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Individuell und selbstgesteuert lesen und schreiben lernen mit

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Was leistet die Diskursanalyse in der Sonderpädagogik?<br />

bringen wir das symbolisch hervor, was wir behandeln? Und wie<br />

wird dadurch unser Gegenstand zu dem, was er ist? Diskurse<br />

werden als Praktiken analysiert, „die systematisch die Gegenstände<br />

bilden, von denen sie sprechen“ (FOUCAULT 1992, 74). Es geht,<br />

<strong>mit</strong> anderen Worten, um die Einheit der Differenz von Wissen <strong>und</strong><br />

Feld: „To enter into the study of discourse, therefore, is to enter<br />

into debates about the fo<strong>und</strong>ations an which knowledge is built,<br />

subjectivity is constructed and society is managed”<br />

(WETHERELL/TAYLOR/YATES 2002, 5). Ein Beispiel: Stellen wir uns<br />

vor, „blonde Haare“ wäre ein interessantes Forschungsthema.<br />

Quantitativ orientierte Forschung könnte beispielsweise fragen: Wie<br />

viele Personen des Jahrgangs 1988 <strong>mit</strong> Geburtsort Genf kamen <strong>mit</strong><br />

blonden Haaren auf die Welt? Qualitativ orientierte Forschung<br />

würde das Thema eher so bearbeiten: Welche Beziehung haben<br />

Jugendliche im Alter von 16 Jahren zu ihren blonden Haaren? Beide<br />

Fragen orientieren sich an gegenständlichen Merkmalen, einmal in<br />

Bezug auf Quantitäten, einmal in Bezug auf Qualitäten. Diskursanalyse<br />

würde dem gegenüber fragen: Wie thematisieren sich<br />

sechzehnjährige Jugendliche am Thema Haarfarbe? Die Frage zielt<br />

also auf den Diskurs über die Haarfarbe <strong>und</strong> untersucht, wie sich<br />

Jugendliche in diesem Diskurs hervorbringen. Das Interesse gilt<br />

nicht der Anzahl Personen <strong>mit</strong> blonden Haaren, auch nicht dem<br />

Selbsterleben von Jugendlichen <strong>mit</strong> blonden Haaren, sondern dem<br />

Bedeutungsraum, den das Thema für die Jugendlichen eröffnet. Die<br />

drei Fragestellungen schließen sich gegenseitig nicht aus, man<br />

kann folglich alle in einem Forschungsprojekt kombinieren. Doch<br />

die Fragestellungen untersuchen je etwas anderes <strong>und</strong> nur die<br />

letzte operiert diskursanalytisch. Ich füge dem zwei sonderpädagogische<br />

Beispiele an, um die Frage nach der Relevanz diskursanalytischer<br />

Forschung in der Sonderpädagogik vorzubereiten. Quantitative<br />

Forschung könnte daran interessiert sein, wie viele Personen<br />

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Heilpädagogik online 04/ 04

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