Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung
Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung Evaluierung Wiener Wohnungslosenhilfe - L&R Sozialforschung
• Am relativ häufigsten (n=14) wird der Wunsch nach einer „normalisierten Lebenssituation“ (Int.Nr. 186) zum Ausdruck gebracht. Es sind dies – abgesehen von zwei BewohnerInnen von ÜWOZG/MUKI – ausschließlich BewohnerInnen von ÜWO und NutzerInnen von NQ, welche damit das Ziel einer eigenen Wohnung ansprechen. Für einige geht es primär darum, aus einem als instabil empfundenen sozialen Umfeld wegzukommen, um selbst wieder mehr Stabilität zu erreichen. Andere heben hervor, dass soziale Beziehungen in der gegebenen Wohnkonstellation nicht gepflegt werden können. • Unabhängig der Angebotsform wäre für einige Befragte (n=10) eine Verbesserung der Beziehung zur Familie wichtig. Das schließt die eigenen Kinder ein, betrifft die Ex- PartnerInnen, Geschwister oder Eltern. Teils werden diese Konflikte als ‚unabhängig‘ von der Wohnproblematik gesehen, weil es die Probleme auch schon vor Eintritt in die WWH gab, teilweise stehen diese in einem Zusammenhang mit der Wohnungslosigkeit, wie etwa auch in jenem Fall, in dem der/die KlientIn die Wohnungslosigkeit aus Scham vor der Familie verschweigt. • Einige Personen wünschen sich mehr soziale Kontakte (n=7). Es sind dies Situationen, in denen Freunde/innen und Bekannte im Zuge der Wohnungslosigkeit „nichts mehr mit einem zu tun haben wollen“ (Int.Nr. 124). Es wird aber auch ein eigener Rückzug aus sozialen Beziehungen wahrgenommen und der Wunsch nach mehr Offenheit und danach, sich aktiver in Beziehungen einzubringen, zum Ausdruck gebracht. • Ein solcher eigener Rückzug aus sozialen Beziehungen oder die Distanzierung von Freunden/innen und Bekannten erleben noch weitere InterviewpartnerInnen – „Der Bekanntenkreis ist halt verschwunden, aus den Augen aus dem Sinn, seit ich hier bin“ erzählt ein Bewohner in einem ÜWO (Int.Nr. 152). Im Gegensatz zum Wunsch nach mehr sozialen Kontakten führte dies bei diesem Gesprächspartner, wie auch einigen weiteren (n=11) jedoch zu einer ablehnenden Haltung gegenüber sozialen Kontakten. Beide Situationen – der Wunsch nach keinen oder mehr sozialen Kontakte – sind unabhängig der aktuell genutzten Angebotsform zu sehen. • Eine Verbesserung des Verhältnisses zum sozialen Umfeld wird bei einigen Personen letztlich auch an der Situation in der WWH-Wohneinrichtung festgemacht (n=8). Dies schließt BewohnerInnen aller Angebotsformen, außer in ÜWOZG/MUKI, ein, und es handelt sich – außer bei einer Person – ausschließlich um Frauen. So wird von zwei Bewohnerinnen im Bereich SOBEWO die Betreuungssituation angesprochen. In einem Fall wird die Betreuung während der Nacht als „nicht gewährleistet“ gesehen und die Gesprächspartnerin sorgt sich, dass „mancher Hilferuf überhört wird“ (Int.Nr. 177). Eine zweite Frau wünscht sich eine bessere Vermittlung und Schlichtung bei Streitigkeiten zwischen den BewohnerInnen durch das Betreuungspersonal. Bezogen auf NQ und ÜWO wird die Angst vor den anderen BewohnerInnen angesprochen. Ein Bewohner in einem ÜWO beklagt auch die mangelnde Privatsphäre und eine weitere Gesprächspartnerin die aus ihrer Sicht vorherrschenden schlechten Umgangsformen der BewohnerInnen untereinander. Zwischenfazit zur sozialen Situation der KlientInnen Die soziale Situation der KlientInnen der WWH ist mehrheitlich dadurch gekennzeichnet, dass sie alleine und ohne Kinder leben. In den meisten Fällen gibt es aber eine oder mehrere wichtige Bezugspersonen, wobei dies für NutzerInnen von NQ deutlich seltener zutrifft als für andere. Solche Bezugspersonen sind Freunde/innen, es sind verschiedene Familienmitglieder und für knapp jede/n Siebten (auch) die MitarbeiterInnen der WWH. 115
