Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung

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22.04.2014 Aufrufe

ellen Situation erfahren haben, steht der Themenbereich Geld nun auch deutlich gehäuft an erster Stelle der Belastungen (zu 31%, vs. insgesamt 16%). Eine andere auffällige Verschiebung findet in Bezug auf die Tätigkeitssituation statt, wobei allerdings zu bedenken ist, dass in der Entwicklungsfrage ein breiter Tätigkeitsbegriff zum Einsatz kam (inkl. Hobbies), während in der Belastungsfrage auf Arbeit im Sinne von Erwerbstätigkeit fokussiert wurde. Jedenfalls reihen KlientInnen, deren Tätigkeitssituation sich verschlechtert hat seit sie in Kontakt mit der WWH sind, nun jedoch nicht den Arbeitsbereich an erste Stelle, sondern das Wohnen: unter ihnen dominiert die Wohnthematik deutlich das Belastungsprofil (62%). Wenn hingegen eine Verbesserung der Tätigkeitssituation stattgefunden hat, verliert die Wohnthematik an Belastungswirkung (29%). Dies kann als Hinweis auf den engen Zusammenhang von Wohnung und Arbeit verstanden werden und auf die sich gegenseitige verstärkende negative Dynamik: Ohne Arbeit ist die Aussicht auf eine sichere Wohnsituation gering, während gleichzeitig eine Arbeitsaufnahme ohne Wohnung deutlich erschwert ist. Man kann in der Analyse nicht nur auf den erstgereihten, den subjektiv am stärksten belastenden Lebensbereich fokussieren, sondern etwas breiter all die Lebensbereiche einbeziehen, die als die drei am meisten belastenden Bereiche gereiht wurden. In dieser Perspektive verstärken sich einige Zusammenhänge, andere werden weniger deutlich. Das Hauptthema im Belastungsspektrum bleibt jedenfalls das gleiche (siehe Tabelle 293ff): Wohnen gelangt am häufigsten unter die 3 belastendsten Bereiche (67%), wiederum bei Männern etwas häufiger als bei Frauen und wiederum für KlientInnen der beiden Bereiche BEWO und SOBEWO seltener als in den anderen Angebotsformen. Der Themenbereich Geld rückt bei Einbeziehung der Top3 Belastungsbereiche nun von dritter an zweite Stelle vor (61%), wird also in dieser breiteren Erfassung von Belastung also wichtiger. Dies gilt insbesondere für junge Erwachsene (bis 30 Jahre). Die finanzielle Dimension hat also relativ häufig eine nicht primär, aber sekundär stark belastende Wirkung. Arbeit steht in dieser Analyse an dritter Stelle, insgesamt jede/r zweite KlientIn reiht die Arbeit unter die persönlichen Top3-Belastungsthemen. Dieser Anteil ist wiederum im SOBEWO-Bereich geringer, während er bei KlientInnen, die noch nicht lange in Kontakt mit der WWH stehen, deutlich höher ist (63%). Dieser Zusammenhang unterstützt den Befund, dass Erwerbstätigkeit in dieser Gruppe eine größere Rolle spielt als bei längerer Verbleibsdauer in der WWH. Der Lebensbereich Gesundheit steht bei dieser Betrachtungsweise an vierter Stelle, 43% der KlientInnen zählen ihn zu ihren drei wichtigsten Belastungsfaktoren – Frauen wiederum häufiger als Männer, und BewohnerInnen von SOBEWOS häufiger als in anderen Angebotsformen. Interessanterweise verschwindet der Zusammenhang mit dem Alter: Als Hauptbelastung trat der Gesundheitsbereich bei älteren KlientInnen häufiger auf als bei jüngeren, unter den drei wichtigsten Belastungsfaktoren befindet er sich allerdings unabhängig des Alters bei etwas mehr als 40% der Befragten. Der Bereich von Familie und privaten Beziehungen ist wiederum auch in dieser Betrachtungsweise eine seltenere Sorgenquelle, rund jede/r Fünfte zählt diesen Lebensbereich zu den drei belastendsten Segmenten. 8.8 Resümee zu Verbesserungen in den verschiedenen Lebensbereichen Im Folgenden werden die Veränderungen in den verschiedenen Lebensbereichen seit dem Kontakt mit der WWH nach Angebotsformen zusammenfassend betrachtet. Es lässt sich festhalten, dass in allen Lebensbereichen (Tätigkeitssituation, finanzielle Situation, Situation im sozialen Umfeld und betreffend verschiedene Gesundheitsthemen) Nutzer- 141

