20.04.2014 Aufrufe

fb80 Teil I zum Anschauen als pdf - Bundesverband ...

fb80 Teil I zum Anschauen als pdf - Bundesverband ...

fb80 Teil I zum Anschauen als pdf - Bundesverband ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Nr. 80<br />

Oktober 2012<br />

Euro 3,–<br />

<strong>Bundesverband</strong> Österreichischer Elternverwalteter Kindergruppen<br />

Bildungs- und<br />

Erziehungspartnerschaft


¬<br />

Editorial<br />

Inhalt dieser Ausgabe<br />

¬<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

Ein neues Betreuungsjahr ist mit September<br />

ins Land gezogen, begleitet<br />

von viel Sonnenschein und auch<br />

stürmischen Zeiten. Ein gelungener<br />

Übergang in die Kindergruppe, Krabbelgruppe<br />

oder Kinderkrippe verlangt<br />

von Kindern, Eltern und BetreuerInnen<br />

Geduld und Einfühlungsvermögen.<br />

Viele kleine gute Erfahrungen<br />

stärken das Vertrauen zwischen Kindern<br />

und BetreuerInnen, zwischen<br />

BetreuerInnen und Eltern. Fast alle<br />

AutorInnen <strong>zum</strong> Thema unserer<br />

Herbstausgabe sind sich darin einig,<br />

dass eben dieses Vertrauen im besten<br />

Fall allen Gesprächen und Handlungen<br />

in der Einrichtung zugrunde liegt.<br />

Anita Giener-Grün wirft zu Beginn<br />

auf Seite 12 einen umfassenden Blick<br />

auf Bildungs- und Erziehungspartnerschaft<br />

und zeigt deren Leistungsmöglichkeiten,<br />

aber auch (strukturelle)<br />

Grenzen auf. Ein Interview mit<br />

den BetreuerInnen der Kindergruppe<br />

Sonnensprossen in Tirol auf Seite 14<br />

macht sichtbar, was Elternarbeit in<br />

der Praxis bedeuten kann. Elterngespräche,<br />

Elternabende pädagogischen<br />

und organisatorischen Inhalts, Feste<br />

und Projekte bilden einen praktischen<br />

Rahmen für einen respektvollen Umgang<br />

und eine Kommunikation auf<br />

Augenhöhe. Spannend finde ich, dass<br />

immer wieder eine Art Missverständnis<br />

zur Sprache kommt. Während sich<br />

BetreuerInnen und Pädagoginnen/en<br />

mit dem Wunsch der Eltern nach „Rezepten“<br />

konfrontiert sehen, scheuen<br />

manche Eltern wiederum vor etwaigen<br />

„Rat-Schlägen“ zurück und meiden<br />

aus diesem Grund den Kontakt<br />

mit den BetreuerInnen. Dazu erzählt<br />

auch Pernilla Eriksson, langjährige<br />

Kindergruppenmutter in Wien, von<br />

ihren Erfahrungen <strong>als</strong> „Vermittlerin“<br />

in Konfliktsituationen (Seite 24).<br />

Wie sich Genderrollen auf die Gesprächskultur<br />

auswirken, haben Gabriele<br />

Schauer und Tim Rohrmann<br />

innerhalb des Projekts „elementar“<br />

der Universität Innsbruck erforscht.<br />

Der Blick auf Männer in der pädagogischen<br />

Arbeit hat eine Gruppe von<br />

Wissenschaftern auch in selbstorganisierte<br />

Kindergruppen geführt und<br />

zu dem Schluss gebracht, dass die<br />

große Mehrheit der Eltern, allen voran<br />

Väter, positiv bzw. neutral auf männliche<br />

Pädagogen reagiert (Seite 18).<br />

Bea Madlener-Tonetti nimmt uns mit<br />

auf eine kleine historische Reise von<br />

den Anfängen der Elternarbeit in<br />

Vorarlbergs elternverwalteten Kindergruppen<br />

bis heute (Seite 22). Außerdem<br />

teilt Betreuerin Ulli Fuchs unter<br />

dem Motto „Weniger ist mehr“ ein<br />

Rezept für selbstgemachte Knetmasse<br />

mit uns. Die allerletzte Seite ziert wie<br />

immer die Sturmböe, diesmal eine<br />

wunderbare Malaktion aller Kinder<br />

und BetreuerInnen der Kaatschis mit<br />

„Händ und Fiaß“! Vielleicht lässt sich<br />

ja jemand inspirieren …<br />

So bleibt mir nichts anderes, <strong>als</strong><br />

Euch allen einen wunderschönen bunten<br />

und kraftvollen Herbst und einen<br />

Winter voller Schneeflocken zu wünschen!<br />

Tanja Täuber<br />

Editorial und Thema der nächsten frischen BÖE 2<br />

BÖE aktuell 4<br />

BZ-AbsolventInnen 10<br />

Thema: Bildungs- und Erziehungspartnerschaft<br />

Von Bildungspartnerschaft und Kuchen 12<br />

Roswitha Giener-Grün<br />

Gemeinsame Sache 14<br />

Ein frische BÖE-Interview zur Bildungspartnerschaft mit der Kindergruppe Sonnensprossen in Tirol<br />

Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und männlichen Pädagogen/Betreuern 18<br />

Gabriele Schauer und Tim Rohrmann<br />

Passendes Spielzeug: Weniger ist mehr 21<br />

Uli Fuchs<br />

Der lange Weg vom Sockenstricken <strong>zum</strong> Elterngespräch 22<br />

Bea Madlener-Tonetti<br />

Freunde fürs Leben – Elternsein in der Kindergruppe 24<br />

Ein frische BÖE-Interview mit Pernilla Eriksson<br />

Bildungszyklus 26<br />

sturm BÖE 28<br />

Thema für die nächste frische BÖE :<br />

Beobachten und Dokumentieren<br />

Das Beobachten und Dokumentieren ist schon oder wird <strong>Teil</strong> aller Bildungs- und Betreuungsarbeit. Verschiedenste<br />

Modelle werden von Forschungsstellen entwickelt und beworben, manchmal aber auch von der Verwaltung verordnet.<br />

Die Bereitschaft der BetreuerInnen und Pädagoginnen / en, damit zu arbeiten, ist oft davon abhängig, ob<br />

sie darin den direkten Nutzen einerseits für ihre Arbeit, andererseits für die Kinder erkennen können. Die nächste<br />

frische BÖE möchte gerne einen Überblick zu praxisnahen und sinnvollen Methoden der Beobachtung und Dokumentation<br />

geben. Dabei wollen wir auch einen Blick über die geografischen und fachlichen Grenzen werfen. Ihr seid<br />

<strong>als</strong>o herzlich eingeladen, uns von fruchtbaren und entlastenden Werkzeugen zu berichten, die ihr in der Praxis <strong>als</strong><br />

BetreuerInnen und Eltern, aber auch in anderen Berufsfeldern zu schätzen gelernt habt.<br />

Bitte schickt eure Beiträge und Artikel per E-Mail an: boe@aon.at oder per Post an BÖE,<br />

Neulerchenfelder Straße 8 / 8, 1160 Wien – Danke! <br />

Redaktionsschluss ist Ende März 2013.<br />

Die Redaktion<br />

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz / Impressum: Medieninhaber, Herausgeber, für den Inhalt verantwortlich: Verein »<strong>Bundesverband</strong> Österreichischer<br />

Elternverwalteter Kinder grup pen« (BÖE) · Neulerchenfelder Straße 8 / 8, 1160 Wien · Tel.: 01 / 409 66 40 · E-Mail: boe@aon.at Obfrau: Katarina Dennhardt ·<br />

Grundlegende Richtung: Informationszeitschrift <strong>zum</strong> »Anderen Umgang« mit Kindern · Redaktion / Konzeption: Tanja Täuber · Grete Miklin · Cristina Maier ·<br />

Layout / Grafik: Irene Persché, www.irenepersche.at · Für Fotos & Zeichnungen danken wir: Noël Barz · Christoph Beitl · KiGru Bimbulli · Kinderraum Kaatschi ·<br />

Bernhard Peball · Raija Schroll · Spielkiste Schlins · Tanja Täuber · Archiv · Lektorat: Inga Herrmann · Druck: Fa. Thienel, 1120 Wien · Verlagsort: Wien ·<br />

Erscheinungsform: vierteljährlich. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben.<br />

Alle Urheberrechte liegen bei den AutorIn nen. Der BÖE wird gefördert aus Mitteln des AMS und des BMWFJ.<br />

