Basis<br />

ihres professionellen Wissens und der persönlichen Kenntnis ihrer BewohnerInnen mögliche<br />

InterviewpartnerInnen vorab identifiziert und für ein Interview motiviert.<br />

Die Interviews fanden in den Räumlichkeiten der jeweiligen Einrichtungen statt, zumeist in<br />

den Gemeinschaftsräumen der Wohnhäuser. Im Fall des Betreuten Wohnens in Wohnungen<br />

wurden die Gespräche zum Teil auch in den Wohnungen der KlientInnen – zumeist in Anwesenheit<br />

der professionellen Betreuungskraft – geführt. Die Dauer der Interviews variierte zwischen<br />

30 und 80 Minuten, auch abhängig von der Beantwortung der Zusatzfragen zur Gesundheit.<br />

Als Aufwandsentschädigung erhielten alle InterviewpartnerInnen einen Einkaufsgutschein<br />

im Wert von 10 Euro. Die Gespräche wurden im Zeitraum von September 2011 bis<br />

Jänner 2012 geführt.<br />

Es wurde zu Beginn des Projekts Skepsis dahin gehend geäußert, dass längere Gespräche<br />

mit KlientInnen nicht ganz einfach sein könnten und man mit einer ganzen Reihe „Unwahrheiten“<br />

zu rechnen hätte, beispielsweise was die Fragen zur eigenen Gesundheit angehe.<br />

Zum ersten Punkt ist festzuhalten, dass durch die Art und Weise der Erhebung – Gespräch<br />

mit gewissen Anforderungen sowohl an psychische Klarheit als auch an die Konzentrationsdauer<br />

– gewisse Teilgruppen von KlientInnen ausschloss. Personen mit massiven Wahrnehmungsstörungen,<br />

etwa aufgrund psychiatrischer Erkrankungen oder auch aktuellen Alkohol-<br />

und/oder Drogenkonsums etc., waren zu einem solchen Interview eher nicht bereit<br />

beziehungsweise könnten ein solches nicht für beide Seiten zufriedenstellend bewältigen.<br />

Hier hat die Vorauswahl potentieller InterviewpartnerInnen durch die mit der Betreuung befassten<br />

Fachkräfte bestimmt eine systematische Selektion vorgenommen. Gleichzeitig ist zu<br />

betonen, dass eine Verzerrung in Richtung der stärker interviewbereiten und -interessierten<br />

Teilgruppe bei jeder Art von Befragung besteht.<br />

Dem zweiten Punkt, den möglicherweisen „Falschinformationen“ durch die KlientInnen, ist<br />

entgegen zu halten, dass es bei der Befragung ausschließlich um die subjektive Wahrnehmung<br />

der InterviewpartnerInnen ging, und nicht um eine – wie immer zu definierende – „objektive<br />

Wahrheit“. Es interessierte die subjektive Lebenswelt der RespondentInnen, so wie<br />

sich ihnen darstellt, also ihre Eindrücke, ihre Schwierigkeiten, ihre Erfolgserlebnisse. Allfällige<br />

Differenzen zwischen subjektiver und von außen beurteilter „objektiver“ Gegebenheiten<br />

(wie etwa zwischen der subjektiven Wahrnehmung des Gesundheitszustands und medizinischer<br />

Diagnosen) sind nicht Gegenstand dieser Erhebung.<br />

Dass GesprächspartnerInnen eventuell mit Absicht Unwahrheiten erzählen, die nicht ihrer<br />

subjektiven Wahrnehmung entsprechen, ist äußerst unwahrscheinlich. Unserer Erfahrung<br />

nach ist die Rolle des Interviewers/der Interviewerin als gänzlich „Außenstehende/r“ gewissermaßen<br />

„freigespielt“ aus dem Lebensalltag der GesprächspartnerInnen und aus den sie<br />

umgebenden und auch bestimmenden Institutionen. Als dem System der WWH nicht zugehörige<br />

Personen und unter Zusicherung von Anonymität, haben die KlientInnen den InterviewerInnen<br />

gegenüber „nichts zu befürchten“, sowie auch „nichts zu erwarten“ – insofern<br />

besteht hier weder Anlass zu Angst vor Sanktionen noch zur Erwartung von Vorteilen. Die<br />

Interviewerfahrungen dieses konkreten Projektes zeigen vielmehr, dass das Gesprächsklima<br />

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