Individuell und selbstgesteuert lesen und schreiben lernen mit
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Der Einsatz der Anlauttabelle an der Schule für Geistigbehinderte<br />
(vgl. SCHEERER-NEUMANN 1996), so haben doch viele Deutschdidaktiker<br />
die Sorge, dass bei einer besonderen Betonung des<br />
lautgetreuen Schreibens, die Schüler auf dieser Stufe des Schriftspracherwerbs<br />
stehen bleiben <strong>und</strong> nicht über „rudimentäre“<br />
Schreibungen hinaus kommen. OSBURG (1998) empfiehlt daher,<br />
den Schülern im Unterricht neben der Anlauttabelle auch zahlreiche<br />
Möglichkeiten anzubieten, um Schrift <strong>und</strong> schriftsprachliche<br />
Besonderheiten eigenaktiv entdecken zu können. Die Lehrperson<br />
sollte <strong>mit</strong> der Zeit auch auf Abweichungen von der Maxime<br />
‚Schreibe, wie du sprichst’ hinweisen. Es empfiehlt sich zum<br />
Beispiel die Erarbeitung eines gemeinsamen Gr<strong>und</strong>wortschatzes<br />
<strong>und</strong> das Bereitstellen von Lesetexten unterschiedlicher Art.<br />
Bei einer Untersuchung, die Anfang der neunziger Jahre von<br />
BRÜGELMANN u.a. (1994) durchgeführt wurde, zeigte sich, dass<br />
Klassen, die nach „Lesen durch Schreiben“ unterrichtet wurden am<br />
Ende der Gr<strong>und</strong>schulzeit in der Rechtschreibung nicht schlechter<br />
abschnitten als die Vergleichsklassen, die nach Fibellehrgängen<br />
unterrichtet wurden.<br />
- das Verhältnis von geschriebener <strong>und</strong> gesprochener<br />
Sprache<br />
Gegner der Arbeit <strong>mit</strong> Anlauttabellen unterstellen, dass dieser<br />
Ansatz impliziert, dass die geschriebene Sprache eine Abbildung<br />
der gesprochenen Sprache ist, also lediglich die Funktion der<br />
Widerspiegelung lautlicher Strukturen hat. Zahlreiche Untersuchungen<br />
bestätigen eindeutig, dass sich geschriebene Sprache zum<br />
Beispiel in Funktion, in Motivation, im Er<strong>lernen</strong> <strong>und</strong> in den<br />
kognitiven Voraussetzungen, die zum Er<strong>lernen</strong> notwendig sind,<br />
gr<strong>und</strong>legend von der gesprochenen Sprache unterscheidet.<br />
Auch die Tatsache, dass keine lineare Zuordnung zwischen<br />
Phonemen <strong>und</strong> Graphemen besteht – es gibt wesentlich mehr<br />
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Heilpädagogik online 04/ 04