Mitteilungen Nr. 52 - Hans Henny Jahnn
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mit Kaysers Werken gewinnbringend zu beschäftigen, wobei die Grundlagenforschung<br />
als empirisch gesicherte Basis dient.<br />
Neben meiner 25jährigen Lehrtätigkeit in Wien und vorher zehn Jahre in Deutschland<br />
habe ich in 14 Ländern 316 Vorträge gehalten und 3<strong>52</strong> Publikationen veröffentlicht.<br />
Symposion der Freunde um <strong>Hans</strong> Kayser<br />
am 8. November 2003 in Bern<br />
Ernst Waldemar Weber: Musik und Intelligenz<br />
Ich gestatte mir, meinen Vortrag wie folgt selber zusammenzufassen:<br />
Der gängige Intelligenz-Begriff hängt eng zusammen mit dem Intelligenz-Quotienten,<br />
wie er um 1900 von Binet und Simon geschaffen wurde, um Kinder im Blick auf den<br />
Besuch bestimmter Schulen zu sortieren. Er gilt nach wie vor als Prognose-Instrument<br />
für schulischen Erfolg, nach der Auffassung des Intelligenzforschers Gardner aber nur<br />
sehr beschränkt für den Lebenserfolg. Nach dessen Theorie müsste der IQ, der heute<br />
nur die mathematisch-logischen, die sprachlich-linguistischen und die räumlichen<br />
Kompetenzen umfasst, erweitert werden um die intrapersonale, die interpersonale, die<br />
körperlich-kinästhetische und die musikalische Intelligenz. Nach Gardner sind diese<br />
sieben Kompetenzen selbständige, unabhängige Intelligenzen, im Gegensatz zur IQ-<br />
Intelligenz, wo die drei genannten Kompetenzen lediglich Komponenten sind.<br />
Jede der sieben «multiplen» Intelligenzen nach Gardner habe ich skizziert; hier will ich<br />
nur auf die vier «neuen» etwas eingehen. Der Kern der intrapersonalen Intelligenz ist<br />
der Zugang zum eigenen Gefühlsleben, die Fähigkeit, die eigenen Affekte und Emotionen<br />
zu kennen und damit umzugehen. Die interpersonale Intelligenz befähigt, bei<br />
anderen Menschen Stimmungen, Motive und Absichten wahrzunehmen und sich entsprechend<br />
zu verhalten. Die körperlich-kinästhetische Intelligenz ist die Bewegungs-<br />
Intelligenz, die bei Tänzern, Akrobaten und Instrumentalvirtuosen zur höchsten Entfaltung<br />
kommt.<br />
Die musikalische Intelligenz schliesslich scheint von so zentraler Bedeutung zu sein,<br />
dass ich sie in die Mitte eines regelmässigen Sechsecks zeichne. Keine andere Intelligenz<br />
hat derart viele Beziehungen zu andern Intelligenzen, keine andere manifestiert<br />
sich so früh in der menschlichen Entwicklung. Der Säugling kann seine Mutter auf<br />
Grund der musikalischen Komponenten der Sprache «verstehen», lange bevor er sie<br />
sprachlich begreifen kann. Der Spracherwerb verläuft deshalb so spielend, weil die<br />
Sprache rhythmisch und melodisch gegliedert ist.<br />
Jede der sieben Intelligenzen oder «Kompetenzen» reicht von einfachsten, banalen<br />
Fähigkeiten bis zu höchst anspruchsvollen, verfeinerten Formen: die Intelligenzen<br />
gipfeln in den Künsten.<br />
Zur musikalischen Intelligenz gibt es viele interessante neuere Forschungsergebnisse.<br />
So ist die nervliche Verbindung zwischen den Hirn-Hemisphären, das corpus callosum<br />
bei professionellen Violinisten umso stärker ausgebildet, je früher sie begonnen hatten,<br />
Geige zu spielen, High-School-Studenten lösten raum-zeitliche Tests signifikant bes-<br />
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