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Individuell und selbstgesteuert lesen und schreiben lernen mit

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Wer wird behindert?<br />

Ausgehend von der Entstehung <strong>und</strong> Anwendung wie auch immer<br />

gearteter Kriterien für die Unterscheidung zwischen „behindert“<br />

<strong>und</strong> „nichtbehindert“ ist in diesem Modell alles, was Menschen zu<br />

„behinderten Menschen“ macht, Produkt eines je gegebenen<br />

sozialen Kontextes. Primäres Erkenntnisinteresse einer konsequent<br />

an diesem Modell orientierten Forschung sind folglich zum einen<br />

Prozesse der Klassifikation <strong>und</strong> zum anderen solche der Benachteiligung<br />

„behinderter Menschen“, wobei schon die Klassifikation<br />

selbst, beispielsweise im Kontext humangenetischer Beratung oder<br />

der Überweisung in Sondereinrichtungen, als eine Form des<br />

Ausschlusses erkannt, erforscht <strong>und</strong> kritisiert wird. Gibt man<br />

diesem Erkenntnisinteresse eine politische Wendung, so postuliert<br />

das soziale Modell „soziale Verantwortlichkeit <strong>und</strong> die Erwartung,<br />

dass nicht der Einzelne, sondern die Gesellschaft sich ändern muss“<br />

(WALDSCHMIDT 2003, 12). Den Disability Studies kommt nach<br />

PRIESTLEY (2003, 31) in diesem Zusammenhang eine entscheidende<br />

Funktion zu, denn sie sind „ein politisches Projekt, das<br />

darauf abzielt, behindernde Barrieren zu entfernen <strong>und</strong> den<br />

Befreiungskampf behinderter Menschen zu unterstützen.“<br />

Kategorien wie „behinderte Menschen“ oder „Behinderte“ werden in<br />

der einschlägigen Literatur weiterhin verwendet, versehen <strong>mit</strong> dem<br />

Hinweis, sie bezeichneten Menschen, welche in ihrem räumlichzeitlichen<br />

Kontext wegen spezifischer, historisch gewordener <strong>und</strong><br />

da<strong>mit</strong> prinzipiell auch veränderbarer Gegebenheiten so kategorisiert<br />

<strong>und</strong> behindert werden. Dass die genannten Begriffe gerade in<br />

einer sich an einem sozialen Modell von Behinderung orientierenden<br />

Literatur weiterhin verwendet werden ist nicht weiter verw<strong>und</strong>erlich:<br />

Die hiernach zuallererst interessierenden Prozesse des<br />

Ausschlusses werden als systematisch auf bestimmte Personen,<br />

- 4 -<br />

Heilpädagogik online 04/ 04

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