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Mitteilungen Nr. 52 - Hans Henny Jahnn

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der Paestumer Heiligtümer anregen, sich an diese Wunderwerke wieder zu erinnern<br />

und in ihre starke geistige Ausstrahlung von neuem zu versenken.<br />

Dass man in anderen alten Kulturen ebenfalls nach Musikgesetzen baute, zum Beispiel<br />

in China, sei nur nebenbei erwähnt. In Europa wird wieder in der Gotik auf die<br />

harmonikalen Proportionen zurückgegriffen, und eine Neubelebung dieser antiken<br />

Tradition findet in der Renaissancezeit statt. Aber nicht nur VITRUVS Ausführungen fanden<br />

damals Beachtung – was sich in zahlreichen Übersetzungen und Kommentaren<br />

seines Lehrwerks niederschlug –, sondern schon vor dem Einsetzen dieser VITRUV-<br />

Renaissance lenkte LEON BATTISTA ALBERTI, der berühmte Kunsttheoretiker und Architekt,<br />

die Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit der musikalischen Proportionen. In der<br />

gesamten Renaissancezeit, bis hin zu PALLADIO, einem der letzten grossen Baukünstler<br />

dieser Epoche, kennt man daher ein Bauen nach harmonikalen Massen. Auch in<br />

unserer Zeit bauen einige Architekten, die diese alten Lehren aufgegriffen haben, nach<br />

harmonikalen Prinzipien.<br />

Abgesehen von der Architektur kann eine Übertragung harmonikalen Denkens in der<br />

Literatur stattfinden. Vor allem zur Zeit der Romantik hat sich diese formal und inhaltlich<br />

mit der Gedankenwelt der Harmonik auseinandergesetzt. Auch in HERMANN HES-<br />

SES Roman Das Glasperlenspiel bekunden sich wesentliche harmonikale Einflüsse.<br />

Auf dem Gebiet der Wissenschaften hat die Harmonik besonders die Medizin<br />

befruchtet. Die Forschungen auf dem Gebiet der Chronobiologie wurden durch die<br />

Kaysersche Harmonik angeregt. Der deutsche Arzt HANS WEIERS experimentierte<br />

erfolgreich auf dem Gebiet der Hochfrequenzbestrahlung und konstruierte einen sogenannten<br />

Bioszillator, der mit zwei Frequenzen, in der Proportion 2:3, Bestrahlungen<br />

durchführt. WEIERS‘ therapeutischer Ansatz wurde auf die Hydrotherapie ausgeweitet<br />

– der Hydrofibrator funktioniert mit einem in der Frequenzproportion 2:3 geteilten<br />

Wasserstrahl –, und harmonikale Prinzipien werden auch in der Veterinärmedizin angewandt.<br />

Von besonderer Wichtigkeit sind die harmonikalen Grundlagen aber vor allem für die<br />

Musiktherapie, deren Erfolge mehr und mehr bekannt und anerkannt sind. Die Tatsache,<br />

dass der Raum-Zeitorganismus des Menschen, dass Physis und Psyche<br />

umfassend harmonikal gestaltet sind, geben einen wichtigen Hinweis zur Erklärung<br />

des heilenden Wirkens von Musik. Nicht zufällig wird in der Antike, zumal in der pythagoreischen<br />

Tradition, von er grossen Bedeutung der Musik zur Harmonisierung und<br />

Heilung des Menschen berichtet. Seitens der Harmonik kann hier auf einen harmonikalen<br />

Resonalismus hingewiesen werden, also auf die Tatsache, dass Schwingungen<br />

entweder zerstören oder ins Gleichgewicht versetzen können, und dass dies nur<br />

möglich ist, wenn eine durch Schwingungen aktivierbare Re-Sonanz zwischen dem<br />

akustischen und dem leib-seelischen Organismus besteht.<br />

NOVALIS vertrat die Ansicht, Krankheit sei ein musikalisches Problem. Die Harmonik<br />

bekräftigt und erweitert diesen Satz: Der Mensch selbst ist ein musikalisches Problem.<br />

Wenn aber der Mensch, als leib-seelische Ganzheit, einen harmonikalen Organismus<br />

darstellt, wäre dieser im Krankheitsfall heilbar entweder durch Musik (Musiktherapie)<br />

oder durch deren harmonikale Grundlagen (Harmonikale Therapie).<br />

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