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Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

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konsequent umgesetzt gehen weit darüber hinaus. Die „echte“ Partizipation braucht Freiräume,<br />

um „Dinge auszuprobieren und schauen, ob's funktioniert“ (87_SOBEWO) und<br />

gleichzeitig Strukturen und Ressourcen. Vor allem aber braucht sie auch „viel Mut bei denen,<br />

die derzeit das (alleinige) Sagen haben“ (40_ka), denn letztlich ist sie mit vielen Unsicherheiten,<br />

Unplanbarkeiten und offenen Ausgängen verbunden.<br />

16.6 Nachhaltigkeit<br />

Bei der inhaltlichen Definition von Nachhaltigkeit besteht weitgehende Übereinstimmung<br />

dahin gehend, dass es um eine längerfristige Wirksamkeit der Betreuungsarbeit geht. Die<br />

zeitliche Dimension spielt die zentrale Rolle dabei, im Sinne einer „längerfristigen“, „möglichst<br />

langen“ oder „dauerhaften“ Wirkung. Stark mit der Längerfristigkeit verbunden ist ein<br />

Präventionsgedanke: Die gesetzten Maßnahmen der Betreuung können dann als nachhaltig<br />

gelten, wenn der/die KlientIn nicht mehr in den Ausgangszustand zurückfällt, also „arbeiten<br />

im Fokus der Nachhaltigkeit kann als Prävention für einen etwaigen weiteren Wohnungsverlust<br />

betrachtet werden“ (38_ka). Ein sehr häufiger Bestandteil der diesbezüglichen Reflexionen<br />

ist das mangelnde Wissen über die Wirksamkeit der Betreuung aufgrund fehlender<br />

Nachbetreuung ehemaliger KlientInnen. In der Reflexion der Nachhaltigkeit geht es um die<br />

Effizienz der WWH in einer Langzeitperspektive.<br />

Was konkret längerfristig erreicht oder gewährleistet sein soll, ist an den Zielen der Betreuung<br />

zu messen. In den Reflexionen werden dementsprechend unterschiedliche Outputs und<br />

Outcomes der Betreuungsarbeit angesprochen, und was im Vordergrund steht, hängt maßgeblich<br />

von den prioritären Betreuungszielen der Angebotsform oder auch des persönlichen<br />

Arbeitsverständnisses ab. Auf der faktischen Ebene geht es im Wesentlichen um die „dauerhafte<br />

Wohnversorgung“ (55_SOBEWO). Im Bereich von Übergangswohnformen ist es der<br />

langfristige Erhalt einer Finalwohnung, wobei es keine Definition über die zeitliche Dauer<br />

gibt, „meinem Gefühl nach 2 Jahre nach Unterbringung ohne Mietrückstand“ (98_ka). Im<br />

SOBEWO-Bereich geht es um den Erhalt des Wohnplatzes, „bis zum Lebensende oder dem<br />

Wegfallen des Wohnbedarfs“ (60_SOBEWO).<br />

In vielen Reflexionen steht weniger die Ebene dieser faktischen Ergebnisse im Vordergrund<br />

als die dafür notwendigen Voraussetzungen auf Ebene der KlientInnen, vor allem im Sinne<br />

ihrer Ressourcenausstattung. Wichtig – und letztlich für den langfristigen Erhalt einer Wohnmöglichkeit<br />

entscheidend – ist, dass es bei den KlientInnen selbst zu langfristigen Veränderungen<br />

gekommen ist. Hier wird beispielsweise eine langfristige Stabilisierung (12_BEWO)<br />

genannt, vor allem aber werden Elemente der Wohnkompetenz und Eigenkompetenz, also<br />

der gestärkten Fähigkeiten in Bezug auf die Bewältigung des (Wohn-)Alltags angeführt. Es<br />

geht hier um Lerneffekte auf verschiedenen Ebenen, wie die folgenden Zitate aufzeigen:<br />

Nachhaltigkeit heißt: „erlernte Sachen (Kochen, Wäsche waschen, Miete zahlen, Termine<br />

wahrnehmen) in der Betreuung werden auch nach der Betreuung vom Klienten/in angewandt“<br />

(30_ÜWO), oder: „auch bei sich verändernden äußeren Umständen kann die Person<br />

mit den erlernten Fähigkeiten auf ein Ereignis adäquat reagieren; wenn wiederkehrende Situationen<br />

gut gemanagt werden“ (5_ÜWO), oder: „Erwerb von Fähigkeiten und Ressourcen,<br />

auf die im Anlassfall selbständig zurückgegriffen werden kann – dies kann durchaus auch die<br />

Fähigkeit sein, Hilfe nachzufragen bzw. Unterstützung zu organisieren“ (84_BEWO).<br />

Um nachhaltig zu betreuen, muss es der WWH also um eine Stärkung von Eigenkompetenz<br />

und Wohnkompetenz der KlientInnen gehen – dies wurde bereits in den Reflexionen zu diesen<br />

Begriffen betont (siehe auch Kapitel 16.2 und Kapitel 16.4). Wie diese Stärkung im Betreuungsprozess<br />

erreicht werden kann, kommt hier im Sinn von ‚nachhaltigen Arbeitsweisen‘<br />

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