Mitteilungen Nr. 52 - Hans Henny Jahnn
Mitteilungen Nr. 52 - Hans Henny Jahnn
Mitteilungen Nr. 52 - Hans Henny Jahnn
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KREIS DER FREUNDE UM H A N S K AY S E R BERN<br />
MITTEILUNGEN <strong>Nr</strong>. <strong>52</strong> Auflage 800 Ex. Mai 2004, 30. Jg.<br />
Walter Ammann Biderstrasse 31 CH-3006 BERN Telefon 031 931 12 78 PC Bern 30-12710-8<br />
Postgiroamt Frankfurt/M. 300 453 605, Bankleitzahl 50’010’060 • Postkonto International 91-13879-4<br />
Zum 40. Todestag <strong>Hans</strong> Kaysers am 14. April 1964<br />
Die Grabschrift auf dem Kirchhof Bolligen mit dem Redaktor der MITTEILUNGEN<br />
Walter Ammann<br />
s. Leserzuschrift auf S. 3f. Foto Ernst Christen, Bolligen
Inhalt<br />
Seite<br />
Leserzuschrift 3+4<br />
Prof. Ludwig Holtmeier: <strong>Hans</strong> Kayser und die Harmonik 5–7<br />
Paul Marti: Erinnerungen an <strong>Hans</strong> Kayser 7–13<br />
Prof. Dr. Rudolf Haase, Prof. Dr. Werner Schulze: Die Harmonik der Welt 14–24<br />
Prof. Dr. Rudolf Haase: Die Harmonik in Wien heute 24+25<br />
Ernst Waldemar Weber: Symposion am 8. November 2003 25–27<br />
Inserat: Erstausgaben der Werke <strong>Hans</strong> Kaysers 27<br />
Bestellung 28<br />
Die Verantwortung für die einzelnen Beiträge tragen jeweils die Verfasser<br />
Liebe Freunde der Harmonik<br />
Entsprechend der Auswahl der Themen und Redner, die Sie beim letztjährigen Symposion<br />
getroffen haben, werden am Samstag, dem 6. November 2004, die folgenden Referenten zu uns<br />
sprechen:<br />
KLAUS AMMANN, Prof. Dr., Bern, Direktor des Botanischen Gartens:<br />
Harmonia Plantarum: neue Erkenntnisse<br />
MAXIMILIAN GLAS, Mineraloge und Publizist, München:<br />
Kristalle – Urformen musikalischer Harmonie<br />
HEINZ BÜRGIN, Obertoninstrumentenbauer, Lichtensteig:<br />
Klingende Formen – farbige Töne (Der Akkord eines Ahornblattes oder die Farbe<br />
des Schellendreiklanges)<br />
ALEXANDER LAUTERWASSER, Forscher und Philosoph, Heiligenberg D:<br />
Chladnische Klangfiguren, Wasser – Klang – Bilder<br />
Dia- und Firmvortrag<br />
Wir hoffen, auch dieses Jahr wieder eine grosse Zahl von Ihnen begrüssen zu dürfen.<br />
Mit freundlichen Grüssen<br />
Die MITTEILUNGEN erscheinen jährlich zweimal.<br />
Richtpreis im Jahr Fr. 15.– / Euro 10.–. Bitte möglichst mit Giro überweisen.<br />
Freunde in Deutschland zahlen auf Postbank NL Frankfurt, 300’453’605, Bankleitzahl<br />
50’010’060, in andern Ländern auf das Gelbe Konto international <strong>Nr</strong>. 91-13879-4 KREIS<br />
DER FREUNDE UM HANS KAYSER BERN.<br />
Der Einfachheit halber legen wir a l l e n MITTEILUNGEN einen Einzahlungsschein bei. Wir<br />
danken all denen, die zweimal bezahlt haben.<br />
Wenn Sie die MITTEILUNGEN nicht mehr zu erhalten wünschen, möchten Sie diese bitte im<br />
gleichen Umschlag, damit der Absender ersichtlich ist, frankiert an uns zurückgehen lassen,<br />
wofür wir Ihnen bestens danken.<br />
2
LESERZUSCHRIFT<br />
(gemäss ausdrücklichem Wunsch des Autors unverändert)<br />
Dank. Danke!<br />
Danke sagen ist eine Qualität, die der heutigen Zeit weitgehend abhanden gekommen<br />
zu sein scheint.<br />
Uns älteren Menschen tönt aus unserer Jugendzeit noch der damals von der noch<br />
älteren Generation oft geäusserte Dank: «Vergält’s Gott z’hundertuusig Mal» in den<br />
Ohren. «Leicht» übertrieben empfanden wir es damals. Heute wird eher untertrieben<br />
mit dem Danke sagen. Darum möchte ich es jetzt etwas bescheidener, aber dafür im<br />
mehrfachen Sinne tun.<br />
Dank gehört dem epochalen Harmonik-Förderer Dr. <strong>Hans</strong> Kayser, der die Entdeckung<br />
des Pythagoras, dass zwischen Musik und Mathematik ein direkter und auch beweisbarer<br />
Zusammenhang besteht, neu aufgenommen, erweitert, verfeinert und der heutigen<br />
Menschheit wieder zugänglich gemacht hat. Dank gebührt allen Menschen, die<br />
den damals mit seiner jüdischen Frau vor der Hitler-Ära Flüchtenden aufgenommen<br />
und unterstützt haben.<br />
Dank gehört dem damaligen Pfarrer Paul Marti, der mit <strong>Hans</strong> Kayser befreundet war,<br />
wohl dafür gesorgt hat, dass die <strong>Hans</strong> Kayser Grabstätte im kleinen und deshalb<br />
exquisiten Kirchhof Bolligen einen ausgesuchten Ehrenplatz erhielt in der Fortsetzung<br />
der West-Ost-Achse der Kirche.<br />
Ein weiterer Dank geht an die Kirchgemeinde Bolligen, die das Grab des 1964 Verstorbenen<br />
nicht nach üblichem Termin von 25 Jahren räumen liess und es auch weiterhin<br />
bestehen lassen wird. Hoffen dürfen wir auf die Einsicht und den guten Willen zukünftiger<br />
Generationen von Bolliger Bürgern.<br />
Ein ganz grosser Dank geht an Walter Ammann, der mit <strong>Hans</strong> Kayser befreundet war<br />
und von seinen Ideen begeistert ist.<br />
Er hat eine grosse Schar von Freunden der Kayserschen Ideen um sich gesammelt<br />
und verschickt an sie seit 30 Jahren ein interessantes Mitteilungsblatt.<br />
Alle Jahre wird darin zu einem Symposion im geographischen Institut der Universität<br />
Bern an der Hallerstrasse 12 eingeladen. Referenten aus ganz Europa sprechen dort<br />
über harmonikale Themen im weitesten Sinn.<br />
Der 90 jährige Walter Ammann besorgte bis heute mit ungebrochener Schaffenskraft<br />
und grösster Akribie die Redaktion und den Versand dieser Hefte. Er ist verantwortlich<br />
für die Suche und Einladungen der Referenten und des Publikums und auch besorgt<br />
für den Druck und Verkauf der Schriften über Harmonik.<br />
Jedermann ist es überlassen, wie viele Tausendmal er Herrn Ammann dafür Dank<br />
sagen möchte.<br />
3
Der letztjährige Redner Prof. Dr. Werner Schulze aus Wien dankte, indem er sagte,<br />
dank Kayser und Ammann in Bern müsste man ein geographisch-kulturelles Koordinatensystem<br />
Europas erfinden und den Null-Punkt in Bern setzen. Also etwa: Paris<br />
600 km westlich von Bern, Wien 800 km östlich von Bern usw.<br />
Wenn es auch spassig ausgesprochen wurde, in Bezug auf die Harmonik hatten seine<br />
Worte Bedeutung und Berechtigung.<br />
Es sei mir zum Schluss ein Persönliches gestattet: Dank der Existenz der MITTEILUN-<br />
GEN fand ich beim Durchstöbern einiger Hefte zu folgender Erkenntnis:<br />
Der Musiksaal des Konservatoriums an der Kramgasse hat die Ausmasse: Höhe 7,37<br />
m; Breite 10,85 m; Länge 22,13 m (MITTEILUNGEN <strong>Nr</strong>. 49, Nov. 2002).<br />
Der international bekannte Orgel- und Glockenexperte und Akustik-Lehrer Ernst<br />
Schiess war befreundet mit <strong>Hans</strong> Kayser und von seinen Ideen durchdrungen. Er soll<br />
probiert haben, den Musiksaal auf ein harmonikales Mass zu bringen.<br />
Wegen bestehender unumstösslicher Fakten gelang ihm dies nur annähernd. Das<br />
heisst, wenn der Saal 20,5 cm breiter und 2 cm kürzer wäre, hätte er die harmonikalen<br />
Proportionen von 2:3:6 (2:3 = Quinte, 3:6 = Oktave) (gefunden in den MITTEILUNGEN<br />
<strong>Nr</strong>. 49 vom Nov. 2002).<br />
So weit so gut. Der Saal weist eine hervorragende Akustik auf. Wenn er leer ist, so<br />
meinen einige, dann knallt er. Aber, wer baut denn schon einen Saal für ein abwesendes<br />
Publikum? Bei einer normalen Besetzung weist er eine Akustik auf, die weitherum<br />
ihresgleichen sucht.<br />
Meine Entdeckung in den MITTEILUNGEN <strong>Nr</strong>. 46 vom Mai 2001 war, dass die Hagia<br />
Sophia (der Heiligen Weisheit geweihte Kirche) in Konstantinopel (erbaut 532–537),<br />
den Tempel Salomons in Jerusalem nachahme mit seinen (laut 1. Könige 6,2, s. auch<br />
MITTEILUNGEN <strong>Nr</strong>. 20, Mai 1988) Massen von 20:30:60 Ellen.<br />
Das heisst also: Der Tempel Salomons, die Hagia Sophia in Konstantinopel und der<br />
Saal des Konservatoriums an der Kramgasse in Bern haben die gleichen Proportionen.<br />
Wem da nicht alle Glocken läuten, tut mir leid. Und das gefunden in drei MITTEILUN-<br />
GEN, herausgegeben von Walter Ammann. Diese weltumspannende kulturvereinigende<br />
Tatsache, entdeckt in drei Heften ist mir alleine die Existenz dieser Hefte wert.<br />
Danke Walter Ammann!<br />
Freue dich o Bern, du darfst stolz sein auf diesen Saal und behüte ihn für alle Zukunft!<br />
Mögen auch dank ihm die epochalen Gedanken <strong>Hans</strong> Kaysers sich tönend weiterverbreiten.<br />
Ernst Christen,<br />
Musikdirektor SBDV (Schweiz. Berufsdirigenten-Verband, Bolligen)<br />
4
<strong>Hans</strong> Kayser und die Harmonik<br />
Von Prof. Ludwig Holtmeier, aus MGG, MusikGeschichte von den Anfängen<br />
bis zur Gegenwart<br />
Kayser, <strong>Hans</strong>, geb. 1. April 1891 in Buchau (Württemberg), gest. 14. April 1964 in Bolligen<br />
bei Bern. Der Sohn eines wohlhabenden Apothekers verbrachte die Schulzeit in<br />
Sigmaringen, erhielt dort auch ersten Musikunterricht. 1911 ging Kayser nach Berlin.<br />
Dort studierte er Musik, u.a. Komposition bei Humperdinck und Musikwissenschaft<br />
bei Kretzschmar. Nachdem er sich mit Humperdinck überworfen hatte, studierte er<br />
wenige Monate bei Joseph Haas in Stuttgart, brach aber dieses Studium ab und kehrte<br />
nach Berlin zurück. Im April 1913 wurde er Schüler Arnold Schönbergs. Auch dieses<br />
Unterrichtsverhältnis hatte nur kurze Zeit bestand. Er promovierte schliesslich<br />
1916 in Kunstgeschichte. Kayser wechselte in dieser Zeit den Beruf (Kinomusiker,<br />
Kritiker, Töpfer, Weber, Setzer und Druckereibesitzer) so häufig wie den Wohnort. Ab<br />
1918 war er Herausgeber der im Insel-Verlag erscheinenden Reihe Der Dom. Bücher<br />
deutscher Mystik (13 Bde.). Über die Beschäftigung mit der Mystik gelangte er zur<br />
«Harmonik». Seit 1920 arbeitete er systematisch und beharrlich an der Reformulierung<br />