Innen der Nächtigerangebote unterdurchschnittlich oft eine Verbesserung ihrer Lebenssituation erfahren. Nicht nur, dass sie seltener als NutzerInnen anderer Einrichtungen eine Verbesserung wahrnehmen, auch ist der Anteil derer, die eine Verschlechterung ihrer Situation hinsichtlich Tätigkeit, Einkommen und sozialem Umfeld zum Ausdruck bringen, überdurchschnittlich hoch. Die Gründe hierfür sind, wie in den vorigen Kapiteln dargestellt wurde, vielfältig und geprägt von den individuellen Lebensumständen. Gleichzeitig wird von diesen KlientInnen vergleichsweise oft der Wunsch nach einer fixen und stabilen Wohnmöglichkeit in verschiedenen Kontexten zum Ausdruck gebracht und damit die Hoffnung auf eine Stabilisierung der Lebenssituation in unterschiedlichen Belangen verknüpft – „die Voraussetzung für eine Veränderung ist eine normale Lebenssituation - fix wohnen und fix arbeiten“ (Int.Nr. 25). Unterstrichen wird dies dadurch, dass über 60% den Bereich des Wohnens als die größte Belastung in ihrem Leben sehen. Dieser Wert liegt ausgeprägt über jenem der BewohnerInnen anderer Angebotsformen. Diese ‚schlechteren‘ Bewertungen von KlientInnen dieses Teilbereichs der WWH müssen aber vor dem Hintergrund der spezifischen Zielsetzung von Nachtquartieren gegenüber den anderen Wohnangeboten gesehen werden. Die Unterbringung in NQ ist nicht als längerfristige Konstellation konzipiert sondern dient der ersten, niederschwelligen Überbrückung im Fall einer Wohnungslosigkeit. Da von den befragten NutzerInnen der Nachtquartiersangebote jedoch jede/r Fünfte bereits länger als ein Jahr im Nachtquartier schläft, ist es durchaus gerechtfertigt, die Wirkungsfrage auch für diese Angebotsform zu stellen. Abbildung 47: NQ – Verbesserung in verschiedenen Lebensbereichen seit Erstkontakt mit WWH Tätigkeitssituation finanzielle Situation Situation im sozialen Umfeld 11% 58% 25% 6% 14% 56% 25% 6% 8% 58% 31% 3% körperliche Verfassung psychische Verfassung Alkohol, Drogen 6% 92% 3% 8% 92% 3% 83% 3% 11% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% sehr/eher verbessert (eher) verschlechtert keine Veränderung weiß nicht/keine Angabe Quelle: L&R Datafile ‘WWH KlientInnen Befragung’, 2012, jeweils Interviews n=36 Deutlich häufiger als NutzerInnen von NQ, aber im Vergleich zu BewohnerInnen der weiteren Angebotsformen immer noch in den meisten Kategorien vergleichsweise unterdurchschnittlich fällt der Anteil der KlientInnen in ÜWO-Angeboten aus, welche Verbesserungen thematisieren. Für 36% (Situation hinsichtlich Tätigkeit, soziales Umfeld) bis 46% (finanzielle Situation) der aktuellen BewohnerInnen hat sich die Situation seit ihrem Kontakt mit der WWH verbessert. Gleichzeitig hat sich die Tätigkeitssituation auch für 28% negativ entwickelt – ein Wert der über jenem aller anderen Einrichtungen liegt. Auch gesundheitliche Verbesserungen liegen vergleichsweise selten vor. Insgesamt fällt damit die Bilanz der Entwicklung in den verschiedenen Lebensbereichen in dieser befristeten Unterbringungsform zwar etwas besser aus als bei NutzerInnen von NQ, dennoch meist schlechter als in den anderen Ange- 142

ellen Situation erfahren haben, steht der Themenbereich Geld nun auch deutlich gehäuft an<br />

erster Stelle der Belastungen (zu 31%, vs. insgesamt 16%). Eine andere auffällige Verschiebung<br />

findet in Bezug auf die Tätigkeitssituation statt, wobei allerdings zu bedenken ist, dass<br />

in der Entwicklungsfrage ein breiter Tätigkeitsbegriff zum Einsatz kam (inkl. Hobbies), während<br />

in der Belastungsfrage auf Arbeit im Sinne von Erwerbstätigkeit fokussiert wurde. Jedenfalls<br />

reihen KlientInnen, deren Tätigkeitssituation sich verschlechtert hat seit sie in Kontakt<br />

mit der WWH sind, nun jedoch nicht den Arbeitsbereich an erste Stelle, sondern das<br />

