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Individuell und selbstgesteuert lesen und schreiben lernen mit

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Wer wird behindert?<br />

zwischen ca. 5 % <strong>und</strong> weit über 20 % variiert (GRAMMENOS<br />

2003). Es kann allerdings bezweifelt werden, dass <strong>mit</strong> dem hier<br />

er<strong>mit</strong>telten Höchstwert die Obergrenze im Hinblick auf die Quote<br />

von Menschen <strong>mit</strong> einer Beeinträchtigung erreicht ist.<br />

Je weiter aber der Kreis der „Menschen <strong>mit</strong> einer dauerhaften<br />

Beeinträchtigung“ gezogen wird, desto schwieriger könnte auch das<br />

politische Anliegen durchzusetzen sein, zumindest einige der<br />

bislang existierenden Formen der Ausgrenzung <strong>und</strong> Benachteiligung<br />

gegenüber allen potenziell behinderten Menschen <strong>mit</strong>tels<br />

einer einheitlichen <strong>und</strong> wirksamen Gesetzgebung zu unterbinden,<br />

beispielsweise durch ein – in Deutschland noch immer ausstehendes<br />

– zivilrechtliches Antidiskriminierungsgesetz. Ähnlich wie in den<br />

USA nach der Einführung des „Americans with Disabilities Act“<br />

geschehen, könnte es zu zahlreichen Auseinandersetzungen<br />

darüber kommen, was überhaupt als „Beeinträchtigung“ zählt <strong>und</strong><br />

welche Beeinträchtigungen womöglich nicht die vollen oder ggf.<br />

überhaupt keine Schutzrechte nach dem Antidiskriminierungsrecht<br />

auslösen, wann eine Person <strong>mit</strong> einer bestimmten Beeinträchtigung<br />

also legitimer Weise negativ diskriminiert werden darf.<br />

Insgesamt lässt sich festhalten: Begriffe wie „Beeinträchtigung“<br />

oder „abweichende Funktion“ haben terminologisch oftmals jene<br />

Stellen eingenommen, die durch die anhaltende Kritik an einem als<br />

überkommen betrachteten individuell-defizitorientierten Behinderungsbegriff<br />

<strong>und</strong> dessen Redefinition frei wurden. Die Unaufgeregtheit<br />

<strong>und</strong> Geräuschlosigkeit, <strong>mit</strong> denen dieser Umzug auch in den<br />

Begriffsgebäuden der Behindertenbewegung <strong>und</strong> der<br />

Behinderungsforschung vonstatten ging, können angesichts der<br />

jahrzehntelangen, berechtigten Kritik an dem „alten“, medizinisch<br />

geprägten Behinderungsbegriff durchaus überraschen. Denn wo<br />

- 19 -<br />

Heilpädagogik online 04/ 04

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