Individuell und selbstgesteuert lesen und schreiben lernen mit

Was leistet die Diskursanalyse in der Sonderpädagogik?
schen Ordnungen werden überwiegend in Diskursen gesellschaftlich
produziert, legitimiert, kommuniziert und transformiert; sie
haben gesellschaftlich-materiale Voraussetzungen und Folgen“
(KELLER 2001, 113).
Dies ist - historisch - die Frageform der Wissenssoziologie (MAASEN
1999, WEINGART 2003). Mit dem Begriff der Seinsverbundenheit
des Wissens hat sie die Frage nach den Zusammenhängen von
Wissen und Gesellschaft erschlossen und genau damit erkenntnistheoretisch
provoziert: „Mit ihrer Grundbehauptung der Abhängigkeit
allen menschlichen Bewusstseins von der sozialen Struktur
kollidiert die Wissenssoziologie von Anbeginn - wie Mannheim
häufig feststellte - mit all jenen Philosophien und Erkenntnistheorien,
denen zufolge es endgültige, höchste Maßstäbe irgendwelcher
Art gibt, die kontextfreies Wissen garantieren“ (MEJA/STEHR 1982,
897). Diese Kollision mit den traditionellen Erkenntnistheorien hat
der wissenssoziologischen Frageform den Relativismusvorwurf
eingebracht und eine defensive Motivation bewirkt. Die Diskussion
des Vorwurfs hat die absolutistische Argumentation (ebd., 895)
gestärkt, denn nur selten wurden die Kritiker des Relativismus
einer kritischen Analyse unterzogen (ebd., 897). Ihre Kritik hatte
Verteidigung zur Folge, was an sich ein diskursives Dispositiv
darstellt, das die Subversion der Wissenssoziologie hervorbrachte
(BUBLITZ 2003, 13). Denn Relativismus - also das Problem, dass
wer behauptet, Wahrheit sei relativ, entweder einen logischen
Fehler begeht, weil er für diese Behauptung absolute Wahrheit
reklamiert, oder aber zugeben muss, dass auch diese Behauptung
relativ sei und der absoluten Behauptung nicht absolut überlegen
ist - ist das Problem der Absolutisten (FEYERABEND 1980, 97). Im
Rahmen der Wissenssoziologie wird das Problem der Wahrheit ganz
anders gestellt: Wenn Wissen feldrelativ ist, so kann es nicht
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Heilpädagogik online 04/ 04