REPRODUKTION PFERD - Veterinärmedizinische Universität Wien
REPRODUKTION PFERD - Veterinärmedizinische Universität Wien
REPRODUKTION PFERD - Veterinärmedizinische Universität Wien
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<strong>REPRODUKTION</strong> <strong>PFERD</strong><br />
4. Fortbildung des<br />
Graf Lehndorff‐Instituts für<br />
Pferdewissenschaften<br />
16. Februar 2013
Programm<br />
1. Geschlechtsbedingte Rittigkeitsprobleme – Ursachen und<br />
Behandlungsansätze<br />
(Dr. Juliane Kuhl, <strong>Wien</strong>)<br />
2. Möglichkeiten und Grenzen der Zuchttauglichkeitsuntersuchung bei der<br />
Stute<br />
(Dr. Maximiliane Merkl, Neustadt/Dosse und <strong>Wien</strong>)<br />
3. Zyklusmanipulation bei der Stute: aktueller Stand<br />
(Prof. Dr. Christine Aurich, <strong>Wien</strong> und Neustadt/Dosse)<br />
4. Herstellung und Einsatz von Tiefgefriersamen in der Pferdezucht<br />
(Dr. Mareike von Lewinski, Neustadt/Dosse)
Geschlechtsbedingte Rittigkeitsprobleme – Juliane Kuhl<br />
Wilder Hengst und zickige Stute?<br />
-<br />
Geschlechtsspezifische<br />
Rittigkeitsprobleme<br />
%<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Geschlechterverteilung von Pferden im<br />
Leistungssport<br />
Dressur<br />
Hengste<br />
Wallache<br />
Stuten<br />
%<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Springen<br />
Juliane Kuhl<br />
Besamungs- und Embryotransferstation<br />
Vetmeduni Vienna<br />
0<br />
1928-1949<br />
1950-1959<br />
1960-1969<br />
1970-1979<br />
1980-1989<br />
1990-1999<br />
2000-2010<br />
0<br />
1928-1949<br />
1950-1959<br />
1960-1969<br />
1970-1979<br />
Geschlechterverteilung der an Finalprüfungen des CHIO in<br />
Aachen startenden Pferde (1928-2010)<br />
1980-1989<br />
1990-1999<br />
2000-2010<br />
Spicker 2010<br />
Geschlechterverteilung in Springprüfungen<br />
Pferde in freier Wildbahn<br />
Wallache<br />
Hengste<br />
Stuten<br />
Haremgruppe<br />
Haremshengst und Stuten/Fohlen<br />
Junggesellengruppe<br />
Hengste oder<br />
Hengste und Stuten<br />
CHIO Aachen<br />
(2000-2010)<br />
Landesmeisterschaften<br />
BB (Finalprüfung 2012)<br />
Jungpferde<br />
Spicker 2010; Pferdezuchtverband Brandenburg-Anhalt 2012<br />
Hengst<br />
Wallach<br />
GnRH<br />
Hypothalamus<br />
GnRH<br />
Hypothalamus<br />
LH<br />
FSH<br />
Hypophyse<br />
LH<br />
FSH<br />
Hypophyse<br />
Östrogene<br />
Testosteron<br />
Inhibin<br />
Leydig<br />
-Zellen<br />
Testosteron<br />
Sertoli-<br />
Zellen<br />
Hoden<br />
Hengstverhalten<br />
Spermatogenese<br />
Chirurgische Kastration<br />
• Vorteil: effektiv, wenn bei jungen Tieren durchgeführt<br />
• Nachteile: irreversibel<br />
bei adulten Tieren nicht immer gewünschte<br />
Verbesserung der Verhaltensprobleme<br />
1
Geschlechtsbedingte Rittigkeitsprobleme – Juliane Kuhl<br />
Alternativen zur chirurgischen Kastration beim Hengst<br />
Östrogene<br />
Testosteron<br />
GnRH Antikörper<br />
LH<br />
Leydig<br />
-Zellen<br />
GnRH<br />
FSH<br />
Testosteron<br />
Sertoli-<br />
Zellen<br />
Hypothalamus<br />
Hypophyse<br />
Inhibin<br />
Hoden<br />
Hengstverhalten<br />
Spermatogenese<br />
GnRH Impfung<br />
• Improvac/Equity<br />
• Dosis 2 ml<br />
• Applikationsform laut Hersteller<br />
i.m., besser subcutan<br />
• 2x im Abstand von 4 Wochen<br />
• Cave: lokale Nebenwirkungen<br />
• Zusätzlich Behandlung mit<br />
NSAID (bei Impfung und bis 7<br />
Tage danach)<br />
GnRH<br />
Hypothalamus<br />
GnRH Vakzine beim Hengst<br />
GnRH Antikörper<br />
LH<br />
FSH<br />
Hypophyse<br />
Inhibin<br />
?<br />
Leydig<br />
-Zellen<br />
Sertoli-<br />
Zellen<br />
Hoden<br />
Hengstverhalten<br />
Spermatogenese<br />
Antikörperbildung bei jungen<br />
Ponyhengsten (3-4 J.)<br />
Antikörperbildung bei adulten Hengsten<br />
(6-15 J.)<br />
Turkstra et al. 2005 Janett et al. 2009<br />
GnRH Vakzine beim Hengst<br />
GnRH Vakzine beim Hengst<br />
• Wirkdauer sehr variabel<br />
• Individuell und altersabhängig unterschiedlich<br />
starke Immunantwort<br />
• ältere Hengste → weniger Antikörper<br />
(evtl. 3. Impfung)<br />
• Samenproduktion und Plasma Testosteron<br />
hängen nicht zusammen → Messung<br />
Testosteron keine Aussage über Fruchtbarkeit<br />
• Fruchtbarkeit im Anschluss u.U. reduziert<br />
Plasma Testosteron<br />
Spermiengesamtzahl<br />
Janett et al. 2009<br />
2
Geschlechtsbedingte Rittigkeitsprobleme – Juliane Kuhl<br />
Altrenogest beim Hengst<br />
Gestagene<br />
Östrogene<br />
Testosteron<br />
LH<br />
Leydig<br />
-Zellen<br />
GnRH<br />
FSH<br />
Sertoli-<br />
Zellen<br />
Hypothalamus<br />
Hypophyse<br />
Inhibin<br />
Hoden<br />
• Inhibition LH-Sekretion durch Gestagene<br />
↓ LH Konzentration nach etwa 8 Tage<br />
Verhaltensänderungen:<br />
↑ Dauer bis Erektion<br />
↑ Dauer bis Ejakulation bzw.<br />
↑ Inzidenz Ausbleiben der Ejakulation<br />
↓ Hodengröße<br />
↓ tägliche Spermienproduktion<br />
↓ morphologisch intakte Spermien<br />
Testosteron<br />
Hengstverhalten<br />
Spermatogenese<br />
• Langzeitfolgen?<br />
Brady et al. 1997; Squires et al. 1997<br />
Altrenogest beim Hengst<br />
• Regumate<br />
• 0,044 mg/kg sid<br />
• Einfach zu applizieren, dafür täglich notwendig<br />
• Reversibel<br />
• Dopingrelevant<br />
Auszug aus der FEI Dopingliste 2013<br />
Fragen an den Stutenbesitzer<br />
• Wie äußern sich die Probleme genau?<br />
– Nimmt den Schenkel nicht an, buckelt, geht<br />
durch…<br />
– Benimmt sich wie ein Hengst, ist aggressiv…<br />
– Wiederkehrende milde Kolik<br />
• Wann treten die Probleme auf?<br />
– Immer gleich<br />
– Zu bestimmten Jahreszeiten (Frühjahr/Herbst)<br />
– Wenn die Stute rosst<br />
Besonderheit bei Pferden<br />
• Auch Stuten ohne aktives Ovargewebe<br />
(Anöstrus, Ovarektomie) zeigen häufig<br />
Rosse<br />
• Grund: Steroidproduktion in der<br />
Nebennierenrinde<br />
• Sinn: wahrscheinlich Festigung der<br />
sozialen Beziehung zw. Haremshengst<br />
und seinen Stuten<br />
Asa et al. 1980; Ginther 1992<br />
3
Geschlechtsbedingte Rittigkeitsprobleme – Juliane Kuhl<br />
Rittigkeitsprobleme durch schlechten<br />
Vulvaschluß?<br />
• Schmerzreiz innerem<br />
Organ →schmerzhaftes<br />
Empfinden auf der<br />
Körperoberfläche<br />
• Schmerzsignale aus<br />
Hautareal häufiger<br />
→Gehirn assoziiert<br />
Aktivierung des Pfades mit<br />
Schmerzen im Hautareal<br />
• Beispiel Mensch:<br />
Herzinfarkt →<br />
schmerzhaftes<br />
Empfinden linke Schulter<br />
bis Arm<br />
• Stuten mit schlechter<br />
