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Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologien im 21. Jahrhundert ...

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vorzeitige Kündigung derselben entscheiden oder diese auslaufen. Die Frage der Verstaatlichung<br />

strategisch wichtiger Industrien dürfte in diesem Zusammenhang eine neue Aktualität<br />

<strong>und</strong> Brisanz erhalten, da es für viele Staaten von vitalem Interesse ist, unter den<br />

gegebenen Umständen die Kontrolle über die gerade in dieser Lage essentielle Ressource<br />

zu behalten. Dies können neben dem Öl <strong>und</strong> den Transportinfrastrukturen in Export- <strong>und</strong><br />

Transitländern auch zentrale <strong>Technologien</strong> zur Umstellung der Wirtschaft <strong>und</strong> Industrie<br />

zur Bewältigung der Konsequenzen des Peak Oil sein. Im Hinblick auf zentrale Erdölprodukte<br />

ist darüber hinaus eine Verstaatlichung kompletter Wertschöpfungsketten denkbar,<br />

wenn Marktmechanismen nicht mehr ausreichend gute Resultate erbringen können.<br />

Der Bieterwettstreit um die Lizenzen würde voraussichtlich in drastischen Preisspiralen<br />

münden. Je problematischer die Ölknappheit für einzelne Staaten ist, umso schärfer würde<br />

prinzipiell dieser Konkurrenzkampf ausfallen. Angesichts der möglichen dramatischen<br />

Auswirkungen <strong>und</strong> geringen kurzfristigen Alternativen ist von einem unbedingten Streben<br />

nach der Deckung des eigenen Ölbedarfs auszugehen, wobei das Ziel der Gewinnerwirtschaftung<br />

zweitrangig werden könnte. 52 Je nach Art der Verbindung zwischen Importstaat<br />

<strong>und</strong> bietendem Unternehmen ist dabei auch der Einsatz staatlicher, zum Beispiel<br />

gehe<strong>im</strong>dienstlicher Mittel zur Erlangung der Lizenz zu erwarten.<br />

Im Extremfall ist eine Fortsetzung dieser verschärften Konkurrenz auch nach der Erteilung<br />

von Lizenzen plausibel, die in dem Versuch gipfeln würde, Unternehmen zur Rückgabe<br />

ihrer Lizenz zu bringen. Vorstellbar ist zu diesem Zweck eine Instrumentalisierung<br />

der einhe<strong>im</strong>ischen Bevölkerung – besonders in Gebieten ethnischer oder religiöser Minderheiten<br />

– zur gezielten Erschwerung der Arbeitsbedingungen der entsprechenden Ölfirmen.<br />

Endpunkt einer solchen Entwicklung wäre eine Aufstandsbewegung ähnlich jener<br />

<strong>im</strong> Niger-Delta, wo indigene Gruppen seit Ende der neunziger Jahre gegen die Ölexploration<br />

vorgehen. 53<br />

Zivile Unternehmen übernehmen zunehmend staatliche Aufgaben<br />

In Gebieten fragiler Staatlichkeit, in denen Staaten ihre Kernaufgaben nicht ausreichend<br />

wahrnehmen, sehen sich Akteure mit einem zumindest partiellen Vakuum staatlicher<br />

Funktionen konfrontiert. 54 In- <strong>und</strong> ausländische Unternehmen, die in einer solchen vernachlässigten<br />

Region tätig sind, können sich in diesem Umfeld gezwungen sehen, best<strong>im</strong>mte<br />

staatliche Aufgaben zu übernehmen, um ihrer eigentlichen Tätigkeit weiterhin<br />

erfolgreich nachgehen zu können. Maßnahmen zur Herstellung von Legit<strong>im</strong>ität <strong>und</strong> Beruhigung<br />

der Lage in einem Umfeld mit geringer oder verschwindender staatlicher Prä-<br />

52<br />

Vgl. dazu Abschnitt 3.2.<br />

53<br />

Der anfänglich gewaltfreie Widerstand ist inzwischen in eine offene Aufstandsbewegung übergegangen.<br />

54<br />

Die mangelnde Wahrnehmung von Funktionen kann dabei sowohl durch willentlichen Rückzug des Staates<br />

als auch durch institutionelle Schwäche begründet sein. Diese bewusste Vernachlässigung best<strong>im</strong>mter eigener<br />

Regionen durch Staaten wird auch als „Politik des listigen Staates“ bezeichnet. Sie ermöglicht eine Konzentration<br />

staatlicher Mittel auf als prioritär perzipierte Regionen. Vgl. Weber, A. (2008): Kriege ohne Grenzen <strong>und</strong><br />

das „erfolgreiche“ Scheitern der Staaten am Horn von Afrika, SWP Studie S. 26.<br />

33

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