2 frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012<br />

frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012<br />

3


¬<br />

Aktuell<br />

¬<br />

BÖE aktuell<br />

BÖE<br />

Herzlich Willkommen im neuen Kindergruppenjahr!<br />

Die BÖE-MitarbeiterInnen begrüßen<br />

die Kinder, die BetreuerInnen und die<br />

Eltern herzlich im neuen Kindergruppenjahr!<br />

Neue Herausforderungen<br />

warten auf uns alle. Dies trifft vor<br />

allem auf jene Kinder und Eltern zu,<br />

die in diesem Herbst mit der „Kindergruppe“<br />

und somit einem neuen Lebensabschnitt<br />

begonnen haben.<br />

Vieles ist in Kindergruppen und den<br />

Büros des BÖE und der Landesverbände<br />

gleichzeitig zu tun. Für die neuen<br />

Kinder und Eltern steht aber zweifellos<br />

eine gute Eingewöhnungsphase<br />

<strong>als</strong> Grundlage für eine zufriedenstellende<br />

Kindergruppenzeit im Vordergrund.<br />

Kindergruppen sollen Kindern die<br />

Möglichkeit bieten, selbstbestimmte<br />

Spiel- und Lebensräume zu schaffen.<br />

In diesem Kontext wollen wir auf das<br />

Manifest der Kindergruppen hinweisen,<br />

in welchem die Grundsätze von<br />

elternverwalteten / selbstorganisierten<br />

Kindergruppen formuliert sind. Das<br />

Manifest ist über unsere Homepage:<br />

www.kindergruppen.at runterzuladen,<br />

wir schicken es InteressentInnen<br />

aber auch gerne per Post zu.<br />

Um gute Betreuungsarbeit leisten zu<br />

können, müssen vor allem gute Rahmenbedingungen<br />

für alle Beteiligten<br />

(Kinder, BetreuerInnen und Eltern)<br />

gegeben sein. Viel wird in der letzten<br />

Zeit über Bildung im Elementarbereich<br />

gesprochen. Nach wie vor sind<br />

die Strukturen und Bestimmungen in<br />

den einzelnen Bundesländern für die<br />

Kinderbetreuung sehr unterschiedlich.<br />

Von vielen Seiten wird ein Bundesrahmengesetz<br />

gefordert, welches für<br />

ganz Österreich einheitliche Vorgaben<br />

hinsichtlich Raum- und Gruppengröße,<br />

Ausbildungsanforderungen für<br />

das pädagogische Personal sowie der<br />

Mindest bezahlung definieren soll.<br />

Im Rahmen der Plattform Educare<br />

gibt es dazu eine Arbeitsgruppe, die<br />

seit dem Frühjahr versucht, einen Vorschlag<br />

für ein solches Bundesrahmengesetz<br />

zu erarbeiten.<br />

Grundlage für diesen Vorschlag bildet<br />

ein Entwurf aus dem Jahre 1999.<br />

Wir vom BÖE sind in dieser Arbeitsgruppe<br />

engagiert, um die speziellen<br />

Anliegen von Kindergruppen zu vertreten,<br />

deren gewachsene Strukturen<br />

sich in den einzelnen Bundesländern<br />

von Kindergärten mehr oder weniger<br />

unterscheiden. Ob und wie dieser Vorschlag<br />

in ein neues Gesetz einfließen<br />

wird, kann allerdings noch nicht abgeschätzt<br />

werden. Einstweilen setzen<br />

wir unsere Lobbyingarbeit jedenfalls<br />

unverändert fort.<br />

Im Dezember wird wieder der Mindestlohntarif<br />

für Angestellte in privaten<br />

Kinderbetreuungseinrichtungen<br />

verhandelt. Bisher hatte der BÖE dabei<br />

nur „Parteienstellung“, d. h., wir<br />

konnten eine Stellungnahme abgeben<br />

und so die Anliegen der Kindergruppen<br />

vertreten. Die Erfahrungen<br />

der letzten Jahre ließen es aber <strong>als</strong><br />

sinnvoll erscheinen, ein gleichberechtigtes<br />

Mitglied zu werden. Daher<br />

wurde beim Bundeseinigungsamt ein<br />

entsprechender Antrag um Aufnahme<br />

in die Kommission gestellt, die aus<br />

VertreterInnen der ArbeitgeberInnen /<br />

Wirtschaft sowie der Gewerkschaft<br />

besteht – mit Erfolg, denn heuer sind<br />

wir darin erstm<strong>als</strong> Mitglied. So hoffen<br />

wir, die Anliegen von KindergruppenbetreuerInnen<br />

noch besser vertreten<br />

zu können. Hier gibt es bundesländerweise<br />

sehr große Unterschiede,<br />

die uns durch die österreichweite<br />

Vernetzung bekannt sind und die wir<br />

in diesem Gremium problematisieren<br />

wollen.<br />

Von Seiten der Gewerkschaft wird<br />

heuer u. a. die Anrechnung aller Karenzzeiten<br />

<strong>als</strong> Vordienstzeit gefordert.<br />

Die Verhandlungsergebnisse werden<br />

wahrscheinlich ab Mitte Dezember<br />

feststehen, wir informieren in der Folge<br />

alle Mitgliedergruppen darüber.<br />

Bezüglich BAGS, der seit dem Frühjahr<br />

Sozialwirtschaft heißt, gibt es bis<br />

dato nichts Neues, die Gehaltsverhandlungen<br />

beginnen im November /<br />

Dezember. Auch diesbezüglich werden<br />

wir die Ergebnisse unmittelbar<br />

weiterleiten.<br />

Auf Bundesebene gibt es nach wie<br />

vor die Möglichkeit, eine Förderung<br />

für innovative Kinderbetreuungsprojekte<br />

zu beantragen. Gefördert werden<br />

Investitionen, Sach kosten, aber<br />

auch Personalkosten. Nähere Informationen<br />

dazu gibt die Familie & Beruf<br />

Management GmbH, www.familieundberuf.at,<br />

namentlich Frau.<br />

Mag. Marietta Hartberger. Wir wissen,<br />

dass in den letzten Jahren viele elternverwaltete<br />

/ selbstorganisierte Kindergruppen<br />

von dort Förderungen bei<br />

der Gründung bzw. Erweiterung der<br />

Einrichtung erhielten.<br />

Die Industriellenvereinigung vergibt<br />

heuer <strong>zum</strong> 5. Mal den IV-Teacher’s<br />

Award. Erstm<strong>als</strong> gibt es einen Sonderpreis<br />

für die Elementarpädagogik. Die<br />

Kindergruppen wurden eingeladen,<br />

daran teilzunehmen. Nähere Informationen<br />

dazu finden sich unter www.<br />

iv-teachersaward.at oder bei uns.<br />

Es wäre fein, wenn sich viele Kindergruppen<br />

an der Ausschreibung des<br />

Preises beteiligen würden!<br />

Ab Jänner 2013 soll eine neue Fachzeitschrift<br />

„KiTa aktuell Österreich“<br />