Vulvakonformation<br />
→häufig erhöhte<br />
Empfindlichkeit in der<br />
Flankengegend<br />
Christoffersen et al. 2007<br />
• Verbesserung von<br />
Rittigkeitsproblemen<br />
nach Caslick-OP<br />
• 6 Monate nach OP<br />
Probleme deutlich<br />
besser oder<br />
verschwunden bei 12<br />
von 14 Stuten<br />
Studie Vulvaschluss<br />
Behandlung zyklusabhängiger Probleme<br />
Rosseunterdrückung<br />
• Luteolyse blockieren<br />
• Gelbkörperaktivität<br />
simulieren<br />
• Immunisieren gegen<br />
GnRH<br />
• Oxytocingabe in der<br />
Lutealphase<br />
– Tag 8-14 p.ov.<br />
– 1x tgl. 60 IE Oxytocin<br />
i.m.<br />
• Einsetzen von<br />
Glasmurmeln in die<br />
Gebärmutter<br />
– Sollen Conceptus<br />
simulieren<br />
Christoffersen et al. 2007<br />
4
Geschlechtsbedingte Rittigkeitsprobleme – Juliane Kuhl<br />
Glasmurmeln<br />
• Idee: Trächtigkeit simulieren<br />
• 1-3 Glasmurmeln<br />
(ø 30-35mm)<br />
intrauterin<br />
• Beginn Behandlung<br />
24 Std. nach Ovulation<br />
• Bei ca. 40% der Stuten persistierender<br />
Gelbkörper für 57-120 Tage<br />
• Feldstudie in der Schweiz: bei 12 von 30 Stuten<br />
berichten Besitzer von einer Verbesserung der<br />
Verhaltensprobleme<br />
Nie et al.2001; Burger et al. 2008<br />
Oxytocingabe in Lutealphase<br />
• Oxytocin reguliert PGF2α Sekretion aus dem<br />
Endometrium während der spontanen Luteolyse<br />
• Dagegen ist Oxytocingabe während der frühen<br />
Lutealphase effektiv, die Luteolyse zu blockieren<br />
Abb. Aurich 2011<br />
Oxytocingabe in Lutealphase<br />
Oxytocingabe in Lutealphase<br />
• ↓PGF2α<br />
• ↓ COX-2 Expression am Endometrium<br />
• ↑ Progesteron über 30 Tage<br />
Keith et al. 2013<br />
• Effektiv zur Unterdrückung des Rosseverhaltens<br />
Keith et al. 2013<br />
Oxytocingabe in Lutealphase<br />
• Wirkdauer?<br />
• Keith et al. 2013:<br />
Min. 30 Tage p.ov.<br />
Bei 13 Stuten<br />
• Vanderwall et al. 2007:<br />
30-40 Tage p.ov.<br />
bei 2 von 6 Stuten<br />
≥ 40 Tage<br />
bei den anderen 4 Stuten<br />
Saisonale Effekte?<br />
• Reversibel durch Applikation von PGF2α<br />
Bindung verschiedener Gestagene an den<br />
uterinen Progesteronrezeptor<br />
relative Bindung (%)<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
Rind<br />
Pferd<br />
Schwein<br />
Progest. Norgest. Chlormad. Altrenogest<br />
Relative Bindung verschiedener Gestagene an den uterinen<br />
Progesteronrezeptor bei Rind, Pferd und Schwein (nach Frey 1999, mod.)<br />
Abb.: www.thelwell.org.uk<br />
5
Geschlechtsbedingte Rittigkeitsprobleme – Juliane Kuhl<br />
Chlormadinonacetat<br />
• Keine Bindung an<br />
equinen<br />
Progesteronrezeptor -<br />
daher wirkungslos<br />
• Bisher einziges zur<br />
Rosseunterdrückung bei<br />
der Stute bei nationalen<br />
Turnieren zugelassenes<br />
Präparat<br />
• Seit 2013 von der FN<br />
nicht mehr zugelassen<br />
Altrenogest<br />
• 0,044 mg/kg p.o. sid<br />
• Effektiv zur Unterdrückung von<br />
Rossesymptomen<br />
• Dauer bis Effekt ca. 3-4 Tage<br />
• Reversibel<br />
• Zugelassen bei Stuten im<br />
Turniereinsatz<br />
– FEI: nach Deklaration (Form2)<br />
– FN: seit 2013 erlaubt bei Stuten<br />
GnRH Impfung<br />
• Improvac/Equity<br />
• Dosis 2 ml<br />
• Applikationsform laut Hersteller<br />
i.m., besser subcutan<br />
• 2x im Abstand von 4 Wochen<br />
• Cave: lokale Nebenwirkungen<br />
• Zusätzlich Behandlung mit<br />
NSAID (bei Impfung und bis 7<br />
Tage danach)<br />
Immunreaktion nach GnRH Impfung in Abhängigkeit vom<br />
Alter der Stuten<br />
Reversibilität GnRH Impfung in Abhängigkeit vom<br />
Alter der Stuten<br />
• Rückkehr zu<br />
regelmäßigen Zyklen<br />
nach Impfung ist<br />
altersabhängig<br />
• Einteilung der Stuten:<br />
– Kat. 1: ≤4 J. (N=25)<br />
– Kat. 2: 5-10 J. (N=16)<br />
– Kat. 3: ≥11 J. (N=10)<br />
Equine Veterinary Journal<br />
Volume 45, Issue 1, pages 111-113, 6 MAY 2012 DOI: 10.1111/j.2042-3306.2012.00577.x<br />
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.2042-3306.2012.00577.x/full#f2<br />
Equine Veterinary Journal<br />
Volume 45, Issue 1, pages 111-113, 6 MAY 2012 DOI: 10.1111/j.2042-3306.2012.00577.x<br />
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.2042-3306.2012.00577.x/full#f1<br />
6
Geschlechtsbedingte Rittigkeitsprobleme – Juliane Kuhl<br />
GnRH Impfung<br />
Hengstverhalten bei der Stute<br />
• Fazit:<br />
– hoch effektiv Reproduktionsfunktion zu<br />
unterdrücken<br />
– variable Auswirkung auf Verhalten<br />
– Reversibilität kann nicht garantiert werden<br />
Hengstverhalten bei der Stute<br />
Smart Cody Joy – Quarterstute 15 J.<br />
• Kann ausgelöst werden durch hohe Dosen an<br />
– Östrogenen<br />
– Androgenen<br />
– Anabolen Steroiden<br />
• Aufspringen bei Eselstuten und Kühen<br />
→ normales Sexualverhalten<br />
• Bei Pferdestuten selten<br />
– Inzidenz bei ca. 5% pro Stute und Saison<br />
– Gelegentlich bei tragenden Stuten<br />
– In Verbindung mit erhöhten Testosteronkonzentrationen oder<br />
– Ovartumoren<br />
Progesteron<br />
• 2,2 nmol/l<br />
• Referenzwerte:<br />
– Anöstrus:12 nmol/l<br />
Testosteron<br />
• 3,5 nmol/l<br />
• Referenzwerte:<br />
– Stute:
Zuchttauglichkeitsuntersuchung – Maximiliane Merkl<br />
Zuchttauglichkeitsuntersuchung<br />
• Gibt Aufschluss über die<br />
Möglichkeiten und Grenzen der<br />
Zuchttauglichkeitsuntersuchung<br />
bei der Stute<br />
Dr. Maximiliane Merkl<br />
Klinik für Gynäkologie, Andrologie und Geburtshilfe<br />
Veterinärmedizinische Universität <strong>Wien</strong><br />
Geschlechtsgesundheit<br />
Fertilitätsprognose<br />
• Wird die Stute tragend?<br />
• Bleibt die Stute tragend?<br />
• Mit welchen Problemen ist<br />
zu rechnen?<br />
Veterinärmedizinische Universität <strong>Wien</strong><br />
Zuchttauglichkeitsuntersuchung<br />
Vorbericht<br />
• Vorbericht<br />
• Allgemeinuntersuchung<br />
• Gynäkologische Untersuchung<br />
• Äußere Untersuchung<br />
• Innere Untersuchung<br />
rektal<br />
vaginal<br />
• Weiterführende Untersuchungen<br />
• BU<br />
• Zytologie<br />
• Biopsie<br />
• Alter<br />
• Reproduktionsstatus<br />
• Bisherige Zuchtnutzung<br />
• Verlauf vorheriger Trächtigkeiten / Geburten<br />
• Resorptionen, Aborte<br />
• Vorbefunde (Tupfer / Biopsie)<br />
• Erkrankungen / Vorbehandlungen<br />
Allgemeinuntersuchung<br />
Trächtigkeitsverluste bei der Stute in<br />
Abhängigkeit von Alter von<br />
Reproduktionsstatus<br />
Ist die Stute in der Lage ein Fohlen<br />
auszutragen?<br />
