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Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert ...

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2. Die Bedeutung von Erdöl<br />

2.1. Erdöl als Determinante der Globalisierung<br />

95% aller industriell gefertigten Produkte hängen heute von der Verfügbarkeit von Erdöl<br />

ab. Erdöl ist nicht nur der Ausgangsstoff für die Produktion von Treib- <strong>und</strong> Schmierstoffen,<br />

sondern in Form von Rohbenzin auch für alle organischen Polymere (Kunststoffe). Es<br />

ist damit der wichtigste Rohstoff bei der Herstellung von so unterschiedlichen Produkten<br />

wie Pharmazeutika, Farbstoffen oder Textilien.<br />

Als Ausgangsstoff für verschiedene Treibstoffarten ist Erdöl eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung für<br />

den Transport großer Warenmengen über lange Strecken. Containerschiffe, Lastkraftwagen<br />

<strong>und</strong> Flugzeuge bilden neben der Informationstechnologie das Rückgrat der Globalisierung.<br />

Die internationale Arbeitsteilung, der viele Länder ihren heutigen Wohlstand<br />

verdanken, wäre ohne den kostengünstigen Warentransport <strong>im</strong> heutigen Umfang nicht<br />

denkbar. Auch regional <strong>und</strong> lokal hat die ölbasierte Mobilität unseren Lebensstil geprägt.<br />

Das Leben in Vorstädten, mehrere Kilometer von der Arbeitsstelle entfernt, wäre für viele<br />

Menschen ohne die Verfügbarkeit eines Autos nicht möglich. Die klassische Vorstadt verdankt<br />

ihre Existenz also ebenfalls zu einem gewissen Grad dem Erdöl.<br />

Eine starke Verteuerung des Erdöls stellt ein systemisches Risiko dar. 5 Die Bedeutung<br />

von Öl liegt in einigen Subsystemen klar auf der Hand. Die gesamte Bandbreite möglicher<br />

Herausforderungen, die sich aus dem Überschreiten des Peak Oil ergeben, ist jedoch<br />

nicht zu überschauen. 6<br />

Es wird deutlich, dass die internationale Gemeinschaft, aber auch jeder Einzelstaat ein<br />

vitales Interesse an der Sicherung eines Zugangs zu Öl haben. Heute ist dies relativ leicht<br />

über den Weltmarkt möglich. Die OPEC, das maßgebliche Kartell am Ölmarkt, zeigt sich<br />

in Krisen zumeist kooperativ: Die beiderseitige Abhängigkeit der Exporteure <strong>und</strong> der Importeure,<br />

verb<strong>und</strong>en mit einer beträchtlichen Präsenz des US-Militärs <strong>im</strong> arabischen<br />

Raum, fördert eine – zumindest marktwirtschaftlich betrachtet - günstige Atmosphäre.<br />

Andererseits zeigt sich auch <strong>im</strong>mer wieder, welche strategische Bedeutung dem Erdöl<br />

beigemessen wird <strong>und</strong> wie weit internationale Akteure gehen, um ihre ressourcenpolitischen<br />

Ziele zu erreichen. Konflikte sind selten monokausal <strong>und</strong> so lässt sich auch die konkrete<br />

Bedeutung von Ressourcen für deren Zustandekommen nicht <strong>im</strong>mer zweifelsfrei<br />

herleiten. Die Bedeutung, die best<strong>im</strong>mten Regionen wie dem Nigerdelta, dem Nahen Osten<br />

oder auch der Ukraine zugemessen wird, lässt sich jedoch eindeutig mit dem Vorhan-<br />

5<br />

Die Gefahr des Peak Oil liegt nicht darin, dass es kein Öl mehr gibt, sondern dass es kein billiges Öl mehr<br />

gibt. Vgl. auch Frage #7 <strong>im</strong> Anhang.<br />

6<br />

Ein Beispiel für mögliche Konsequenzen ist die Entwicklung Nordkoreas nach dem Zerfall der Sowjetunion:<br />

Die UdSSR verhalf Nordkorea nach dem Koreakrieg zu einer modernen <strong>und</strong> produktiven Landwirtschaft. Mit<br />

dem Zusammenbruch der UdSSR versiegte plötzlich der Zufluss billigen Erdöls. Landwirtschaftliche Maschinen<br />

mussten stillgelegt werden. Die Rückkehr zu traditionellen Anbaumethoden wurde durch die überdüngten<br />

Böden erschwert, obwohl der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten von 25% auf 36% gesteigert<br />

wurde, um den Ausfall von geschätzten 80% der landwirtschaftlichen Maschinen auszugleichen. Zwischen<br />

1989 <strong>und</strong> 1998 fielen die Ernteerträge trotzdem um 60%.<br />

7

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