Mitteilungen Nr. 52 - Hans Henny Jahnn
Mitteilungen Nr. 52 - Hans Henny Jahnn
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mann Bahr und <strong>Hans</strong> <strong>Henny</strong> <strong>Jahnn</strong> setzten sich mit Kayser auseinander, Hermann<br />
Hesse entnahm die harmonikalen Gedanken in seinem Glasperlenspiel wohl direkt von<br />
Kepler.<br />
Die Harmonik Kaysers wurde vor allem von Rudolf Haase gewürdigt und weitergeführt.<br />
In der neueren harmonikalen Forschung nimmt der Gründervater <strong>Hans</strong> Kayser<br />
keine zentrale Stellung mehr ein. Dass sich Popularesoteriker wie Ernst Joachim<br />
Behrendt auf Kayser berufen, bildet die Ausnahme. Auch in der modernen, vor allem<br />
amerikanischen Musikethnologie und -psychologie, in denen einige der Kayserschen<br />
Grundansätze weiterverfolgt werden, spielt sein Werk nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Erinnerungen an <strong>Hans</strong> Kayser<br />
Vom Nachbarn vorgestellt<br />
von Paul Marti, Pfarrer in Bolligen<br />
Am 14. April jährt sich zum vierzigsten Mal der Todestag von Dr. <strong>Hans</strong> Kayser, dem<br />
Erforscher und Erneuerer der Pythagoäischen Harmonik, der, ausgehend von Tonreihen<br />
und Intervallen, von einfachen Grundverhältnissen auf der Suche nach der<br />
Harmonie der Welt war, die er im Kleinen in der Natur, im menschlichen Werk der<br />
Architektur und Musik und im planetaren Raum fand: ein facettenreicher Forscher und<br />
Philosoph. Statt einer streng fachlichen Würdigung soll hier mit persönlichen Erinnerungen<br />
des Gelehrten gedacht werden, mit Aufzeichnungen von Pfarrer Paul Marti,<br />
dem Nachbarn von <strong>Hans</strong> Kayser in Bolligen. Sie zeigen nicht den Olympiker, sondern<br />
den Menschen in seinem alltäglichen Bereich gewissermassen den Philosophen in<br />
seinen Hausschuhen, und haben ihren Reiz im Zusammentreffen zweier stark verschiedener<br />
Menschen, die, obwohl im Geistigen sich letztlich fremd, dennoch zu<br />
treuer Freundschaft fanden:<br />
«Müsste man glühender ‘Harmoniker’ sein, um Erinnerungen an Dr. <strong>Hans</strong> Kayser aufzuzeichnen,<br />
dürfte ich es eigentlich nicht. Doch mich berechtigt vielleicht eine sich<br />
durch Jahre hinziehende persönliche Vertrautheit, die zur Freundschaft gedieh, dazu.<br />
Ich las seine Aufsätze und Schriften, die er mir meistens schenkte, mit kritischem Interesse.<br />
Aber bald einmal spürte ich, dass der gelehrte Freund Widerspruch nur schwer<br />
ertrug, und er war mir zu lieb, als dass ich ihn hätte verletzen und als Gastfreund verlieren<br />
wollen. Ähnlich mag er mir gegenüber empfunden haben. Er, der sich gelegentlich<br />
mit liebenswürdiger Selbstironie einen ‘rechten schwäbischen Spinner’ nannte,<br />
der über Plato und Pythagoras auf der Suche nach dem geheimen Wissen um die<br />
Harmonie der Welt war, der tiefsinnig und spekulativ seinen Forschungen nachging,<br />
und ich, der ich als Schüler des in Bern lehrenden Hermann Lünemann, der auf dem<br />
nüchternen Kant und auf Schleiermacher fusste, als Freund Martin Werners, des<br />
Systematikers der Gedanken und Werke von Albert Schweitzer, als liberaler Theologe,<br />
in dessen Bibel das Wort ‘harmonia’ fehlt, ja dem das Buch Hiob alle harmonisierenden<br />
Welterklärungen zu verunmöglichen scheint, er und ich, wir waren in verschiede-<br />
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