Bewegungsapparat<br />
Ernährungszustand<br />
Konstitution<br />
Herz, Kreislauf<br />
Trächtigkeitsverluste bis Tag 35 (n=1476)<br />
% 15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Maidenstute Güststute Fohlen bei<br />
Fuss<br />
Trächtigkeitsverluste ab Tag 35 (n=837)<br />
% 15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Maidenstute Güststute Fohlen bei<br />
Fuss<br />
3-8 Jahre<br />
9-13 Jahre<br />
> 14 Jahre<br />
3-8 Jahre<br />
9-13 Jahre<br />
> 14 Jahre<br />
Miyakoshi et al., J. Equ.Vet.Sci, 2012<br />
1
Zuchttauglichkeitsuntersuchung – Maximiliane Merkl<br />
Trächtigkeitsverluste bei der Stute in<br />
Abhängigkeit vom Ernährungszustand<br />
Trächtigkeitsverluste bei der<br />
Stute<br />
%<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
Schlechter EZ<br />
Guter EZ<br />
• Unabhängig von:<br />
• Zwillingsreduktion<br />
• Reproduktionsstatus der Stute<br />
Tendenziell weniger Verluste in der Frühträchtigkeit bei Maidenstuten<br />
• Erhöhtes Risiko bei:<br />
5<br />
0<br />
Trächtigkeitsverluste<br />
bis Tag 35<br />
Trächtigkeitsverluste<br />
Tag 35 bis Geburt<br />
• Älteren Stuten (>9 Jahre)<br />
• Stuten mit schlechtem Ernährungszustand<br />
• Belegung in der Fohlenrosse<br />
• Stuten mit Endometriumzysten<br />
Miyakoshi et al., J. Equ.Vet.Sci, 2012<br />
Miyakoshi et al., 2012<br />
Konformation der Vulva und<br />
Schamschluss<br />
Adspektion des äußeren<br />
Genitale<br />
• optimal<br />
• Vulva steht senkrecht<br />
• Guter Schluss<br />
• Dorsaler Schamwinkel überragt<br />
Beckenboden max. 4 cm<br />
• Abweichungen<br />
• Vulva stark geneigt<br />
• Schlechter Schluss<br />
• Sehr lange Scham<br />
• Dorsaler Schamwinkel überragt<br />
Beckenboden deutlich<br />
9<br />
Bilder aus Equine Reproduction, 2nd Edition<br />
Konformation der Vulva und<br />
Schamschluss<br />
Konformation der Vulva und<br />
Schamschluss<br />
2
Zuchttauglichkeitsuntersuchung – Maximiliane Merkl<br />
Konformation der Vulva bei Vollblutstuten<br />
(n=305) in Abhängigkeit vom Alter<br />
Fertilität von Vollblutstuten (n=305) in<br />
Abhängigkeit von der Konformation der Vulva<br />
• Hemberg et al. 2005, Retrospective study on vulvar conformation in relation<br />
to endometrial cytology and fertility in thoroughbred mares<br />
• Hemberg et al. 2005, Retrospective study on vulvar conformation in relation<br />
to endometrial cytology and fertility in thoroughbred mares<br />
% 100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
gute Konformation der Vulva, keine<br />
Caslick OP indiziert<br />
Caslick operiert (gesamt)<br />
3-5 Jahre<br />
6-8 Jahre<br />
9-11 Jahre<br />
> 11 Jahre<br />
%<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Konzeptionsrate<br />
Geburt eines lebenden<br />
Fohlens<br />
Trächtigkeitsverluste<br />
Status der Stute bei<br />
Vorstellung auf der<br />
Deckstation:<br />
gute Konformation<br />
Caslick operiert<br />
Caslick OP erst nach<br />
Belegung<br />
Konformation und Schluss der<br />
Vulva<br />
Adspektion des äußeren Genitales<br />
• Eine schlechte Konformation der Vulva sowie<br />
mangelhafter Schamschluss<br />
• Treten vermehrt bei älteren, multiparen Stuten auf<br />
• Können eine Ursache für Fertilitätsstörungen sein<br />
Subklinische Endometritiden<br />
Geringere Konzeptions- und Abfohlraten<br />
Geringere Zahl lebender Fohlen<br />
Rechtzeitige Behebung des Problems<br />
Caslick OP<br />
Fütterung anpassen<br />
Endometriumzysten<br />
Transrektale Palpation und<br />
Sonografie<br />
• Ätiologie: Lymphlakunen oder dilatierte<br />
Uterindrüsen<br />
• Inzidenz: Ø 22,4%<br />
72%<br />
28%<br />
• Vermehrtes Vorkommen bei:<br />
• Alten Stuten<br />
• Multiparen Stuten<br />
• Oft in Verbindung mit weiteren Veränderungen des<br />
Endometriums<br />
Stuten 7-14<br />
Jahre<br />
Stuten >14<br />
Jahre<br />
Stanton et al., J.Equ.Vet.Sci., 2004<br />
3
Zuchttauglichkeitsuntersuchung – Maximiliane Merkl<br />
Trächtigkeitsverluste bei Stuten mit<br />
Endometriumzysten<br />
Endometriumzysten<br />
% 15<br />
Stuten mit<br />
Endometriumzysten<br />
10<br />
(n=177)<br />
5<br />
0<br />
Trächtigkeitsverluste<br />
bis Tag 35<br />
Trächtigkeitsverluste<br />
Tag 35 bis Geburt<br />
Stuten ohne Zysten<br />
(n=2131)<br />
• Mögliche Probleme:<br />
• Trächtigkeitsuntersuchung<br />
‣ Dokumentation!<br />
• Behinderung der Motilität des<br />
Embryo<br />
• Eingeschränkte Versorgung des<br />
Embryo / Fetus<br />
‣ Prognose für die Fruchtbarkeit abhängig von<br />
Anzahl, Größe und Lokalisation der Zysten im<br />
Uterus<br />
Miyakoshi et al., J. Equ.Vet.Sci, 2012<br />
Stanton et al., J.Equ.Vet.Sci., 2004<br />
Ovartumoren<br />
Granulosazelltumor<br />
Granulosathekazelltumor<br />
• Granulosathekazelltumor<br />
• Terratom<br />
• Zystadenom<br />
Zystadenom<br />
Terratom<br />
• Häufigster Ovartumor bei der Stute<br />
• Ovar vergrößert, derb, multizystische bis<br />
wabenartige Struktur<br />
• Endokrin aktiv: Inhibin, Steroide<br />
• Kontralaterales Ovar atrophisch<br />
• Verhaltensänderungen: hengstartig, aggressiv, dauerrossig,<br />
anöstrisch<br />
• Progesteron dauerhaft < 1 ng/ml<br />
• Testosteron > 0,1 ng/ml<br />
• Therapie: chirurgische Entfernung<br />
Bilder aus Equine Reproduction, 2nd Edt.<br />
Granulosathekazelltumor<br />
Vaginale Untersuchung<br />
Bilder aus: Equine Reproduction, 2nd Edt.<br />
24<br />
4
Zuchttauglichkeitsuntersuchung – Maximiliane Merkl<br />
Vaginale Untersuchung<br />
Beurteilung der Zervix<br />
• Diagnose des Zyklusstandes<br />
• Funktionalität der Zervix<br />
• Hinweis auf Erkrankungen<br />
• Sonstige Veränderungen<br />
• Wenn Hinweis auf gestörte<br />
Zervixfunktion<br />
‣ Manuelle Palpation<br />
Vaginale Inspektion<br />
Weiterführende<br />
Untersuchungen<br />
28<br />
Endometriumtupfer<br />
Ergebnisse Endometriumtupfer<br />
• Bestimmung des Keimspektrums im<br />
Uterus<br />
• Wann?<br />
• Vor Zuchtsaison zum Nachweis von<br />
latenten Infektionen<br />
‣ Endometritis und Fruchttod<br />
‣ Abort infolge von Plazentitis<br />
• Bei Verdacht auf Endometritis<br />
• Auswahl des geeigneten Antibiotikums<br />
• Ergebnisse 1)<br />
<br />
• Echte Deckinfektionen sind sehr selten!<br />
T.equigenitalis, P.aeruginosa, K.pneumoniae (Typ 1,2,5)<br />
• Meist bedingt pathogene Keime<br />
• Häufigste Erreger<br />
• β-hämolysierende Streptokokken (56%)<br />
• E. coli (15%)<br />
• Staph. aureus (10%)<br />
Interpretation der Ergebnisse immer im Zusammenhang mit<br />
