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REDOXREAKTIONEN GF

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KSO<br />

<strong>REDOXREAKTIONEN</strong> <strong>GF</strong><br />

Skript Redoxreaktionen <strong>GF</strong> V1.0 12/12 | © MMo, edited by Bor


1<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

"<strong>REDOXREAKTIONEN</strong>"<br />

1. Einleitung….................................................................................................... 02<br />

2. Elektronenübertragungen.............................................................................. 02<br />

2.1 Die Oxidation....................................................................................... 02<br />

2.2 Die Reduktion...................................................................................... 03<br />

2.3 Die Redoxreaktion................................................................................ 03<br />

2.4 Die Oxidationszahlen............................................................................ 04<br />

3. Die Redoxreihe der Metalle............................................................................06<br />

3.1 Elektronendonatoren & -akzeptoren....................................................... 06<br />

3.2 Korrespondierende Redoxpaare............................................................. 06<br />

3.3 Die Stärke von Oxidations- & Reduktionsmittel; die Redoxreihe................ 06<br />

3.4 Edle und unedle Metalle........................................................................ 08<br />

3.5 Aufstellen von Redoxgleichungen........................................................... 08<br />

4. Nutzung von Redoxreaktionen; die Galvanische Zelle..................................... 10<br />

4.1 Das Daniell-Element.............................................................................. 11<br />

4.2 Die Spannung bei Redoxreaktionen; das Redoxpotential........................... 11<br />

5. Redoxreaktionen in Molekülen...................................................................... 13<br />

5.1 Oxidationszahlen in Molekülen.............................................................. 13<br />

6. Anwendungen von Redoxreaktionen............................................................. 15<br />

6.1 Die Batterie......................................................................................... 15<br />

6.2 In der Industrie..................................................................................... 15<br />

6.3 Bei der Energieerzeugung...................................................................... 15<br />

6.4 Sprengstoffe........................................................................................ 16<br />

6.5 In der Lebensmittelindustrie.................................................................. 16<br />

7. Exkurs: Der Hochofenprozess......................................................................... 16<br />

8. Zusammenfassung......................................................................................... 17<br />

9. Übungen........................................................................................................ 17


2<br />

1. Einleitung<br />

Bild: cache.eb.com<br />

Der irische Naturforscher Robert Boyle (1627 – 1691) erklärte die<br />

Klärung des Phänomens „Verbrennung“ zu einem der Hauptprobleme<br />

der Chemie. Georg Ernst Stahl (1660 –<br />

1734), deutscher Chemiker, Mediziner und Metallurge,<br />

nahm 1722 an, dass jeder brennbare<br />

Stoffe einen „Feuerstoff“, das so genannte<br />

Phlogiston, enthalte, welcher bei der Verbrennung<br />

entweiche. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts<br />

gelang es dem französischen Chemiker<br />

Antoine Laurent de Lavoisier (1743 – 1794), den<br />

Verbrennungsvorgang als eine Reaktion eines Stoffes mit Sauerstoff<br />

aufzuklären. Er führte auch den Begriff Oxidation ein, der in der Folgezeit<br />

für alle Vorgänge benutzt wurde, bei denen sich Substanzen mit<br />

Sauerstoff verbinden. Der Begriff Reduktion wurde für die Gewinnung<br />

Bild: upload.wikimedia.org<br />

Bild: usuarios.lycos.es<br />

eines Metalls aus seinem Metalloxid verwendet und erlangte gegenteilige Bedeutung zum<br />

Begriff Oxidation.<br />

Viele Reaktionen, an denen überhaupt kein Sauerstoff beteiligt ist, unterscheiden sich aber<br />

äusserlich überhaupt nicht von den eigentlichen Verbrennungen, bei denen der Sauerstoff<br />

an der Reaktion teilnimmt. Aus diesem Grund müssen die Begriffe Oxidation und Reduktion<br />

etwas anders definiert werden.<br />

2. Elektronenübertragungen<br />

Werden ganz allgemein Reaktionen zwischen Metallen und Nichtmetallen betrachtet, so fällt<br />

eine Gemeinsamkeit auf, Metalle und Nichtmetalle reagieren zu Salzen. Für Salze ist die Ionenbindung<br />

charakteristisch.<br />

Ionen zeichnen sich allgemein durch eine positive oder negative elektrische Ladung aus. Die<br />

Ionen können sich aus Atomen bilden, wenn letztere Elektronen abgeben oder aufnehmen.<br />

2.1 Die Oxidation<br />

Bei der Bildung von Salzen aus Metallen und Nichtmetallen geben immer die Metallatome<br />

Elektronen ab.