des pythagoreischen Denkens. 1924 entstand sein erstes harmonikales Werk (Orpheus.<br />
Vom Klang der Welt). Von einem Schweizer Mäzen gefördert, ging Kayser<br />
1933 in die Schweiz und lebte bis zu seinem Tod als Privatgelehrter in Bolligen bei<br />
Bern.<br />
Kayser versuchte die alte pythagoreische Tradition der Weltenharmonie, die in Johannes<br />
Kepler einen Gipfel- und Endpunkt erreicht hatte und von Albert von Thimus im<br />
19. Jahrhundert wieder aufgegriffen wurde, auf Grundlage neuzeitlicher naturwissenschaftlicher<br />
Methoden als «Harmonik» (Kepler, Harmonice mundi) bzw. «Akróasis»<br />
(Anhörung, als Gegensatz zur «Aisthesis» = Anschauung) wiederzubeleben. Kayser<br />
erweiterte Thimus‘ Harmonik um den Begriff der «Tonzahl». Für ihn beschränkte sich<br />
die pythagoreische Tradition nicht darauf, Qualitatives von Quantitativem (den «erlebten»<br />
Ton von schwingenden Zahlenverhältnissen) abzuleiten, sondern der eigentliche,<br />
esoterische, als «Geheimlehre» weitergegebene Pythagoreismus überführte Quantitatives<br />
in Qualitatives, d.h. das gesamte in «Zahlenverhältnissen» strukturierte Universum<br />
kann in der «Tonzahl» gefühlt oder genauer: in seiner «seelischen Struktur» (Akróasis)<br />
unbewusst «gehört» werden. Die «seelische Struktur» versucht Kayser in aufwendigen<br />
Grafiken (vor allem in seinem Lehrbuch der Harmonik), denen er den schönen Namen<br />
«audition visuelle» gab, zu verdeutlichen. Diesem Grundgedanken schuldet die<br />
Harmonik die Bezeichnung der Lehre vom «Klang der Welt».<br />
Eines der Hauptanliegen der Kayserschen Harmonik (wie der Harmonik überhaupt –><br />
Harmonie) ist es, an immer neuen Beispielen Proportionen als kosmische Normen<br />
nachzuweisen. Kayser sah sich dabei selbst als «exakter» Wissenschaftler. Die Harmonik<br />
beinhaltet eine spekulative «universalistische» Metaphysik, die vermeint, über<br />
historische und kulturelle Grenzen hinweig unterschiedlichste philosophische und<br />
theologische Lehren und Richtungen synthetisieren zu können. Kayser wollte mit Hilfe<br />
der Proportionenlehre den Zusammenhang zwischen verschiedenen Seins- und<br />
Denkformen zeigen und normative Gemeinsamkeiten aufweisen, die mit Verhältnissen<br />
5
der Musik (Intervalle, Tonleitern, Harmonielehre, Kontrapunktik etc.) identisch seien.<br />
Die «quantifizierende» Naturwissenschaft, die Kayser nicht ablehnte, wollte er um die<br />
«psychophysische» Qualität des harmonikalen Weltzusammenhangs ergänzen. Im<br />
Mittelpunkt dieses Weltbildes stehen akustische Gesetzmässigkeiten, die sich vom<br />
Monochord ausgehend erklären und erfahren lassen.<br />
Kaysers Schriften sind in ihrer Grundtendenz modernitätskritisch. Die Kälte der technizistischen<br />
Wissenschaft war für Kayser Ausdruck dafür, dass sich der Mensch von<br />
der «universellen» Ordnung der Zahlen entfremdet hatte. Den zweiten Weltkrieg deutete<br />
er als Folge dieser «kosmischen» Orientierungslosigkeit. Kayser fühlte sich zwar<br />
der Musik Hindemiths, vor allem seit Mathis, näher als beispielsweise der seines<br />
Lehrers Schönberg, aber Kritik oder Polemik gegenüber der radikalen künstlerischen<br />
Moderne übte er nicht. Vor dem Hintergrund seines harmonikalen Weltbildes<br />
schrumpften die ästhetischen Konflikte der neuen Musik auf die Grösse rein stilistischer<br />
Unterschiede: «Es handelt sich nämlich bei den umstürzlerischen Bewegungen<br />
der neuen Musik um nichts anderes als um den Verstoss in eine neue musikalische<br />
Dimension, und zwar um den Übergang aus dem ebenen Teiltonkoordinatenbereich in<br />
den räumlichen» (Der hörende Mensch 331). Die wahre neue Musik war für Kayser ein<br />
«Kunstwerk der Zukunft» – und natürlich harmonikaler Natur.<br />
Kayser betont oft, dass «der Terminus ‘Harmonik‘ […] nicht mit dem gleichlautenden<br />
aus der Musiktheorie ‘Harmonie‘ verwechselt werden [sollte]» (Akróasis 7). Tatsächlich<br />
haben seine Gedanken kaum Eingang in den akademischen musiktheoretischen<br />
Fachdiskurs gefunden. Dennoch berührt die universalistische Theorie auch die Fachgeschichte.<br />
Kayser ist Riemannianer. Der damals bereits obsolete Riemannsche Dualismus<br />
von Ober- und Untertonreihe wird aus harmonikaler Perspektive neu begründet.<br />
Er lässt sich bruchlos in Kaysers von Thimus‘ «Lambdoma» (–> Harmonie) abgeleitetes<br />
«Teiltonkoordinatensystem» integrieren. Diese Art von harmonikalem, mitunter<br />
zahlenmystischem Fortleben des Riemannschen Dualismus lässt sich verschiedentlich<br />
beobachten (Josef Matthias Hauer, Othmar Steinbauer, Ansätze auch bei Sigfrid Karg-<br />
Elert bis hin zu Martin Vogel). Auch zur Energetik von Ernst Kurth, dem Kayser freundschaftlich<br />
verbunden war, ergeben sich zumindest oberflächliche Beziehungen, da<br />
sich für Kayser aus dem harmonikalen Verfahren ergibt, dass nicht im Melos, sondern<br />
«im Akkord die eigentliche Dynamik und innere Bewegung verborgen steckt» (Der<br />
hörende Mensch 316): Im Denken der beiden Berner Theoretiker nimmt die Schopenhauersche<br />
Willenslehre einen bedeutenden Platz ein. Auch zur ethnologisch orientierten<br />
Musiktheorie des Jahrhundertbeginns (Capellen, Polak, Riemann) bestehen inhaltliche<br />
Beziehungen. Als direkte harmonikale Vorläufer Kaysers sind vor allem Walter<br />
Harburger (Metalogik, München 1919), Viktor Goldschmidt (Materialien zur Musiklehre,<br />
Heidelberg 1923/24) und <strong>Hans</strong> Schümann (Monozentrik, Stuttgart 1924) zu nennen.<br />
Die Wirkung Kaysers auf die Musiktheorie blieb begrenzt. Auf seinen Einfluss geht<br />
wohl Hindemiths «Wendung zu harmonikalem Denken» während der Arbeit an der<br />
Unterweisung im Tonsatz zurück (Giselher Schubert), während Hauer und Steinbauer<br />
anscheinend direkt auf die Arbeiten Thimus‘ zurückgegriffen haben. Walter Müller von<br />
Kulm gründet seine praktische funktionstheoretische Harmonielehre auf Kayser. Her-<br />
6
mann Bahr und <strong>Hans</strong> <strong>Henny</strong> <strong>Jahnn</strong> setzten sich mit Kayser auseinander, Hermann<br />
Hesse entnahm die harmonikalen Gedanken in seinem Glasperlenspiel wohl direkt von<br />
Kepler.<br />
Die Harmonik Kaysers wurde vor allem von Rudolf Haase gewürdigt und weitergeführt.<br />
In der neueren harmonikalen Forschung nimmt der Gründervater <strong>Hans</strong> Kayser<br />
keine zentrale Stellung mehr ein. Dass sich Popularesoteriker wie Ernst Joachim<br />
Behrendt auf Kayser berufen, bildet die Ausnahme. Auch in der modernen, vor allem<br />
amerikanischen Musikethnologie und -psychologie, in denen einige der Kayserschen<br />
Grundansätze weiterverfolgt werden, spielt sein Werk nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Erinnerungen an <strong>Hans</strong> Kayser<br />
Vom Nachbarn vorgestellt<br />
von Paul Marti, Pfarrer in Bolligen<br />
Am 14. April jährt sich zum vierzigsten Mal der Todestag von Dr. <strong>Hans</strong> Kayser, dem<br />
Erforscher und Erneuerer der Pythagoäischen Harmonik, der, ausgehend von Tonreihen<br />
und Intervallen, von einfachen Grundverhältnissen auf der Suche nach der<br />
Harmonie der Welt war, die er im Kleinen in der Natur, im menschlichen Werk der<br />
Architektur und Musik und im planetaren Raum fand: ein facettenreicher Forscher und<br />
Philosoph. Statt einer streng fachlichen Würdigung soll hier mit persönlichen Erinnerungen<br />
des Gelehrten gedacht werden, mit Aufzeichnungen von Pfarrer Paul Marti,<br />
dem Nachbarn von <strong>Hans</strong> Kayser in Bolligen. Sie zeigen nicht den Olympiker, sondern<br />
den Menschen in seinem alltäglichen Bereich gewissermassen den Philosophen in<br />
seinen Hausschuhen, und haben ihren Reiz im Zusammentreffen zweier stark verschiedener<br />
Menschen, die, obwohl im Geistigen sich letztlich fremd, dennoch zu<br />
treuer Freundschaft fanden:<br />
«Müsste man glühender ‘Harmoniker’ sein, um Erinnerungen an Dr. <strong>Hans</strong> Kayser aufzuzeichnen,<br />
dürfte ich es eigentlich nicht. Doch mich berechtigt vielleicht eine sich<br />
durch Jahre hinziehende persönliche Vertrautheit, die zur Freundschaft gedieh, dazu.<br />
Ich las seine Aufsätze und Schriften, die er mir meistens schenkte, mit kritischem Interesse.<br />
Aber bald einmal spürte ich, dass der gelehrte Freund Widerspruch nur schwer<br />
ertrug, und er war mir zu lieb, als dass ich ihn hätte verletzen und als Gastfreund verlieren<br />
wollen. Ähnlich mag er mir gegenüber empfunden haben. Er, der sich gelegentlich<br />
mit liebenswürdiger Selbstironie einen ‘rechten schwäbischen Spinner’ nannte,<br />
der über Plato und Pythagoras auf der Suche nach dem geheimen Wissen um die<br />
Harmonie der Welt war, der tiefsinnig und spekulativ seinen Forschungen nachging,<br />
und ich, der ich als Schüler des in Bern lehrenden Hermann Lünemann, der auf dem<br />
nüchternen Kant und auf Schleiermacher fusste, als Freund Martin Werners, des<br />
Systematikers der Gedanken und Werke von Albert Schweitzer, als liberaler Theologe,<br />
in dessen Bibel das Wort ‘harmonia’ fehlt, ja dem das Buch Hiob alle harmonisierenden<br />
Welterklärungen zu verunmöglichen scheint, er und ich, wir waren in verschiede-<br />
7
nen Bezirken heimisch. Aber es gab in den Jahren unserer freundschaftlichen Beziehungen<br />
genug Gesprächsstoffe, bei denen wir uns finden und von einander dankbar<br />
lernen konnten.<br />
Freundlicher gelehrter Mann<br />
Zwei Postkarten mögen zeigen, wie freundlich der gelehrte Mann mit seinem Dorfpfarrer<br />
verkehrte. Die eine schrieb er in der Zeit, da er sich um das Bürgerrecht von<br />
Bolligen bewarb:<br />
‘Biogno-Beride, 19. Juni 47.<br />