der Klinik!<br />
Resistenztest nicht vergessen!<br />
1) Beaufort Cottage Laboratories (2002–07)<br />
5
Zuchttauglichkeitsuntersuchung – Maximiliane Merkl<br />
Endometriumtupfer<br />
Low-volume-uterine-lavage<br />
LeBlanc et al., Theriogenology 2007; Niel, Theriogenology, 2005<br />
• Falsch negative Ergebnisse möglich<br />
• Tupfer kommt nur mit kleinem Bereich des Endometriums in<br />
Kontakt<br />
• Bakterien besiedeln nicht immer die gesamte<br />
Oberfläche des Uterus<br />
• Plaques – Bildung möglich<br />
• Schutz vor körpereigener Immunantwort und Antibiose?<br />
• z.B. E.coli<br />
• Wann?<br />
• Stuten mit Fruchtbarkeitsstörungen<br />
• Bei Verdacht auf subklinische Endometritis<br />
• Negative Tupferprobe(n)<br />
• Vorteil<br />
Größeres Areal des Endometriums wird erfasst<br />
Höhere Sensitivität im Vergleich zur reinen<br />
Tupferprobe!<br />
(LeBlanc et al., Theriogenology 2007)<br />
Low-volume-uterine-lavage<br />
• Durchführung<br />
• Katheter (10 - 12 cm) bzw. lange Inseminette in den<br />
Uterus vorführen<br />
• 60-80 ml sterile Kochsalzlösung infiltrieren<br />
• Rektale Massage des Uterus<br />
• Ablassen der Flüssigkeit in steriles Röhrchen<br />
• Zentrifugation bei 400 g für 10 min<br />
• Dekantieren bis auf 5 ml<br />
• Tupferprobe aus dem Pellet für BU<br />
Zytologie<br />
• Verschiedene Entnahmetechniken<br />
• Tupfer / Zytobrush / Low Volume Flush<br />
• Mikroskopie<br />
• Anzahl Epithelzellen und Entzündungszellen (PMNs)<br />
• Bakterien, Pilze<br />
• Sonstige Verunreinigungen<br />
• Verschiedene Arten der Auswertung<br />
• Anteil PMNs / Epithelzellen<br />
• Anzahl PMNs / Gesichtsfeld<br />
• Menge an Debris<br />
Diff Quick ®<br />
Card, Theriogenology, 2005<br />
Zytologie: Vergleich verschiedener<br />
Entnahmetechniken bei Stuten mit<br />
chronischer Infertilität<br />
Zytologie: Vergleich verschiedener<br />
Entnahmetechniken bei Stuten mit<br />
chronischer Infertilität<br />
60<br />
50<br />
40<br />
Tupfer Zytobrush Low Volume Flush<br />
Tupfer<br />
Intakte Zellen<br />
Deformierte<br />
Zellen<br />
Zellfragmente<br />
Low Volume Flush<br />
Intakte Zellen<br />
Deformierte<br />
Zellen<br />
Zellfragmente<br />
30<br />
20<br />
Cytobrush<br />
10<br />
Intakte Zellen<br />
0<br />
Zellen/Gesichtsfeld PMN/Gesichtsfeld PMN/Epithelzelle<br />
Deformierte<br />
Zellen<br />
Cocchia et al., Theriogenology 2012<br />
Cocchia et al., Theriogenology 2012<br />
6
Zuchttauglichkeitsuntersuchung – Maximiliane Merkl<br />
Zytologie: Einfluss verschiedener Entahmeund<br />
Auswertetechniken bei Stuten mit<br />
chronischer Infertilität (n=20)<br />
Zytologie<br />
Anzahl PMNs/Gesichtsfeld<br />
% 100<br />
50<br />
0<br />
Tupfer<br />
Zytobrush<br />
Low Volume Flush<br />
keine<br />
Entzündung<br />
Diagnose<br />
moderate<br />
Entzündung<br />
% 100<br />
50<br />
PMNs / Epithelzellen<br />
0<br />
Tupfer<br />
Zytobrush<br />
Low Volume Flush<br />
akute Endometritis<br />
Diagnose<br />
• Zytologie variiert stark mit der Entnahmetechnik<br />
Gesamtzellzahl, Anzahl PMNs, Anzahl Epithelzellen<br />
Intakte / zerstörte Zellen<br />
Andere Entzündungszellen<br />
Hintergrund<br />
‣ Hoher Grad an falsch positiven und falsch negativen<br />
Ergebnissen<br />
‣ Entnahmetechnik bei der Auswertung berücksichtigen<br />
• Kaum zusätzliche Informationen<br />
• Bei akuter Endometritis: Diagnose mittels gyn. Untersuchung und BU<br />
• Bei subklinischer Endometritis: Aussagekraft zu ungenau<br />
Cocchia et al., Theriogenology 2012<br />
Biopsie<br />
Auswertung Biopsie<br />
• Wann?<br />
• Fruchtbarkeitsstörung ohne klinische Befunde<br />
• Alte Maidenstuten<br />
• Vorberichtlich langwierige Endometritiden<br />
• Konformationsänderungen der Vulva<br />
• Normales Endometrium<br />
(Lutealphase)<br />
• gleichmäßige Verteilung der<br />
Uterindrüsen,<br />
• kaum zelluläre Infiltration<br />
• Akute Entzündung<br />
• PMNs in Epithel, Drüsen<br />
und Stratum compactum<br />
<br />
Entzündliche und degenerative Veränderungen<br />
werden erfasst!<br />
• Wichtig: Immer Zyklusstand und Vorbericht angeben!<br />
Auswertung Biopsie<br />
Endometriumbiopsie<br />
• Chronisch degenerative<br />
Veränderungen<br />
(Endometrose)<br />
Zuordnung des Endometriums zu<br />
Kategorien in Abhängigkeit vom<br />
Reproduktionsstatus (n= 105)<br />
Rosse Gelbkörperphase Anöstrus<br />
• Drüsennester<br />
• Periglanduläre Fibrose<br />
• Zystische Dilatation von<br />
Drüsen<br />
• Endometriumsatrophie<br />
• Chronische Entzündung<br />
• Lymphozyten,<br />
Plasmazellen<br />
Kategorie<br />
Veränderungen<br />
des<br />
Endometriums<br />
Erwartete<br />
Abfohlrate<br />
I Keine >80 %<br />
IIA Geringgradig 50-80%<br />
IIB Mäßig 10-50%<br />
III Deutlich
Zuchttauglichkeitsuntersuchung – Maximiliane Merkl<br />
Zuordnung des Endometriums zu Kategorien<br />
in Abhängigkeit vom Alter (103 Stuten)<br />
Zuordnung des Endometriums zu Kategorien<br />
in Abhängigkeit vom Alter (103 Stuten)<br />
12 Jahre<br />
12 Jahre<br />
Anzahl Stuten<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
I bis IIA IIA bis B IIB III<br />
Kategorie<br />
Anzahl Stuten<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Tragend:<br />
89% (8/9)<br />
Tragend:<br />
Tragend:<br />
Tragend:<br />
82% (31/38)<br />
80% (12/15)<br />
Keine Info<br />
I bis IIA IIA bis B IIB III<br />
Kategorie<br />
Aurich et al. 2011<br />
Aurich et al. 2011<br />
Endometriumbiopsie<br />
Beurteilung der morphologischen Veränderungen<br />
des Endometriums in jeder Zyklusphase möglich<br />
Alter der Stute hat einen signifikanten Einfluss<br />
auf die Kategorisierung des Endometriums und<br />
die Fertilitätsprognose<br />
Durch gutes Management sind gute bis sehr gute<br />
Trächtigkeitsraten auch bei Stuten höherer<br />
Kategorien möglich!<br />
Was kann ein einmalige ZTU<br />
nicht leisten?<br />
Aurich et al. 2011<br />
Belegungsinduzierte<br />
Endometritis<br />
Ausbleiben der Ovulation<br />
8
Zuchttauglichkeitsuntersuchung – Maximiliane Merkl<br />
Art der Besamung und<br />
Trächtigkeitsraten an der<br />
Besamungsstation der Vetmeduni <strong>Wien</strong><br />
% der<br />
Stuten<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Art der Besamung<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Trächtigkeitsraten am<br />
Ende der Saison<br />
Conclusio<br />
Wesentlich für die Fruchtbarkeit einer Zuchtstute ist ein<br />
gutes Management<br />
Voruntersuchung von Zuchtstuten vor der Saison<br />