3<br />

Mg Mg 2+ + 2 e -<br />

Dabei gilt jede Abgabe von Elektronen als Oxidation. Auch ein Anion kann eine Oxidation<br />

erfahren.<br />

F - F + e -<br />

Auch Kationen können unter Umständen weitere Elektronen abgeben.<br />

Fe 2+ Fe 3+ + e -<br />

Oxidationen können ausschliesslich stattfinden, wenn ein anderes Atom, Ion oder Molekül<br />

das abgegebene Elektron wieder aufnehmen kann.<br />

<br />

Die Abgabe von Elektronen wird als Oxidation bezeichnet.<br />

2.2 Die Reduktion<br />

Die Nichtmetallatome nehmen bei der Bildung von Salzen die von den Metallen abgegebenen<br />

Elektronen auf.<br />

O + 2 e - O 2-<br />

Jede Aufnahme von Elektronen wird als Reduktion bezeichnet. Auch ein Kation kann eine<br />

Reduktion erfahren.<br />

Mg 2+ + 2 e - Mg<br />

Anionen, welche weitere Elektronen aufnehmen, sind nicht bekannt.<br />

Reduktionen können ausschliesslich stattfinden, wenn ein anderes Atom, Ion oder Molekül<br />

auch ein Elektron zur Aufnahme zur Verfügung stellt.<br />

<br />

Die Aufnahme von Elektronen wird als Reduktion bezeichnet.<br />

2.3 Die Redoxreaktion<br />

Eine Reduktion kann ohne eine gleichzeitig ablaufende Oxidation nicht stattfinden, et vice<br />

versa. Ein Beispiel soll Licht ins Dunkel bringen. Magnesium reagiert mit Schwefel zu Magnesiumsulfid.<br />

1. Teilreaktion: Oxidation: Mg Mg 2+ + 2 e -<br />

2. Teilreaktion: Reduktion: S + 2 e - S 2-<br />

Magnesium gibt bei der Bildung eines Salzes Elektronen ab. Die Elektronen werden vom<br />

Schwefel aufgenommen.


4<br />

Redoxreaktion: Mg + S MgS<br />

<br />

Eine Reaktion, bestehend aus einer Reduktion und einer Oxidation, wird als Redoxreaktion<br />

bezeichnet. Sie wird gekennzeichnet durch eine Verschiebung von Elektronen.<br />

Aufgabe I<br />

Geben Sie bei den folgenden Reaktionen jeweils die beiden Teilreaktionen, die Oxidation<br />

und die Reduktion, und die daraus entstehende Redoxreaktion an. Achten Sie darauf, dass<br />

immer gleich viele Elektronen abgegeben wie aufgenommen werden.<br />

a.)<br />

b.)<br />

c.)<br />

Natrium und Chlor reagieren zu Natriumchlorid.<br />

Lithium reagiert mit Sauerstoff zu Lithiumoxid.<br />

Eisen und Sauerstoff reagieren zu Eisen(III)-oxid.<br />

Aufgabe II (Zusatz)<br />

Suchen Sie weitere Redoxreaktionen, verfassen Sie diese Reaktionen in kurze Sätze, wie dies<br />

bei der obenstehenden Aufgabe I der Fall ist, und schreiben Sie diese auf den Hellraumprojektor,<br />

so dass alle diese Aufgaben lösen können.<br />

2.4 Die Oxidationszahlen<br />

Von jedem Ion, aber auch von Atomen, können die so genannten Oxidationszahlen angegeben<br />

werden. Sie entsprechen bei Atomen und einfachen Ionen der Ladung derselben. So hat<br />

ein Aluminiumatom die Oxidationszahl 0, ein Aluminiumion die Oxidationszahl +3 und das<br />

Sauerstoffanion die Oxidationszahl -2. Sie wird in römischen Ziffern über das Atomsymbol<br />

geschrieben.<br />

Aufgabe III<br />

Studieren Sie die Regeln zur Bestimmung von Oxidationszahlen im ausgeteilten Blatt und<br />

lösen Sie die Aufgaben auf der Rückseite.