Lieber Herr Pfr. Marti! Vielen herzl. Dank für Ihren Brief und die Mühe, die Sie sich um<br />
meine Sache gaben. Die Zusicherung Herrn v. St’s, den Fall zu prüfen, ist ja auch<br />
schon viel wert. Entschuldigen Sie die Kürze dieser Karte – wir sind mitten im Packen<br />
und Putzen u. fahren Montag nach Hause. – Webers kommen mit Kind u. Kegel, u. da<br />
wird’s zu eng, besondern wenn’s wie in den letzten 10 Tagen im 1. Stock kein Wasser<br />
gibt. Erholen Sie sich (in Pontresina) recht gut, und seien Sie mit den Ihrigen vielmals<br />
herzlich gegrüsst von Ihrem<br />
<strong>Hans</strong> Kayser.’<br />
Die andere Karte schrieb er aus Capri nach seinen Studien über die Tempelruinen in<br />
Paestum.<br />
‘Capri, 25.IV.1957.<br />
Lieber Herr Pfarrer Marti!<br />
Nach einer strapaziösen Paestum-Woche sind wir hier auf dieser Insel der Sirenen<br />
gelandet, hausen ganz allein im Palazzo einer argentinischen Freundin und hoffen,<br />
dass wir uns nächste Woche aus dieser paradiesischen Landschaft losreissen können<br />
– was wir zwar nicht wollen, aber meiner Arbeit wegen müssen.<br />
Mit herzlichen Grüssen auch von meiner Frau an Sie und Ihre Gattin!<br />
Ihr <strong>Hans</strong> Kayser’<br />
Nach Jahr und Tag verblassen die Einzelheiten, in denen nach einem alten Wort das<br />
Göttliche steckt. Denke ich an die Gespräche mit <strong>Hans</strong> Kayser zurück, so führten sie<br />
doch immer oder doch in der Regel ‘empor’, in die Höhe zu den Schönheiten der Welt<br />
und des Himmels, zu jenem Staunen und diesem Sich-Wundern. So hat es sein<br />
Bedenkliches, einige Erinnerungen aufzuzeichnen. Wie war es eigentlich? Lohnt es<br />
sich, dies oder das zu erzählen? Mir ist manche Kleinigkeit wertvoll. Aber verschwindet<br />
nicht hinter den Alltäglichkeiten der mir unvergessliche Mensch?<br />
Bei erlesener Hausmusik<br />
Ich traf mit <strong>Hans</strong> Kayser und seiner Gattin zum ersten Mal ungefähr im Jahre 1940 im<br />
Hause des musikalischen Ehepaares Dr. Arnold Weber in der Waldau zusammen.<br />
Meine Frau und ich waren zu erlesener Hausmusik eingeladen worden. Man übte und<br />
spielte unter anderem Schuberts Forellenquintett. Ich meine, den begabten vier<br />
8
andern nicht Unrecht zu tun, wenn ich bekenne, dass ich mit besonderem Genuss auf<br />
<strong>Hans</strong> Kaysers Cello hörte. Einmal erhob die Geigerin Einspruch, wohl mit einigem<br />
Recht: ‘Ich komme mit meinen schönen Ornamenten zur Melodie des Cellos nicht auf.<br />
Sollten Sie nicht ein wenig mit dem Forte zurückhalten?’ Dr. Kayser antwortete, er<br />
führe hier mit dem Thema, alles andere ranke sich darum und habe eben lediglich zu<br />
dienen. Aber im Ganzen fügte man sich willig seiner Auffassung und Interpretation.<br />
Hier wie auch bei Beethoven-Sätzen gewann ich den Eindruck, dass der Cellist voller<br />
Liebe zur klassischen Musik war, die sich mehr und mehr verbindet mit dem Geiste<br />
der Romantik. Der stattliche Mann mit dem vornehmen Gesicht, umrahmt von grauen<br />
Locken, mutete mich an wie ein später Vertreter des begeisterungsfähigen Geschlechtes,<br />
das einen Schubert und Hölderlin hervorbrachte. Wenig später folgte ich seiner<br />
Einladung, ihn in seinem Hause am Pappelweg – am Rande von Ostermundigen<br />
gegen das damals noch freie, offene Feld hin – zu besuchen. Er war zur Predigt<br />
gekommen, die ich ausnahmsweise in Ostermundigen gehalten hatte. Er wartete auf<br />
mich, da wir denselben Weg zu gehen hatten. Er äusserte sich über die gehörte<br />
Predigt. Aber auch später sass er nicht selten in der Kirche, wenn ich den Dienst<br />
verrichtete; vor allem, als er durch den Umzug nach Bolligen, wo er ein Haus nach<br />
seinen Bedürfnissen hatte bauen lassen, mein Nachbar geworden war. Wenige haben<br />
mir wie <strong>Hans</strong> Kayser durch Fragen und spürbare Anteilnahme bei meiner Arbeit geholfen<br />
und mir Mut gemacht, mir selber immer neu das Letzte abzufordern. Solange er<br />
in Ostermundigen wohnte, wurde es mir beinahe zur Gewohnheit, auf dem Heimweg<br />
bei ihm anzuklopfen, wenn ich dort einen Dienst verrichtet hatte. Das fiel einem alten<br />
Fabrikarbeiter auf, der Kaysers Nachbar war. Als ich wieder einmal dem Hause von<br />
Dr. Kayser zusteuerte, sprach der Mann mich an: ‘Ich sage immer zu meiner Frau:<br />
Respekt vor dem Bolligenpfarrer, dass er zum Dr. Kayser geht. Der ist nämlich ein<br />
freundlicher Herr und dazu noch ein Gelehrter. Aber er grüsst mich immer freundlich,<br />
und darum muss ich euch sagen, dass eure Besuche bei ihm mich freuen.’<br />
Eisenbahn vor Philosophie<br />
Nun ging es bei meinen vorerst flüchtigen Besuchen nicht so zu, wie der treuherzige<br />
alte Mann es sich wohl vorstellte. Denn <strong>Hans</strong> Kayser empfing mich auch deshalb gern,<br />
weil ich mich für sein Eisenbahnmodell interessierte, das er in seinem grossen, etwas<br />
verwilderten Garten aufmontiert hatte. Die Schienen mit Doppelgeleisen und Ausweichstellen<br />
liefen über selbstgegossene Betonpfähle. Leider befand sich die kleine<br />
Gotthard-Lokomotive ständig in Reparatur. Sie soll mit den angehängten Güter- und<br />
Personenwagen früher lustig auf den Schienen und Nebengeleisen herumgedampft<br />
sein. Doch das zu sehen war mir nicht vergönnt, auch nicht im kleinern Gärtlein in Bolligen,<br />
wo die Schienen mit Kurven die Steigungen des Geländes überwanden. Doch<br />
ich traf ihn auch in Bolligen in seiner Werkstätte an beim Löten des Kessels, beim<br />
Schweissen, Feilen, immer in Gedanken an Enkelkinder, die er mit seinem Werk erfreuen<br />
wollte. Diese Liebhaberei führte <strong>Hans</strong> Kayser in den Kreis von Herstellern ähnlicher<br />
Eisenbahnmodelle; fröhlich erzählte er, wie er mit dem von ihm mitbegründeten<br />
‘Schweizerischen Modell-Eisenbahn-Club’ beim Jubiläum der Spanisch-Brötlibahn die<br />
lustige Eröffnungsfahrt im Aargau mitgemacht habe. Nicht die Musik, sondern diese<br />
9
liebenswürdige Spielerei leitete seinen Verkehr mit dem Komponisten Paul Hindemith<br />
ein, der – von gleicher Schwäche befallen – auf Dr. Kayser als Fachmann im Eisenbahnbau<br />
hingewiesen worden war und sich, in solcher Sache Rat suchend, an ihn<br />
gewendet hatte. Irgendwie kommen eben Menschen, die einander aus tiefern Gründen<br />
finden müssen, zusammen.<br />
Auf Stumpenlänge<br />
Meine Beziehungen mit <strong>Hans</strong> Kayser vertieften sich, als er 1953 nach Bolligen umzog.<br />
Sein Haus steht nahe bei der Kirche, so dass wir einander leicht und nach Lust und<br />
Laune besuchen konnten. Er stand vor unserer Türe: ‘Ich wollte mal grüssen und fragen,<br />
ob Sie einen Augenblick für mich Zeit haben.’ Oder ich wurde von der Frau Doktor<br />
in sein Studierzimmer gewiesen – aber da stand er schon oben auf der Treppe zum<br />
obern Stock. In seinem mit Büchern angefüllten Zimmer sassen wir an seinem grossen<br />
Doppelpult einander gegenüber, ‘auf eines Stumpens Länge’. War diese Zeit vorüber,<br />
konnte er wohl fragen: ‘Wollen wir unsere Sitzung nicht um einen Stumpen verlängern?’<br />
Beharrlich bot er mir seine schwarzen Toscani an, und ebenso beharrlich<br />
blieb ich bei meinen ‘Wuhrmann’, von denen mir ein Theologe gestanden hat, sie<br />
seien das Einzige, was er von den liberalen Theologen übernommen habe. So wurde<br />
es für uns beide ein Bedürfnis, einander in Abständen von zwei, drei Wochen zu<br />
sehen, nicht selten häufiger. Wie oft vermisse ich seither den ernsten Mann, in dem<br />
auch das Kind und der Jüngling nicht zugeschüttet waren. Mein ‘kayserlicher’ Freund<br />
sprach oft vom heimatlichen Sigmaringen, wo er in der Apotheke seines Vaters aufgewachsen<br />
war. Mit Stolz erzählte er, er sei der zweite seines Geschlechts, der die Emigration<br />
gewählt habe. Denn einer seiner Ahnen gehörte zu den glaubensstarken Salzburger-Emigranten<br />
aus der Zeit von 1731. 1891 geboren, war er der Älteste von vier<br />
Kindern des die Musik und alles Schöne liebenden Apothekers August Kayser und<br />
dessen Gattin Maria geborene Göbel. Dankbar erinnerte er daran, dass ihn der Vater<br />
gemäss seinen Neigungen nach dem Abiturium in Sigmaringen Kunstgeschichte,<br />
Musik und Philosophie in Berlin und Erlangen studieren liess. Bei Professor Preuss<br />
schloss er früh ab mit einer Dissertation über Fra Angelico und den heiligen Antonius.<br />
Aber nach einigem Schwanken zwischen Malerei und Musik bildete er sich als Cellist<br />
und Klavierspieler bei Engelbert Humperdinck und Max von Schilling aus. Schon vor<br />
dem Ausbruch des ersten Weltkrieges fand er in der Sängerin Clara Ruda seine Ehegefährtin,<br />
die Mutter des früh verstorbenen Söhnleins und ihrer beiden Töchter.<br />
Lastende Kriegsjahre<br />
Der 1914 zum Frontdienst Eingezogene musste wegen einer Herzerweiterung entlassen<br />
werden. Die stets schwerer lastenden Kriegsjahre führten den jungen Gelehrten<br />
immer tiefer zur Einsicht, dass sein Vaterland einer innern Erneuerung bedürfe. Im<br />
Herbst 1918, im darniederliegenden Verlagswesen tätig, begrüsste er den Sturz der<br />
Monarchie und den Umschlag zur Weimarer Republik. Er erzählte mir, wie er in den<br />
kritischen Tagen mitbeteiligt war bei der Abfassung und beim Druck eines revolutionären<br />
Flugblattes, dessen Verbreitung allerdings wegen der sich überstürzenden<br />
Ereignisse dann unterblieb. Doch sah er deutlich seine Lebensaufgabe vor sich in der<br />
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Wiedererweckung von Werten, von denen er hoffte, sie würden Deutschland neu zu<br />
Ehren bringen. Er ging namentlich jenen Quellen nach, die einst in der deutschen<br />
