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Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

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sammenhang stehendem Themenbereich, der Problematik von Wartezeiten für wohnungslose<br />

Frauen: Vor diesem Hintergrund wäre zu fragen, in welchem Maße Frauen<br />

während längerer Wartezeiten wieder abspringen und in prekäre bzw. instabile Wohnsituationen<br />

zurückgehen – ein Prozess, welcher durchaus auch mit dem Risiko der fortschreitenden<br />

psychischen Destabilisierung einhergeht. Ein erster Schritt einer solchen<br />

Untersuchung könnte beispielsweise darin bestehen, über einen gewissen Zeitraum alle<br />

Erstkontakte bei den Tageszentren, bzWO und P7 aufzuzeichnen und mit der Struktur<br />

der tatsächlich erfolgten Anamnesegespräche abzugleichen. Ergeben sich diesbezüglich<br />

signifikante Unterschiede, so wäre dies als Hinweis auf eine zu hochschwellige Zugangsarchitektur<br />

zu sehen.<br />

• Unter einem genderspezifischen Fokus ist darauf Bedacht zu nehmen, ob Frauen in gemischtgeschlechtlichen<br />

Wohnangeboten gleichermaßen die Möglichkeit haben, öffentliche<br />

Räume zu nutzen und bestmöglich in der Entfaltung der Fähigkeiten gefördert werden.<br />

ExpertInnen zufolge ist immer wieder zu beobachten, dass öffentliche Räume in<br />

gemischtgeschlechtlichen Häusern, wie Kantinen oder Aufenthaltsräume zum großen<br />

Teil von männlichen KlientInnen in Anspruch genommen werden. Dies wird zum Teil<br />

auch dadurch zu begründen sein, dass der Frauenanteil in vielen gemischtgeschlechtlichen<br />

Einrichtungen Größenwerte von einem Viertel bis einem Drittel nicht überschreitet.<br />

In der Folge ziehen sich Frauen eher in die eigenen Zimmer zurück und beanspruchen<br />

den ihnen zugedachten öffentlichen Raum weniger, schließen sich aber somit auch aus<br />

sozialen Netzwerken aus. Eine mögliche Problemlösung wäre die Öffnung der Gemeinschaftsräume<br />

zu bestimmten Tageszeiten nur für weibliche KlientInnen. Erfahrungen mit<br />

diesem Vorgehen waren aber eher negativer Art. Alternativ bliebe zu überlegen, ob als<br />

Good Practice Ansatz verstärkt Wohnbereiche einzuführen wären, welche den Frauen<br />

vorbehalten bleiben (positives Beispiel ist etwa das Haus Sama des Arbeiter-Samariter-<br />

Bundes oder das Haus Liesing der Volkshilfe). Ein vollständiges Verbot von Männern in<br />

diesen Bereichen wurde übrigens in einem der Häuser versuchsweise eingeführt, hatte<br />

sich aber nicht bewährt, weil dadurch auch allfällige Söhne der KlientInnen ein Zutrittsverbot<br />

hatten.<br />

• Bezüglich der Schnittstelle zu den stationären psychiatrischen Angeboten ist nach Aussage<br />

vieler Fachkräfte der WWH ein Verbesserungspotenzial gegeben. Häufig richtet<br />

sich die Kritik an das Entlassungsmanagement der Einrichtungen. Im Grunde genommen<br />

wurde häufig beobachtet, dass KlientInnen seitens der stationären Einrichtungen zu früh<br />

oder umgehend wieder entlassen wurden bzw. zu Zeiten entlassen hatten, während denen<br />

keine weiterführende Betreuung in der WWH-Einrichtung oder nur ein Journaldienst<br />

gegeben war. Dies könnte, so die Vermutungen, auch damit zusammenhängen, dass<br />

angenommen wurde, die Einrichtungen der WWH würden flächendeckend und übergangslos<br />

Betreuung anbieten können. Die Bezeichnung „Betreutes Wohnhaus“ würde –<br />

so die Vermutung - somit gleichgesetzt mit der Evidenz einer psychiatrischen Krankenschwester<br />

bzw. einem psychiatrischen Pfleger.<br />

Als Good Practice für eine gute Zusammenarbeit mit stationären psychiatrischen Einrichtungen<br />

haben sich Fallkonferenzen herausgestellt. Im Rahmen dieser Fallkonferenzen ist<br />

es möglich, die betrauten Ärzte für die weiteren Erfordernisse bei Entlassung in der<br />

WWH-Einrichtung zu sensibilisieren.<br />

• Um den in den letzten Jahren stark gewachsenen Andrang der Ansuchen um SH/BMS<br />

bewältigen zu können, sah sich die MA 40 zu einer Umstellung des Angebots auf schriftliche<br />

Antragsverfahren in Verbindung mit einem Callcenter zur Beantwortung allfälliger<br />

offener Fragen veranlasst. Aus Sicht der spezifischen Zielgruppe der WWH-KlientInnen<br />

(u.A. Personen mit Lese- und Schreibschwächen, sprachlichen Barrieren, Suchtproble-<br />

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