für den Elementarbereich erscheinen,<br />

die sich vor allem an Pädagogen / innen<br />

und LeiterInnen von Kinderbetreuungseinrichtungen<br />

wenden soll.<br />

Sie wird vom Carl Link Verlag herausgegeben<br />

und soll 5-mal im Jahr erscheinen.<br />

Es gibt ein österreichisches<br />

Redaktionsteam, dem wir angehören,<br />

um die Kindergruppen zu repräsentieren.<br />

„Externe“ AutorInnen sind dabei<br />

immer willkommen, nähere Infos<br />

dazu gibt es vorerst über den BÖE.<br />

Bildungszyklus<br />

Am 9. 11. 2012 beginnt ein neuer<br />

vom BÖE organisierter BZ-Lehrgang,<br />

für den es noch einige wenige freie<br />

Plätze gibt. Wir bitten um eine rasche<br />

Anmeldung unter: 01 409 66 40.<br />

Ebenfalls am 9. 11. 2012 findet die<br />

nächste Zertifikatsfeier des BÖE-Bildungszyklus<br />

in Salzburg statt, bei der<br />

an zehn Absolventinnen Zertifikate<br />

verliehen werden. Bereits am 22. Juni<br />

wurde in Salzburg in den Räumen des<br />

Kindergartenreferates in Anwesenheit<br />

von Mag. Elke Kabel-Herzog und Monika<br />

Baumann <strong>als</strong> VertreterInnen des<br />

Landes gefeiert, wobei 12 Absolventinnen<br />

Zertifikate erhielten. GM<br />

Kärnten<br />

Am 28. September fand im Festsaal<br />

des Marianums Tanzenberg die Gründungssitzung<br />

der Berufsgruppe der<br />

Elementaren Bildungseinrichtungen<br />

Kärntens statt. Motiviert ist die Neugründung<br />

durch die Kürzung der<br />

Vorbereitungszeit für Pädagoginnen /<br />

en, die fehlende Interessenvertretung<br />

innerhalb der letzten fünf Jahre, den<br />

Wunsch, <strong>als</strong> elementare Bildungseinrichtung<br />

gesehen zu werden und<br />

nicht <strong>als</strong> Bewahranstalt, den allgemeinen<br />

Unmut in den elementaren<br />

Einrichtungen Kärntens und der Erfahrung,<br />

politischen Entscheidungen<br />

ausgeliefert zu sein. Im Mittelpunkt<br />

der Forderungen stehen vereinheitlichte<br />

gesetzliche Regelungen für<br />

Kärnten, optimale BetreuerInnen-<br />

Kind-Schlüssel, mindestens fünf Stunden<br />

Vorbereitungszeit sowie bezahlte<br />

Supervision. Die Einladung, sich gemeinsam<br />

auf den Weg zu machen<br />

und mitzureden, richtet sich an alle<br />

Beschäftigten in elementaren Bildungseinrichtungen.<br />

Der Termin für<br />

die nächste Generalversammlung ist<br />

am 13. April, bis dahin soll auch die<br />

Homepage online sein.<br />

Die Berufsvertretung der Beschäftigten<br />

in selbstorganisierten Krabbelund<br />

Kindergruppen der Plattform,<br />

die ihre bisherigen Ziele erreicht hat,<br />

begrüßt die landesweite Vernetzung<br />

aller elementaren Einrichtungen <strong>als</strong><br />

wichtigen Schritt zu einem gemeinsamen<br />

ganzheitlichen Bildungsverständnis.<br />

4 frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012<br />

frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012<br />

5


¬<br />

Aktuell<br />

¬<br />

Niederösterreich<br />

In Niederösterreich funktioniert die<br />

Verwirklichung der §15a-Vereinbarung<br />

zur Schaffung neuer Kinderbetreuungsplätze<br />

sehr gut. Einige<br />

Kindergruppen haben ihre Plätze erweitert<br />

und sind, wie auch einige andere<br />

Neugründungen, bereits in den<br />

Genuss der Förderung gekommen<br />

– geht unbürokratisch und schnell,<br />

wenn die Kriterien erfüllt werden.<br />

Es ist uns außerdem eine große Freude<br />

berichten zu können, dass das<br />

Land NÖ eine Evaluierung und Reform<br />

der Tagesbetreuungsförderung im<br />

Jahr 2013 angehen möchte und den<br />

NEK dazu eingeladen hat, seine Ideen<br />

bezüglich der Gestaltung der zukünftigen<br />

Förderung der privaten Tagesbetreuungseinrichtungen<br />

in einer noch<br />

zu gründenden Arbeitsgruppe einzubringen.<br />

Wir freuen uns darüber, ist<br />

das doch auch eine Anerkennung für<br />

unsere Kompetenzen und unsere Arbeit<br />

im NEK.<br />

Wir werden <strong>als</strong>o jetzt im Herbst eine<br />

Arbeitsgruppe mit Personen aus den<br />

NEK-Mitgliedsgruppen einrichten, um<br />

einen internen Diskussionsprozess<br />

zu starten, dessen Ergebnis ein tragfähiges<br />

Konzept für die zukünftige<br />

Förderung der privaten Einrichtungen<br />

sein soll.<br />

Über die allgemeine finanzielle Situation<br />

in den Kindergruppen ist zu<br />

berichten, dass die meisten Kindergruppen<br />

mit der mangelnden Bereitschaft<br />

der Gemeinden, ihren Anteil<br />

an der Tagesbetreuungsförderung zu<br />

bezahlen, kämpfen. Die Zahlungsverweigerung<br />

der Gemeinden bringt<br />

einige Kindergruppen in eine sehr<br />

prekäre Situation, die auch durch Einsparungsmaßnahmen<br />

nicht bewältigt<br />

NEK-PädagogInnentag 2013<br />

Pädagoginnen / en <strong>als</strong> Drehscheibe im Spannungsfeld zwischen Eltern, dem<br />

Kind und dem Team<br />

Nach einem gemeinsamen bewegten Einstieg, der zur Orientierung in der<br />

Großgruppe dient, nehmen wir uns Zeit für Austausch. Mittels kreativer Methoden<br />

begegnen wir alten Bekannten wieder und nähern uns neuen Kolleginnen<br />

/ en an.<br />

Das „Open Space“-Format bietet ein hohes Maß an Selbstverantwortung<br />

und Raum, um Ihre aktuellen beruflichen Anliegen <strong>zum</strong> Thema zu machen.<br />

Als Expertinnen / en für Ihre Fragestellungen erörtern Sie diese mit anderen<br />

Interessierten im kleinen Kreis (Dialog). Die Essenzen aus den Gesprächsrunden<br />

werden im Plenum geteilt.<br />

Anschließend laden wir Sie ein, Kraft und Energie für den pädagogischen<br />

Alltag zu tanken. Dabei steht das (Wieder-)Entdecken und Bewusstmachen<br />

von Ressourcen im Vordergrund. Zum Ausklang formulieren Sie die wichtigsten<br />

