V.3 Fehlermanagement/Beanstandungs ... - HACCP
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<strong>V.3</strong> <strong>Fehlermanagement</strong>/<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.1 Einführung<br />
3<br />
<strong>Fehlermanagement</strong>/<br />
<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.1<br />
Einführung<br />
© Behr's Verlag, Hamburg<br />
Der Dreiklang in der Überschrift birgt wiederum zwei Themenkreise in<br />
sich, nämlich den Negativaspekt des Fehlers, des Problems, aber auch die<br />
Chance etwas zu verbessern.<br />
Nun befinden wir uns aber in der Lebensmittelbranche, und so bekommt<br />
der Inhalt dieses Kapitels einen etwas gefährlicheren Inhalt: Es kann sich<br />
ja auch um unser aller Wohlergehen handeln, wenn wir von Produktfehlern<br />
oder Produktreklamationen bzgl. Kontamination, Fremdstoffe, Verunreinigungen,<br />
Überschreitung von Grenzwerten, etc. sprechen.<br />
Wir wollen uns hier um die Prozesse kümmern, die sich mit dem<br />
• Internen <strong>Fehlermanagement</strong><br />
• den Kundenbeanstandungen und<br />
• den Kundenreklamationen beschäftigen.<br />
Integriertes Managementsystem Food 12 06 44 1
<strong>V.3</strong> <strong>Fehlermanagement</strong>/<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.2 <strong>Fehlermanagement</strong>/Grundlagen<br />
3.2<br />
<strong>Fehlermanagement</strong>/Grundlagen<br />
© Behr's Verlag, Hamburg<br />
Bevor über Fehler gesprochen werden kann, muss definiert werden, was<br />
denn überhaupt Fehler sind.<br />
Ihre Produkte oder Dienstleistungen, die Sie Ihren Kunden anbieten müssen<br />
Eigenschaften einhalten, die i. d. R. in unterschiedlichen Dokumenten<br />
festgelegt sind. Dies können bei Produkten sein:<br />
• Produktspezifikationen;<br />
• Grenzwerte für Fremdstoffanteile aus Verordnungen;<br />
• Grenzwerte für Schadstoffe aus Verordnungen;<br />
• Rezepturen, die selbst oder mit den Kunden festgelegt wurden;<br />
• Vergleichsmuster;<br />
• Lebensmittelsicherheitsvorschriften;<br />
• Zeichnungen;<br />
• Stücklisten;<br />
• …<br />
Weiter sind die Produktionsprozesse und Dienstleistungsprozesse Forderungen<br />
unterlegen, wie z. B.:<br />
• Prozessspezifikationen;<br />
• Prozessablaufpläne;<br />
• Wartungspläne;<br />
• Maschinenauslastungen;<br />
• Einstellparameter;<br />
• …<br />
Und bei den Managementprozessen u. a.:<br />
• Kundenanforderungen;<br />
• Vertragsprüfungen bzgl. Machbarkeit und Preisgestaltung;<br />
• Liefertermineinhaltung;<br />
• Beschaffungsangaben;<br />
• Lagerbestandskontrolle;<br />
• Termineinhaltung;<br />
• Wareneingangsprüfung;<br />
• Verfallsdatum;<br />
• …<br />
Umgang mit Fehlern<br />
Integriertes Managementsystem Food 12 06 44 1
<strong>V.3</strong> <strong>Fehlermanagement</strong>/<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.2 <strong>Fehlermanagement</strong>/Grundlagen<br />
Was sind Prüf merkmale?<br />
Diese angefangene Liste von Produkt-, Produktionsprozess- und Managementprozessanforderungen<br />
ist die Grundlage, um eine erste Auflistung der<br />
Forderungen, Maße und Festlegungen zu erstellen.<br />
Es sind die Merkmale, die Produkte und Prozesse beschreiben und<br />
deren Kriterien darstellen. Erst nach deren Zusammenstellung ist es<br />
möglich die sogenannten Prüfmerkmale aus dem Katalog der Merkmale<br />
abzuzweigen.<br />
Diese Prüfmerkmale stellen die Merkmale dar, die wegen Ihrer Wichtigkeit<br />
zur Einhaltung der Produkt- und Prozess-Spezifikationen geprüft werden<br />