5<br />

Aufgabe IV<br />

Die Oxidationszahlen in Aluminiumoxid werden wie folgt angegeben. Al 2 O 3<br />

Geben Sie die Oxidationszahlen in folgenden Stoffen an.<br />

III -II<br />

a.)<br />

b.)<br />

c.)<br />

d.)<br />

e.)<br />

f.)<br />

g.)<br />

Natriumfluorid<br />

Eisen(III)-bromid<br />

Kohlenstoff<br />

Silber(I)-oxid<br />

Magnesiumhydrid<br />

Natriumnitrid<br />

Kaliumiodid<br />

Aufgabe V<br />

Stellen Sie 2-3 weitere Stoffe zusammen, bei welchen die Oxidationszahlen bestimmt werden<br />

können. Schreiben Sie diese an die Tafel, so dass alle diese Aufgaben lösen können.


6<br />

3. Die Redoxreihe der Metalle<br />

3.1 Elektronendonatoren & -akzeptoren<br />

Immer wenn eine Teilchensorte Elektronen abgibt, muss eine andere Teilchensorte zugegen<br />

sein, die diese Elektronen aufnimmt. Die Oxidation und die Reduktion sind also gekoppelte<br />

Reaktionen. Die Teilchensorte, welche Elektronen zur Verfügung stellt, wird als Elektronendonator<br />

(lat. donare: spenden) bezeichnet, die Teilchensorte, welche Elektronen aufnimmt,<br />

als Elektronenakzeptor (lat. accipere: aufnehmen).<br />

3.2 Korrespondierende Redoxpaare<br />

Ein so genanntes Reduktionsmittel kann andere Stoffe reduzieren, wird dabei selber oxidiert<br />

und zu einem korrespondierenden (dazugehörenden) Oxidationsmittel.<br />

Red Ox + z e -<br />

Beispiel: K K + + e -<br />

Ein so genanntes Oxidationsmittel kann andere Stoffe oxidieren, wird dabei selber reduziert<br />

und zu einem korrespondierenden Reduktionsmittel.<br />

Ox + z e -<br />

Red<br />

Beispiel: Na + + e - Na<br />

Reduktions- und Oxidationsmittel einer Redoxreaktion bilden je ein korrespondierendes Redoxpaar.<br />

korrespondierend<br />

Red 1 + Ox 2 Ox 1 + Red 2<br />

korrespondierend<br />

3.3 Die Stärke von Oxidations- & Reduktionsmitteln; die Redoxreihe<br />

Aufgabe VI<br />

Skizzieren Sie das vorgezeigte Experiment und übernehmen Sie die Tabelle.<br />

Aufgabe VII<br />

Bei obenstehendem Experiment haben einige Redoxreaktionen stattgefunden. Formulieren<br />

Sie diese und kennzeichnen Sie die entsprechenden korrespondierenden Redoxpaare.


7<br />

Offensichtlich sind einige Metalle stärkere Reduktionsmittel als andere. Wird dieses Experiment<br />

mit weiteren Metallen durchgeführt, erhält man eine Reihe, die so genannte Redoxreihe.<br />

Tabelle I<br />

Die Redoxreihe (Spannungsreihe); die Spalte mit dem Standardpotential E° muss Sie (noch)<br />

