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Individuell und selbstgesteuert lesen und schreiben lernen mit

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Der Einsatz der Anlauttabelle an der Schule für Geistigbehinderte<br />

später wird diese Zahl dann erhöht <strong>und</strong> nach einiger Zeit werden<br />

auch schon kleine Sätze geschrieben. Am Anfang <strong>schreiben</strong> die<br />

Schüler einzeln unter Obhut der Lehrperson. Sobald sie <strong>mit</strong> dem<br />

Prinzip des lautgetreuen Verschriftens <strong>mit</strong> Hilfe der Anlauttabelle<br />

vertraut sind, dürfen sie alleine <strong>schreiben</strong> (vgl. REICHEN 2001, 33-<br />

41).<br />

Entscheidend ist, dass die Schüler Wörter <strong>schreiben</strong> können, die in<br />

persönlichem Bezug zu ihnen stehen. Während in der Fibel<br />

bestimmte Wörter vorgegeben sind, kann das Kind hier selbst<br />

wählen, was es gerne <strong>schreiben</strong> möchte (z. B. den Namen des<br />

Fre<strong>und</strong>es oder des Haustieres, das Hobby...). Das Schreiben wird<br />

so viel mehr zu einer persönlichen Angelegenheit des Kindes.<br />

Selbstverständlich entsprechen diese lautgetreuen Schreibungen<br />

der Schüler noch nicht dem orthographischen Prinzip der deutschen<br />

Schriftsprache. Das macht zu diesem Zeitpunkt aber noch gar<br />

nichts aus. Die Schreibungen der Schüler sollten zunächst nicht<br />

verbessert werden, sondern als ihre individuelle Leistungen<br />

anerkannt werden. Diese Forderung ist oft schwer an deutschen<br />

Schulen durchzusetzen, an denen jahrzehntelang das Prinzip der<br />

Fehlervermeidung galt. Die Angst, dass sich die Schüler falsche<br />

Wortbilder einprägen, führte dazu, dass sie nur das <strong>schreiben</strong><br />

durften, was sie schon geübt hatten, was ihnen also vom Wortbild<br />

her vertraut war (vgl. KLUGE 1998, 195). Dieses Schreiben ist<br />

dann allerdings nur ein Kopieren, eigene Texte können auf diese<br />

Weise zunächst nicht entstehen. Die „Wortbildtheorie“ wurde aber<br />

durch das Verhalten der Schüler nie bestätigt <strong>und</strong> kann daher als<br />

widerlegt gelten; Schüler konstruieren <strong>und</strong> rekonstruieren sich ihre<br />

Schreibungen. Das zeigt sich unter anderem darin, dass sie zu<br />

einem gewissen Zeitpunkt des Schriftspracherwerbs zum Teil<br />

Wörter, die sie bereits als ganzes Wort richtig zu <strong>schreiben</strong> gelernt<br />

hatten, plötzlich wieder falsch <strong>schreiben</strong> oder auch darin, dass in<br />

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Heilpädagogik online 04/ 04

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