Erkenntnisse des Tages in gezielte Vorhaben für die Umsetzung am<br />

eigenen Arbeitsplatz.<br />

8. Juni 2013, Hippolythaus St. Pölten<br />

TrainerInnen: Mag. a Sabine Schuster und Mag. Daniel Gajdusek-Schuster<br />

werden kann – auch diese Tatsache<br />

wird Thema bei der Reform der TBF<br />

sein – hoffentlich.<br />

Der NEK hat seit Juli 2013 eine zweite<br />

Mitarbeiterin, die sich vor allem auf<br />

die Organisation und Gestaltung der<br />

Weiterbildung konzentriert. Unser<br />

Weiterbildungs programm für 2013<br />

steht bereits und wird sich unter dem<br />

Generalthema „Kindergruppenpädagoginnen<br />

/ en, Dreh- und Angelpunkt<br />

jeder Kindergruppe“ den vielfältigen<br />

Kompetenzen der Kindergruppenpädagog<br />

/ innen sowohl inhaltlich-denkerisch<br />

und selbstreflexiv beim BetreuerInnentag<br />

wie auch praktisch-kreativ<br />

in den Seminaren während des Jahres<br />

2013 widmen. MP<br />

Wien<br />

Wir begrüßen zwei neue Dachverbandsmitgliedsgruppen:<br />

WoMiKi im<br />

21. Bezirk und Kinderraum Kaatschi<br />

im 5. Bezirk – die eine schon lang bestehend,<br />

die andere ganz frisch. Der<br />

Dachverband der Wiener elternverwalteten<br />

Kindergruppen zählt somit<br />

insgesamt 38 Mitgliedsgruppen.<br />

Viele viele Kindergruppen (ca. 26!)<br />

mit Kindern, Eltern, BetreuerInnen<br />

haben das 10. Freche Kindergruppen-<br />

Picknick im Augarten am 14. September<br />

besucht! Fotografische Eindrücke<br />

davon finden sich kreuz und quer in<br />

dieser frischen BÖE.<br />

17 Dachverbandsgruppen beteiligen<br />

sich am Solidaritätstopf für schulpflichtige,<br />

aber noch nicht schulreife<br />

Kinder – ein Riesenerfolg, vor allem<br />

für die Kids, die die Förderung in Anspruch<br />

nehmen können! Von Seiten<br />

der Stadt Wien gibt es hier keinerlei<br />

Unterstützung – schade, da ja der gut<br />

gelungenen Transition auch in sämtlichen<br />

Bildungsplänen ein großer Stellenwert<br />

beigemessen wird.<br />

Kindergruppengründungen sind<br />

auch nicht einfacher geworden – so<br />

müssen z. B. die Räume einer max.<br />

Belastung von 500 kg / m² standhalten<br />

(!?). Fragt sich nun, wie Kinder<br />

und BetreuerInnen wohl diese elefantischen<br />

Maße auf die Waage bringen,<br />

konkret, woraus dieser kuriose gesetzliche<br />

Anspruch erwächst. AMB<br />

Tirol<br />

Zum Thema „Eltern-mit-arbeit – zu<br />

viel verlangt?“ organisierte der Tiroler<br />

Dachverband am 18. Oktober in<br />

Innsbruck zwei Vorträge mit anschließender<br />

Diskussion mit dem Publikum.<br />

Mag. Gabriele Bäck, Geschäftsführerin<br />

des Charlotte-Bühler-Instituts<br />

in Wien und Referentin des Abends<br />

nennt die Zusammenarbeit von Eltern<br />

und BetreuerInnen „Bildungspartnerschaft“<br />

und sieht in ihr „den wesentlichen<br />

Schlüssel für die bestmögliche<br />

Förderung eines Kindes.“ Sie verwies<br />

auf den Österreichischen Bildungsrahmenplan,<br />

der vom Charlotte-Bühler-<br />

Institut maßgeblich gestaltet und herausgegeben<br />

wurde und in dem die<br />

„gemeinsame Verantwortung für das<br />

Kind und das gegenseitige Interesse“<br />

<strong>als</strong> wichtiges Ziel gesehen wird.<br />

In Tirol sind 80 Prozent aller Kinderbetreuungseinrichtungen,<br />

die Kinder<br />

unter drei Jahren betreuen, <strong>als</strong> Verein<br />

organisiert. Viele dieser Einrichtungen<br />

wurden von Eltern <strong>als</strong> Kindergruppe<br />

gegründet und funktionieren nur,<br />

weil Eltern sich ehrenamtlich engagieren<br />

und mitarbeiten. Mag. Andrea<br />

Kirchtag, Psychologin und Ausbildnerin<br />

im BÖE-Bildungszyklus für Kinderkrippenpädagoginnen/en,<br />

erlebt „die<br />

Zusammenarbeit von Eltern und Pädagoginnen<br />

/ en <strong>als</strong> Entstehungsprozess<br />

für neue Lern- und Spielräume“. Sie<br />

verweist auf die lange Tradition der<br />

partnerschaftlichen Zusammenarbeit<br />

in den Kindergruppen.<br />

Der Dachverband Selbstorganisierte<br />

Kinderbetreuung Tirol hat mit dieser<br />

Veranstaltung „Eltern-mit-arbeit – zu<br />

viel verlangt?“ die Vielfältigkeit von<br />

Elternbeteiligung in Kinderbetreuungseinrichtungen<br />

aufgezeigt. AP<br />

Vorarlberg<br />

In Vorarlberg waren in den vergangenen<br />

Monaten die Spielgruppen das<br />

Schwerpunktthema in der Öffentlichkeitsarbeit<br />

des Landesverbandes.<br />

Weil einige Spielgruppen aus finanziellen<br />

Gründen von der Schließung<br />

bedroht waren, wurde mit Hilfe von<br />

Aussendungen gezielt darauf Bezug<br />

genommen. Es gab große Beiträge in<br />

der auflagenstärksten Tageszeitung in<br />

Vorarlberg und regelmäßige Artikel in<br />

den Regionalzeitungen, um auf die<br />

Wichtigkeit der Spielgruppen und ihre<br />

schwierige Situation aufmerksam zu<br />

machen.<br />

Für das nächste Jahr sind regelmäßige<br />

Treffen mit dem Family Point<br />

der Landesregierung geplant, um die<br />

Anliegen und Nöte der Einrichtungen<br />

zu transportieren und besprechen.<br />

Der Landesverband möchte verstärkt<br />

6 frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012<br />

frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012<br />

7


¬<br />

Aktuell<br />

¬<br />

Sprachrohr für die Spiel- und Kindergruppen<br />

bei der Vorarlberger Landesregierung<br />

sein. Ein vorgelegtes Fördermodell<br />

für Spielgruppen wurde bis<br />

dato von der Landesregierung nicht<br />

berücksichtigt bzw. <strong>als</strong> derzeit nicht<br />

relevant betrachtet.<br />

Am 15. November 2012 lädt der<br />

Landesverband zur Jahreshauptversammlung<br />

ein, bei der es außer der<br />

üblichen Rückschau und Neuwahl<br />

auch inhaltliche Impulse und Austauschmöglichkeiten<br />

geben soll.<br />

Das Beste <strong>zum</strong> Schluss: Ab Oktober<br />

2012 werden die Kindergruppen von<br />

der Vorarlberger Landesregierung mit<br />

60 % (statt bisher 50 %) der Personalkosten<br />

für BetreuerInnen gefördert<br />

und damit den Kindergärten gleichgestellt.<br />

Das bedeutet eine wesentliche<br />

finanzielle Erleichterung für die<br />

Betreiber von Kinderbetreuungseinrichtungen.<br />

Einziger Wermutstropfen:<br />

Die Personalkosten für Verwaltung<br />

und Administration werden weiterhin<br />

nicht gefördert und müssen daher<br />

von den Vorstandsmitgliedern meistens<br />

ehrenamtlich erbracht werden.<br />

Besonders ärgerlich dabei ist, dass die<br />

Ansprüche der Landesregierung aber<br />

bezüglich Abrechnungen, Statistik<br />

usw. wiederum sehr zeitintensiv und<br />

aufwändig sind. <br />

BMT<br />

BÖE-Bildungszyklus 2012 – 2014<br />

Beginn des nächsten Lernganges: 9. November 2012 – Es sind noch einige Plätze frei!<br />

Der Bildungszyklus führt <strong>als</strong> berufsbegleitende Ausbildung innerhalb von 3 Semestern <strong>zum</strong> Abschluss mit dem Zertifikat<br />

des BÖE. In Tirol qualifiziert er zur pädagogischen Fachkraft in Kinderkrippen, Kindergruppen und Spielgruppen.<br />

In Salzburg qualifiziert die Ausbildung zur Tätigkeit <strong>als</strong> pädagogische Fachkraft in Krabbelgruppen, alterserweiterten<br />

Gruppen und Schulkind-Gruppen.<br />

Weiters sichert der BÖE-Bildungszyklus die Qualität der Betreuungseinrichtungen und hilft, sie weiter zu entwickeln.<br />

Dafür ist die Unterstützung von Wissenserwerb genauso wichtig wie das Ermöglichen von Erfahrungsaustausch,<br />

Praxisreflexion und Selbsterfahrung.<br />

Die Workshops finden an Wochenenden von Freitagabend bis Sonntagmittag statt.<br />

Die Ausbildung besteht aus 18 Modulen: Einführungswochenende – 12 inhaltliche und praktische Workshops –<br />

3 Reflexionstage – Wochenende zur Themenfindung für die Abschlussarbeit – Projektphase – Abschlusskolloquium<br />

Nähere Informationen bei Cristina Maier, Tel. 01 409 66 40 und unter www.kindergruppen.at<br />

Dieses Bild hat Anna aus der<br />

Kindergruppe Bimbulli in Kärnten<br />

gezeichnet. Weitere Bilder aus<br />

dieser Kigru findet Ihr im ganzen<br />

Heft.<br />

Gerne veröffentlichen wir auch<br />

Fotos oder Kunstwerke aus<br />

Euren Gruppen!<br />

Bitte einsenden per E-Mail an<br />

boe@aon.at oder per Post an<br />

BÖE, Neulerchenfelder Str. 8 / 8,<br />

1160 Wien – Danke!<br />

BÖE-Bildungszyklus Nr. 17: 2013 – 2014<br />

Beginn des nächsten Lernganges für Tirol und Salzburg: 1. März 2013 – Es sind noch einige Plätze frei!<br />

Der Bildungszyklus führt <strong>als</strong> berufsbegleitende Ausbildung innerhalb von 3 Semestern <strong>zum</strong> Abschluss mit dem Zertifikat<br />

des BÖE. In Tirol qualifiziert er zur pädagogischen Fachkraft in Kinderkrippen, Kindergruppen und Spielgruppen.<br />

In Salzburg qualifiziert die Ausbildung zur Tätigkeit <strong>als</strong> pädagogische Fachkraft in Krabbelgruppen, alterserweiterten<br />

Gruppen und Schulkind-Gruppen.<br />

Weiters sichert der BÖE-Bildungszyklus die Qualität der Betreuungseinrichtungen und hilft, sie weiter zu entwickeln.<br />

Dafür ist die Unterstützung von Wissenserwerb genauso wichtig wie das Ermöglichen von Erfahrungsaustausch,<br />

Praxisreflexion und Selbsterfahrung.<br />

Die Workshops finden an Wochenenden von Freitagabend bis Sonntagmittag statt.<br />

Die Ausbildung besteht aus 18 Modulen: Einführungswochenende – 12 inhaltliche und praktische Workshops –<br />

3 Reflexionstage – Wochenende zur Themenfindung für die Abschlussarbeit – Projektphase – Abschlusskolloquium<br />

Nähere Informationen bei Ursula Jennewein, Tel. 0512 58 82 94 und unter www.kinderbetreuung-tirol.at<br />

Der<br />

Wir suchen ab 1. Dezember 2012<br />

eine Karenzvertretung im Ausmaß<br />

von 15 – 20 Stunden.<br />

Anstellungsdauer: 1 Jahr<br />

Aufgabengebiet: Bürotätigkeit,<br />

Adressverwaltung, Mitorganisation<br />

der BÖE-Ausbildung.<br />

… gibt’ s einfach und schnell im Internet unter:<br />

www.kindergruppen.at/magazin.html<br />

Profil: Wenn Du kontaktfreudig,<br />

Erfahrung in Office-Bereich (Word,<br />

Excel und Access) mitbringst und<br />

in einem NPO-Verein mit pädagogischen<br />

Schwerpunkt arbeiten<br />

willst, dann bitte melde Dich.<br />

Bevorzugt werden Wiedereinsteiger-<br />

Das frische BÖE-Abo …<br />

Innen. Bezahlt wird nach dem<br />

BAGS-Kollektivvertrag.<br />

Schriftliche Bewerbungen bitte an:<br />

BÖE, Neulerchenfelderstrasse 8 / 8,<br />

1160 Wien · Tel.: 01 409 66 40 ·<br />

E-mail: boe@aon.at ·<br />

www.kindergruppen.at<br />

… in folgenden Varianten:<br />

• Jahres-Abo: 2 Nummern (Frühling & Herbst) um 6 Euro<br />

• Multiplikator-Abo: 2 Nummern, je 3 Exemplare, <strong>zum</strong> Auflegen oder Weitergeben, um 18,– Euro<br />

