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Individuell und selbstgesteuert lesen und schreiben lernen mit

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Wer wird behindert?<br />

„Behinderung“ nurmehr als Oberbegriff für Defizite der Gesellschaft<br />

oder diskriminierendes Fehlverhalten fungiert, dort darf „Beeinträchtigung“<br />

offensichtlich ganz unbehelligt ein Oberbegriff für<br />

medizinische oder pädagogische Diagnosen individueller Defizite<br />

bleiben. Zwar verstärkt die Verwendung des Begriffs „impairment“<br />

nach Ansicht von BARNES, MERCER <strong>und</strong> SHAKESPEARE (1999, 6)<br />

abwertende Einstellungen gegenüber behinderten Menschen, wenn<br />

der Begriff negativisch („in negative terms“) definiert werde – ein<br />

leiser Anklang an eine einstmals heftige Etikettierungs-, Biologisierungs-<br />

<strong>und</strong> Medikalisierungskritik. Die Bezeichnung „people with<br />

impairments“ findet in dem Buch, einem Standardwerk der<br />

britischen Disability Studies, durchgehend Anwendung, ohne dass<br />

die Autoren eine eigenständige Definition von „impairment“<br />

lieferten, die den Begriff - wie es dem von ihnen selbst aufgestellten<br />

Gütekriterium entspräche - nicht „in negative terms“ definierte.<br />

Auch der mögliche <strong>und</strong> richtige Hinweis, die Entstehung, Bewertung<br />

<strong>und</strong> Identifizierung von Beeinträchtigungen sei von sozialen<br />

Kontexten, ihren Werten, Normen <strong>und</strong> Machtverhältnissen<br />

abhängig, Beeinträchtigungen also als „soziale Konstruktion“ zu<br />

begreifen, trägt nichts zur Neutralisierung des Beeinträchtigungsbegriffes<br />

bei. Denn auch Armut, Krankheit oder Hässlichkeit sind<br />

als soziale Konstruktionen versteh- <strong>und</strong> analysierbar, ohne dass sie<br />

durch dieses Vorgehen in irgendeiner Weise zu neutralen Begriffen<br />

oder Konzepten würden. Doch sollte es eine neutrale Konzeption<br />

von „Beeinträchtigung“ überhaupt geben? Und wie könnte diese<br />

aussehen?<br />

- 20 -<br />

Heilpädagogik online 04/ 04

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