nicht kümmern.<br />

reduzierende Wirkung nimmt ab; oxidierende Wirkung nimmt zu<br />

Reduktor (Reduzierte Form) Oxidator (Oxidierte Form) E° [V]<br />

Li (s) Li + (aq) + e - -3.03<br />

K (s) K + (aq) + e - -2.92<br />

Ba (s) Ba 2+ (aq) + 2e - -2.92<br />

Sr (s) Sr 2+ (aq) + 2e - -2.89<br />

Ca (s) Ca 2+ (aq) + 2e - -2.76<br />

Na (s) Na + (aq) + e - -2.71<br />

Mg (s) Mg 2+ (aq) + 2e - -2.40<br />

Al (s) Al 3+ (aq) + 3e - -1.69<br />

Zn (s) Zn 2+ (aq) + 2e - -0.76<br />

Fe (s) Fe 2+ (aq) + 2e - -0.44<br />

Pb (s) Pb 2+ (aq) + 2e - -0.13<br />

H 2 (aq) 2 H + (aq) + 2e - 0.00<br />

Cu (s) Cu 2+ (aq) + 2e - +0.35<br />

2 I - (aq) I 2 (aq) + 2e - +0.58<br />

Fe 2+ (aq) Fe 3+ (aq) + e - +0.75<br />

Ag (s) Ag + (aq) + e - +0.81<br />

Hg (s) Hg 2+ (aq) + 2e - +0.86<br />

2 Br - (aq) Br 2 (aq) + 2e - +1.09<br />

2 Cl - (aq) Cl 2 (aq) + 2e - +1.36<br />

Au (s) Au 3+ (aq) + 3e - +1.38<br />

2 F - (aq) F 2 (aq) + 2e - +2.85<br />

Quelle: Günter Baars, Hans-Rudolf Christen;<br />

Chemie; hep-Verlag<br />

Die Standardpotentiale der Redoxpaare wurden gemessen bei 25 °C und 1013 mbar, wobei alle Reaktanden<br />

in der Konzentration 1 mol/L vorlagen.<br />

reduzierende Wirkung nimmt zu; oxidierende Wirkung nimmt ab


8<br />

Aufgabe VIII<br />

Schauen Sie den Klett-Kurzfilm zum Thema „Spannungsreihe“ und notieren Sie die wichtigsten<br />

Informationen, welche neu für Sie sind.<br />

3.4 Edle und unedle Metalle<br />

Nur wenige Metalle kommen in der Natur gediegen, also nicht in einer<br />

Verbindung, sondern als reines Metall vor. Zu ihnen zählen Gold oder<br />

Silber. Diese Metalle zeichnen sich durch ihre Beständigkeit gegenüber<br />

Oxidationsprozessen aus und wurden schon seit Jahrhunderten als<br />

Schmuck verarbeitet oder galten als wertbeständiges Zahlungsmittel.<br />

Bild: www.ctt-reisen.de<br />

Sie werden als Edelmetalle bezeichnet und von den weniger beständigen unedlen Metallen<br />

abgegrenzt. Je weiter unten in der Redoxreihe ein Metall steht, umso edler ist es.<br />

Zu den Edelmetallen werden allerdings erst die Metalle ab Silber gezählt. Sie behalten ihren<br />

Glanz auch an feuchter Luft. Kupfer reagiert dagegen nach einiger Zeit bereits mit Sauerstoff,<br />

Wasser und Kohlenstoffdioxid zu Malachit (Kupferhydroxidcarbonat), das sich durch eine<br />

schöne grüne Farbe auszeichnet. Man deckt deshalb häufig die Dächer von Kirchen und<br />

grossen Bauwerken mit Kupfer. Kupfer gilt als Halbedelmetall.<br />

3.5 Aufstellen von Redoxgleichungen<br />

Beim Aufstellen von Reaktionsgleichungen von Redoxreaktionen sind prinzipiell zwei Punkte<br />

zu beachten. Erstens ist es wichtig, dass immer gleich viele Elektronen bei der Oxidation abgegeben<br />

werden wie bei der Reduktion aufgenommen werden. Ein Beispiel<br />

hierzu:<br />

Na Na + + 1 e - | *4<br />

O 2 + 4 e - 2 O 2-<br />

In dieser Reaktion müssen also pro Sauerstoffatom immer zwei Natriumatome<br />

reagieren.<br />

4 Na + O 2 2 Na 2 O<br />

Weiter wurde in den obenstehenden Kapitel darauf hingewiesen, dass<br />

Metalle unterschiedlich starke Reduktionsmittel sind, bzw. deren Kationen<br />

unterschiedlich starke Oxidationsmittel. Es ist daher wichtig, abschätzen<br />

zu können, welche Metalle mit welchen Metallkationen reagie-<br />

Red<br />

Red 1<br />

Red 2<br />

Red 3<br />

Ox<br />

Ox 1<br />

Ox 2<br />

Ox 3


9<br />

ren können. Eine Hilfestellung bietet das nebenstehende Schema. Ein Reduktionsmittel Red 2<br />

wird nur mit einem Oxidationsmittel Ox reagieren, wenn letzteres in der Redoxreihe weiter<br />

unten steht (Ox 3 ), da das entsprechende Reduktionsmittel Red 3 ein geringeres Verlangen als<br />