<br />
<br />
<br />
Fruchtbarkeitsmindernde Probleme rechtzeitig vor<br />
Saisonbeginn abstellen<br />
Anpassung des Besamungsregimes und des<br />
Managements<br />
Regelmäßige und systematische Untersuchungen<br />
während der zur Belegung genutzten Rosse<br />
Vielen Dank!<br />
…Fragen?<br />
9
Zyklusmanipulation bei der Stute – Christine Aurich<br />
Manipulation des Zyklus bei der Stute<br />
‐ Aktueller Stand ‐<br />
Christine Aurich<br />
Graf Lehndorff‐Institut für Pferdewissenschaften und<br />
Besamungs‐ und Embryotransferstation<br />
Veterinärmedizinische Universität <strong>Wien</strong><br />
Zyklusmanipulation bei der Stute<br />
• Rosseinduktion<br />
• Ovulationsinduktion<br />
• Rosseverschiebung<br />
• Ovulationsinduktion im Frühjahr<br />
Indikationen für eine<br />
Zyklusmanipulation bei der Stute<br />
• Terminierung des Rosseeintrittes<br />
• Terminierung des optimalen Besamungszeitpunktes<br />
–begrenzte Verfügbarkeit des Hengstes<br />
–Probleme mit dem Samentransport<br />
–Einsatz von Tiefgefriersamen<br />
– Turniereinsatz<br />
• Zyklussynchronisation<br />
• Prophylaxe und Therapie pathologischer Ovarbefunde<br />
Anforderungen an die<br />
Zyklusmanipulation bei der Stute<br />
• Vorhersagbarkeit des<br />
Wirkungseintritts<br />
• Wiederholbarkeit der<br />
Wirkung<br />
•Keine negative Beeinflussung<br />
der Fruchtbarkeit<br />
•Keine Nebenwirkungen<br />
Wiederholbarkeit der Ansprechbarkeit der<br />
Ovulation im nicht manipulierten Zyklus der Stute<br />
• In aufeinanderfolgenden Rossen<br />
ovulieren Stuten mit einem<br />
vergleichbaren Durchmesser des<br />
präovulatorischen Follikels<br />
• Auch der Verlauf des<br />
endometrialen Ödems<br />
(„Radspeichenstruktur“) verhält<br />
sich in aufeinanderfolgenden<br />
Rossen sehr ähnlich Cuervo‐Arango & Newcombe 2008)<br />
Durchmesser des präovulatorischen<br />
Follikels (mm)<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
keine Behandlung<br />
1. Rosse<br />
2. Rosse<br />
Durchmesser des präovulatorischen<br />
Follikels bei Stuten (n=20) in<br />
2 aufeinanderfolgenden Rossen<br />
Nach Aurich 2010 modifiziert<br />
1
Zyklusmanipulation bei der Stute – Christine Aurich<br />
Rosseinduktion<br />
= Vorzeitiger Abbruch der Lutealphase<br />
Indikationen:<br />
• Vorverlegung der Rosse bei Stuten zur<br />
Besamung, da Hengst/Samen sonst nicht<br />
verfügbar<br />
• Vorverlegung der 2. Rosse post partum<br />
• Beseitigung eines persistierenden Gelbkörpers<br />
• Abbruch einer Frühträchtigkeit<br />
Rosseinduktion bei der Stute<br />
• Luteolytische Substanzen:<br />
– Prostaglandin F 2 ,z.B. Dinoprost, 5‐10 mg/Tier<br />
–PGF 2 ‐Analoga (= biochemisch modifiziert)<br />
z.B. Cloprostenol, 100‐250µg/Tier<br />
• einmalige Applikation<br />
• Voraussetzung: Vorhandensein eines endokrin<br />
aktiven, auf PGF 2 ansprechbaren Gelbkörpers<br />
(= Blütegelbkörper ‐> zwischen Tag 5 und 14 des<br />
Zyklus)<br />
Genestran ad us. vet.<br />
Synthetische Prostaglandin‐Injektionslösung für Rinder,<br />
Pferde und Schweine<br />
Rosseinduktion bei der Stute<br />
Eigenschaften / Wirkungen<br />
• Genestran enthält als Wirkstoff (+)‐Cloprostenol, den<br />
biologisch aktiven Teil des synthetischen Prostaglandins<br />
Cloprostenol, welches ähnlich wie das natürliche endogene<br />
PGF 2α wirkt. Da in Genestran nur das biologisch aktive (+)‐<br />
Cloprostenol vorhanden ist, genügen bereits geringe Dosen,<br />
um luteolytische Effekte und/oder stimulierende<br />
Wirkungen auf das Myometrium zu erzielen. Die Belastung<br />
durch Fremdsubstanzen wird gering gehalten und die<br />
notwendige Wartezeit auf ein Minimum reduziert.<br />
Quelle: Tierarzneimittel Kompendium der Schweiz<br />
Rosseinduktion bei der Stute<br />
‐ Zeitpunkt der PGF 2 ‐Injektion<br />
Rosse<br />
1 2<br />
Lutealphase<br />
Rosse<br />
1<br />
2<br />
Rosseinduktion bei der Stute<br />
•Dauer bis Rosseeintritt und Ovulation abhängig von<br />
Follikelwachstum auf den Ovarien zum Zeitpunkt<br />
der Prostaglandin‐Applikation<br />
‣ Früh in der Lutealphase ‐> relativ kleiner,<br />
wachsender Follikel ‐> später Eintritt der Ovulation<br />
‣ Später in der Lutealphase ‐> großer Follikel<br />
• im Wachstum: schneller Eintritt der Ovulation<br />
• oder Follikelatresie und Neuanbildung eines<br />
Follikels, daher später Eintritt der Ovulation<br />
2
Zyklusmanipulation bei der Stute – Christine Aurich<br />
Einfluss von Cloprostenol‐Dosis und Follikelgröße<br />
auf das Intervall bis zur Ovulation<br />
(Newcombe et al. 2008)<br />
Durchmesser des dominanten Follikels bei Cloprostenol‐Injektion:<br />
28‐31mm 32‐35mm >36mm<br />
Einfluss von Cloprostenol‐Dosis und Follikelgröße<br />
auf das Intervall bis zur Ovulation<br />
(Newcombe et al. 2008)<br />
Durchmesser des dominanten Follikels bei Cloprostenol‐Injektion:<br />
28‐31mm 32‐35mm >36mm<br />
Intervall bis zur Ovulation (Tage)<br />
Intervall bis zur Ovulation (Tage)<br />
Einfluss von Cloprostenol‐Dosis und Follikelgröße<br />
auf das Intervall bis zur Ovulation<br />
(Newcombe et al. 2008)<br />
Durchmesser des dominanten Follikels bei Cloprostenol‐Injektion:<br />
28‐31mm 32‐35mm >36mm<br />
Einfluss der Cloprostenol‐Dosis auf Intervall bis zu<br />
Ovulation sowie die Ovulationsrate des<br />
dominanten Follikels (Newcombe et al. 2008)<br />
Tage bis zur Ovulation<br />
Ovulationsrate<br />
5<br />
100<br />
Tage bis zur Ovulation<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Ovulationsrate (%)<br />
0<br />
0<br />
8,75<br />
12,5<br />
25<br />
75<br />
125<br />
250<br />
625<br />
Intervall bis zur Ovulation (Tage)<br />
Dosis von Cloprostenol (µg)<br />
Zeitlicher Eintritt von Rossebeginn und Ovulation nach Behandlung<br />
mit PGF 2α in niedrigen Dosierungen<br />
(= 10 bzw. 2,5% der empfohlenen Dosierung)<br />
(nach Handler et al. 2004, modifiziert)<br />
Intervall von<br />
PGF-Behandlung bis...<br />
Ovulation<br />
Rossebeginn<br />
0 5 10 15 20<br />
Tage<br />
0,8mg PGF/100kg<br />
0,2mg PGF/100kg<br />
Kontrolle<br />
Follikelgröße bei Ovulation nach PGF 2α<br />
(Cuervo‐Arango & Newcombe 2008)<br />
Durchmesser des präovulatorischen<br />
Follikels (mm)<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Kontrolle<br />
Cloprostenol<br />
Durchmesser des präovulatorischen Follikels bei Stuten<br />
mit Spontanovulation bzw. nach Applikation von<br />
Cloprostenol (125 bis 250 µg) zur Rosseinduktion<br />
(n=13)<br />
*signifikante Unterschiede in der Follikelgröße<br />