• Förder-Abo: 2 Nummern um 18,– Euro (inkl. einmaligem Förderbeitrag)<br />

Bestellung per Post oder Fax: Redaktion frische BÖE, Neulerchenfelder Str. 8 / 8, 1160 Wien, Fax 01 / 409 66 41<br />

Zum Dank für Ihre Bestellung bekommen Sie die aktuelle Nummer gratis und den Erlagschein für die fol gen den<br />

vier Nummern ge müt lich per Post zugesandt. Na tür lich können Sie dieses frische BÖE-Abo auch anderen<br />

interessierten LeserInnen em p feh len oder schenken. In je dem Fall freuen sich die frische BÖE-Redaktion und<br />

alle Auto rInnen über jedeN einzel neN Abonnenten/in und danken herzlichst.<br />

<br />

sucht eine neue MitarbeiterIn<br />

Preise gültig bis 31.12. 2013, inkl. Versandkosten und der aktuellen Ausgabe der frischen BÖE zusätzlich gratis.<br />

8 frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012<br />

frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012<br />

9


¬<br />

BÖE-Bildungszyklus-Absschlussarbeiten<br />

¬<br />

Die BÖE-BZ Abschlussarbeiten 2011 – 2012<br />

<br />

Gerade in den letzten zwei Jahren<br />

freute es uns, einer großen Anzahl<br />

von Bildungszyklus-AbsolventInnen<br />

das Zertifikat zur pädagogischen<br />

Fachkraft überreichen zu dürfen.<br />

Kinderbetreuung ist in Österreich in<br />

der Kompetenz der Länder, so hat jedes<br />

Land seine eigenen Gesetze und<br />

Verordnungen. Bis auf Oberösterreich<br />

ist in allen Bundesländern, die<br />

bis dato Qualifikationsanforderungen<br />

formuliert haben, die BÖE-Ausbildung<br />

anerkannt.<br />

Der BÖE-Bildungszyklus ist eine für<br />

die Arbeit in selbst- bzw. elternverwalteten<br />

und anderen Kinderbetreuungseinrichtungen<br />

maßgeschneiderte Ausbildung.<br />

Sie ist berufsbegleitend und<br />

führt innerhalb von ca. 20 Monaten<br />

<strong>zum</strong> Abschluss.<br />

Hauptziel der Ausbildung ist <strong>zum</strong><br />

einen die Vermittlung des pädagogischen<br />

Konzeptes eines partnerschaftlichen<br />

Umgangs zwischen<br />

Kindern und Erwachsenen – der „Andere<br />

Umgang“. Dafür ist sowohl der<br />

Erwerb von theoretischen und praktischen<br />

Grundlagen in der Arbeit mit<br />

Kindern notwendig <strong>als</strong> auch die Reflexion<br />

der Praxis, der Erfahrungsaustausch<br />

und die Selbsterfahrung.<br />

Die Inhalte der Ausbildung haben<br />

sich im Laufe der Jahre verändert und<br />

sind umfangreicher geworden. So<br />

führte das verpflichtende Literaturstudium<br />

zur Vertiefung der Durchführung<br />

der Projektarbeit, genauso bewirkte<br />

die gezielte Auseinandersetzung mit<br />

dem „Beobachten <strong>als</strong> pädagogisches<br />

Kriterium“ ein bewusstes Innehalten<br />

und achtsames Begleiten der Kinder.<br />

Die <strong>Teil</strong>nehmerInnen setzen sich in<br />

der Projektphase mit ihrem selbstgewählten<br />

Thema intensiv auseinander.<br />

Grete Miklin<br />

Es ist vor allem die im BÖE-BZ geforderte<br />

Kombination aus persönlicher,<br />

inhaltlich fachlicher und praktischer<br />

Auseinandersetzung, die diesen Arbeiten<br />

ihre besondere Qualität gibt.<br />

In diesem Zusammenhang finden<br />

wir es erwähnenswert, dass von den<br />

Salzburger <strong>Teil</strong>nehmerInnen der letzten<br />

Jahre weit über 90 % nach wie vor<br />

in der Kinderbetreuung tätig sind, die<br />

meisten davon in leitender Funktion.<br />

Es freut uns, nachfolgend die Liste<br />

der Abschlussarbeiten unserer BZ-<br />

AbsolventInnen der Jahre 2011 und<br />

2012 veröffentlichen zu können – der<br />

BÖE gratuliert auf diesem Wege noch<br />

einmal ganz herzlich!<br />

An dieser Stelle auch ein großes<br />

Danke an unsere BÖE-ReferentInnen,<br />

die die Inhalte der Ausbildung immer<br />

mit viel Herz und Engagement vermitteln.<br />

BÖE Mai 2011<br />

Karin de Sousa Soares Lasst uns den anderen Umgang wieder leben Salzburg<br />

Martin Engelschall Mein Gartenprojekt in der Kindergruppe NÖ<br />

Thomas Fankhauser Das Erleben von Formen Salzburg<br />

Petra Haringer Yoga mit Kindern Salzburg<br />

Ingrid Jenichl Die Entschärfung von Zeitdruck Salzburg<br />

Sabine Kern Der Andere Umgang mit Musik und Tanz NÖ<br />

Gerlinde Klampfer Der Umzug der Kindergruppe Salzburg<br />

Sabine Sax Der Tastsinn Salzburg<br />

Melanie Schmidtberger Essenssituation in der Kindergruppe Salzburg<br />

Milica Stubicar Integration von einem schüchternen Mädchen Salzburg<br />

Andrea Ulrich Teambesprechung in der Kindergruppe Salzburg<br />

Tirol Juni 2011<br />

Sophie Abel Kräuterprojekt in der Kindergruppe Salzburg<br />

Sonja Fleckner Arbeiten im Team – von der Helferin zur Leiterin Salzburg<br />

Claudia Forster Malen im Kinderhotel Salzburg<br />

Sabrina Gründauer Eingewöhnung in der Kinderbetreuung im Hotel Tirol<br />

Alexandra Holztrattner Experimentieren mit Farben Salzburg<br />

Rosmarie Ibertsberger Bewegung in der Kindergruppe Salzburg<br />

Helga Kastner Bücherwerkstatt Salzburg<br />

Daniela Leitner Portfolio – Beobachten – Dokumentation Salzburg<br />

Manuela Pertiller Pädagogisches Konzept für zwei Schulkindgruppen Salzburg<br />

Jasmin Plank Wie eröffne ich eine Kinderkrippe? Tirol<br />

Dorothea Roider Eine Reise durch die Welt der Gefühle Salzburg<br />

Tanja Walters Wenn ich die Leitung einer Kindergruppe hätte. Salzburg<br />

BÖE Dezember 2011<br />

Belma Aksoy Die Bedeutung des Freispiels Salzburg<br />

Alessandra Baumann Der Tagesablauf in einer Krabbelgruppe Salzburg<br />

Isabel Doblhoff Aus dem Blickwinkel des Kindes – Fotoprojekt in der Kindergruppe Wien<br />

Gundula Krendl-Gomig Führt ein Kindertanz zur Entspannung? Salzburg<br />

Sahra Meyer „Vom Korn <strong>zum</strong> Brot“ für Kinder im Krabbelgruppenalter Salzburg<br />

Gertraud Moser Kommt mit in den Wald! Salzburg<br />

Sylvia Neuhauser Malprojekt in der Kindergruppe „Bunte Frösche geben Gas“ Tirol<br />

Sandra Palle Native Speaker in einer Kindergruppe Kärnten<br />

Barbara Prodinger Mit Ritualen wachsen Salzburg<br />

Erika Scharler Malen – eine sinnliche Entdeckungsreise Salzburg<br />

Andrea Seigmann Eingewöhnung in einer Krabbelgruppe Salzburg<br />

Johanna Weinke Umgestaltung des Schlafraumes – Einführung von Schlafritualen Salzburg<br />

