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Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

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16.7 Soziale Integration<br />

Der Begriff der sozialen Integration ist schließlich ein Schlüsselbegriff, um den sich die anderen<br />

bereits diskutierten Begriffe herumgruppieren. Vom Verständnis her lassen sich aus den<br />

Reflexionen zunächst zwei Definitionszugänge differenzieren: zum einen nähern sich RespondentInnen<br />

von Seiten eines Statuskonzepts und definieren soziale Integration als einen<br />

„Platz“ in einer Gruppe oder der Gesellschaft generell, den eine Person hat oder haben kann<br />

oder soll. Begrifflich wird hier von „Zugehörigkeit“ gesprochen, von einem „Eingebunden-<br />

Sein“ in einen sozialen Verbund, von einem „Dazugehören“. Ein Teil davon ist die entsprechende<br />

perzeptive Wahrnehmung, also dass man sich „zugehörig“ oder „angenommen“ fühlt.<br />

Zum anderen wird soziale Integration auf einer Handlungsebene gesehen. Hier geht es darum,<br />

was Personen oder Gruppen tun, wie sie sich verhalten, um als sozial integriert zu gelten.<br />

Wesentlich ist weiters, dass soziale Integration mehrere Bezugssysteme beinhaltet. In Bezug<br />

worauf wird über Integration gesprochen, worin ist eine Person integriert? Eine Respondentin<br />

meint dazu etwa: „Soziale Integration ist für mich nicht so klar. […] Ein Punk z.B. ist in<br />

seiner Gruppe sehr wohl integriert, bei vielen anderen aber nicht“ (28_SOBEWO). Der Bezugsraum<br />

sozialer Integration wird auf drei Ebenen reflektiert.<br />

• In der täglichen Arbeit ist soziale Integration zunächst auf Ebene der Einrichtung zu verorten.<br />

Ein soziales Gefüge im Wohnhaus, in dem die BewohnerInnen soziale Integration<br />

erleben können, ist für alle Beteiligten wertvoll. Die Beschränkung sozialer Kontakte auf<br />

innerhalb des Hauses wird aber kritisch gesehen: Der Ausbau der Angebotsstruktur der<br />

WWH baut gewissermaßen an „Parallelstrukturen“ (40_ka), was der eigentlich gewünschten<br />

sozialen Integration von KlientInnen entgegen wirkt, denn diese sollte über<br />

den Kontakt zu „sozialen HelferInnen (SozialarbeiterInnen, ÄrztInnen, PsychologInnen,<br />

BetreuerInnen,..), Personen aus dem Feld der WWH oder der "Szene"“ (4_ÜWO) hinausgehen.<br />

• Das erweiterte soziale Umfeld bezieht sich auf Familie, Freunde, Bekannte und ein weites<br />

Feld gemeinschaftlicher Systeme wie Vereine, Kirchen, Mütterrunden, Sportgruppen,<br />

Nachbarschaft, etc.<br />

• Auf einer abstrakteren Ebene bezieht sich soziale Integration auf eine übergeordnete<br />

Gesellschaft. Integration kann hier in Bezug auf verschiedene Teilbereiche gedacht werden,<br />

etwa auf Arbeit/Erwerbsleben, Gesundheitssystem, Kultur, etc.<br />

Wie verhält sich nun ein sozial integrierter Mensch, oder was zeichnet ihn aus? Welche sind<br />

die inhaltlichen Bestimmungsfaktoren sozialer Integration? Auf den beiden unmittelbaren<br />

Bezugsebenen (Einrichtung, Freundeskreis) geht es um die direkte soziale Interaktion. In der<br />

Definition dessen, was ein sozial integriertes Individuum auszeichnet, stehen hier die interaktiven,<br />

kooperativen Momente im Zentrum. Soziale Integration beruht in diesem Sinn auf dem<br />

Aufbau und der Pflege von Kontakten, sozialen Banden, Netzwerken und Gemeinschaftsgefügen,<br />

einem „Miteinander“ (76_BEWO) das durch „Rücksicht“ (5_ÜWO) und einen „respektvollen<br />

Umgang“ (14_SOBEWO) gekennzeichnet ist. Wesentlich ist dabei das interaktive<br />

Moment, die gegenseitige Beziehung: „Sich sozial zu integrieren bedeutet sich nicht von seinem<br />

Umfeld zu isolieren, sondern mit diesem in Kontakt zu treten und Beziehungen herzustellen,<br />

die u.a. durch Wechselseitigkeit gekennzeichnet sind“ (48_BEWO). Mangelnde soziale<br />

Integration hat auf dieser Ebene die Isolation der Einzelpersonen, „Einsamkeit, schlechte<br />

Laune oder depressive Verstimmung“ (11_ÜWO) zur Folge.<br />

Im Bereich des SOBEWO hat die Frage des Verhältnisses von Kontakten im und Kontakte<br />

außer Haus mitunter eine eigene Dynamik. Da das Leben der KlientInnen perspektivisch oft<br />

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