*<br />
3
Zyklusmanipulation bei der Stute – Christine Aurich<br />
Rosseinduktion bei der Stute<br />
Rosseinduktion bei der Stute<br />
• Schon geringe Dosierungen<br />
von PGF 2α (1mg/Tier) und<br />
Cloprostenol (8,75 µg/Tier)<br />
wirken luteolytisch<br />
• PGF 2α und seine Analoga<br />
wirken zusätzlich luteotroph<br />
und erhöhen die endogene<br />
LH‐ und FSH‐Sekretion<br />
Effekt des PGF‐Analogons Luprostiol auf<br />
die LH‐Sekretion bei 4 anovulatorischen<br />
Stuten (Jöchle et al. 1987)<br />
‣ Die Cloprostenol‐Dosis beeinflusst das Intervall von<br />
der Applikation zur Ovulation<br />
‣ Insbesondere bei großen Follikeln und hoher<br />
Dosierung kann die Ovulation sehr schnell eintreten<br />
(‐> Untersuchungsintervall anpassen!)<br />
‣ Die PGF 2α ‐Behandlung reduziert die Größe des<br />
dominanten Follikels bei der Ovulation im Vergleich<br />
zu unbehandelten Kontrollzyklen<br />
‣ Aber: In 20 bis 35% der Fälle kommt es zur<br />
Regression des dominanten Follikels und Neubildung<br />
eines Follikels, der schließlich ovuliert ‐><br />
Verzögerung der Ovulation<br />
Ovulationsinduktion bei der Stute<br />
Ovulationsinduktion bei der Stute<br />
Ovulationsinduktion<br />
= Vorzeitige Auslösung der Ovulation<br />
Indikationen:<br />
• Terminierung der Ovulation im Hinblick auf die<br />
Belegung der Stute (Ovulation optimal innerhalb von<br />
24h nach KB mit Frisch‐ oder Kühlsamen)<br />
• Terminierte Besamung (z.B. 30 und 42h nach hCG) bei<br />
Verwendung von TG‐Samen<br />
• Stimulation der Ovulation bei Stuten mit reduzierter<br />
endogener LH‐Sekretion (?)<br />
Ovulationsinduktion bei der Stute<br />
Induktion der Ovulation durch:<br />
1. Stimulation eines endogenen LH‐Peaks vor dem<br />
physiologischen durch GnRH‐Analoga<br />
2. Applikation von (rekombinantem) LH bzw. LH–<br />
Analoga (hCG)<br />
‣ Ovulation tritt in beiden Fällen nach 24 bis 48<br />
Stunden ein (Maximum = 36h post injektionem)<br />
‣ Die Entscheidung zur Ovulationsinduktion sollte<br />
möglichst frühzeitig getroffen werden, um den<br />
optimalen Zeitpunkt wählen zu können<br />
4
Zyklusmanipulation bei der Stute – Christine Aurich<br />
Ovulationsinduktion bei der Stute<br />
Voraussetzungen:<br />
1. Stute in Rosse<br />
(DD: Vorhandensein eines<br />
Zwischenrossefollikels)<br />
2. Follikel von 35mm <br />
3. Radspeichenstruktur +++<br />
‣ Ovulationsinduktion, sobald<br />
diese Kriterien erfüllt sind<br />
Ovulationsinduktion bei der Stute<br />
GnRH und –Analoga<br />
‣ wiederholte Injektion (z.B. bei Buserelin in 12h‐Intervallen)<br />
‣ Langzeitformulierungen (z.B. Ovuplant)<br />
Humanes Choriongonadotropin<br />
‣ Einmalige Applikation von 1500 (bis 3000 IE) ist zur<br />
Ovulationsinduktion ausreichend<br />
ca. 90% der Stute ovulieren innerhalb von 48h nach Injektion,<br />
das Maximum der Ovulationen 36h nach Injektion.<br />
Auftreten von Ovulationen nach Applikation<br />
von hCG (1500 IE) bei Stuten im Östrus<br />
% der behandelten Stuten<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
6 12 18 24 30 36 42 48 54 >54<br />
Ovulation (Stunden nach hCG)<br />
Ovulationsinduktion mit hCG (2500IE) vs.<br />
Deslorelin (1,5mg)(McCue et al. 2007)<br />
Gruppe N Follikel <br />
(mm) bei<br />
Applikation<br />
Intervall bis<br />
zur<br />
Ovulation<br />
%<br />
Ovulationen<br />
innerh. 48h<br />
Kontrolle 19 38,9 ±2,2 3,1 ±1,6 a 36,8% a<br />
hCG 128 40,3 ±2,9 2,0 ±0,7 b 88,3% b<br />
Deslorelin 101 40,4 ±2,8 1,9 ±0,7 b 90,1% b<br />
ab: p
Zyklusmanipulation bei der Stute – Christine Aurich<br />
Zusammenfassung Ovulationsinduktion<br />
• Sichere Ovulationsinduktion mit hCG und Deslorelin<br />
• Gute Wiederholbarkeit der Ovulationsinduktion<br />
• Aber:<br />
• hCG führt bei häufiger Applikation zur Bildung von<br />
Antikörpern (selten)<br />
• Deslorelin‐Implantat führt bei etwa 25% der Stuten zu<br />
verlängerten interovulatorischen Intervallen<br />
1. Ovulationsinduktion durch<br />
• hCG (1500 IE; n=47)<br />
• Ovuplant (Entfernung 48h nach<br />
Applikation; n=48)<br />
• Ovuplant (keine Entfernung; n=27)<br />
2. Rosseinduktion 5 bis 9 Tage<br />
nach Ovulation<br />
3. Intervall bis zur nächsten<br />
Ovulation als Zielgröße<br />
Intervall PGF bis Ovulation (Tage)<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
hCG<br />
Ovuplant Ovuplant<br />
entfernt<br />
Entwicklung von rekombinantem LH<br />
für den Einsatz beim Pferd<br />
(Jablonka‐Shariff et al. 2007)<br />
Synthese von rekombinantem<br />
equinem LH in einer Hamster‐<br />
Ovarzelllinie<br />
Einsatz von rekombinantem LH<br />
zur Ovulationsinduktion bei der Stute<br />
(Yoon et al. 2007)<br />
Ovulationsrate (%)<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Kontrolle hCG 0,3 0,6 0,75 0,9<br />
mg rekombinantes LH<br />
Ovulationsrate bei unbehandelten Kontrollstuten sowie mit hCG bzw.<br />
verschiedenen Dosierungen von reLH behandelten Stuten<br />
Behandlungsschemata bei Belegung mit<br />
Frisch‐ oder gekühlter Transportsamen<br />
Behandlungsschemata bei Belegung mit<br />
Tiefgefriersamen<br />
ROSSE<br />
FK FK+hCG FK+KB FK<br />
Tag 3 Tag 4 Tag 5 Tag 6<br />
ROSSE<br />
FK+hCG FK+1.KB FK+2.KB<br />
FK<br />
42h<br />
30h<br />
Tag 3 Tag 4 Tag 5 Tag 6<br />
Ovulation<br />
36h<br />
Ovulation<br />
FK = Follikelkontrolle<br />
hCG = Injektion von hCG (1500 IE)<br />
KB = Besamung, bei Ausbleiben der Ovulation Nachbesamung nach 48h<br />
FK = Follikelkontrolle<br />
hCG = Injektion von hCG (1500 IE)<br />
1.KB = 1. Besamung mit TG‐Samen (30 Stunden nach hCG‐Injektion)<br />
2.KB = 2. Besamung mit TG‐Samen (42 Stunden nach hCG‐Injektion)<br />
6
Zyklusmanipulation bei der Stute – Christine Aurich<br />
Einfluss einer Zyklusmanipulation auf Trächtigkeitsraten<br />
(per Zyklus) und Doppelovulationsraten<br />
(nach Katila 2003, modifiziert)<br />
Doppelovulationen nach Rosseinduktion<br />
mit Cloprostenol<br />
(Cuervo‐Arango & Newcombe 2009)<br />
Behandlung Trächtigkeitsrate* Doppelovulationen<br />
PGF 48,7 % 16,2 %<br />
hCG 47,9 % 10,7 %<br />
PGF+hCG 48,7 % 17,2 %<br />
Keine 43,6 % 9,9 %<br />
*Besamung mit gekühltem Transportsamen<br />
Auftreten von hämorrhagischen Follikeln nach<br />
Rosseinduktion mit Cloprostenol<br />
(Cuervo‐Arango & Newcombe 2009)<br />
Auftreten von hämorrhagischen Follikeln nach<br />
Rosseinduktion mit Cloprostenol<br />
(Cuervo‐Arango & Newcombe 2009)<br />
„Nebenwirkungen“ bei Rosse‐ und<br />
Ovulationsinduktion<br />
• Dosierung: 2mg/kg 2mal täglich<br />
