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Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert ...

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Weltanschauliche Differenzen, beispielsweise <strong>im</strong> Hinblick auf den Stellenwert von Religion,<br />

Staat, Nation <strong>und</strong> Land sowie den Einsatz von Gewalt als Mittel der Politik, erschweren<br />

vertrauensvolle <strong>und</strong> stabile zwischenstaatliche Beziehungen. Durch den Peak-Oilinduzierten<br />

Bedeutungsgewinn <strong>und</strong> die dadurch erhöhte Gestaltungskraft der mehrheitlich<br />

islamisch geprägten Förderländer, könnten diese ihre Lieferbeziehungen auch entlang<br />

weltanschaulicher Konfliktlinien instrumentalisieren. Während die Möglichkeit des<br />

stark umstrittenen „Kampfes der Kulturen“ (mit Energiemitteln) hier explizit nicht suggeriert<br />

werden soll, ist eine punktuelle, durch politische Ereignisse, ähnlich der dänischen<br />

Karikaturenserie über den Propheten Mohammed, ausgelöste Instrumentalisierung von<br />

Energiebeziehungen durchaus vorstellbar. 95 Eine besondere Herausforderung stellt in<br />

diesem Zusammenhang das konkurrierende Engagement von Ländern wie China dar, die<br />

ihre Beziehungen zu den Staaten der Region eher frei von Werteorientierung <strong>und</strong> politischer<br />

Konditionalität gestalten <strong>und</strong> daher als Partner präferiert werden. 96<br />

Der ölbedingte Reichtum in den Golfstaaten könnte darüber hinaus verschärfende Wirkung<br />

auf die beschriebenen weltanschaulichen <strong>und</strong> politischen Differenzen zwischen den<br />

westlichen, liberal-demokratisch geprägten Industrieländern einerseits <strong>und</strong> den islamisch-geprägten<br />

Staaten andererseits entfalten. So weisen unterschiedliche Studien 97<br />

<strong>und</strong> auch das von Thomas Friedman formulierte „Erste petropolitische Gesetz“ 98 auf einen<br />

möglichen Zusammenhang zwischen Ölpreis bzw. Ölreichtum eines Landes <strong>und</strong> einer<br />

oft nur schleppend verlaufenden oder gänzlich fehlenden demokratischen Entwicklung<br />

hin. Ausgehend von dieser Annahme, ließe sich eine vom Peak Oil beförderte Unterwanderung<br />

demokratischer Entwicklungen schlussfolgern, die auch externen Demokratisierungsbemühungen<br />

Deutschlands <strong>und</strong> der EU in Förderländern weitgehend den Boden<br />

entziehen würde. Eine zunehmende Verschärfung weltanschaulicher Konfliktlinien wäre<br />

darüber hinaus aufgr<strong>und</strong> der demographischen Verflechtung Deutschlands <strong>und</strong> Europas<br />

mit islamisch geprägten Ländern auch <strong>im</strong> Hinblick auf innergesellschaftliches Konfliktpotenzial<br />

von Bedeutung <strong>und</strong> verstärkt die Notwendigkeit des Dialoges <strong>und</strong> Aufbaus einer<br />

belastbaren Partnerschaft.<br />

95<br />

Der sogenannte Karikaturenstreit hatte <strong>im</strong> September 2005 in Teilen der arabischen Welt für gewalttätige<br />

Proteste <strong>und</strong> Boykott-Aufrufe gesorgt. Der Iran brach alle Handelsbeziehungen mit Dänemark ab. In einem<br />

solchen Fall <strong>im</strong> Besonderen aber auch bei zunehmend selektiveren Lieferbeziehungen <strong>im</strong> Allgemeinen wäre<br />

es daher fraglich, inwiefern westlich liberal-demokratische Industrieländer wie Deutschland zu den bevorzugten<br />

Empfangsländern gehören würden. Während interkultureller Dialog gr<strong>und</strong>sätzlich als Wert an sich <strong>und</strong><br />

nicht als Mittel zum Zweck gelten muss, so unterstreicht dieses Beispiel doch die Dringlichkeit des Dialogs<br />

zwischen dem so genannten "Westen" <strong>und</strong> der islamischen Welt.<br />

96<br />

Vgl. Steinhilber, J. (2006): Öl für China: Pekings Strategien der Energiesicherung in Nahost <strong>und</strong> Nordafrika,<br />

IPG 4/2006.<br />

97<br />

Vgl. Ross, M. (2001): Does Oil hinder Democracy?, World Politics 53, S. 325–361.<br />

98<br />

Friedman, T. (2006): The first law of petropolitics, Foreign Policy, Vol. 152, No. 3, S. 28-36.<br />

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