20.04.2014 Aufrufe

Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert ...

Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert ...

Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4.2. Lieferbeziehungen geraten verstärkt in den Fokus der Politik<br />

Durch die Konzentration verbleibender konventioneller Erdölreserven in der „Strategischen<br />

Ellipse“ (vor allem Naher <strong>und</strong> Mittlerer Osten) <strong>und</strong> die schwierige Herkunftsdiversifizierung<br />

kommt es zu (1) einer Aufwertung der Förderländer in der Region <strong>und</strong> (2)<br />

einer verstärkten Einmischung externer Mächte zur Sicherung ihrer Interessen <strong>und</strong> Ressourcen<br />

in der Region.<br />

Seitens der Ölförderstaaten ist eine (sicherheits-) politische Instrumentalisierung<br />

ihrer Machtposition, eine entsprechende Formierung von Allianzen entlang weltanschaulicher<br />

Konfliktlinien <strong>und</strong> die offensivere Durchsetzung ihrer Ziele zu befürchten.<br />

Implikationen für Deutschland: Stabile <strong>und</strong> verlässliche Lieferbeziehungen zu den<br />

„nördlichen Ländern“ der strategischen Ellipse, namentlich Russland <strong>und</strong> den Staaten<br />

des kaspischen Raumes, werden angesichts des dominierenden Anteils an deutschen Importen<br />

auch weiterhin eine zentrale Stellung in der Gestaltung deutscher Energiebeziehungen<br />

einnehmen. Für Deutschland ist dies mit einem Balanceakt zwischen stabilen <strong>und</strong><br />

privilegierten Beziehungen zu Russland <strong>und</strong> den Befindlichkeiten seiner östlichen Nachbarstaaten<br />

verb<strong>und</strong>en. Dass dieser für den innereuropäischen Zusammenhalt enorme<br />

Zerreißproben mit sich bringen kann, illustrieren die Verwerfungen um den Bau der Ostseepipeline<br />

sowie der Gaspipelines Nabucco <strong>und</strong> South Stream. Für die Zukunft deutscher<br />

<strong>und</strong> europäischer Versorgungssicherheit wird es sich als entscheidend erweisen,<br />

Russland als Partner zu gewinnen, eine enge energiepolitische Verflechtung zu verwirklichen<br />

sowie seinem Wunsch einer besseren Einbindung zu entsprechen <strong>und</strong> in diesem<br />

Zusammenhang gegebenenfalls auch zu prüfen, ob <strong>und</strong> wie die europäische Sicherheitsarchitektur<br />

entsprechend angepasst werden könnte. Eine gemeinsame europäische Strategie<br />

gegenüber diesem Nachbarn mit Großmachtanspruch <strong>und</strong> eine konzertierte Energieaußenpolitik<br />

könnten die Gefahr einer von Russland ausgehenden machtpolitischen<br />

Instrumentalisierung von Energielieferungen <strong>und</strong> das damit einhergehende innereuropäische<br />

Spaltpotential entschärfen. Dem entgegen steht eine für Deutschland vorteilhafte<br />

national zu best<strong>im</strong>mende bilaterale Energiepartnerschaft mit Russland, die jedoch eine<br />

zumindest energiepolitische Spaltung Europas begünstigen könnte. Eine Kombination<br />

beider Ansätze, d.h. einer Vertiefung bilateraler Energiebeziehungen mit Russland <strong>und</strong><br />

dem Anliegen, den europäischen Zusammenhalt in schwierigen Zeiten voranzutreiben,<br />

war Deutschland jedoch trotz punktueller politischer Verst<strong>im</strong>mungen bisher aufgr<strong>und</strong> der<br />

Komplexität des europäischen Mehrebenensystems <strong>und</strong> der Beziehungen zu dritten Akteuren<br />

möglich. Eine Gewichtung bzw. Priorisierung dieser Ansätze ist auch vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

des Peak Oil nicht zu erwarten, solange die systemische Komplexität fortbesteht,<br />

welche diese Paradoxien ermöglicht.<br />

Folglich stellt eine engere Anbindung Russlands an Deutschland <strong>und</strong> Europa eine zentrale<br />

Aufgabe deutscher <strong>und</strong> europäischer Politik dar. Die deutsche Strategie der Reduzierung<br />

einseitiger Abhängigkeiten durch die Förderung von Verflechtungen auf Unterneh-<br />

54

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!