sollten, um nicht in die Gefahr zu gelangen Kundenreklamationen zu erhalten<br />
oder Probleme mit behördlichen Stellen zu bekommen (siehe<br />
Abb. 3.2-1).<br />
© Behr's Verlag, Hamburg<br />
2 Integriertes Managementsystem Food 12 06 44
<strong>V.3</strong> <strong>Fehlermanagement</strong>/<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.2 <strong>Fehlermanagement</strong>/Grundlagen<br />
START<br />
© Behr's Verlag, Hamburg<br />
Produktunterlagen:<br />
- Spezifikationen<br />
- Zeichnungen<br />
- Fehlerkataloge<br />
- Laborberichte<br />
- Gesetzliche Vorgaben<br />
- Versuchsberichte<br />
- Rezepturen<br />
- Vergleichsmuster<br />
- Sicherheitsvorschriften<br />
- Beschaffungsangaben<br />
- etc.<br />
Prozessbeschreibung:<br />
- Ablaufplan<br />
- Prozess-spezifikationen<br />
- Maschinenbeschreibung<br />
- Wartungspläne<br />
- Herstellungsgenauigkeiten<br />
- Zeichnungen<br />
- Stücklisten<br />
- etc.<br />
Sammeln der<br />
Produkt- / Prozessbeschreibungen<br />
(1)<br />
Vollständig<br />
?<br />
ja<br />
Merkmale<br />
erkennen<br />
(2)<br />
Merkmale<br />
ausreichend<br />
beschrieben<br />
?<br />
ja<br />
Auswahl der<br />
Prüfmerkmale (3)<br />
nein<br />
nein<br />
Unterlagen<br />
nachfordern<br />
Notwendiges<br />
Prüfmerkmal<br />
?<br />
nein<br />
Keine weitere<br />
Berücksichtigung<br />
Anzahl der<br />
Prüfmerkmale:<br />
Es sollten so viele<br />
Prüfmerkmale ausgewählt<br />
werden, wie es notwendig<br />
ist, die Produkteigenschaften<br />
sicher zu<br />
beherrschen.<br />
ja<br />
Genügend<br />
Prüfmerkmale<br />
ausgewählt ?<br />
ja<br />
nein<br />
Ende<br />
1<br />
2<br />
Abb. 3.2-1 Prüfplanung<br />
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<strong>V.3</strong> <strong>Fehlermanagement</strong>/<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.2 <strong>Fehlermanagement</strong>/Grundlagen<br />
1<br />
2<br />
Start<br />
Die Prüfmethode hängt ab von :<br />
- Merkmal-Fehler zu erkennen<br />
- Stabilität der Meßmethode<br />
- Reproduzierfähigkeit<br />
- Zerstörende Prüfung<br />
- nicht zerstörende Prüfung<br />
- Umgebungsbedingungen<br />
- Sicherheit in der Handhabung<br />
- Anschaffungspreis<br />
Festlegen der<br />
Prüfmethode,<br />
Prüfhäufigkeit (4)<br />
Abstimmen mit<br />
anderen Bereichen<br />
Diese Fragen sollten immer mit<br />
anderen Fachbereichen<br />
abgestimmt werden.<br />
Änderung<br />
?<br />
ja<br />
nein<br />
Prozessablauf<br />
Arbeitsplan<br />
Prüfablaufplan<br />
entwickeln<br />
Prüfanweisung<br />
festlegen<br />
Prüfablaufplan:<br />
Reihenfolge<br />
Haltepunkte<br />
Prüfverfahren<br />
Prüfanweisung:<br />
Meßtechnik<br />
Mengengerüst<br />
Prümittel<br />
Prüfaufzeichnung:<br />
Prüfprotokolle<br />
Prüfzertifikate<br />
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Prüfmitteldaten:<br />
Prüfmittelart<br />
Genauigkeit<br />
Sicherheit<br />
etc.<br />
Prüfmittelbeschaffung<br />
Kennzeichnung<br />
der Prüfobjekte<br />
Prüfmittelüberwachung<br />
Prüfmittelliste:<br />
- Meßbereiche<br />
- Genauigkeit<br />
- Pflegeart<br />
- Kalibrierhäufigkeit<br />
Produkt-<br />
Prozessänderung<br />
?<br />
ja<br />
nein<br />
Ende<br />
Abb. 3.2-1 Prüfplanung (Fortsetzung)<br />
4 Integriertes Managementsystem Food 12 06 44
<strong>V.3</strong> <strong>Fehlermanagement</strong>/<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.2 <strong>Fehlermanagement</strong>/Grundlagen<br />
3.2.1<br />
Einrichten eines <strong>Fehlermanagement</strong>s<br />