Mystik geflossen waren. Der hier führende Inselverlag gab ihm Gelegenheit, die Reihe<br />
der grossen Bände ‘Bücher des Deutschen Domes’ herauszugeben, und er besorgte<br />
selbst die Auswahl aus den Schriften von Paracelsus und Jacob Böhme. In den<br />
schlimmsten Zeiten der Inflation lebte auch er mit seiner Familie von der Hand in den<br />
Mund; zuweilen machte er in Gaststätten mit seinem Cello Musik. Später schien für<br />
den Mitarbeiter eines grossen Verlages endlich die Existenz gesichert zu sein. Diese<br />
Sicherung indessen gab er auf, was wohl bezeichnend für ihn ist, und er eröffnete eine<br />
eigene Druckerei zur Herausgabe schöner Bücher. Im eigenen Verlag erschien sein<br />
erstes programmatisches Werk ‘Orpheus’, mit dem er die ‘Harmonikale Symbolik des<br />
Altertums’ von Albert von Thimus (Köln 1868 bis 1876) in selbständiger Weise weiterführte.<br />
Die braune Flut<br />
Doch nun brach die braune Flut über ein Saatfeld hinweg. <strong>Hans</strong> Kayser sah rechtzeitig,<br />
dass seine Familie bedroht war. Um Frau und Kinder zu retten, entschloss er<br />
sich schon 1933 zur Emigration: Er wählte die Schweiz. Das war eine Fahrt ins Ungewisse.<br />
Eigentlich blieb sein Weg bis zuletzt von Sorgen umstellt. Doch fand er stets<br />
Freunde, die ihm halfen, das zu schaffen, wozu er sich berufen fühlte. Er hatte sich zu<br />
einer Zeit zur Auswanderung entschlossen, da es ihm noch gestattet war, seine wertvolle<br />
Bibliothek, sein Cello, seinen Flügel, seine Handschriften und auch sein Monochord<br />
mizunehmen. So lebte der seltsame Mann seinem in unsern Zeiten abenteuerlichen<br />
Beruf eines Privatgelehrten nach. Doch ich deutete bereits an, dass Dr. Kayser<br />
sich bemühte, bei uns mit dem einfachsten Menschen in Beziehung zu treten. Freilich<br />
verzichtete er darauf, unsere Umgangssprache zu lernen; aber er las Gotthelf. Zwar<br />
hatte er einige Mühe, sich überall in unsere Verhältnisse zu schicken. So wunderte er<br />
sich über den langwierigen Instanzenweg, als er sich um das schweizerische Bürgerrecht<br />
bewarb. Damals, wie auch nachher vor Abstimmungen begehrte er von mir<br />
immer wieder verfassungskundlichen Unterricht. Es lag aber gewiss nicht an mir, dass<br />
er lebenslang die Dinge durcheinanderwarf, Bundesrat, Regierungsrat, Bundesversammlung<br />
und Grossen Rat, Referendum und Initiative. ‘Ach, so ist es’, konnte er ausrufen;<br />
jedoch schon das nächste Mal oder am Schluss der Lektion, wenn etwa von<br />
den richterlichen Instanzen die Rede war, wirbelte unser lieber Harmoniker wieder alles<br />
chaotisch durcheinander. Mit der Leidenschaft des Herzens, zugleich aber mit scharfem<br />
Blick und mit bestimmten Urteilen verfolgte er die grossen Vorgänge in der Welt.<br />
Ergreifend war es, wie er im stillen Zimmer, wo wir allein einander gegenübersassen,<br />
in echtem, schönem Pathos von ewigen, unveräusserlichen Werten und heiligen Normen<br />
sprach. Mit erhobener Stimme konnte er dann von der ‘satanischen Hybris’ der<br />
Atomspaltung und ihrem ‘Missbrauch zum Massenmord’ reden. Sehr oft stellte er mir<br />
Fragen biblisch-exegetischer Natur, oder er kam auf das weite Feld der allgemeinen<br />
Religionsgeschichte zu sprechen. Dabei stand er auf dem Boden der Romantik, und<br />
er schätzte besonders Creuzers ‘Symbolik und Mythologie der alten Völker’ (1807 bis<br />
1812), aber er hörte willig zu, wenn ich meine Thesen vertrat. Immer hatte er die<br />
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schöne dreibändige Übersetzung von Platons sämtlichen Werken in greifbarer Nähe.<br />
Seine Witwe schenkte sie mir als wertvolles Andenken an den Gatten. Die Bücher sind<br />
mir auch darum lieb, weil Bleistiftstriche an den Rändern zeigen, was ihn besonders<br />
bei der Lektüre beschäftigte und anregte. Oft sagte Kayser, dass Plato, aber besonders<br />
Pythagoras über ein nur im engsten Kreise geäussertes Wissen verfügten, das<br />
uns rohen Haptikern und blossen Augenmenschen verloren gegangen sei. Darunter<br />
verstand er das geheime Wissen um die ‘Harmonie der Welt’, das sich besonders in<br />
der Musik und in den Worten grosser Denker und Dichter aller Zeiten offenbare. Immer<br />
neu kam er zurück auf seine Überzeugung, dass wir hier Qualitäten erfassen, dass in<br />
Klang und Ton mit dem Ohr das Äusserliche, das bloss messbare Quantitative der<br />
Erscheinungswelt durchbrochen werde und wir das Wesenhafte unmittelbar erfahren.<br />
Wenn ich selbstverständlich zugab, dass in alten Philosophenkreisen esoterisches<br />
Wissen gepflegt und nur mündlich überliefert wurde, so blieb es mir gerade bei den<br />
Fragmenten des Pythagoras immer problematisch, dieses geheime Wissen zu entdecken,<br />
wie mir auch der Überschlag von quantitativem Erkennen durch das Tasten<br />
und Sehen zu Qualitäten im Hören nicht durchaus einleuchtete. Doch weil ich spürte,<br />
dass mein Freund daran sozusagen mit religiöser Inbrunst hing, habe ich ihn nicht mit<br />
dauerndem Widerspruch verletzen und damit verlieren wollen. Den diesen für ihn<br />
gewissen Geheimnissen ging er nach, und es gab kaum ein Gebiet, in dem er nicht<br />
nach einer Bestätigung seiner Vision geforscht hätte. Mathematik, Mineralogie,<br />
Botanik (‘Harmonia plantarum’), der Aufbau von Atom und Molekül, der Makrokosmos,<br />
die Abstände der Planeten und die sieben Töne der Oktave, Architektur (die<br />
Tempel von Paestum), Dichtung: überall ging er den Spuren der harmonia aphanees<br />
nach. Wie weitgespannt seine Belesenheit war, zeigt auch seine Anthologie «Bevor die<br />
Engel sangen». Er überreichte mir das von den Upanishaden bis auf Musil reichende<br />
Büchlein mit der Widmung von Gottfried Keller: ‘Also streicht die alte Geige Pan der<br />
Alte laut und leise.’<br />
Teilnehmender Beurteiler<br />
Erst in den letzten Jahren beschäftigte er sich eingehender mit Geschichte; mit steigendem<br />
Interesse las er namentlich den grossen Historiker Leopold von Ranke.<br />
Nochmals muss ich gestehen, dass ich mich mehr und mehr hütete, mit ihm über<br />
seine Harmonik zu sprechen. Ich las auch sein Buch ‘Vom Klang der Welt’ nicht zu<br />
Ende, geschweige denn, dass ich mich in sein «Lehrbuch der Harmonik» vertiefte.<br />
Vielleicht bin ich ausserstande, seinem spekulativen Tiefsinn zu folgen. <strong>Hans</strong> Kayser<br />
nahm stets freundlich Anteil an dem, was mir in meinem engern Kreis widerfuhr, und<br />
er war ein teilnehmender Beurteiler meiner kleinen Bemühungen. So liess er mich<br />
immer auch Anteil nehmen an dem, was er in seinem grössern Raume erfuhr und<br />
erstrebte. Da war die Freude über den Ruf zu Vorträgen, etwa bei Architekten, das<br />
Echo, das er aus Amerika für seine Arbeit vernahm, die Genugtuung, dass er in seine<br />
schwäbische Heimat gerufen wurde, um einen Kunstpreis entgegenzunehmen, der<br />
Besuch von Verehrern. Eines Abends wies ich sogar einem Enkel des italienischen<br />
Königs den Weg zu Dr. Kayser, erst andern Tages erfahrend, wer der Herr im Lodenmantel<br />
und mit Tirolerhütchen gewesen war. Als <strong>Hans</strong> Kayser angefragt wurde, ob er<br />
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an der grossen Musikakademie in Wien als Lehrer wirken möchte, begleitete seine<br />
Freude darüber eine bittere Resignation: ‘Es ist zu spät, ich bin zu alt dafür – sie hätten<br />
früher kommen sollen.’ Doch er freute sich, für diese Arbeit Rudolf Haase empfehlen<br />
zu können, der nun als Professor in Wien in seinem Sinne wirkt und dem wir eine<br />
bei Benno Schwabe (Basel-Stuttgart 1968) herausgegebene Biographie Kaysers verdanken.<br />
Einmal klagte Kayser, unwillig auf einen eben erhaltenen Brief hinweisend: ‘Da<br />
schreibt wieder einer, der Antwort haben will auf Dinge, die ich längst beantwortet<br />
habe. Ich müsste solchen Leuten jeweils ganze Bücher schreiben. Sie sollen doch<br />
lesen, was seit Jahren vorliegt. Ich bin froh, dass es mir vergönnt war, auch meine<br />
‘Harmonikale Symbolik‘ fertig zu stellen. Nun soll man mich in Ruhe lassen und von<br />
dem Kenntnis nehmen, was ich geben konnte.’<br />
Nach später Heimkehr erreichte mich am Abend des 13. April 1964 der Anruf von Frau<br />
Dr. Kayser, ihr Mann liege krank im Tiefenauspital und würde sich über meinen Besuch<br />
freuen. Ich versprach das für den Abend des folgenden Tages, da meine Zeit bis dahin<br />
belegt sei. Doch von trüber Ahnung erfüllt, beschloss ich, statt von Bern über Mittag<br />
heimzufahren, in der Stadt zu essen und ihn dann zu besuchen. Als ich kurz nach ein<br />
Uhr in der Tiefenau ankam, vernahm ich, dass mein Freund wenig vorher gestorben<br />
war. Ich ging in sein Sterbezimmer, wo die Leiche auf weissen Linnen lag. Die Schwester<br />
hatte Frühlingsblumen auf sein Kissen gelegt. Selten habe ich ein schöneres und<br />
friedvolleres Antlitz eines Toten gesehen. In der kurzen Zeit, da ich allein bei ihm weilte,<br />
ging mir ein von ihm häufig zitiertes Wort aus der Spätzeit Hölderlins durch den<br />
Sinn:<br />
«Als wie ein Ruhetag, so ist des Jahres Ende,<br />
wie einer Frage Ton, ob dieser sich vollende.»<br />
Aber auch das andere Wort des von ihm tief verehrten Dichters, das seinem Streben<br />
nach Harmonie Richtung und Ausdruck gab:<br />
«Und die Vollkommenheit ist ohne Klang.»<br />
In meiner Abdankungsrede für Dr. <strong>Hans</strong> Kayser erinnerte ich an jenen Kaufmann im<br />
Evangelium (Matthäus 13,45.46), der alles, was er besass, einsetzte für die eine köstliche<br />
Perle.»<br />
HANS KAYSER – Aus meinem Leben<br />
Schriften über Harmonik <strong>Nr</strong>. 26<br />
200 S., 28 Abb., br., Bern 2000, Fr. 24.–<br />
