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Mitteilungen Nr. 52 - Hans Henny Jahnn

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nen Bezirken heimisch. Aber es gab in den Jahren unserer freundschaftlichen Beziehungen<br />

genug Gesprächsstoffe, bei denen wir uns finden und von einander dankbar<br />

lernen konnten.<br />

Freundlicher gelehrter Mann<br />

Zwei Postkarten mögen zeigen, wie freundlich der gelehrte Mann mit seinem Dorfpfarrer<br />

verkehrte. Die eine schrieb er in der Zeit, da er sich um das Bürgerrecht von<br />

Bolligen bewarb:<br />

‘Biogno-Beride, 19. Juni 47.<br />

Lieber Herr Pfr. Marti! Vielen herzl. Dank für Ihren Brief und die Mühe, die Sie sich um<br />

meine Sache gaben. Die Zusicherung Herrn v. St’s, den Fall zu prüfen, ist ja auch<br />

schon viel wert. Entschuldigen Sie die Kürze dieser Karte – wir sind mitten im Packen<br />

und Putzen u. fahren Montag nach Hause. – Webers kommen mit Kind u. Kegel, u. da<br />

wird’s zu eng, besondern wenn’s wie in den letzten 10 Tagen im 1. Stock kein Wasser<br />

gibt. Erholen Sie sich (in Pontresina) recht gut, und seien Sie mit den Ihrigen vielmals<br />

herzlich gegrüsst von Ihrem<br />

<strong>Hans</strong> Kayser.’<br />

Die andere Karte schrieb er aus Capri nach seinen Studien über die Tempelruinen in<br />

Paestum.<br />

‘Capri, 25.IV.1957.<br />

Lieber Herr Pfarrer Marti!<br />

Nach einer strapaziösen Paestum-Woche sind wir hier auf dieser Insel der Sirenen<br />

gelandet, hausen ganz allein im Palazzo einer argentinischen Freundin und hoffen,<br />

dass wir uns nächste Woche aus dieser paradiesischen Landschaft losreissen können<br />

– was wir zwar nicht wollen, aber meiner Arbeit wegen müssen.<br />

Mit herzlichen Grüssen auch von meiner Frau an Sie und Ihre Gattin!<br />

Ihr <strong>Hans</strong> Kayser’<br />

Nach Jahr und Tag verblassen die Einzelheiten, in denen nach einem alten Wort das<br />

Göttliche steckt. Denke ich an die Gespräche mit <strong>Hans</strong> Kayser zurück, so führten sie<br />

doch immer oder doch in der Regel ‘empor’, in die Höhe zu den Schönheiten der Welt<br />

und des Himmels, zu jenem Staunen und diesem Sich-Wundern. So hat es sein<br />

Bedenkliches, einige Erinnerungen aufzuzeichnen. Wie war es eigentlich? Lohnt es<br />

sich, dies oder das zu erzählen? Mir ist manche Kleinigkeit wertvoll. Aber verschwindet<br />

nicht hinter den Alltäglichkeiten der mir unvergessliche Mensch?<br />

Bei erlesener Hausmusik<br />

Ich traf mit <strong>Hans</strong> Kayser und seiner Gattin zum ersten Mal ungefähr im Jahre 1940 im<br />

Hause des musikalischen Ehepaares Dr. Arnold Weber in der Waldau zusammen.<br />

Meine Frau und ich waren zu erlesener Hausmusik eingeladen worden. Man übte und<br />

spielte unter anderem Schuberts Forellenquintett. Ich meine, den begabten vier<br />

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