Individuell und selbstgesteuert lesen und schreiben lernen mit

Der Einsatz der Anlauttabelle an der Schule für Geistigbehinderte
Leselernprozess lehrerunabhängig zu durchlaufen. Lernschwache
Schüler können sich entsprechend mehr Zeit lassen und eventuell
auch besondere Aufmerksamkeit der Lehrperson erhalten. Für
Schüler, die noch Schwierigkeiten mit der Laut-Buchstaben-
Zuordnung haben, bieten die Bilder auf der Anlauttabelle eine gute
Gedächtnisstütze.
Die Arbeit mit der Anlauttabelle verschafft eine geeignete Möglichkeit
des eigenaktiven und selbstgesteuerten Lernens. Die Schüler
werden nicht durch linear aufeinander aufbauende Lernschritte auf
einen festgelegten Lernweg gedrängt, sondern sie erhalten Raum
für ihre individuelle Lernentwicklung. REICHEN ist es dabei wichtig,
dass die Schüler am Ende überzeugt davon sind, dass sie sich das
Lesen und Schreiben selbst beigebracht haben, und nicht die
Lehrperson (vgl. REICHEN 2001, 32).
Eine weitere Besonderheit bei der Arbeit mit der Anlauttabelle ist,
dass die Schüler zunächst nicht lesen können, was sie selbst
geschrieben haben. Das ist ganz normal und darf nicht irritieren.
Die Schüler sollen ja ‚Lesen durch Schreiben’ lernen, d. h. am
Anfang steht das Schreiben, das Lesen erfolgt erst später.
REICHEN geht davon aus, dass Lesen eine Fähigkeit ist, die nicht
gelernt wird, sondern - wenn Schüler viele Wörter und Sätze selbst
schreiben - plötzlich einfach gekonnt wird - und daher auch nicht
gelehrt werden kann. Seiner Ansicht nach erwirbt man „die
Kompetenz zum Schreiben und Lesen durch aktive innere Gestaltungsprozesse
und nicht durch didaktisch aufgezwungenes
Buchstabentraining“ (REICHEN 2001, 29). Er hat bei seinen
Schülern beobachtet, dass sie ganz plötzlich und ohne didaktische
Lektionen zu Lesern wurden.
Übungen zum Zusammenschleifen der einzelnen Laute lehnt
REICHEN grundsätzlich ab, da sie seiner Meinung nach den
Schülern nur die Freude am Lesen nehmen. Kompetentes Lesen
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Heilpädagogik online 04/ 04