Die rückhaltlose Offenheit in den beiden autobiographischen Fragmenten, die Ergänzungen<br />
durch seine Frau und verschiedene Briefwechsel mit Mäzenen und Freunden machen<br />
das Buch zu einer Fundgrube über den Menschen <strong>Hans</strong> Kayser. Im Gesuch an den Nationalfonds<br />
und auch andernorts wird sodann seine Harmonik auf engstem Raum zusammengefasst.<br />
Gottfried Bergmann<br />
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Die Harmonik der Welt<br />
Eine Einführung (aus Tattva Viveka <strong>Nr</strong>. 20)<br />
von Prof. Dr. Rudolf Haase und Prof. Dr. Werner Schulze<br />
Dieser Grundsatzartikel von Rudolf Haase, aktualisiert und überarbeitet von seinem<br />
Nachfolger Werner Schulze (am Internationalen Harmonikzentrum an der Universität<br />
für Musik und darstellende Kunst Wien) gibt einen Überblick über die Entstehung der<br />
Harmonik bei PYTHAGORAS, ihre Weiterentwicklung durch JOHANNES KEPLER, ALBERT VON<br />
THIMUS, HANS KAYSER u.a. sowie die inhaltlichen Facetten der harmonikalen Naturgesetze,<br />
insbesondere Gehör, Musik und Architektur bis hin zur Bedeutung des<br />
harmonikalen Denkens, das eine neue Sinnebene in die entseelten Wissenschaften<br />
der Neuzeit einzubringen vermag.<br />
Die Geschichte des harmonikalen Denkens<br />
In zahlreichen alten Hochkulturen war die Vorstellung verbreitet, dass die Welt aus<br />
Klängen entstanden ist oder aus solchen besteht; in Mythen und mit Symbolen wurde<br />
dies dargestellt. Als sich in der griechischen Antike die Wandlung «von der Mythologie<br />
zur Philosophie», «vom Mythos zum Logos» vollzog, wurde auch der Gedanke eines<br />
harmonikalen Schöpfungsmythos nicht vergessen und fand in den Lehrmeinungen<br />
des Pythagoreismus seinen Niederschlag. Man dachte in Zahlen, Proportionen, Harmonien<br />
und Analogien (harmonia = Fügung). Die Vorstellung eines aus Klängen bestehenden<br />
Kosmos könnte damals etwa so gedacht worden sein: Es gibt analoge<br />
Gesetze in der Natur, im Menschen und in der Musik. (Diesen zentralen Gedanken<br />
könnte man das «Goldene Dreieck» der Harmonik nennen.) Zahlen und Proportionen<br />
liegen den Rhythmen und Intervallen der Musik zugrunde, und diese Gesetzmässigkeiten<br />
haben ihre Entsprechung in Naturgesetzen und in einer seelischen Veranlagung<br />
des Menschen.<br />
Ob das harmonikale Denken der griechischen Antike von Anfang an als abgerundete<br />
philosophische Lehre auftrat, ist zu bezweifeln, da die von PYTHAGORAS im 6. vorchristlichen<br />
Jahrhundert gegründete Schule offenbar nur wenig Schriftliches hinterlassen<br />
hat. Etwa hundert Jahre später gibt es bruchstückhaft erhaltene Quellen, aber grössere<br />
Zusammenhänge werden erst bei PLATON deutlich, vor allem in seinen Dialogen<br />
Timaios und Politeia. Über ein halbes Jahrtausend danach, in den ersten nachchristlichen<br />
Jahrhunderten, tauchen erneut pythagoreische Schriften auf, die mit Sicherheit<br />
auf Quellen hohen Alters aufbauen, da eine kontinuierliche Tradierung über die Jahrhunderte<br />
hinweig angenommen werden kann. NIKOMACHOS aus Gerasa, IAMBLICHOS<br />
aus Chahlis und THEON aus Smyrna sind die herausragenden Persönlichkeiten dieses<br />
Neupythagoreismus, und von ihnen gelangten einzelne Gedanken ins Mittelalter.<br />
Abgesehen von der mathematischen Musiktheorie kann aber im Mittelalter von keiner<br />
lückenlosen Tradierung pythagoreischen Denkens die Rede sein. Erst in der Renaissancezeit<br />
kommt es durch die Humanisten zu einer umfassenden Neubelebung harmonikalen<br />
Denkens. Den Gelehrten war bis in die Barockzeit hinein der Gedanke einer<br />
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Weltharmonie auf der Basis musikalischer Gesetze vertraut, und man schrieb über<br />
dieses Thema mit einer gewissen «Gläubigkeit», die keiner rechtfertigenden Reflexion<br />
bedurfte; als Autoritäten, auf die man sich hierbei berufen konnte, galten vor allem<br />
PYTHAGORAS und PLATON, aber auch lateinische Autoren wie CICERO oder CHALCIDIUS.<br />
Ein grosser Denker der Barockzeit machte sich zur Lebensaufgabe, die alte Lehre von<br />
der Weltharmonie ins Zentrum seines wissenschaftlichen Bemühens zu rücken und sie<br />
mit den ihm vorliegenden Beobachtungsdaten der Planetenbewegungen zu verknüpfen:<br />
JOHANNES KEPLER, der berühmte Mathematiker und Astronom, der in seinen Fünf<br />
Büchern von der Weltharmonik (Harmonices mundi libri V) davon sprach, dass in den<br />
Planetenbahnen harmonikal deutbare Proportionen angenähert werden. Zu KEPLERS<br />
Lebzeit wurden seine Bemühungen freilich missdeutet, später sogar verlacht. Am<br />
Ende der Barockzeit, mit dem beginnenden Triumphzug der Naturwissenschaften,<br />
geriet die Lehre von der pythagoreischen Weltharmonie wieder in Vergessenheit.<br />
Dieser Sachverhalt änderte sich erst vor etwa hundert Jahren, nachdem der Privatgelehrte<br />
ALBERT VON THIMUS die alten Ideen wieder aufgegriffen und sich insbesondere<br />
der verschütteten antiken Quellen angenommen hatte. Er verfasste ein zweibändiges<br />
Werk mit dem Titel Die harmonikale Symbolik des Altertums, in dem er allerdings<br />
zutreffende Deutungen mit ausufernden Spekulationen vermischte, zu denen er durch<br />
die Symbolik der alten Hochkulturen inspiriert worden war. Seinem Lebenswerk wäre<br />
kaum ein nennenswerter Erfolg beschieden gewesen, hätte nicht der deutsch-schweizerische<br />
Privatgelehrte HANS KAYSER (1891–1964) THIMUS‘ harmonikalen Denkansatz<br />
aufgegriffen und mit neuen Erkenntnissen verbunden. Diese sogenannte «Kaysersche<br />
Harmonik» war eine Synthese der pythagoreischen Tradition, eingekleidet in eine<br />
eigenwillige, mystisch gefärbte Metaphysik. Die moderne Harmonik ging aus ihr hervor,<br />
freilich unter Ausklammerung des spekulativen Moments bei gleichzeitiger Akzentuierung<br />
einer induktiven Methodik.<br />
Harmonikale Naturgesetze<br />
Die harmonikale Tradition überliefert aus der Antike, dass die Zahlengrundlagen der<br />
Musik, die Proportionen der Rhythmen und Intervalle, auch als Naturgesetze zutage<br />
treten und im Menschen verankert und als psychische Qualitäten erlebt werden. Welcher<br />
Art sind diese Gesetze, die auf diese Weise Quantitäten und Qualitäten verbinden?<br />
Die Intervalle der Musik sind untrennbar mit niedrigzahligen Proportionen verbunden:<br />
Die Oktave hat die Proportion 2:1, die Quinte 3:2, die Quarte 4:3, die grosse<br />
Terz 5:4, die kleine Terz 6:5, und so weiter. Diese Verknüpfung von Intervall-Qualitäten,<br />
die – als Wahrnehmungsinhalte – psychisch erlebbar sind, mit Proportions-Qualitäten,<br />
die – als mathematische Entitäten – rational verstehbar sind, kann am Monochord auf<br />
einfache Weise hör- und sichtbar gemacht werden.<br />
Die mathematischen Gesetze der musikalischen Grundlagen sind zugleich allgemeine<br />
Naturgesetze – so dachte man bereits in der Antike, und die moderne harmonikale<br />
Forschung verfolgt denselben Weg. Jene naturwissenschaftliche Disziplin, in der uns<br />
die harmonikalen Gesetze unmittelbar begegnen, ist die Akustik; Obertöne erklingen<br />
15
ei jeder Tonerzeugung, und die geschlossene Obertonreihe hat die Proportionenfolge<br />
1:2:3:4:5 usw. mit den Intervallen Oktave-Quinte-Quarte-grosse Terz- usw.<br />
Am Beginn unseres Jahrhunderts gesellte sich die Kristallografie zur Harmonik: Der<br />
Heidelberger Kristallograph VICTOR GOLDSCHMIDT entdeckte im Aufbau der Kristalle, in<br />
den signifikanten Hauptmassen, eine harmonikale Struktur. Aber auch in Physik und<br />
Chemie gibt es wichtige Proportionsgesetze, die harmonikal interpretierbar sind. MAX<br />
PLANCK war sich der Tatsache bewusst, dass die von ihm begründete Quantenphysik<br />
eine Entsprechung zur Obertonreihe darstellt, da ganzzahlige Vielfache des Wirkungsquantums<br />
vorkommen – in Analogie zu den ganzzahligen Vielfachen der Grundtonfrequenz<br />
bei Obertönen. Die gleiche Gesetzlichkeit liegt auch dem Periodischen<br />
System der chemischen Elemente zugrunde (Kernladungszahl = Elektronenanzahl =<br />
Ordnungszahl des Elements im System), wo sich eine weitere Entsprechung zur<br />
Mathematik – der Reihe der Naturzahlen – und zur Musik – der Reihe der Naturtöne –<br />
ergibt.<br />
Auch in der Botanik und in der Zoologie gibt es harmonikale Gesetze. Es ist zum<br />
Beispiel keinesfalls selbstverständlich, dass der Gesang der Vögel dieselben Grundlagen<br />
hat wie die menschliche Musik; denn der Vogelsang ist, wie nachgewiesen<br />
wurde, nicht bloss eine Nachahmung menschlichen Musizierens, sondern wird in den<br />
Links: Der harmonikale Teilungskanon (aus: <strong>Hans</strong> Kayser: Ein harmonikaler Teilungskanon.<br />
Occident-Verlag, Zürich 1946. Mitte: Der Teilungskanon als Muster für den Menschen. Rechts:<br />
Jonisches Portal. Rechts unten: Der harmonikale Teilungskanon nach Vitruv.<br />
16
meisten Fällen selbständig entwickelt. Zahlreiche harmonikale Gesetze gibt es auch in<br />
der Anthropologie. Schon in seinen äusseren Abmessungen ist der Körper des Menschen<br />
überwiegend nach harmonikalen Proportionen aufgebaut, eine Behauptung, die<br />
sowohl seit der Antike in der Kunsttheorie wie auch heute von der modernen Anthropometrie<br />
aufgestellt wird. Darüber hinaus beruhen auch die inneren Masse des Menschen,<br />
die physiologischen Rhythmen, auf Proportionen, die vornehmlich aus den<br />
Zahlen 1 bis 4 bestehen, zum Beispiel verhalten sich Atmung und Herzschlag zueinander<br />
wie 1:4. Viele chronobiologischen Proportionsnormen, die auch unmittelbar mit<br />
Gesundheit und Krankheit zu tun haben, wurden durch den Mediziner GUNTHER HILDE-<br />