• Eventuell Probleme bei Stuten, die aufgrund<br />
verschiedener Indikationen mit NSAIDs behandelt<br />
werden???<br />
• Behandlung mit Dexamethason (50mg bei Besamung)<br />
oder NSAIDs nach Dosierungsanleitung führte in<br />
eigenen Studien nicht zu einem Ausbleiben der<br />
Ovulation<br />
• Doppelovulationen <br />
‣ Zwillingsgraviditätsrate <br />
‣ Trächtigkeitsuntersuchung vor<br />
Tag 16 post Ovulationem<br />
• Anovulatorische<br />
hämorrhagische Follikel <br />
‣ Konzeptionschance <br />
7
Zyklusmanipulation bei der Stute – Christine Aurich<br />
Rosseverzögerung bei der Stute<br />
= Verschiebung der Rosse durch Gestagenapplikation<br />
Rosseverzögerung bei der Stute<br />
Indikationen:<br />
• Verschiebung der Rosse in einen Zeitraum, wo<br />
Samen/Hengst verfügbar<br />
• Verschiebung der Fohlenrosse zur besseren<br />
Uterusinvolution<br />
• Ständige Unterdrückung der Rosse bei Sportpferden<br />
• Induktion von fertilen Ovulationen im Frühjahr<br />
Controlled Internal Drug Release = CIDR<br />
Rosseverzögerung bei der Stute<br />
relative Bindung (%)<br />
Rind<br />
1000<br />
Pferd<br />
Schwein<br />
500<br />
0<br />
Progest. Norgest. Chlormad. Altrenogest<br />
Relative Bindung verschiedener Gestagene an den uterinen<br />
Progesteronrezeptor bei Rind, Pferd und Schwein (nach Frey 1999, mod.)<br />
• Nur Gestagene, die an<br />
den equinen<br />
Progesteronrezeptor<br />
binden, sind wirksam<br />
• Applikation >8 Tage<br />
• Vaginal“spiralen“<br />
• Altrenogest (0,044mg/kg<br />
einmal täglich oral)<br />
Progesterone Releasing Intravaginal Device<br />
= PRID<br />
Rosseverzögerung bei der Stute<br />
• Eintritt der Rosse:<br />
nach Vaginalspiralen: ca. 2‐3 Tage<br />
nach Altrenogest: ca. 3‐4 Tage<br />
• Probleme<br />
1. Ovulationen während der Gestagenapplikation<br />
‣ Prostaglandin bei Behandlungsende<br />
2. Intervall bis zum Eintritt der Rosse/Ovulation<br />
abhängig von Follikelgröße<br />
‣ Ovarkontrolle bei Behandlungsende<br />
8
Zyklusmanipulation bei der Stute – Christine Aurich<br />
Ovulationsinduktion im Frühjahr<br />
Indikationen:<br />
• Frühzeitige Belegung von<br />
Stuten im Frühjahr<br />
• Begrenzte Verfügbarkeit von<br />
Hengsten in der Saison<br />
• Starke Frequentierung<br />
bestimmter Hengste in der<br />
Hochsaison und Stute selbst<br />
nicht tragend<br />
Behandlungsschema<br />
1. CIDR‐B für 10 bis 12 Tage<br />
2. Wenn Follikel > 30mm<br />
‐>Behandlungsende<br />
3. Ovulationsinduktion mit hCG oder Ovuplant bei/ kurz nach Behandlungsende<br />
Behandlung Rosse Ovulation Trächtigkeit<br />
Ovuplant<br />
(n=146) 95% 96% 54%<br />
hCG<br />
(n=159) 86% 89% 61%<br />
Keine<br />
(n=101) 81% 55% 44%<br />
Newcombe et al. (2002)<br />
Einfluss der Follikelgröße bei Behandlungsbeginn<br />
auf die Erfolgsrate der Behandlung anovulatorischer Stuten<br />
Follikelgröße bei<br />
Behandlungsbeg<br />
inn<br />
Anzahl der<br />
Stuten<br />
Stuten, die<br />
belegt wurden<br />
Stuten, die<br />
tragend wurden<br />
30mm 36 59% 52%<br />
Ovulationsinduktion im Frühjahr<br />
mit Gestagenen<br />
• Auch bei Stuten mit kleinen<br />
Follikeln kann die Behandlung<br />
zur Induktion einer Ovulation<br />
führen<br />
• Stuten, die mit einer deutlichen<br />
Rosse (Radspeichenstruktur)<br />
reagieren, haben eine gute<br />
Konzeptionschance<br />
• Nach Behandlungsende bleiben<br />
die Stuten meist im Zyklus<br />
Newcombe et al. (2002)<br />
9
Herstellung von Tiefgefriersamen – Mareike von Lewinski<br />
Herstellung und Nutzung von<br />
Tiefgefriersamen in der Pferdezucht<br />
Dr. Mareike von Lewinski<br />
Graf‐Lehndorff‐Institut Neustadt (Dosse)<br />
Begriffsbestimmungen<br />
1. Frischsperma<br />
Nativsperma: unverdünnt, KB unmittelbar<br />
nach Gewinnung<br />
flüssigkonserviertes Sperma („Frischsperma“)<br />
‐ KB ≤ 12h nach Samengewinnung, RT/+5°C.<br />
‐ KB nach Versand und 24‐36h nach<br />
Samengewinnung,+5°C<br />
2. Tiefgefriersperma (‐196° C)<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Anzahl Stuten<br />
50000<br />
40000<br />
30000<br />
20000<br />
10000<br />
Bedeutung TG‐Samen<br />
0<br />
Natursprung<br />
KB TG<br />
1985<br />
1990<br />
1995<br />
2000<br />
2004<br />
2005<br />
Jahr<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
KB FS<br />
ET<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
Besamung und Natursprung in der deutschen Reitpferdezucht<br />
(FN‐Jahresberichte)<br />
belegte Stuten in %<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Bedeutung TG‐Samen<br />
Natursprung KB. Frischsamen KB, TG-Samen<br />
Frankreich<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Deutschland<br />
Belegung von Stuten der Reitpferderassen durch Natursprung<br />
und Besamung in Deutschland und Frankreich 2004<br />
(FN‐Jahresberichte, Haras nationaux ‐ Chiffres d`elevage)<br />
Lippizaner<br />
5%<br />
TG‐Samen‐Herstellung<br />
Rassenverteilung<br />
AQUH<br />
29%<br />
Pony<br />
2%<br />
Isländer<br />
7%<br />
Araber<br />
12%<br />
Traber<br />
10%<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
PRE<br />
1%<br />
Vollblut<br />
Warmblut<br />
34%<br />
Rassenverteilung TG‐Samenherstellung an der<br />
Besamungsstation der Vetmeduni <strong>Wien</strong> 2002‐2012<br />
Vorbereitung TG‐Samen<br />
‣ TG‐Eignung des Hengstes?<br />
‣ Andrologische Untersuchung<br />
‣ 30tägige Quarantäne und Untersuchung des Hengstes<br />
gemäß RL 92/65 EWG (CEM, EIA, EAV)<br />
‣ 30 Tage vor und während der Samengewinnung kein<br />
Natursprung<br />
‣ Versand<br />
‐ national<br />
‐ EU<br />
‐ Drittländer (z.T. weitere Voruntersuchungen)<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
1
Herstellung von Tiefgefriersamen – Mareike von Lewinski<br />
TG‐Eignung von Hengsten<br />
TG‐Eignung von Hengsten<br />
Alterseffekte<br />
VMot > 35%<br />
VMot < 35%<br />
25%<br />
VMot < 35%<br />
19%<br />
32%<br />
75%<br />
VMot > 35%<br />
81%<br />
68%<br />
Hengste bis 10 Jahre<br />
Hengste über 10 Jahre<br />
Qualität von TG‐Samenportionen (n=964), Hengste verschiedener<br />
Rassen, Besamungsstation Vetmeduni <strong>Wien</strong> 2002‐2012<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Qualität von TG‐Samenportionen (n=964), Hengste verschiedener<br />
Rassen, Besamungsstation Vetmeduni <strong>Wien</strong> 2002‐2012<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Lippizaner<br />
Warmblut<br />
AQUH<br />
Araber und Vollblut<br />
sonstige<br />
Traber<br />
Isländer<br />
