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Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert ...

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mensebene ist in diesem Zusammenhang zielführend. Im europäischen Kontext stehen<br />

einem ähnlichen Vorgehen bislang noch zwei Dinge <strong>im</strong> Weg. Zum einen besteht auf EU-<br />

Ebene <strong>im</strong> Bereich der EU-gemeinsamen Energiepolitik ein chronisches Implementierungsproblem,<br />

das die umfassende Umsetzung an sich guter Konzepte bislang regelmäßig<br />

verhindert. Zum anderen nutzt Russland die bestehenden industriepolitischen Best<strong>im</strong>mungen<br />

zur Installation von staatlichen oder halbstaatlichen Unternehmen in strategischen<br />

Schlüsselpositionen des EU-Energiemarktes. Hier muss langfristig eine gemeinsame<br />

europäische Linie gef<strong>und</strong>en werden, die einerseits Verflechtungen fördert, andererseits<br />

strategische Interessen wahrt.<br />

Trotz der Bemühungen, Abhängigkeiten wechselseitig <strong>und</strong> damit stabil zu gestalten, erhöht<br />

eine Fokussierung auf einige wenige Lieferanten, allen voran Russland, für den Zeitraum<br />

asymmetrischer Abhängigkeit, gr<strong>und</strong>sätzlich die Gefahr der politischen Instrumentalisierbarkeit.<br />

Daher wächst Deutschlands Interesse an Energielieferungen aus der Region<br />

des Nahen Ostens <strong>und</strong> Nordafrika. Dies gilt für Erdöl, ebenso wie für Erdgas <strong>und</strong> erneuerbare<br />

Energien, insbesondere Solarstrom.<br />

Derzeit spielen Lieferungen aus dem politisch instabilen Nahen Osten nur eine untergeordnete<br />

Rolle für die Gesamterdöl<strong>im</strong>porte Deutschlands. 93 Dies könnte sich aber vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> des Peak Oil, rückläufiger Förderquoten in vielen anderen Lieferländern <strong>und</strong><br />

dem damit einhergehenden Kompensationsdruck ändern. Bisher ist es jedoch nicht gelungen,<br />

die Einsicht, dass diese Region für Deutschland <strong>im</strong>mer wichtiger wird, in eine<br />

aktive zielgerichtete Politik umzusetzen, politische Konzepte für die Region fehlen fast<br />

vollständig. 94 Eine aktive Gestaltung der (Energie-) Beziehungen zu den Ländern des Nahen<br />

Ostens wäre jedoch mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Zum Einen stünde<br />

Deutschland durch das historisch begründete besondere Verhältnis zu Israel - eine normative<br />

Konstante deutscher Außenpolitik - vor einem politischen Drahtseilakt. Eine<br />

durch das Ziel der Versorgungssicherheit motivierte Neujustierung deutscher Nahostpolitik<br />

zugunsten intensiverer Beziehungen mit Förderländern, wie Iran <strong>und</strong> Saudi-Arabien<br />

mit den größten konventionellen Erdölreserven der Region, dürfte die deutschisraelischen<br />

Beziehungen je nach Intensität des Politikwechsels entsprechend belasten.<br />

Eine Einbettung seiner Nahostpolitik in den europäischen Rahmen eröffnet Deutschland<br />

in diesem Zusammenhang politische Spielräume, die <strong>im</strong> nationalen Alleingang schwerlich<br />

realisierbar oder mit hohen politischen Kosten verb<strong>und</strong>en wären. Doch intensivere Energiebeziehungen<br />

mit den Ländern des Nahen Ostens, insbesondere der Golf-Region, hängen<br />

längst nicht nur von deutschen respektive europäischen Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

sondern auch dem konkurrierenden regionalen Engagement anderer Staaten <strong>und</strong> dem<br />

Willen der zunehmend einflussreichen Ölförderstaaten selbst ab.<br />

93<br />

Siehe<br />

Abbildung 1: Deutschlands Ölquellen, S. 11.<br />

94<br />

Vgl. Steinberg, G. (2009): Deutsche Nah-, Mittelost- <strong>und</strong> Nordafrikapolitik. Interessen, Strategien, Handlungsoptionen,<br />

SWP-Studie 15.<br />

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