BRANDT und die Mitarbeiter seines Instituts in Marburg/Lahn nachgewiesen. Diese<br />
Körperrhythmen sind miteinander koordiniert, vor allem im Schlaf zur Zeit der biologischen<br />
Mitternacht. (Eine Analogie dazu: Die Zahlen 1 bis 4 bestimmen in der dichterischen<br />
Hochsprache die Proportionen der Metrik, und in der Musik definieren sie die<br />
grundlegenden rhythmischen Verhältnisse, die Proportionen der symphonen Intervalle<br />
Oktave, Quinte, Quarte, Duodezime und Doppeloktav sowie die Tempogestalt in den<br />
Werken der Klassik.) Fasst man diese Erkenntnisse zusammen, sieht man, dass ähnliche<br />
Proportionsgesetze in all den genannten Wissenschaften vorkommen, und<br />
zwar keineswegs nur an beiläufiger Stelle. Die harmonikale Forschung versucht, Ana-<br />
Harmonikales Diagramm (Harmonikaler Teilungskanon) über dem Wandgemälde von Raffael<br />
Santi (1483–1<strong>52</strong>0) Die Schule von Athen (aus: Schriften über Harmonik <strong>Nr</strong>. 18, Vernimm das<br />
Lied des Alls in dir!, André M. Studer, Bern 1990).<br />
17
logien zwischen verschiedenen Gebieten aufzuzeigen, Querverbindungen zu schaffen,<br />
die von den einzelnen Spezialwissenschaften nicht bemerkt werden können, die aber<br />
in der Natur offenbar eine erhebliche Rolle spielen. Ausserdem sind die Gesetzmässigkeiten<br />
auch im menschlichen Gehör veranlagt, worüber nun zu sprechen ist.<br />
Gehördisposition und Intervallwahrnehmung<br />
Schon in der griechischen Antike wurde behauptet, dass eine Harmonie von Leib und<br />
Seele besteht, und dass diese Harmonie auf die harmoniai der Musik, auf die<br />
«Fügung» der Töne in den Skalen abgestimmt ist. KEPLER, der grosse Platoniker der<br />
Barockzeit, vertrat eine ähnliche Ansicht: In der Seele befinden sich die Urbilder<br />
solcher Harmonien.<br />
Für die harmonikale Forschung war es eine wichtige Aufgabe, der Frage nach einer<br />
solchen «Abgestimmtheit» nachzugehen und dabei aktuelle Forschungsergebnisse<br />
einzubeziehen. Dabei konnte an empirische Untersuchungen des Gehörs durch HEIN-<br />
RICH HUSMANN angeknüpft werden. HUSMANN hat festgestellt, dass die Anatomie des<br />
Ohres (Nichtlinearität) den am Trommelfell ankommenden Tönen weitere, im Ohr entstehende<br />
Klänge hinzufügt, und zwar von jedem Einzelton wiederum dessen Oberton-<br />
«Säule» (Ohr- oder subjektive Obertöne); bei zwei Tönen treten ausserdem, eine<br />
Mindestlautstärke der Primärtöne vorausgesetzt, Kombinationstöne auf (Summationstöne,<br />
Differenztöne). Durch diese komplexen Ober- und Kombinationstonmuster<br />
ergeben sich für jedes Intervall typische Charakteristika, insbesondere eindeutig abgestufte<br />
Sonanzgrade. (In Wahrheit ist der Weg vom physikalischen Reiz über die physiologische<br />
Sinneserregung bis zur psychischen Hörleistung und zur bewusstseinsmässigen<br />
Klassifizierung und Sinn-Gebung weitaus komplexer und nur zum allergeringsten<br />
Teil mathematisch fassbar.) Es zeigt sich: Die auf ganzzahligen Proportionen<br />
beruhenden Intervalle werden vom Ohr bevorzugt.<br />
Sie werden wie in einem Glissando, bei<br />
Liegenlassen des ersten Intervalltons und bei<br />
kontinuierlichem Anstieg des zweiten, vom Hörbewusstsein<br />
wie «herausleuchtende Punkte»<br />
wahrgenommen. Dass die Intervallproportionen<br />
seit Antike verwendet werden, hat folglich nicht<br />
nur einen mathematischen Grund. Auch Phänomene<br />
wie die Diatonik, die Chromatik oder<br />
die Dur-Skala erhalten also bereits durch den<br />
Bau des Ohres und den Übertragungsweg vom<br />
(physischen) Reiz über die (physiologische) Erregung<br />
und (psychische) Wahrnehnung bis hin<br />
zur (bewusstseinsmässigen) Klassifizierung ihre<br />
Prägung.<br />
Die psychische Gehörsdisposition liegt vor allem<br />
Pythagoras<br />
in der Ermöglichung der Abweichung von den<br />
18
exakten mathematischen Proportionsnormen: Jedem Intervall kommt eine (jeweils verschieden<br />
grosse) «Elastizität» zu als eine Bandbreite, in dem dieses Intervall aufgrund<br />
der psychischen Veranlagung zurechtgehört wird. Dies erklärt, weshalb Abweichungen<br />
von den mathematisch exakten Proportionen möglich sind, ohne dass die Intervallerkennung<br />
als solche beeinträchtigt wird. Die zahlreichen Temperierungssysteme<br />
wären ohne diese Eigenschaft des Gehörs undenkbar.<br />
Physischer und psychischer Aspekt der Intervallwahrnehmung zusammengenommen:<br />
Im Gehör und in der Art und Weise des Hörens haben sowohl die exakten mathematischen<br />
Zahlenverhältnisse, als anzustrebende Norm, wie auch die Abweichungsmöglichkeiten<br />
dieser Norm ihre Verankerung. Nicht nur aus diesem Grund hat Harmonik<br />
ihr Augenmerk stets auf beides zu lenken: auf die Norm und gleichermassen auf die<br />
Norm-Abweichungen.<br />
Somit zeigt sich, dass wesentliche Grundlagen der abendländischen Musik durch das<br />
Gehör begünstigt sind, sodass sich die Musik nicht zufällig in der uns bekannten<br />
Weise entwickelt hat. Die Komponisten folgten eher einem instinctus naturalis als blosser<br />
Konvention. Aber nicht nur die abendländische Musik hat Grundlagen, die mit der<br />
Gehörsveranlagung übereinstimmen. Denn zu unserer Dur-Tonleiter, welche die vier<br />
grundlegenden Sonanzen (Quinte, Quarte, grosse Terz, grosse Sexte) auf einen<br />
gemeinsamen Grundton bezieht (c-d-e-f-g-a-h-c‘), gibt es vergleichbare Skalen in<br />
anderen Musikkulturen: Die Haupttonleiter der indischen Musik der sa-grama hat dieselbe<br />
Intervallfolge wie Dur, und gespiegelt von oben nach unten verlaufend, ist sie<br />
identisch mit der altgriechischen Zentraltonleiter, dem Dorischen, die ihren Ursprung in<br />
der Skala isartu des altbabylonischen Tonsystems hat. Auch die türkische Tonleiter<br />
maqam-rast gehört zu diesem Thema und eine weitere Parallele liegt im e-modus vor,<br />
der in der naturvolkhaften Musik als erste Stufe der Diatonik auftritt. Die Gehördisposition<br />
hat also die musikalischen Grundlagen verschiedener Kulturen massgeblich<br />
beeinflusst, denn anders kann eine derart auffällige Übereinstimmung nicht verstanden<br />
werden. Um es aber nochmals zu betonen: Vom<br />
Sinnesreiz bis zum reflektiven, ordnenden, wertenden<br />
Bewusstsein führt ein langer Weg, und<br />
die physiologische und psychische Stufe sind<br />
bloss Teile in diesem Prozess.<br />
Welche Musik aus diesen Grundlagen entstand<br />
oder mit ihnen komponiert worden ist, stellt<br />
allerdings eine zweite, von der Frage einer Veranlagung<br />
völlig unabhängige Frage dar. Auch<br />
die Grundlagen der Malerei, die Formen und<br />
Farben, waren zu allen Zeiten dieselben; was<br />
damit gemalt wird, erweist sich als überaus vielfältig.<br />
Harmonikale Gesetze und freier künstlerischer<br />
Wille sind verschiedene Aspekte, die nicht<br />
als unversöhnbarer Widerspruch aufgefasst und<br />
Johannes Kepler<br />
gegeneinander ausgespielt werden dürfen.<br />
19
Übertragung der harmonikalen Gesetze<br />
Die Lehre von der Übereinstimmung musikalischer Gesetze mit Naturgesetzen und<br />
einer psychophysischen Gehörsveranlagung des Menschen führte schon in der Frühzeit<br />
des abendländischen Denkens dazu, die harmonikalen Proportionsgesetze auch<br />
auf Gebiete zu übertragen, in denen sie nicht als Grundlage bestehen. Eine solche<br />
Übertragung wird angewandte Harmonik genannt, und der wichtigste Bereich war<br />
schon in der Antike die Architektur. Der römische Architekturschriftsteller VITRUVIUS<br />
POLLIO, der im ersten vorchristlichen Jahrhundert gelebt hat, legt dies in seinen «Zehn<br />
Büchern über Architektur» (De architectura libri X) ausführlich dar.<br />
HANS KAYSER hat nach seiner Analyse der Tempelruinen zu Paestum die Ansicht vertreten,<br />
dass sich die ins Auge springenden Abmessungen als Intervallproportionen<br />
auffassen und in Noten darstellen lassen. Er versucht in seinem Werk Paestum, Die<br />
Nomoi der drei altgriechischen Tempel zu Paestum (Lambert Schneider Verlag, Heidelberg,<br />
1958) die alten harmonikalen Bauprinzipien an den drei dorischen Tempeln<br />
nachzuweisen. Der Architekturschriftsteller VITRUV, Zeitgenosse des Kaisers Augustus,<br />
schrieb um die Zeitwende, dass der Architekt «musikverständig» sein müsse, und die<br />
Historiker sind sich darüber einig, dass im Altertum bis zur Renaissance nach konkreten<br />
harmonikalen Normen, also nach Tonzahlgesetzmässigkeiten gebaut wurde. Über<br />
das «Wie» dieser harmonikalen Bauweise herrscht jedoch bis heute Unklarheit. HANS<br />
KAYSER führt nun in diesem Werk zum erstenmal den Nachweis, wie die damaligen<br />
Architekten in der Praxis harmonikal arbeiteten.<br />
Die Grundlage ihres Messens, Sehens<br />
und Hörens war das Monochord, der Ein-<br />
Saiter, welchen PYTHAGORAS noch in seiner<br />
Sterbestunde eindringlichst empfahl. Da nun<br />
PYTHAGORAS im 5. Jahrhundert vor Christus in<br />
Süditalien lebte und starb, dort eine grosse<br />
Anzahl von Schülern ausbildete, welche an<br />
leitender Stelle in den Aristokratien der grossgriechischen<br />
Städte sassen, und da die Entstehung<br />
der Paestumer Tempel noch bis in die<br />
Zeiten PYTHAGORAS und seiner Schüler hinaufreicht,<br />
ist anzunehmen, dass die Tonzahlproportionen<br />
– wahrscheinlich die interne Geheimlehre<br />
der pythagoreischen Schule – auch<br />
für die Planideen der damaligen Architekten<br />
mitbestimmend waren. HANS KAYSER führt den<br />
Leser zunächst historisch bis zu dem Punkt,<br />
wo die sachlich-harmonikalen Analysen beginnen<br />
können und er dadurch instand gesetzt wird, durch eigene Forschung ein bisher<br />
