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Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert ...

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4.3. Außenpolitik wird pragmatischer<br />

Das durch den Peak Oil beförderte Pr<strong>im</strong>at der Energiesicherung erhöht den Pragmatismus<br />

<strong>und</strong> die Interessenpolitik in den internationalen Beziehungen zuungunsten<br />

werteorientierter Außenpolitik.<br />

Implikationen für Deutschland: Die normative, werteorientierte <strong>und</strong> von historischer<br />

Pfadabhängigkeit best<strong>im</strong>mte Sicherheitspolitik Deutschlands gerät zunehmend in<br />

ein Spannungsverhältnis mit der Notwendigkeit einer Definition <strong>und</strong> Fokussierung deutscher<br />

Interessen, wenn nicht ausschließlich so doch insbesondere <strong>im</strong> Hinblick auf langfristige<br />

Versorgungssicherheit. Eine stärker von Interessen geleitete Sicherheitspolitik ist<br />

für Deutschland jedoch mit besonderen Einschränkungen <strong>und</strong>, wie die Diskussionen um<br />

die Auslandseinsätze der B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> um den Rücktritt des ehemaligen B<strong>und</strong>espräsidenten<br />

Horst Köhlers erneut zeigen, mit einer umfassenden politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Debatte verb<strong>und</strong>en. Für eine Integration von Aspekten der Versorgungssicherheit<br />

in alle relevanten Politikbereiche <strong>und</strong> eine ressortübergreifende Zusammenarbeit<br />

in dieser Hinsicht gibt es bisher noch zahlreiche Hindernisse.<br />

Im Nahen Osten <strong>und</strong> Nordafrika tut sich die B<strong>und</strong>esrepublik besonders schwer, ihre Interessen<br />

zu definieren, da diese das in der deutschen Debatte nach wie vor stark negativ<br />

konnotierte <strong>und</strong> mit der jüngeren deutschen Geschichte unvereinbare Element der<br />

Machtpolitik transportieren. Besonders in dieser für die globale Energiesicherheit in Zukunft<br />

zentralen Region verweist Deutschland daher auf Werte als wichtiges handlungsleitendes<br />

Moment. Das Spannungsverhältnis zwischen Interessen- <strong>und</strong> Wertepolitik, die in<br />

unterschiedlichen Zeithorizonten wirksam werden, tritt besonders deutlich <strong>im</strong> Zielkonflikt<br />

zwischen kurzfristig notwendigen Kooperationen mit autoritären Reg<strong>im</strong>en <strong>im</strong> Energie-<br />

<strong>und</strong> Sicherheitssektor einerseits <strong>und</strong> dem langfristigen Interesse an einem Wandel<br />

dieser Reg<strong>im</strong>e zutage. 99 Dies könnte abhängig von der Energieversorgungslage zu Kompromissen<br />

bei Demokratisierungsbemühungen <strong>und</strong> politischer Konditionalität gegenüber<br />

den Staaten der Region bis hin zur Unterstützung autoritärer Reg<strong>im</strong>e führen.<br />

Interessenpolitik <strong>und</strong> Werteorientierung müssen sich jedoch keinesfalls auschließen. Die<br />

Aufhebung dieser scheinbaren Dichotomie <strong>und</strong> die Verknüpfung beider Ansätze wäre<br />

insbesonder angesichts des Peak Oil, der eine kurzfristige Ausrichtung sicherheitspolitischer<br />

Bemühung auf das Ziel der Versorgungssicherheit in den Vordergr<strong>und</strong> rücken würde,<br />

eine besondere Herausforderung für deutsche Sicherheitspolitik.<br />

Eine gr<strong>und</strong>legende sicherheitspolitische Interessendefinition ist darüber hinaus unabhängig<br />

von weiterbestehenden Werten schon aufgr<strong>und</strong> begrenzter Handlungskapazitäten<br />

99<br />

Steinberg (2009), a.a.O., S. 79.<br />

58

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