Red 2 hat, Elektronen abzugeben und somit Ox 3 ein grösseres Verlangen hat als Ox 2 , Elektronen<br />

aufzunehmen<br />

In chemischen Verbindungen kommen Ionen niemals alleine vor, da ansonsten der ganze<br />

Stoff eine elektrische Ladung tragen würde. Aus diesem Grund wurden bei der folgenden<br />

Übung Anionen zu den Kationen hinzugefügt. Die Anionen sind in diesem Fall einzig für den<br />

Ladungsausgleich verantwortlich.<br />

Aufgabe IX<br />

Ergänzen Sie die Reaktionen, geben Sie die Oxidations-, die Reduktions- und die daraus resultierende<br />

Redoxreaktion an. Markieren Sie die korrespondierenden Redoxpaare. Entscheiden<br />

Sie mit Hilfe der Tabelle I, ob eine Reaktion stattfindet oder nicht.<br />

a.) CuO + Fe FeO + Cu<br />

b.) FeO + Al<br />

c.) MgO + Ca<br />

d.) ZnO + Li<br />

e.) SrCl 2 + Mg<br />

Aufgabe X<br />

Viele Baumaterialien bestehen aus Metallen, da diese eine hohe Festigkeit besitzen, aber<br />

dennoch bei Druck nicht sofort auseinander brechen. Besteht eine Brücke aus Eisen, so stellt<br />

das Rosten der Eisenkonstruktion eine Gefahr für die Stabilität der Eisenbrücke dar. Erklären<br />

Sie ausführlich warum.


10<br />

4. Nutzung von Redoxreaktionen; die galvanische Zelle<br />

In Abschnitt 3.3 wurden Systeme aus einem Metall und einer Salzlösung vorgestellt. Werden<br />

Metalle in Salzlösungen eines edleren Metalls getaucht, finden Elektronenübergänge<br />

statt. Ionen des edleren Metalls werden reduziert, die Atome des<br />

unedleren Metalls oxidiert. Die Elektronenübergänge verlaufen spontan, das<br />

System nimmt mit Beginn der Reaktion einen energetisch günstigeren Zustand<br />

ein.<br />

Dieser Prozess wird in Batterien genutzt. Indem die Elektronenabgabe und die<br />

Aufnahme von Elektronen räumlich getrennt werden, gelingt es, die chemische<br />

Energie der Redoxreaktion in elektrische Energie umzusetzen. Eine Versuchsanordnung,<br />

die Elektronenabgabe und -aufnahme räumlich voneinander<br />

Bild: de.wikipedia.org<br />

trennt, heisst galvanische Zelle, benannt nach dem italienischen<br />

Arzt, Anatom und Biophysiker Luigi Galvani (1737 –<br />

1798).<br />

In galvanischen Zellen müssen auf Grund der räumlichen<br />

Trennung der Oxidation und der Reduktion die Elektronen,<br />

welche übertragen werden, „aussen herum“, d.h. über<br />

einen die Zellen verbindenden Metalldraht laufen. Und wie<br />

allgemein bekannt, werden sich bewegende Ladungsträger<br />

als elektrischen Strom bezeichnet.<br />

Bild: Duden, Chemie, Lehrbuch SII<br />

Aufgabe XI<br />

a.)<br />

b.)<br />

Beschriften Sie die oben stehende Zeichnung (wird vorgegeben).<br />

Übernehmen Sie die Skizze von der Wandtafel.


11<br />

4.1 Das Daniell-Element<br />

Der englische Chemiker John Frederic Daniell (1790 – 1845) entwickelte 1836<br />

die ersten Batterien, welche in Telegrafenanlagen eingebaut wurden. Das Daniell-Element<br />

war aus einer Halbzelle mit dem Redoxpaar Zn/Zn 2+ und einer<br />

Halbzelle mit dem Redoxpaar Cu/Cu 2+ aufgebaut.<br />

Bild: de.wikipedia.org<br />

Aufgabe XII<br />

Skizzieren Sie das vorgezeigte Experiment. Formulieren Sie die Oxidations-, die Reduktions-<br />

und die daraus entstehende Redoxreaktion.<br />

4.2 Die Spannung bei Redoxreaktionen; das Redoxpotential<br />

Beim Daniell-Element wurde beobachtet, dass elektrischer Strom fliesst. Elektronen werden<br />

also von einer Halbzelle zur anderen verschoben. Die einzelnen Redoxpaare haben ein unterschiedliches<br />