fast völlig unbekanntes Gebiet neu und schöpferisch zu bearbeiten. Davon abgesehen,<br />
dürfte der Bilderteil dieses Buches und die einleitenden Textkapitel jeden Freund<br />
20
der Paestumer Heiligtümer anregen, sich an diese Wunderwerke wieder zu erinnern<br />
und in ihre starke geistige Ausstrahlung von neuem zu versenken.<br />
Dass man in anderen alten Kulturen ebenfalls nach Musikgesetzen baute, zum Beispiel<br />
in China, sei nur nebenbei erwähnt. In Europa wird wieder in der Gotik auf die<br />
harmonikalen Proportionen zurückgegriffen, und eine Neubelebung dieser antiken<br />
Tradition findet in der Renaissancezeit statt. Aber nicht nur VITRUVS Ausführungen fanden<br />
damals Beachtung – was sich in zahlreichen Übersetzungen und Kommentaren<br />
seines Lehrwerks niederschlug –, sondern schon vor dem Einsetzen dieser VITRUV-<br />
Renaissance lenkte LEON BATTISTA ALBERTI, der berühmte Kunsttheoretiker und Architekt,<br />
die Aufmerksamkeit auf die Wichtigkeit der musikalischen Proportionen. In der<br />
gesamten Renaissancezeit, bis hin zu PALLADIO, einem der letzten grossen Baukünstler<br />
dieser Epoche, kennt man daher ein Bauen nach harmonikalen Massen. Auch in<br />
unserer Zeit bauen einige Architekten, die diese alten Lehren aufgegriffen haben, nach<br />
harmonikalen Prinzipien.<br />
Abgesehen von der Architektur kann eine Übertragung harmonikalen Denkens in der<br />
Literatur stattfinden. Vor allem zur Zeit der Romantik hat sich diese formal und inhaltlich<br />
mit der Gedankenwelt der Harmonik auseinandergesetzt. Auch in HERMANN HES-<br />
SES Roman Das Glasperlenspiel bekunden sich wesentliche harmonikale Einflüsse.<br />
Auf dem Gebiet der Wissenschaften hat die Harmonik besonders die Medizin<br />
befruchtet. Die Forschungen auf dem Gebiet der Chronobiologie wurden durch die<br />
Kaysersche Harmonik angeregt. Der deutsche Arzt HANS WEIERS experimentierte<br />
erfolgreich auf dem Gebiet der Hochfrequenzbestrahlung und konstruierte einen sogenannten<br />
Bioszillator, der mit zwei Frequenzen, in der Proportion 2:3, Bestrahlungen<br />
durchführt. WEIERS‘ therapeutischer Ansatz wurde auf die Hydrotherapie ausgeweitet<br />
– der Hydrofibrator funktioniert mit einem in der Frequenzproportion 2:3 geteilten<br />
Wasserstrahl –, und harmonikale Prinzipien werden auch in der Veterinärmedizin angewandt.<br />
Von besonderer Wichtigkeit sind die harmonikalen Grundlagen aber vor allem für die<br />
Musiktherapie, deren Erfolge mehr und mehr bekannt und anerkannt sind. Die Tatsache,<br />
dass der Raum-Zeitorganismus des Menschen, dass Physis und Psyche<br />
umfassend harmonikal gestaltet sind, geben einen wichtigen Hinweis zur Erklärung<br />
des heilenden Wirkens von Musik. Nicht zufällig wird in der Antike, zumal in der pythagoreischen<br />
Tradition, von er grossen Bedeutung der Musik zur Harmonisierung und<br />
Heilung des Menschen berichtet. Seitens der Harmonik kann hier auf einen harmonikalen<br />
Resonalismus hingewiesen werden, also auf die Tatsache, dass Schwingungen<br />
entweder zerstören oder ins Gleichgewicht versetzen können, und dass dies nur<br />
möglich ist, wenn eine durch Schwingungen aktivierbare Re-Sonanz zwischen dem<br />
akustischen und dem leib-seelischen Organismus besteht.<br />
NOVALIS vertrat die Ansicht, Krankheit sei ein musikalisches Problem. Die Harmonik<br />
bekräftigt und erweitert diesen Satz: Der Mensch selbst ist ein musikalisches Problem.<br />
Wenn aber der Mensch, als leib-seelische Ganzheit, einen harmonikalen Organismus<br />
darstellt, wäre dieser im Krankheitsfall heilbar entweder durch Musik (Musiktherapie)<br />
oder durch deren harmonikale Grundlagen (Harmonikale Therapie).<br />
21
Paestum, Poseidontempel Ostfront (aus: <strong>Hans</strong> Kayser: Paestum. Die Nomoi der drei altgriechischen<br />
Tempel zu Paestum, Lambert + Schneider Verlag, Herrliberg, 1958.<br />
Paestum, Poseidontempel: Rekonstruierter harmonikaler Teilungskanon, unter Berücksichtigung<br />
perspektivischer Verkürzungen (aus: Studer, André M., Vernimm das Lied des Alls in Dir,<br />
Schriften über Harmonik <strong>Nr</strong>. 18, Bern 1990, Verlag Kreis der Freunde um <strong>Hans</strong> Kayser Bern)<br />
22
Zur Bedeutung des harmonikalen Denkens<br />
Die harmonikale Forschung knüpft an die antik-pythagoreische Lehre von der umfangreichen<br />
Geltung musikalischer Gesetze im Kosmos an. Sie zeichnet dadurch ein Weltbild,<br />
das nicht nur dem Verstand zugänglich, sondern auch über das Gehör psychisch<br />
erfahrbar ist, und das die Künste, in erster Hinsicht die Musik, einbezieht. Besonders<br />
wichtig ist, dass dieses harmonikale Weltbild nicht Mensch und Natur einander<br />
gegenüberstellt, wie das häufig in der naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise<br />
geschieht, sondern dass der Mensch in dieses Weltbild integriert ist. Die Einbeziehung<br />
der Sinnesqualität des Hörens als Erkenntniskategorie führt also auch die Naturforschung<br />
einen Schritt weiter.<br />
Durch die Kategorie des Hörens werden die Entsprechungen zwischen den Wissenschaften,<br />
die Analogien zwischen Natur, Mensch und Musik, sichtbar – besser gesagt<br />
«hörbar» –, und es entstehen Verbindungen, die von der einzelnen Wissenschaftsdisziplin<br />
nicht in den Blick kämen. Vergleicht man die Natur mit einem Teppichgewebe,<br />
dann bilden die einzelnen Naturwissenschaften Längsfäden, an denen entlang jedes<br />
Gebiet Wenn/Dann-Forschung betreibt, die Harmonik aber entspricht den Querfäden,<br />
indem sie Analogien aufzeigt, welche die einzelnen Bereiche verknüpfen. Führen die<br />
Naturwissenschaften zu einem Teilweltbild, stellt die harmonikale Perspektive eine<br />
komplementäre, ergänzende Seite dar.<br />
Weil das Weltbild der Naturwissenschaften einseitig ist – was in zunehmendem Mass<br />
von führenden Naturforschern anerkannt wird –, sind auch die philosophischen<br />
Folgerungen aus diesem Teilweltbild einseitig. Die Harmonik führt zu anderen Ergebnissen;<br />
sie lässt erkennen, dass offensichtlich ein Plan hinter der entdeckten Naturgesetzlichkeit<br />
liegt, der alle Gebiete miteinander verbindet. In diesen Plan ist der Mensch nicht<br />
nur durch das rationale Denken einbezogen, sondern auch mit seinen Sinneseindrücken<br />
und den daraus erwachsenden psychischen Qualitäten, seiner Befähigung zu seelischem<br />
Mitschwingen und mit den Grundlagen der von ihm geschaffenen Kunstwerke.<br />
Viele führende Denker, darunter JOHANNES KEPLER und GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ,<br />
glaubten an einen Plan in der Schöpfung und an einen Schöpfer, der ihn «entworfen»<br />
hat. Heute scheint es angebracht, ihrem Beispiel zu folgen. Seitens der Harmonik wird<br />
das von einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen reichhaltig dargebotene Material der<br />
harmonikalen Betrachtung unterworfen, um damit auch einen Wegweiser zu einem<br />
harmonisierenden und sinnerfüllten Weltbild erhalten.<br />
Institut für Harmonik / Internationales Harmonik-Zentrum<br />
Seit 35 Jahren besteht an der Universität Wien (ehemals: Hochschule für Musik und<br />
darstellende Kunst Wien) die Fachrichtung Harmonikale Grundlagenforschung. 1992<br />
wandelte und erweiterte sich dieses Fach zu einem Institut für Musiktheorie und<br />
harmonikale Forschung, in das sowohl die harmonikale Forschung wie auch der<br />
sechssemestrige Vorlesungszyklus integriert sind. 2002 erfolgte die Umbenennung in<br />
Internationales Harmonik-Zentrum. Publikationen harmonikalen Inhalts liegen in<br />
mehreren Sprachen vor und haben weltweit Resonanz gefunden.<br />
23
Die Harmonik in Wien heute<br />
em. Prof. Dr. Rudolf Haase<br />
Wien, 18.11.03<br />
Lieber Walter<br />
Da ich mich in diesen Tagen besser konzentrieren kann, habe ich mich entschlossen,<br />
Deiner Anregung zu folgen und habe also ein paar Zeilen über die Harmonik in Wien<br />
aufgeschrieben, die hoffentlich Deiner Vorstellung entsprechen. Ich habe mich auf das<br />
Wesentliche beschränkt, das für Deinen Zweck sicherlich genügen wird.<br />
Herzliche Grüsse<br />
Dein Rudolf<br />
Aus Anlass des 40. Todestages von <strong>Hans</strong> Kayser wurde ich gebeten, eine Darstellung<br />
der Weiterentwicklung der Harmonik aus meiner Sicht vorzunehmen. Ich folge dieser<br />
Anregung gern, muss jedoch einschränkend bemerken, dass die von mir weiterentwickelte<br />
Harmonik keineswegs mit Kaysers Harmonik identisch ist. Das hat vor allen<br />
Dingen zwei Gründe. Erstens den, dass ich bereits vor meiner Tätigkeit in Wien (1965)<br />
vorwiegend in Deutschland über 100 Vorträge über Harmonik gehalten, sowie zahlreiche<br />
Publikationen mit harmonikalem Inhalt verfasst habe. Der zweite Grund war eine<br />
Folge meiner Berufung an die damalige Akademie für Musik und darstellende Kunst in<br />
Wien mit dem Auftrag, die Harmonik als wissenschaftliches Fach zu etablieren. Dies<br />
war notwendig, weil vom Gesetz in Österreich wissenschaftliche Forschung an Hochschulen<br />
vorgeschrieben ist. Der Versuch ist gelungen; denn heute gibt es eine Musikuniversität<br />
anstelle der früheren Akademie als Folge der von mir und einigen anderen<br />
Kollegen eingeführten Neuerungen.<br />
Die erwähnten harmonikalen Arbeiten hatten mir reiche Erfahrung in der Darstellung der<br />
Harmonik gebracht, jedoch mich auf dringend notwendige Veränderungen<br />
aufmerksam gemacht. Es zeigte sich nämlich, dass die von Kayser angestrebte Verschmelzung<br />
der Harmonik mit der Mystik nicht sehr publikumswirksam war. Ich entschloss<br />
mich daher, die Harmonik anders darzustellen, nämlich mit einer empirischen<br />