Wohnen: unter ihnen dominiert die Wohnthematik deutlich das Belastungsprofil (62%). Wenn<br />

hingegen eine Verbesserung der Tätigkeitssituation stattgefunden hat, verliert die Wohnthematik<br />

an Belastungswirkung (29%). Dies kann als Hinweis auf den engen Zusammenhang<br />

von Wohnung und Arbeit verstanden werden und auf die sich gegenseitige verstärkende<br />

negative Dynamik: Ohne Arbeit ist die Aussicht auf eine sichere Wohnsituation gering, während<br />

gleichzeitig eine Arbeitsaufnahme ohne Wohnung deutlich erschwert ist.<br />

Man kann in der Analyse nicht nur auf den erstgereihten, den subjektiv am stärksten belastenden<br />

Lebensbereich fokussieren, sondern etwas breiter all die Lebensbereiche einbeziehen,<br />

die als die drei am meisten belastenden Bereiche gereiht wurden. In dieser Perspektive<br />

verstärken sich einige Zusammenhänge, andere werden weniger deutlich.<br />

Das Hauptthema im Belastungsspektrum bleibt jedenfalls das gleiche (siehe Tabelle 293ff):<br />

Wohnen gelangt am häufigsten unter die 3 belastendsten Bereiche (67%), wiederum bei<br />

Männern etwas häufiger als bei Frauen und wiederum für KlientInnen der beiden Bereiche<br />

BEWO und SOBEWO seltener als in den anderen Angebotsformen. Der Themenbereich<br />

Geld rückt bei Einbeziehung der Top3 Belastungsbereiche nun von dritter an zweite Stelle<br />

vor (61%), wird also in dieser breiteren Erfassung von Belastung also wichtiger. Dies gilt insbesondere<br />

für junge Erwachsene (bis 30 Jahre). Die finanzielle Dimension hat also relativ<br />

häufig eine nicht primär, aber sekundär stark belastende Wirkung. Arbeit steht in dieser<br />

Analyse an dritter Stelle, insgesamt jede/r zweite KlientIn reiht die Arbeit unter die persönlichen<br />

Top3-Belastungsthemen. Dieser Anteil ist wiederum im SOBEWO-Bereich geringer,<br />

während er bei KlientInnen, die noch nicht lange in Kontakt mit der WWH stehen, deutlich<br />

höher ist (63%). Dieser Zusammenhang unterstützt den Befund, dass Erwerbstätigkeit in<br />

dieser Gruppe eine größere Rolle spielt als bei längerer Verbleibsdauer in der WWH. Der<br />

Lebensbereich Gesundheit steht bei dieser Betrachtungsweise an vierter Stelle, 43% der<br />

KlientInnen zählen ihn zu ihren drei wichtigsten Belastungsfaktoren – Frauen wiederum häufiger<br />

als Männer, und BewohnerInnen von SOBEWOS häufiger als in anderen Angebotsformen.<br />

Interessanterweise verschwindet der Zusammenhang mit dem Alter: Als Hauptbelastung<br />

trat der Gesundheitsbereich bei älteren KlientInnen häufiger auf als bei jüngeren, unter<br />

den drei wichtigsten Belastungsfaktoren befindet er sich allerdings unabhängig des Alters bei<br />

etwas mehr als 40% der Befragten. Der Bereich von Familie und privaten Beziehungen ist<br />

wiederum auch in dieser Betrachtungsweise eine seltenere Sorgenquelle, rund jede/r Fünfte<br />

zählt diesen Lebensbereich zu den drei belastendsten Segmenten.<br />

8.8 Resümee zu Verbesserungen in den verschiedenen<br />

Lebensbereichen<br />

Im Folgenden werden die Veränderungen in den verschiedenen Lebensbereichen seit dem<br />

Kontakt mit der WWH nach Angebotsformen zusammenfassend betrachtet.<br />

Es lässt sich festhalten, dass in allen Lebensbereichen (Tätigkeitssituation, finanzielle Situation,<br />

Situation im sozialen Umfeld und betreffend verschiedene Gesundheitsthemen) Nutzer-<br />

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