TG‐Eignung von Hengsten<br />
Rasseeffekte<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
VMot < 35% VMot > 35%<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
TG‐Samen‐Herstellung<br />
Jahreszeit<br />
Verteilung TG‐Samenproduktion im Jahresverlauf, Besamungsstation<br />
Vetmeduni <strong>Wien</strong> 2002‐2012<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
TG‐Samen‐Herstellung<br />
Jahreszeit<br />
TG‐Samen‐Herstellung<br />
Jahreszeit<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Vmot < 35% Vmot > 35%<br />
TG‐Samenqualität im Jahresverlauf<br />
Besamungsstation Vetmeduni <strong>Wien</strong> 2002‐2012<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
TG‐Samenqualität in den Wintermonaten<br />
Besamungsstation Vetmeduni <strong>Wien</strong> 2002‐2012<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
2
Herstellung von Tiefgefriersamen – Mareike von Lewinski<br />
Samenentnahme<br />
Samenbeurteilung und ‐verdünnung<br />
Zentrifugation: Konzentration der Spermien<br />
Resuspension mit Einfrierverdünner<br />
Endverdünnung: Glycerin ca. 2,5%<br />
Samenentnahme<br />
• Samenentnahme 3 mal pro Woche<br />
• Abschöpfung überalterter Samenzellen nach längerer<br />
Deckruhe: optimale Samenqualität nach<br />
7 bis 14 Tagen regelmäßiger Samenentnahme<br />
Konfektionierung<br />
(0,5ml Pailletten)<br />
Kühlung/Gefrierung<br />
Lagerung (‐196 °C)<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Samenbeurteilung<br />
Samenbeurteilung für die<br />
Tiefgefriersamenkonservierung<br />
‣ Ejakulate mit einer<br />
Samendichte > 200 Mio. Sz/ml<br />
‣ Vorwärtsmotilität > 50%<br />
‣ Anteil formnormaler<br />
Samenzellen > 70%<br />
Samenverdünner<br />
1. Zentrifugations‐ bzw. Vorverdünner:<br />
• Verdünnungsverhältnis: 1 + 1; (50Mill. SZ/ml)<br />
• Seminalplasmaretention (ca. 5%)<br />
2. Tiefgefrierverdünner:<br />
• Merck‐Laktose‐Verdünner<br />
modifizierter Frischsamenverdünner<br />
• Osmolarität<br />
• Kryoprotektiva<br />
• Glycerol (optimal 2,5% in der Endverdünnung)<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Resuspension / Kryoprotektiva<br />
• Verwendung von Tiefgefriersamenverdünner mit<br />
„Gefrierschutzmittel“<br />
• penetrierende (Glycerol, Zuckeralkohole,DMSO) und<br />
nicht penetrierende (Zucker, Aminosäuren, versch. Proteine)<br />
Kryoprotektiva<br />
• Glycerolzusatz nicht mehr als 2,5% in der<br />
Endverdünnung<br />
IZR<br />
EZR<br />
3.H 2 O<br />
2.Osm ↑ EZR<br />
1.Glycerol<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Glycerol<br />
+ H 2 O<br />
IZR<br />
EZR<br />
Konfektionierung<br />
Konfektionierung in 0.5 ml Pailletten<br />
• gute Samenqualität<br />
• homogenes Einfrieren (kleines Volumen, große<br />
Oberfläche)<br />
• geringes Lagervolumen<br />
• begrenzte Handlichkeit<br />
(insbesondere, wenn viele<br />
mehrere Pailletten pro<br />
KB‐Portion)<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
3
Herstellung von Tiefgefriersamen – Mareike von Lewinski<br />
Kennzeichnung<br />
Tierzuchtgesetz: unmittelbar, unverwechselbar, dauerhaft<br />
Richtlinie 92/65 EWG<br />
‣ Identität des Hengstes (Name, Lebensnummer)<br />
‣ herstellende Station (Name, EU‐Nummer)<br />
‣ Datum der Samenherstellung (Chargendatum)<br />
Abkühlung des Samens<br />
Kühlung / Gefrierung<br />
– Temperaturbereiche:<br />
1. 37°C ‐ ~20°C Pferdespermien relativ unempfindlich<br />
2. 18°C ‐ ~8°C temperatursensitiver Bereich<br />
reversible Verlangsamung aller Stoffwechselfunktionen<br />
– Kühlraten:<br />
• 0,05 bis 0,1°C/min (ideal)<br />
• 0,2°C/min (Kühlschrank direkt)<br />
• 0,07°C/min (Wasserbad mit 20 °C im Kühlschrank)<br />
• 0,04°C/min (Equitainer®)<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Computergesteuerter<br />
Einfrierprozess<br />
Kühlung / Gefrierung<br />
• Schritt 1: 20°C bis 5°C, 50 min<br />
(temperatursensitiver Bereich)<br />
• Schritt 2: 5°C bis ‐25°C, 3 min<br />
• Schritt 3: ‐25°C bis ‐140°C, 4,6 min<br />
Gesamtzeit 57,6 min<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Lagerung<br />
• obligatorische 30tägige Lagerung vor Verwendung<br />
oder Versand<br />
• in dieser Zeit Nachuntersuchung am Hengst<br />
frühestens 14 Tage und spätestens 90 Tage nach<br />
Produktionsdatum (RL 92/65 EWG Anhang D)<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Kalkulation KB Portion<br />
‣ Mind. 300 Mio. gesamtbewegliche Samenzellen pro Portion<br />
z.B. Quaterback 16.02.2013: 30 Pailletten TG‐Samen<br />
• Auftaukontrolle<br />
Dichte 400 Mio. SZ/ml<br />
Motilität: 55 % (V), 25%(O), 30% (U) = 80% motile SZ<br />
Wieviele Pailletten/KB? Wieviele Portionen insgesamt?<br />
• 400:2= 200 Mio Sz/Paillette x 0,8 (80% Mot)<br />
• 160 Mio. gesamtbewegliche SZ /Paillette<br />
• 300 : 160= 1,86 = 2 Pailletten /KB<br />
• 15 Portionen insgesamt<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
4
Herstellung von Tiefgefriersamen – Mareike von Lewinski<br />
Versand<br />
nach Ablauf der 30tägigen Lagerfrist und Eingang der<br />
Testergebnisse der Nachuntersuchung mit Negativbefund<br />
Versand der gewünschten Portionen<br />
begleitet von<br />
‣ Attest (zzgl. Importerlaubnis und<br />
Ausfuhrbescheinigung)<br />
‣ Samenschein<br />
‣ Samenverwendungsnachweis<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Besamung<br />
Auftauen von TG‐Samen<br />
Auftauen der Besamungsportion unmittelbar vor<br />
der Verwendung im Wasserbad<br />
‣ Normalpailletten (o.5 ml) 37°C 15‐30 sec.<br />
Sameneinführung<br />
‣ Manuell oder instrumentell<br />
‣ Gebärmutterkörper<br />
‣ (tief intracornual)<br />
‣ (auf Eileiterpapille)<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
5
Herstellung von Tiefgefriersamen – Mareike von Lewinski<br />
TG Samenproduktion als<br />
Dienstleistung<br />
TG Samenproduktion als<br />
Dienstleistung in Neustadt (Dosse)<br />
• Das Brandenburgische Haupt‐ und Landgestüt und das<br />
Graf Lehndorff Institut Neustadt (Dosse) bieten<br />
gemeinsam die Herstellung von Tiefgefriersamen bei<br />
Hengsten als Dienstleistung an<br />
• Zu diesem Zweck können Hengste aller Rassen<br />
vorübergehend in die EU‐Besamungsstation Neustadt<br />
(Dosse) aufgenommen werden<br />
• Routinemäßig kann der hergestellte Tiefgefriersamen in<br />
alle EU‐Länder versandt werden.<br />
• Export in Drittländer entsprechend deren spezifischen<br />
Anforderungen<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
Vielen Dank für Ihre<br />
Aufmerksamkeit<br />
Tierärztetagung 16.02.2013<br />
6