Grundlage. Diese Erfahrungen führten schliesslich in Wien dazu, das dort neue Unterrichtsfach<br />
nicht mehr als «Kaysersche Harmonik» anzubieten, sondern als «Harmonikale<br />
Grundlagenforschung». Das wichtigste meiner seither erschienenen Bücher hat<br />
daher den Titel «Der messbare Einklang. Grundzüge einer empirischen Weltharmonik»<br />
(bei Klett-Cotta in Stuttgart 1976). Es kam ferner dazu, dass in diesem Fach auch<br />
Diplom-Arbeiten geschrieben werden konnten, von denen bisher 20 anerkannt wurden.<br />
Die Verbreitung der Harmonik in Wort und Schrift wurde selbstverständlich fortgesetzt,<br />
wobei eine beträchtliche Vergrösserung der Reichweite zu verzeichnen ist. Letztere<br />
betraf sehr wesentlich auch meinen damaligen Assistenten und jetzigen Nachfolger<br />
Prof. Dr. Werner Schulze, der sogar in Indien und Indonesien Vorträge hielt und der<br />
sich darum bemüht, die Harmonik im spanischen Sprachgebiet publik zu machen.<br />
Damit ist der charakteristische Unterschied in der Entwicklung der Harmonik gekennzeichnet;<br />
doch wurde selbstverständlich auch Kaysers Harmonik von mir unterrichtet,<br />
nämlich im 7. und 8. Semester. Es besteht daher nach wie vor die Möglichkeit, sich<br />
24
mit Kaysers Werken gewinnbringend zu beschäftigen, wobei die Grundlagenforschung<br />
als empirisch gesicherte Basis dient.<br />
Neben meiner 25jährigen Lehrtätigkeit in Wien und vorher zehn Jahre in Deutschland<br />
habe ich in 14 Ländern 316 Vorträge gehalten und 3<strong>52</strong> Publikationen veröffentlicht.<br />
Symposion der Freunde um <strong>Hans</strong> Kayser<br />
am 8. November 2003 in Bern<br />
Ernst Waldemar Weber: Musik und Intelligenz<br />
Ich gestatte mir, meinen Vortrag wie folgt selber zusammenzufassen:<br />
Der gängige Intelligenz-Begriff hängt eng zusammen mit dem Intelligenz-Quotienten,<br />
wie er um 1900 von Binet und Simon geschaffen wurde, um Kinder im Blick auf den<br />
Besuch bestimmter Schulen zu sortieren. Er gilt nach wie vor als Prognose-Instrument<br />
für schulischen Erfolg, nach der Auffassung des Intelligenzforschers Gardner aber nur<br />
sehr beschränkt für den Lebenserfolg. Nach dessen Theorie müsste der IQ, der heute<br />
nur die mathematisch-logischen, die sprachlich-linguistischen und die räumlichen<br />
Kompetenzen umfasst, erweitert werden um die intrapersonale, die interpersonale, die<br />
körperlich-kinästhetische und die musikalische Intelligenz. Nach Gardner sind diese<br />
sieben Kompetenzen selbständige, unabhängige Intelligenzen, im Gegensatz zur IQ-<br />
Intelligenz, wo die drei genannten Kompetenzen lediglich Komponenten sind.<br />
Jede der sieben «multiplen» Intelligenzen nach Gardner habe ich skizziert; hier will ich<br />
nur auf die vier «neuen» etwas eingehen. Der Kern der intrapersonalen Intelligenz ist<br />
der Zugang zum eigenen Gefühlsleben, die Fähigkeit, die eigenen Affekte und Emotionen<br />
zu kennen und damit umzugehen. Die interpersonale Intelligenz befähigt, bei<br />
anderen Menschen Stimmungen, Motive und Absichten wahrzunehmen und sich entsprechend<br />
zu verhalten. Die körperlich-kinästhetische Intelligenz ist die Bewegungs-<br />
Intelligenz, die bei Tänzern, Akrobaten und Instrumentalvirtuosen zur höchsten Entfaltung<br />
kommt.<br />
Die musikalische Intelligenz schliesslich scheint von so zentraler Bedeutung zu sein,<br />
dass ich sie in die Mitte eines regelmässigen Sechsecks zeichne. Keine andere Intelligenz<br />
hat derart viele Beziehungen zu andern Intelligenzen, keine andere manifestiert<br />
sich so früh in der menschlichen Entwicklung. Der Säugling kann seine Mutter auf<br />
Grund der musikalischen Komponenten der Sprache «verstehen», lange bevor er sie<br />
sprachlich begreifen kann. Der Spracherwerb verläuft deshalb so spielend, weil die<br />
Sprache rhythmisch und melodisch gegliedert ist.<br />
Jede der sieben Intelligenzen oder «Kompetenzen» reicht von einfachsten, banalen<br />
Fähigkeiten bis zu höchst anspruchsvollen, verfeinerten Formen: die Intelligenzen<br />
gipfeln in den Künsten.<br />
Zur musikalischen Intelligenz gibt es viele interessante neuere Forschungsergebnisse.<br />
So ist die nervliche Verbindung zwischen den Hirn-Hemisphären, das corpus callosum<br />
bei professionellen Violinisten umso stärker ausgebildet, je früher sie begonnen hatten,<br />
Geige zu spielen, High-School-Studenten lösten raum-zeitliche Tests signifikant bes-<br />
25
ser, wenn sie vorher eine Mozart-Sonate gehört hatten, und bei kleinen Kindern ergaben<br />
sich bei entsprechenden Tests sogar bleibende neuronale Veränderungen.<br />
Der Wiener Neurologe Petsche konnte schon in den frühen Siebzigerjahren mit EEG-<br />
Untersuchungen zeigen, dass Musik im Gehirn nicht in einem «Musikzentrum» verarbeitet<br />
wird, sondern je nach Aufgabe über das ganze Gehirn und über die Hemisphären<br />
hinweg vernetzt. Heute nimmt das Thema Musik und Gehirn in der neurologischen<br />
Forschung einen breiten Raum ein, nicht zuletzt deshalb, weil Musik nach<br />
dem Neurologen Altenmüller «der stärkste Reiz für neurologische Umstrukturierung ist,<br />
den wir kennen». Musikausübung aktiviert auch das Selbstbelohnungssystem im<br />
Zwischenhirn zur Ausschüttung von körpereigenen «Drogen». Ferner konnte gezeigt<br />
werden, dass auch das Gehirn von musikalisch ungeschulten Menschen deutlich auf<br />
unerwartete musikalische Wendungen reagiert.<br />
Der Vortrag Wasser – Klang – Bilder von Alexander Lauterwasser musste zum<br />
grossen Bedauern wegen Erkrankung des Referenten ausfallen. Zum Glück war Herr<br />
Professor Schulze bereit, den ganzen Nachmittag zu übernehmen.<br />
Prof. Dr. Werner Schulze: Tag- und Nachtträume der Harmonik<br />
Der Referent leitet – als Nachfolger von Rudolf Haase – das Institut für harmonikale<br />
Grundlagenforschung an der Hochschule für Musik und Theater in Wien, das<br />
ursprünglich auch den Namen <strong>Hans</strong> Kayser trug. Diese Forschungsstätte war 1967<br />
möglich geworden, als die «Akademie für Musik und Gestaltung» zur Hochschule<br />
wurde. Das Institut hat gegenwärtig 10 bis 12 Studenten; die Themenbereiche umfassen<br />
Harmonik, Musik-Theorie und Kosmos-Theorie. Der Referent empfindet als<br />
gute Voraussetzung für seine Arbeit, dass er selber Komponist ist (wir konnten von ihm<br />
ein Werk hören) und eine mitteltönige Orgel aus dem 17. Jahrhundert (mit 14 Tönen<br />
pro Oktave!) besitzt. Als Tagtraum nennt er Harmonik, Rhythmik und Therapie.<br />
Behrendt hat eine Art harmonikaler Erweckung ausgelöst – mit manchmal skurrilen<br />
Folgen, etwa die «kosmische Oktave» – aber nach Ansicht des Referenten ist die Zeit<br />
des «harmonikalen Vermessungsingenieurs» vorbei, und mit Analogien sollte sorgsam<br />
umgegangen werden. Schon Kepler habe geschummelt: In einer dem Publikum abgegebenen<br />
Tabelle weist Schulze nach, dass die gemessenen Werte für Aphel und<br />
Periphel der Planeten nur grob annähernd, aber in keinem Fall exakt den Intervall-Proportionen<br />
entsprechen. Es gibt auch akustisch hervorragende Räume, die harmonikal<br />
schlechte Masse aufweisen, z.B. den Saal des Musikvereins in Wien.<br />
Schulze sieht den Harmoniker als «homo movens», als Bewegten und Bewegenden,<br />
geprägt durch eine besondere Wert- und Geisteshaltung; Kayser habe den Logos des<br />
Heraklit bewahrt, die verborgene Harmonie sei stärker als die offenbare, Unschönes<br />
und Disharmonisches dürfe nicht ausgeschlossen werden.<br />
Die Aufgaben des Instituts für harmonikale Grundlagenforschung bestehen neben der<br />
Forschung (z.B. Transposition der Gesänge von Buckelwalen oder Vögeln in den<br />
menschlichen Hörbereich, aussereuropäische Musik) in Dienstleistungen, etwa für<br />
Architektur, Gestaltung von Parklandschaften, Design, Management, Therapie und<br />
Technik, sowie in Vernetzungen mit den Naturwissenschaften, der Mathematik und<br />
26
der Medizin. Gegenwärtig ist eine Dissertation über die Chaostheorie in Arbeit, im<br />
indischen Kerala gibt es eine «School for Harmony».<br />
Es soll nicht verschwiegen werden, dass der Vortrag von vielen Zuhörerinnen und<br />
Zuhörern eher als Plauderei und als wenig substanziell empfunden wurde. Ich bekam<br />
auch den Eindruck, der wissenschaftliche Impetus der harmonikalen Grundlagenforschung<br />
sei leicht abgeflacht. Und das bringt mich auf den Gedanken, ob es nicht<br />
an der Zeit wäre, in Bern ein <strong>Hans</strong>-Kayser-Institut zu gründen. 300 Bücher aus dem<br />
Kayser-Nachlass sind bereits «heimgekehrt», nämlich ins Schweizerische Literaturarchiv,<br />
und die Kayser-Büste kann möglicherweise bald entweder im Konservatorium<br />
(dessen grosser Saal in harmonikalen Massen gebaut ist) oder in der Musikhochschule<br />
aufgestellt werden. Zudem gibt es hier eine ganz ähnliche Situation wie vor 35 Jahren<br />
in Wien: Die Musikhochschule hat – als Fachhochschule – den gesetzlichen Auftrag<br />
zur Forschung. Das ist neu in der Berufsausbildung der Musiker, und es eröffnet<br />
die Chance für einen Neuanfang, besonders, wenn es gelänge, diesem Institut von<br />
Anfang an einen interdisziplinären Auftrag zu geben.<br />
Ernst W. Weber<br />
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27
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ERNST WALDEMAR WEBER: Die vergessene Intelligenz, die Musik im Kreis der menschlichen<br />
Anlagen, 135 S., br., PAN-Verlag Zürich, 1999 38.– 25.–<br />
... ERNST WALDEMAR WEBER: Pisa und was nun?, Muri b. BE 2002 29.– 19.–<br />
... ALEXANDER LAUTERWASSER: Wasser – Klang – Bilder, 144 S., geb., reich illustriert, Aarau 2002 58.– 35.–<br />
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