Bestreben, Elektronen abzugeben bzw. aufzunehmen. Dadurch entsteht auf<br />

beiden Seiten ein Elektronendruck. Die Elektronen fliessen dabei immer von der Halbzelle<br />

mit einem grösseren Elektronendruck zur Halbzelle mit einem kleineren Elektronendruck.<br />

Dieser Elektronendruck ist ein quantitatives Mass für die Stärke des Elektronendonators<br />

(Reduktor) bzw. des Elektronenakzeptors (Oxidator). Dieses Mass wird als Redoxpotential<br />

bezeichnet.<br />

Das Redoxpotential zwischen zwei Halbzellen kann gemessen werden. Die Spannung, welche<br />

zwischen zwei Halbzellen entsteht, entspricht dabei immer der Differenz der beiden Standardpotentiale<br />

E°.<br />

U = ∆E° = E° 1 – E° 2<br />

Aufgabe XIII<br />

Formulieren Sie die Oxidation, die Reduktion und die Redoxreaktion für folgende Batterien<br />

und berechnen Sie deren Spannung.<br />

a.)<br />

b.)<br />

c.)<br />

d.)<br />

Eine Zink-Kupfer-Batterie<br />

Eine Lithium-Silber-Batterie<br />

Eine Quecksilberoxid-Zink-Batterie<br />

Eine Silberoxid-Zink-Batterie


12<br />

Aufgabe XIV (Zusatz)<br />

Erfinden Sie zu zweit weitere mögliche Batterien und berechnen Sie deren Spannung.<br />

Aufgabe XV<br />

Schauen Sie den Kurzfilm zur Zink-Kohle-Batterie und „Dry Cell“ und notieren Sie sich das<br />

Wichtigste. Wie sieht eine Batterie von Innen aus? Wie funktioniert sie?


13<br />

5. Redoxreaktionen in Molekülen<br />

Oft gibt eine Reaktionsgleichung nicht ausreichend Auskunft darüber, ob bei einer Reaktion<br />

Elektronenübergänge stattgefunden haben oder welche Teilchensorte als Elektronendonator<br />

oder -akzeptor wirkt. Diese Schwierigkeiten treten besonders dann auf, wenn an der Reaktion<br />

Stoffe beteiligt sind, deren Teilchen nicht durch Ionenbindung sondern durch Elektronenpaarbindung<br />

miteinander verbunden sind. Ein Beispiel hierfür ist die Reaktion von Eisen(II)-<br />

oxid mit Kohlenstoff zu Eisen und Kohlenstoffdioxid.<br />

Aufgabe XVI<br />

Formulieren Sie die oben genannte Reaktion und bestimmen Sie, dort wo Sie es bereits können,<br />

die Oxidationszahlen.<br />

Das Eisen(II)-ion wurde zu einem Eisenatom reduziert. Gleichzeitig muss auch eine Oxidation<br />

stattgefunden haben. Wenn die Definition von de Lavoisier zu Hilfe genommen wird, wird<br />

klar, dass die Reaktion von Kohlenstoffmonoxid mit dem Sauerstoff des Eisen(II)-oxids der<br />

Oxidationsvorgang sein muss. Wie ist es aber möglich, bei Molekülen Oxidationszahlen anzugeben?<br />

5.1 Oxidationszahlen in Molekülen<br />

Die Oxidationszahlen entsprechen bei Ionen deren Ladung. Bei der Ausbildung chemischer<br />

Bindungen findet allerdings ein vollständiger Elektronenübergang nur bei Ionenverbindungen<br />

statt. Bei kovalenten Verbindungen werden dagegen gemeinsame Elektronenpaare gebildet,<br />

die stärker vom elektronegativeren Bindungspartner angezogen werden. Um den<br />

Elektronenübergang bei Redoxreaktionen dennoch beschreiben zu können, benutzt man das<br />

Modell der Oxidationszahlen.<br />

Dazu geht man formal davon aus, dass alle Stoffe, also auch Moleküle, aus Ionen aufgebaut<br />

sind. Man stellt die Lewis-Formel des Moleküls auf und ordnet in Gedanken die bindenden<br />

Elektronenpaare einer polaren Atombindung dem elektronegativeren Bindungspartner zu.<br />

Gleiche Bindungspartner teilen sich die bindenden Elektronenpaare. An den Bindungen nicht<br />

beteiligte Elektronenpaare, die nicht bindenden Elektronenpaare, verbleiben beim dazugehörigen<br />

Atom.