Tirol April 2012<br />

Manuela Brunner Rituale erleichtern den Alltag Tirol<br />

Rosmarie Hagenauer Wie kann ich die motorischen Fähigkeiten Salzburg<br />

der Kinder im Alter von 2 – 3 Jahren unterstützen?<br />

Anna Huber Beobachten und Portfolio Salzburg<br />

Elisabeth Kapferer Raum geben für Sinneswahrnehmung Tirol<br />

Christine Köstler Ein gutes Gespür für ein gutes Miteinander Salzburg<br />

Barbara Klinger Körperwahrnehmung – sich selber spüren (lernen) Salzburg<br />

Eva-Maria Kubiska Bewegung und Bewegungsentwicklung Salzburg<br />

Marlene Lechner Spielzeugfreie Kindergruppe – alternatives Material Tirol<br />

Hildegard Loitfelder Auch Beobachten will gelernt sein Salzburg<br />

Isolde Maier Eingewöhnung und ab wann ist ein Kind gut angekommen? Salzburg<br />

BÖE September 2012<br />

Verena Göllner Zweitsprachenerwerb eines fremdsprachigen Mädchens Salzburg<br />

Marion Hutzinger-Müller Ein sozialpädagogisches Konzept einer Krabbelgruppe Salzburg<br />

Anna Innerhofer Zeit und Ruhe Salzburg<br />

Simone Jenner Geschlechtsspezifisches Spielverhalten im Wald vs. in der Einrichtung Salzburg<br />

Angelika Neppl Sinneswahrnehmung – Kinder beobachten – verstehen – fördern Salzburg<br />

Adelheid Profanter Eingewöhnung nach dem „Berliner Modell“ Salzburg<br />

Gaby Reiterer Brücken bauen zwischen Alt und Jung Salzburg<br />

Christiane Spannberger Sprachentwicklung von 0 – 3 Jahren Salzburg<br />

Ingeburg Torggler Natur erleben und wertschätzen Salzburg<br />

Sandy Trappe Beobachtungen zur Fein- und Grobmotorik bei Kleinkindern Salzburg<br />

10<br />

frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012<br />

frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012 11


¬<br />

Bildungs- & Erziehungspartnerschaft<br />

¬<br />

Von Bildungspartnerschaft und Kuchen<br />

<br />

Mädchen und Buben verbringen tendenziell<br />

mehr Zeit in Bildung-, Erziehungs-<br />

und Betreuungseinrichtungen.<br />

Das Verhältnis zwischen Familienerziehung<br />

und professionell-institutioneller<br />

Erziehung avanciert somit <strong>zum</strong> Dauerthema<br />

für Politik, Wissenschaft und<br />

vor allem auch für die pädagogische<br />

Praxis (vgl. Liegle, 2006, S. 125 ff.).<br />

Es gilt prinzipiell der Anspruch, dieses<br />

Verhältnis so zu gestalten, dass<br />

beide Sphären „<strong>zum</strong> Wohl der Kinder<br />

zusammenwirken“ (ebd., S. 125). So<br />

hält der bundesländerübergreifende<br />

BildungsRahmenPlan für elementare<br />

Bildungseinrichtungen (2009) fest,<br />

dass es einer so genannten Bildungspartnerschaft<br />

zwischen den Fachkräften<br />

und den Eltern bedarf (vgl. ebd.,<br />

S. 4). Es stellt sich die Frage, was es<br />

konkret bedeutet, im Rahmen einer<br />

Bildungspartnerschaft <strong>zum</strong> Wohle des<br />

Kindes zusammenzuwirken!?<br />

„Sarahs Mutter war nicht gerade eine<br />

einfache Hort-Mutter. Sie erschien nie<br />

zu den vereinbarten Gesprächsterminen.<br />

Mir war klar, dass sie schon sehr<br />

häufig von Professionellen – seien es<br />

Sozialarbeiter / innen oder Pädagogen<br />

/ innen – zu hören bekommen hat,<br />

was sie alles f<strong>als</strong>ch macht, und dass sie<br />

keine Lust hatte, es nun nochm<strong>als</strong> von<br />

mir – Grünschnabel, der ich war – zu<br />

hören. Eines Tages, es war wieder ein<br />

Gesprächstermin verstrichen, ließ ich<br />

Kaffee und Kuchen, welche ich für<br />

unser Treffen vorbereitet hatte, auf<br />

Anita Giener-Grün<br />

Mädchen und Buben verbringen ihre Kindheit an <strong>zum</strong>indest zwei sozialen Orten: in der privaten Lebenswelt<br />

der Familie und in mindestens einer eigens für Kinder geschaffenen Einrichtung, wie beispielsweise<br />

dem Kindergarten. Gesellschaftliche Veränderungen führen dazu, dass das Verhältnis von privater und<br />