Die Entwicklung der Beziehungen zum sozialen Umfeld hat sich seit dem Kontakt mit der WWH – je nach Angebotsform – für knapp 40% bis knapp 60% verbessert. Lediglich jene, die NQ nutzen, nehmen mit 8% kaum eine Verbesserung wahr. Wird seitens der KlientInnen eine Verbesserung festgehalten, so ist hier häufig auch ein Beitrag der WWH gegeben. Dieser ist vor allem in der Ermöglichung einer stabilen Wohnsituation zu sehen, welche sich positiv auf die sozialen Beziehungen auswirkt. Wird hingegen keine Veränderung wahrgenommen, ist dies nicht mit einer negativen Entwicklung gleichzusetzen. Die sozialen Beziehungen bzw. das Verhältnis zum sozialen Umfeld werden zum Teil als gleichbleibend gut beschrieben, so dass sich hieran kein Veränderungsbedarf anschließt. Werden hingegen Veränderungen gewünscht, so steht eine eigene Wohnung und damit verbunden u.a. bessere Möglichkeiten soziale Kontakte zu pflegen im Vordergrund. Aber auch die Verbesserung der Kontakte zu Familienmitgliedern oder generell der Wunsch nach mehr sozialen Beziehungen werden genannt. Umgekehrt ziehen sich einige Personen auch aus dem sozialen Leben zurück und möchten keine sozialen Kontakte pflegen. Letztlich adressieren einzelne InterviewpartnerInnen auch die Situation in den Wohneinrichtungen und wünschen sich hier Veränderungen, um eine Besserung ihrer sozialen Beziehungen in diesem spezifischen Umfeld zu erreichen. 8.5 Zur gesundheitlichen Situation der KlientInnen 8.5.1 Aktuelle Situation Die gesundheitliche Situation der WWH-KlientInnen ist in vielen Fällen durch Schwierigkeiten gekennzeichnet. Es ist bei den nachfolgend skizzierten Gesundheitsthemen darauf hinzuweisen, dass diese Analysen – ebenso wie bezüglich aller anderen Lebensbereiche – ausschließlich auf den Angaben der InterviewpartnerInnen in den Interviews beruhen und nicht auf ärztlichen Diagnosen. Es wird hier somit die subjektive Sicht der KlientInnen auf ihre gesundheitliche Situation dargestellt. 38 Rund drei Viertel aller Befragten erleben ein oder mehrere gesundheitliche Probleme. Anders formuliert sehen ‚nur‘ circa 25% der BewohnerInnen keine gesundheitlichen Problemfelder gegeben. Je nach Angebotsform liegt dieser Anteil zwischen einem Drittel (NQ, BE- WO) und 0% (SOBEWO) (siehe Abbildung 42, sowie Tabelle 251ff). Es besteht ein Zusammenhang zwischen der gesundheitlichen Konstitution und der Dauer des Kontakts zur WWH: Mit zunehmender Verbleibsdauer sinkt der Anteil jener ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen. Fand der Erstkontakt vor einem Jahr statt, haben 34% keine gesundheitlichen Probleme. Liegt der Kontakt bereits 6 Jahre oder länger zurück, benennen nur mehr 8% keine Probleme, wobei dies nicht von altersspezifischen Faktoren überlagert wird (denn in der höchsten Altersgruppe verspüren 20% keine gesundheitlichen Einschränkungen). Hier ist eine gewisse Wechselwirkung anzunehmen: Gesundheitliche Probleme können zu einer Fortdauer der Wohnungslosigkeit führen beziehungsweise den Ausstieg aus der Wohnungslosigkeit erschweren, während gleichzeitig auch lange Phasen der Wohnungslosigkeit die Ausbildung oder Verschlechterung von Krankheitsbildern begünstigen. Mehr Details zu die- 38 Gerade auch was die psychische Gesundheit anbelangt ist hier mit einer tendenziellen Unterrepräsentanz entsprechender Krankheitsbilder im Sample zu rechnen, da die Anforderungen der Interviewdurchführung gewisse Teilgruppen von KlientInnen benachteiligten. Ein Bezug zu formalen ärztlichen Diagnosen wurde bewusst nicht hergestellt, da das subjektive Erleben im Vordergrund stehen sollte, ohne irgendwelche Legitimationsnotwendigkeiten zu provozieren. 116