14<br />

Die Oxidationszahl (OZ) eines Atoms in einer Verbindung ist die Differenz aus der Valenzelektronenzahl<br />

(VEZ) des neutralen Atoms und der Elektronenzahl des formal geladenen<br />

Atoms (EZA).<br />

3,5 2,5 3,5<br />

O C O<br />

OZ = VEZ – EZA<br />

2,2<br />

2,5 2,5 2,2<br />

H C C H<br />

C: 4 – 0 = IV C: 4 – 5 = -I<br />

O: 6 – 8 = -II H: 1 – 0 = I<br />

-II IV -II<br />

O C O<br />

I<br />

-I -I I<br />

H C C H<br />

Aufgabe XVII<br />

Bestimmen Sie die Oxidationszahlen der einzelnen Atome in folgenden Verbindungen.<br />

a.) HF b.) O 2 c.) CF 4 d.) CH 4<br />

e.) H 2 O 2 f.) NaOH g.) H 3 CCHO h.) CHCl 3<br />

i.)<br />

H 2 CO 3 (Kohlensäure; keine Bindung zwischen zwei Sauerstoffatomen!)<br />

Aufgabe XVIII<br />

Zeigen Sie auf, dass folgende Reaktionen Redoxreaktionen sind, indem Sie die Oxidationszahlen<br />

der Atome bestimmen und die Oxidation und die Reduktion kennzeichnen.<br />

a.)<br />

b.)<br />

Der Raketentreibstoff Hydrazin (N 2 H 4 ) verbrennt zu Stickstoff und Wasser.<br />

Kohlenstoff reagiert mit Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid.


15<br />

6. Anwendungen von Redoxreaktionen<br />

Ohne Redoxreaktionen könnte kein Leben auf unserer Erde existieren. Tiere könnten ohne<br />

Atmung ihre benötigte Energie nicht gewinnen, Pflanzen ohne Assimilation, den Umbau von<br />

körperfremden Stoffen in körpereigene Verbindungen, keine Kohlenhydrate aufbauen und<br />

somit nicht wachsen. Redoxreaktionen sind seit jeher in der Natur wichtige Reaktionen, aber<br />

auch aus unserem Alltag sind sie nicht mehr wegzudenken.<br />

6.1 Die Batterie<br />

Die Batterie ist das Paradebeispiel für Redoxreaktionen. Deren Funktionsweise wurde bereits<br />

in Kapitel 4 erläutert.<br />

6.2 In der Industrie<br />

Praktisch alle stickstoffhaltigen Verbindungen, wie Düngemittel, Farbstoffe, Sprengstoffe<br />

oder Polyamide, werden aus Ammoniak erzeugt. Die Herstellung von Ammoniak aus den<br />

Elementen haben wir bereits im Skript „Kinetik & chemisches Gleichgewicht“ kennengelernt.<br />

Aufgabe XIX<br />

Zeigen Sie auf, dass die Herstellung von Ammoniak aus den Elementen eine Redoxreaktion<br />

ist.<br />

Auch die Synthesen organischer Stoffe, wie Alkohole, Aldehyde, Ketone oder Carbonsäuren,<br />

und die bedeutsamen Elektrolyseverfahren, wie die Chloralkali-Elektrolyse, basieren auf Redoxreaktionen.<br />

Aufgabe XX<br />

Schauen Sie den Klett-Kurzfilm zur Elektrolyse und notieren Sie das Wichtigste.<br />

6.3 Bei der Energieerzeugung<br />

Bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern, wie Kohle, Erdöl oder Erdgas wird viel<br />

Energie in Form von Wärme frei. Unter anderem wird diese Energie in Kraftwerken in elektrische<br />

Energie umgewandelt.