öffentlich-institutioneller Erziehung in Bewegung gerät.<br />

dem Gruppentisch stehen. Sarah kam<br />

<strong>als</strong> erste von der Schule in den Hort.<br />

Ihre Vorliebe für Süßes kam mir gelegen.<br />

Sie beobachtete mich argwöhnisch,<br />

<strong>als</strong> ich eine Kuchenscheibe nach<br />

der anderen sorgfältig in Silberfolie<br />

packte, ohne ihr etwas anzubieten.<br />

Schließlich rang sie sich durch, danach<br />

zu fragen, für wen denn all der Kuchen<br />

wäre. Ich berichtete ihr, dass ich<br />

Kaffee und Kuchen für ein Gespräch<br />

mit ihrer Mama vorbereitet hätte, jedoch<br />

ihrer Mama leider etwas dazwischen<br />

gekommen wäre. Sarahs Augen<br />

verrieten mir Erstaunen, der Kuchen<br />

schien nun unwichtig. Beim nächsten<br />

Termin erschien Sarahs Mama – und<br />

sie hatte Kuchen dabei.“ (Schilderung<br />

einer Hortpädagogin)<br />

Viele (traditionellere) Formen der<br />

Zusammenarbeit laufen Gefahr, dass<br />

unter der Oberfläche eines freundlichen<br />

Umgangs ein hierarchisches<br />

Verhältnis zwischen pädagogischen<br />

Fachkräften und Eltern unhinterfragt<br />

aufrecht bleibt (vgl. Rabe-Kleberg,<br />

2010, S. 79) und sich Kommunikation<br />

auf einseitige Belehrungen reduziert.<br />

Bildungspartnerschaft verlangt die<br />

Überwindung einseitiger Formen der<br />

Begegnung mit Müttern und Vätern.<br />

Man könnte auch sagen, sie verlangt<br />

nach gezielten Maßnahmen zur Passung<br />

und Vermittlung zwischen der<br />

privaten und öffentlichen Sphäre, sodass<br />

sich diese befruchtend ergänzen<br />

und es eben nicht zu Abwertungen<br />

und Verletzungen (oftm<strong>als</strong> schweigender<br />

Natur) kommt. Bildungspartnerschaft<br />

geht <strong>als</strong>o von der einfachen<br />

Tatsache aus, dass Verantwortung für<br />

das Wohlergehen eines jungen Menschen<br />

nicht einfach (auf)geteilt werden<br />

kann, sondern eben nur gemeinsam<br />

getragen werden kann.<br />

Dieser Tatsache scheint sich auch die<br />

Pädagogin aus dem oben geschilderten<br />

Beispiel bewusst gewesen zu sein.<br />

Sie belässt es nicht dabei, dass Sarahs<br />

Mutter offensichtlich kein Interesse<br />

hat, sie setzt sich aktiv (mit Hilfe von<br />

Sarahs Vorliebe für Kuchen) dafür ein,<br />

dass hier ein echter Austausch stattfinden<br />

kann. Wie das angebahnte<br />

Verhältnis schließlich ausgesehen hat,<br />

kann aus dem Beispiel kaum erschlossen<br />

werden. Die geäußerte Vermutung<br />

über vermeintliche Vor-Erfahrungen<br />

der Mutter mit Professionellen lässt<br />

jedoch annehmen, dass diese Pädagogin<br />

auch in der Gesprächssituation<br />

bemüht gewesen sein wird, der Mutter<br />

alternative Erfahrungen zu ermöglichen,<br />

dass sie aktiv dafür eingetreten<br />

ist, Offenheit und Vertrauen herzustellen,<br />

wo sich vielleicht schon Abwehr<br />

und Misstrauen verankert hatten, dass<br />

sie einen ‚Dialog auf Augenhöhe‘ angestrebt<br />

hat.<br />

‚Dialog auf Augenhöhe‘ bedeutet,<br />

dass sich Eltern und pädagogische<br />

Fachkräfte über die Situation in der<br />

Familie und der elementarpädagogischen<br />

Einrichtung austauschen<br />

können, dass sie sich gegenseitig <strong>als</strong><br />

Experten / innen der jeweils anderen Lebenswelt<br />

des Kindes akzeptieren und<br />

berücksichtigen und dass beide Seiten<br />

unterschiedliche Perspektiven haben<br />

(Leu et al., 2011, S. 127). In diesem<br />

Sinne bedeutet Dialog mitunter auch<br />

Auseinandersetzung und Verhandlung<br />

auf der Basis von Respekt und Anerkennung.<br />

Für das Zustandekommen<br />

dieses Dialogs müssen die Voraussetzungen<br />

häufig erst geschaffen werden.<br />

Insofern fällt Pädagoginnen und<br />

Pädagogen die Initiative zu, sowohl<br />

eine Vertrauensbasis <strong>als</strong> auch eine<br />

entsprechende Atmosphäre zu schaffen<br />

und passende Gesprächsanlässe<br />

zu finden. Dies wird vor allem dann<br />

zur Herausforderung, wenn Mütter<br />

und / oder Väter wenig Interesse und<br />

Engagement zeigen – Gründe für vermeintliches<br />

Desinteresse können vielfältig<br />

sein. Mitunter sind es jedoch gerade<br />

die anfänglich zurückhaltenden<br />

Mütter und Väter, deren Kinder von<br />

einer echten Bildungspartnerschaft<br />

ganz besonders profitieren.<br />

Punktuell informierende Angebote<br />

für Mütter und Väter in Form von Elternabenden<br />

und Informationstafeln<br />

decken <strong>als</strong>o nur einen kleinen <strong>Teil</strong> des<br />

Spektrums ab, welches der Begriff<br />

Bildungspartnerschaft impliziert. Gelebte<br />

Bildungspartnerschaft ist zutiefst<br />

verwoben mit der gesamten Bildungsarbeit<br />

einer elementarpädagogischen<br />

Einrichtung. Leu et al. (2011) beschreiben<br />

beispielsweise,<br />

• wie Transparenz hinsichtlich der<br />

eigenen Bildungsarbeit Vertrauen<br />

schafft;<br />

• wie mit Hilfe von Beobachtungsergebnissen<br />

in Form von Lerngeschichten,<br />

die sich durch eine<br />

einfache, verständliche Sprache auszeichnen,<br />

Mütter und Väter dazu<br />

angeregt werden, mit Fachkräften<br />

ins Gespräch zu kommen;<br />

• wie einladende Plätze für Erwachsene<br />

<strong>zum</strong> Verweilen in der Einrichtung<br />

und <strong>zum</strong> Studieren der Portfolios<br />

der eigenen Kinder einladen;<br />

• wie durch ressourcenorientierte Beobachtungsergebnisse<br />

auch sehr<br />

zurückhaltende Mütter und Väter<br />

dazu ermutigt werden, über Beobachtungen<br />

der familiären Umwelt<br />

zu sprechen oder zu schreiben (vgl.<br />

ebd.).<br />

Und mit dieser Aufzählung sind nur<br />

wenige Aspekte gelebter Bildungspartnerschaft<br />

benannt. Es ginge im<br />

weiteren auch darum, Bedingungen<br />

zu schaffen, die das Vernetzen der<br />

Mütter und Väter untereinander und<br />

die Artikulation eigener Interessen<br />

begünstigen. Bildungspartnerschaft<br />

konsequent gedacht mündet in eine<br />

Öffnung der Einrichtung hin <strong>zum</strong> Sozialraum<br />

und <strong>zum</strong> Gemeinwesen und<br />

verfolgt letztlich die Perspektive einer<br />

„Kultur des Aufwachsens“.<br />

Zuletzt seien jedoch noch Fragen<br />

<strong>zum</strong> beschriebenen Beispiel erlaubt:<br />

Ist es dieser Pädagogin möglich, für<br />

alle Mütter und Väter der ihr anvertrauten<br />

Kinder ein derartiges Engagement<br />

zu zeigen? Reichen ihre Vorbereitungszeiten<br />

aus? Woher schöpft<br />

sie die Kraft, den Mut und das Selbstvertrauen,<br />

nicht nur auf die Mädchen<br />

und Buben, sondern auch auf deren<br />

Eltern einzugehen? Wurde Sie in Ausund<br />

Fortbildungen darauf ausreichend<br />

vorbereitet? Wird Sie durch ein professionelles<br />

Team und durch Supervision<br />

unterstützt? … Wenn Bildungspartnerschaft<br />

gefordert wird, muss<br />

eines klar sein: „Die Verankerung<br />

einer guten Praxis der Erziehungs-, Bildungs-<br />

und Betreuungspartnerschaft<br />

im Alltag (…) (ist) nicht <strong>zum</strong> Nulltarif<br />

zu haben!“ (Liegle, 2006, S. 141). So<br />

bleibt nur noch eine letzte Frage:<br />

Wer bezahlt den Kuchen?<br />

Literatur:<br />

BildungsRahmenPlan für elementare Bildungseinrichtungen<br />

in Österreich (2009). Wien:<br />

BMUKK.<br />

Leu, H. R. / Fläming, K. / Frankenstein,Y. / Koch, S./<br />

Pack, I. / Schneider, K. / Schweiger, M. (2011).<br />

Bildungs- und Lerngeschichten. Bildungsprozesse<br />

in früher Kindheit beobachten, dokumentieren<br />

und unterstützen. Weimar: Das Netz.<br />

Liegle, L. (2006). Bildung und Erziehung in<br />

früher Kindheit. Stuttgart: Kohlhammer.<br />

Rabe-Kleberg, U. (2010). Bildungsgemeinschaft?<br />

Überlegungen zu einem ungeklärten<br />

Verhältnis von Erzieherinnen und Eltern. In:<br />

G. E. Schäfer, G. E. / Staege, R. / Meiners, K.<br />

(Hrsg.) (2010). Kinderwelten – Bildungswelten.<br />

Unterwegs zur Frühpädagogik. Berlin: Scriptor,<br />

S. 65 – 82<br />

Mag. a Anita Giener-Grün, MA,<br />

ist Mitarbeiterin der Pädagogischen Hochschule<br />

der Diözese Linz und im Bereich Elementardidaktik,<br />

Forschung und Weiterbildung tätig.<br />

Sie ist außerdem ausgebildete Kindergarten-,<br />

Hort-, Sonderkindergarten- sowie Motopädagogin.<br />

12 frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012<br />

frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012<br />

13


¬<br />

Bildungs- & Erziehungspartnerschaft<br />

¬<br />

Gemeinsame Sache.<br />

Ein frische BÖE-Interview mit den Betreuerinnen der Kindergruppe Sonnensprossen in Tirol<br />