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(Int.Nr. 186) zum Ausdruck gebracht. Es sind dies – abgesehen von zwei BewohnerInnen<br />
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von NQ, welche damit das Ziel einer eigenen Wohnung ansprechen. Für einige geht<br />
es primär darum, aus einem als instabil empfundenen sozialen Umfeld wegzukommen,<br />
um selbst wieder mehr Stabilität zu erreichen. Andere heben hervor, dass soziale Beziehungen<br />
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• Unabhängig der Angebotsform wäre für einige Befragte (n=10) eine Verbesserung der<br />
Beziehung zur Familie wichtig. Das schließt die eigenen Kinder ein, betrifft die Ex-<br />
PartnerInnen, Geschwister oder Eltern. Teils werden diese Konflikte als ‚unabhängig‘ von<br />
der Wohnproblematik gesehen, weil es die Probleme auch schon vor Eintritt in die WWH<br />
gab, teilweise stehen diese in einem Zusammenhang mit der Wohnungslosigkeit, wie etwa<br />
auch in jenem Fall, in dem der/die KlientIn die Wohnungslosigkeit aus Scham vor der<br />
Familie verschweigt.<br />
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in denen Freunde/innen und Bekannte im Zuge der Wohnungslosigkeit „nichts mehr mit<br />
einem zu tun haben wollen“ (Int.Nr. 124). Es wird aber auch ein eigener Rückzug aus sozialen<br />
Beziehungen wahrgenommen und der Wunsch nach mehr Offenheit und danach,<br />
sich aktiver in Beziehungen einzubringen, zum Ausdruck gebracht.<br />
• Ein solcher eigener Rückzug aus sozialen Beziehungen oder die Distanzierung von<br />
Freunden/innen und Bekannten erleben noch weitere InterviewpartnerInnen – „Der Bekanntenkreis<br />
ist halt verschwunden, aus den Augen aus dem Sinn, seit ich hier bin“ erzählt<br />
ein Bewohner in einem ÜWO (Int.Nr. 152). Im Gegensatz zum Wunsch nach mehr<br />
sozialen Kontakten führte dies bei diesem Gesprächspartner, wie auch einigen weiteren<br />
(n=11) jedoch zu einer ablehnenden Haltung gegenüber sozialen Kontakten. Beide<br />
Situationen – der Wunsch nach keinen oder mehr sozialen Kontakte – sind unabhängig<br />
der aktuell genutzten Angebotsform zu sehen.<br />
• Eine Verbesserung des Verhältnisses zum sozialen Umfeld wird bei einigen Personen<br />
letztlich auch an der Situation in der WWH-Wohneinrichtung festgemacht (n=8). Dies<br />
schließt BewohnerInnen aller Angebotsformen, außer in ÜWOZG/MUKI, ein, und es handelt<br />
sich – außer bei einer Person – ausschließlich um Frauen. So wird von zwei Bewohnerinnen<br />
im Bereich SOBEWO die Betreuungssituation angesprochen. In einem Fall wird<br />
die Betreuung während der Nacht als „nicht gewährleistet“ gesehen und die Gesprächspartnerin<br />
sorgt sich, dass „mancher Hilferuf überhört wird“ (Int.Nr. 177). Eine zweite Frau<br />
wünscht sich eine bessere Vermittlung und Schlichtung bei Streitigkeiten zwischen den<br />
BewohnerInnen durch das Betreuungspersonal. Bezogen auf NQ und ÜWO wird die<br />
Angst vor den anderen BewohnerInnen angesprochen. Ein Bewohner in einem ÜWO beklagt<br />
auch die mangelnde Privatsphäre und eine weitere Gesprächspartnerin die aus ihrer<br />
Sicht vorherrschenden schlechten Umgangsformen der BewohnerInnen untereinander.<br />
Zwischenfazit zur sozialen Situation der KlientInnen<br />
Die soziale Situation der KlientInnen der WWH ist mehrheitlich dadurch gekennzeichnet,<br />
dass sie alleine und ohne Kinder leben. In den meisten Fällen gibt es aber eine oder mehrere<br />
wichtige Bezugspersonen, wobei dies für NutzerInnen von NQ deutlich seltener zutrifft als<br />
für andere. Solche Bezugspersonen sind Freunde/innen, es sind verschiedene Familienmitglieder<br />
und für knapp jede/n Siebten (auch) die MitarbeiterInnen der WWH.<br />
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