16<br />

Das Verbrennen von Benzin, Diesel oder Kerosin wird zum Betreiben von Kraftfahrzeugen,<br />

Flugzeugen und Schiffen genutzt.<br />

Aufgabe XXI<br />

Zeigen Sie jeweils auf, dass die nachfolgenden Reaktionen Redoxreaktionen sind.<br />

a.)<br />

b.)<br />

Aceton wird verbrannt.<br />

Erdgas (hauptsächlich bestehend aus Methan, CH 4 ) wird verbrannt.<br />

6.4 Sprengstoffe<br />

Explosive Stoffe können schlagartig in exothermen Redoxreaktionen Gase freisetzen, die sich<br />

auf Grund der hohen Temperatur extrem ausdehnen und damit die Sprengkraft bewirken.<br />

Aufgabe XXII<br />

Ein Beispiel für einen Sprengstoff ist das Salz Ammoniumnitrat NH 4 NO 3 . Es zerfällt zu Stickstoff,<br />

Sauerstoff und Wasser. Zeigen Sie auch hier auf, dass dies eine Redoxreaktion ist.<br />

H<br />

H<br />

+<br />

N<br />

H<br />

H<br />

O<br />

O<br />

N+<br />

O<br />

6.5 In der Lebensmittelindustrie<br />

Länger haltbar gemachte Lebensmittel enthalten Konservierungsmittel, wie Antioxidantien.<br />

Diese Antioxidantien verhindern, wie der Name schon sagt, die Oxidation des Produktes,<br />

also dessen Reaktion mit dem Sauerstoff der Luft. Das Produkt beginnt erst später zu faulen,<br />

zu verderben oder ranzig zu werden.<br />

7. Exkurs: Der Hochofenprozess<br />

Aufgabe XXIII – Zeitbudget: 3 Lektionen<br />

Bearbeiten Sie die von der Lehrperson ausgeteilten Blätter zum Hochofenprozess. Als Hilfe<br />

dient Ihnen das Buch „Elemente“, worin sich auch einige der erwähnten Aufgaben befinden.


17<br />

8. Zusammenfassung<br />

Eine Oxidation ist ein Prozess, bei dem ein Atom, Molekül oder Ion tatsächlich oder formal<br />

Elektronen abgibt. Seine Oxidationszahl nimmt dabei zu.<br />

Eine Reduktion ist ein Prozess, bei dem ein Atom, Molekül oder Ion tatsächlich oder formal<br />

Elektronen aufnimmt. Seine Oxidationszahl nimmt dabei ab.<br />

9. Übungen<br />

Aufgabe XXIV<br />

Bestimmen Sie die Oxidationszahlen aller Atome in folgenden Verbindungen.<br />

a.) Br 2 b.) Fe c.) FeBr 3 d.) S 8<br />

e.) H 2 S f.) H 2 O 2 g.) SrO h.) CH 2 Cl 2<br />

i.) HCHO j.) C 3 H 8 k.) Na + l.)<br />

-<br />

MnO 4<br />

m.) KOH n.) AgO o.) C 2 H 4 p.) Ag 2 O<br />

Aufgabe XXV<br />

Formulieren Sie die korrekten Reaktionsgleichungen und kennzeichnen Sie den Oxidationsund<br />

Reduktionsprozess.<br />

a.) Wasser wird in die Elemente gespalten.<br />

b.) Zink reagiert mit Wasser und Sauerstoff zu Zink(II)-hydroxid.<br />

c.) Brom reagiert mit Ethen (C 2 H 4 ) zu 1,2-Dibromethan (C 2 H 4 Br 2 ).<br />

d.) Natrium reagiert mit Wasser zu Natronlauge (NaOH) und Wasserstoff.<br />

Berechnen Sie nachstehend zusätzlich noch die Spannung und geben Sie an, ob diese<br />

Reaktion wirklich abläuft.<br />

e.)<br />

f.)<br />

g.)<br />

Natriumbromid reagiert mit Chlor zu Natriumchlorid und Brom.<br />

Eisen(III)-iodid reagiert zu Eisen(II)-iodid. Dabei entsteht elementares Iod.<br />

Calciumfluorid reagiert mit elementarem Chlor zu Calciumchlorid und Fluor.<br />

Aufgabe XXVI<br />

Erfinden Sie zu zweit (zu dritt) weitere Beispiele.

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