<br />

frische BÖE: Ihr seid eine elternverwaltete,<br />

alterserweiterte Kindergruppe<br />

mit Kindern im Alter von 2,5 Jahren<br />

bis <strong>zum</strong> Schuleintritt. Welche Rolle<br />

spielen die Eltern auf organisatorischer<br />

Ebene in eurer Gruppe? Gibt<br />

es eine Elternvereinbarung, die die<br />

Zusammenarbeit grundlegend regelt?<br />

In unserer Kindergruppe setzt sich<br />

der Vorstand aus den Mitgliedern –<br />

den Eltern – zusammen. D. h., dass die<br />

Eltern damit eigentlich auch gleichzeitig<br />

unsere Arbeitgeber sind und nur<br />

durch die Elterngemeinschaft der Verein<br />

und somit auch die Kindergruppe<br />

existieren können.<br />

Alle Vereinsfunktionen werden von<br />

den Eltern übernommen, wobei darauf<br />

geschaut wird, dass möglichst die<br />

wichtigsten Funktionen – das sind vor<br />

allem Obfrau / Obmann und Kassierin /<br />

Kassier sowie deren Stellvertreter –<br />

von Eltern bekleidet werden, die voraussichtlich<br />

mehrere Jahre im Verein<br />

bleiben werden.<br />

Im Elternvertrag werden die Eltern<br />

sowohl über das pädagogische Konzept<br />

<strong>als</strong> auch über ihre Rechte und<br />

Pflichten aufgeklärt. Dieser wird vor<br />

Eintritt des Kindes in die Kindergruppe<br />

unterschrieben retourniert.<br />

Welche Formen der Zusammenarbeit<br />

mit den Eltern werden in der Kindergruppe<br />

gelebt?<br />

Es gibt ein Erstgespräch in der<br />

Kindergruppe, meist im Frühjahr, mit<br />

den Eltern und uns BetreuerInnen<br />

für ca. eine halbe Stunde. In diesem<br />

Gespräch wird den Eltern grob die<br />

Organisationsform der Kindergruppe<br />

erklärt (Verein) und das pädagogische<br />

Konzept, das von großer Wichtigkeit<br />

ist, vorgestellt. Außerdem erfahren sie<br />

ihre Pflichten und Rechte, bekommen<br />

einen Elternvertrag und die Anmeldung<br />

für das kommende Kindergruppenjahr<br />

mit nach Hause.<br />

Tanja Täuber<br />

Nach diesem Erstgespräch entscheiden<br />

sich die Eltern, ob sie ihr Kind<br />

in die Kindergruppe schicken wollen<br />

oder nicht. Wenn sie sich für die Kindergruppe<br />

entscheiden, bringen sie<br />

den unterschriebenen Elternvertrag<br />

und die Anmeldung entweder in die<br />

Kindergruppe oder schicken ihn an<br />

die Obfrau / Obmann.<br />

Vor dem Start im Herbst gibt es einen<br />

eigenen Informationselternabend<br />

für neue Eltern, bei dem alle Dinge,<br />

die neue Eltern interessieren könnten,<br />

Thema sind. Das ist beispielsweise der<br />

Ablauf des Tages, Dinge, die die Kinder<br />

benötigen (Matschhose, Gummistiefel,<br />

Jause, Getränk, … ), aber auch<br />

schon ‚pädagogische’ Angelegenheiten<br />

wie eine gesunde Jause ( = keine<br />

Schokolade, möglichst kein Zucker,<br />

keine gesüßten Säfte etc. ). Natürlich<br />

gehört hier auch die Eingewöhnung<br />

dazu. Bei uns ist es ganz klar, dass die<br />

Eltern an dem für sie vorgesehenen<br />

Platz so lange bleiben können, wie<br />

sie wollen. Aber es gibt auch für die<br />

Eltern gewisse Regeln, an die sie sich<br />

halten sollten. Diese Regeln gehen wir<br />

mit ihnen beim Elternabend für neue<br />

Eltern durch.<br />

Nach dem ersten Monat haben<br />

wir bei den Sonnensprossen ein verpflichtendes<br />

Elterngespräch für alle<br />

Eltern von neuen Kindern. Alle BetreuerInnen,<br />

die das Kind begleiten, sind<br />

bei diesem Gespräch anwesend. Es<br />

kann <strong>als</strong> Entwicklungsgespräch gesehen<br />

werden, aber auch <strong>als</strong> Möglichkeit,<br />

Ängste und Wünsche der Eltern<br />

in kleinem Rahmen zu artikulieren.<br />

Es ist bei uns aber auch so, dass alle<br />

Eltern – nicht nur die ‚neuen’ Eltern –<br />

jederzeit um ein Elterngespräch bitten<br />

können. Wir bieten immer wieder Gespräche<br />

an, wobei wir darauf achten,<br />

dass jeweils Nachmittags- und Abendtermine<br />

angeboten werden, damit<br />

alle Eltern die Möglichkeit haben, <strong>zum</strong><br />

Gespräch zu kommen.<br />

Alle sechs Wochen finden Elternabende<br />

statt – d. h., insgesamt gibt es<br />

drei Elternabende pro Semester, die<br />

bisher in einen organisatorischen und<br />

pädagogischen <strong>Teil</strong> gegliedert waren.<br />

Heuer möchten wir versuchen, eigenständige<br />

jeweils organisatorische und<br />

pädagogische Elternabende anzubieten.<br />

Im Anschluss an den Elternabend<br />

gibt es meist noch einen geselligen<br />

<strong>Teil</strong>, bei dem alle Erwachsenen Zeit haben,<br />

miteinander zu reden, zu essen<br />

und zu trinken.<br />

Bei den Elternabenden werden pädagogische<br />

Themen aufgegriffen, die<br />

uns BetreuerInnen wichtig erscheinen,<br />

es werden aber auch Wünsche<br />

der Eltern berücksichtigt und deren<br />

Probleme thematisch aufgearbeitet.<br />

Beispiele wären hier u. a.: Eifersucht<br />

unter Geschwistern. Warum funktioniert<br />

das Aufräumen in der Kindergruppe<br />

– zu Hause aber nicht? Sauber<br />

werden, …<br />

Der letzte Elternabend ist traditionell<br />

ein Fotoabend, bei dem Fotos des<br />

vergangenen Kindergruppenjahres<br />

gezeigt werden. Vielen Eltern ist es<br />

nicht möglich zu hospitieren – durch<br />

die Fotos haben sie einen kleinen Einblick<br />

in denAlltagund das Geschehen<br />

in der Kindergruppe. Alle Fotos sind<br />

auf einem USB-Stick gespeichert, und<br />

die Eltern haben die Möglichkeit, sich<br />

die Fotos herunterzuladen, die sie gerne<br />

haben möchten.<br />

Auch Feste nehmen einen fixen Bestandteil<br />

im Jahr ein. Das erste gemeinsame<br />

Fest ist bei uns das Lichterfest<br />

Ende Oktober/Anfang November,<br />

zu dem alle Kinder mit ihren Eltern,<br />

Geschwistern, Großeltern etc. eingeladen<br />

sind. Wir machen ein großes<br />

Feuer im Garten der Kindergruppe<br />

und rösten Kastanien. Jeder/Jede<br />

nimmt etwas von zu Hause mit, und<br />

es gibt wunderbare Sachen zu essen<br />

und zu trinken. Wenn es dämmrig<br />

wird, gehen wir eine Runde mit Laternen/Gläsern/Lampions<br />

spazieren und<br />

singen <strong>zum</strong> Abschluss das Lichterlied.<br />

Ein Fest nur für die Erwachsenen ist<br />

die Weihnachtsfeier. Ein bestimmter<br />

Tag, der für möglichst alle passt, wird<br />

ausgemacht, alle bringen etwas mit,<br />

und es werden Dinge besprochen, die<br />

mit den Kindern wahrscheinlich nicht<br />

zur Sprache gekommen wären. Dieses<br />

Treffen gibt es seit drei oder vier Jahren<br />

und es war jedes Mal ein wirklich<br />

toller Abend – auch oder gerade weil<br />

es ein Abend nur für Erwachsene ist.<br />

Seit zwei Jahren organisieren wir ein<br />

öffentliches Faschingsfest für Familien<br />

in Zirl, zu dem alle Familien herzlich<br />

eingeladen sind. Es gibt Kaffee und<br />

Kuchen, Würstl und Brot, Saft und<br />

Wasser. Ehemalige Kindergruppenkinder<br />

mit ihren Eltern, zukünftige<br />

Kindergruppenkinder, Omas und Opas<br />

kommen zu diesem Faschingsfest. Wir<br />

organisieren einen Clown & Zauberer,<br />

Musik & Tanz, einen Geschicklichkeitsparcours<br />

mit Bobby Cars, Zielwerfen<br />

mit Tennisbällen – und <strong>als</strong> Preise warten<br />

gespendete Kuscheltiere, die hier<br />

neue Besitzer finden.<br />

Das letzte gemeinsame Fest im Kindergruppenjahr<br />

ist das Abschlussgrillen<br />

im Juni, zu dem alle Kinder mit<br />

ihren Familien eingeladen sind, aber<br />

auch schon die ‚neuen’ Eltern des<br />

kommenden Kindergruppenjahres.<br />

Kontakte können geknüpft werden,<br />

Fragen gestellt, … Meistens bringen<br />

alle ihre eigenen Dinge <strong>zum</strong> Grillen<br />

mit, wir machen gemeinsam mit den<br />

Kindern Teig für Stecklbrot, das die<br />

Kinder immer sehr lieben.<br />

Was davon liegt dir am meisten und<br />

was davon hat sich für dich am wirkungsvollsten<br />

gezeigt?<br />

Ich mag die Feste schon sehr gern!<br />

;-) Erstens, weil es eine gemeinsame<br />

Sache ist, bei der Eltern und BetreuerInnen<br />

zusammenarbeiten – denn es<br />

soll ja ein schönes Fest gelingen. Aber<br />

auch, weil die Erwartungshaltung<br />

nicht so groß ist, wie z. B. bei einem<br />

Elternabend.<br />

Beim Elternabend hab ich immer<br />

noch das Gefühl, dass wir quasi ‚Rezepte’<br />

vergeben sollen, nach denen<br />

gewisse Dinge am besten funktionieren<br />

könnten. Nach dem Motto:<br />

„Wenn sie die Stiege überkreuz bewältigen<br />

kann, dann müsste sie es<br />

auch schaffen, sauber zu sein.“ Am<br />

besten finde ich immer die Elternabende,<br />

bei denen sich bei den Eltern<br />

etwas bewegt – entweder dadurch,<br />

dass sie selbst etwas tun (malen, Theater<br />

spielen, neues Wissen aneignen<br />

– beispielsweise: Welche Formen von<br />

Zucker gibt es, und in welchen Lebensmitteln<br />

ist er zu finden?) –, oder<br />

auch wenn ein reger Austausch stattfindet.<br />

Am wirkungsvollsten finde ich aber<br />

die Elterngespräche. Hier hat man die<br />

Zeit, über das Kind, die Situation in<br />

der Kindergruppe, das Leben daheim,<br />

die Familie etc. zu sprechen. Eine halbe<br />

Stunde ist fix für ein Elterngespräch<br />

reserviert, bei Bedarf kann es auch<br />

verlängert bzw. früher begonnen werden.<br />

Ich glaube, dass es für die Eltern<br />

14 frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012<br />

frische BÖE Nr. 80 / Oktober 2012<br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!