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Wer wird behindert?<br />

Kai Felkendorff<br />

Wer wird behindert?<br />

Die These, dass Menschen nicht behindert sind, sondern<br />

behindert werden, ist <strong>mit</strong>tlerweile ein fester Bestandteil<br />

nicht mehr nur der wissenschaftlichen, sondern auch der<br />

öffentlichen Diskussion über Behinderung. Zum Ausdruck<br />

kommt hier eine Abkehr von einem offensichtlich fragwürdig<br />

gewordenen Verständnis von Behinderung, in dem „Behinderung“<br />

Oberbegriff für eine Vielzahl medizinischer,<br />

psychologischer oder pädagogischer Diagnosen scheinbar<br />

vorsozialer, individueller Defizite ist.<br />

Geht man davon aus, dass nicht alle Menschen behindert<br />

werden, so stellt sich die Frage, wer zu den Menschen, die in<br />

einem bestimmten Kontext behindert werden, zu rechnen<br />

ist. Dieser Frage soll am Beispiel neuerer politisch bedeutsamer<br />

Versuche, Behinderung neu bzw. anders zu konzipieren,<br />

nachgegangen werden.<br />

Von der Konzeption der Behinderung zur Kodifikation<br />

der Nicht-Behinderung<br />

In dem berühmt gewordenen Slogan der sich gegen eine „Gesellschaft<br />

der Behinderer“ <strong>und</strong> für effektive Gleichstellungsnormen<br />

einsetzenden „Aktion Gr<strong>und</strong>gesetz“ (vgl. ARNADE 1997) drückt sich<br />

prototypisch eine während der letzten Jahrzehnte durch die<br />

Behindertenbewegung <strong>und</strong> Teile der Sozial- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften,<br />

auch <strong>und</strong> insbesondere durch die angloamerikanischen<br />

„Disability Studies“, angestoßene Wende aus. Theoretische<br />

Gr<strong>und</strong>lage dieser Wende ist ein originär soziologisches Verständnis<br />

von Behinderung, das oftmals auch als „soziales“ oder „sozialkonstruktivistisches<br />

Modell“ bezeichnet wird (vgl. zum britischen<br />

Ansatz: BARNES ET AL. 1999, BARNES <strong>und</strong> MERCER 2003 sowie<br />

auf deutsch: PRIESTLEY 2003, zur deutschsprachigen Diskussion<br />

im Überblick: CLOERKES 2001, 2-11 <strong>und</strong> 126-138 sowie BENDEL<br />

1999).<br />

- 3 -<br />

Heilpädagogik online 04/ 04

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