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Wie im Kapitel „V1. Regelkreis der Geschäftsführung“ bereits ausgeführt,<br />
muss für jeden Wertschöpfungsprozess über die Prüfmöglichkeit nachgedacht<br />
werden, um sicherzustellen, dass der Prozess fähig ist, das gewünschte<br />
Ergebnis zu erzeugen, bzw. Produkte herzustellen, die die gegebenen<br />
Anforderungen erfüllen.<br />
Die Prozessverantwortlichen sollten zusammen mit ihren Mitarbeitern die<br />
Prüfmerkmale selektieren und ein Konzept zur Prüfung aufbauen.<br />
Im Rahmen des Qualitätsmanagements heißt dieser Prozess auch Umgang<br />
mit fehlerhaften Produkten. Auf jeden Fall soll die Möglichkeit geschaffen<br />
werden Fehler wahrzunehmen. Nachdem geklärt sein sollte was ein Fehler<br />
und was kein Fehler ist, sollte dies jetzt nicht schwer fallen. Man spricht<br />
auch von Produkt- und Prozesskonformität bzw. Nichtkonformität.<br />
Der im Prozess arbeitende Mitarbeiter muss allerdings auch zu Fehlern<br />
stehen, egal wo diese Fehler verursacht wurden und auch wer für die Fehler<br />
zuständig ist. Im Vordergrund steht nur:<br />
Fehler zu erkennen und festzuhalten.<br />
Erkannte Fehler sollten nun dokumentiert werden, wozu es unterschiedliche<br />
Möglichkeiten gibt:<br />
Manuelle Dokumentation mithilfe von:<br />
• Fehlerformularen;<br />
• Mängelberichten;<br />
• Messprotokollen;<br />
• Strichlisten für Fehlerarten;<br />
• Fehlerlisten<br />
oder als automatische oder halbautomatische Registrierung von Fehlern<br />
durch:<br />
• Produktionsprozessbegleitende Fehlersammel-Software;<br />
• Exceltabellen zur Aufnahme und Auswertung von Messdaten;<br />
• Datenbanksysteme zur Aufnahme und Bewertung von Daten.<br />
Im Produktionsbereich sollte die Aufnahme von Fehlerdaten kein Problem<br />
sein, da hier meistens das Verständnis der Notwendigkeit vorhanden ist.<br />
Anders ist es in kaufmännischen, administrativen und Logistikbereichen.<br />
Hier ist es die Aufgabe des jeweiligen Prozessverantwortlichen Überzeugungsarbeit<br />
zu leisten, damit Fehler erkannt und registriert werden. Der<br />
Grund für die Ablehnung liegt häufig im zeitlichen Mehraufwand für die<br />
Notiz oder Registrierung.<br />
Fehlerbewusstsein<br />
Integriertes Managementsystem Food 12 06 44 5
<strong>V.3</strong> <strong>Fehlermanagement</strong>/<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.2 <strong>Fehlermanagement</strong>/Grundlagen<br />
3.2.2<br />
Aufnahme und Bewertung von Fehlern<br />
Fehlerhandhabung<br />
Zu den aufzunehmenden Fehlern gehört auch die Aufnahme von Verbesserungsvorschlägen,<br />
die zum Verbesserungsprozess gehören. Die festgestellten<br />
Fehler bzgl. Produkt, Prozess und Dienstleistung müssen an verabredeter<br />
Stelle gesammelt werden.<br />
In festgelegten zeitlichen Abständen sollte eine erste Bewertung der<br />
Fehlersammlung im jeweiligen Bereich stattfinden. Hier geht es um die<br />
Feststellung, welche Risiken die festgestellten Fehler in sich tragen und<br />
ob sofort eine Abstellmaßnahme eingeführt werden sollte (siehe<br />
Abb. 3.2-2).<br />
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6 Integriertes Managementsystem Food 12 06 44
<strong>V.3</strong> <strong>Fehlermanagement</strong>/<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.2 <strong>Fehlermanagement</strong>/Grundlagen<br />
- Fehler aus Verkauf<br />
- Fehler ausEinkauf<br />
- Mängelberichte<br />
- Wareneingang<br />
- Reklamationssammlungen<br />
- Kundenbefragungen<br />
- Laborergebnisse<br />
- Lagerrundgangsprotokolle<br />
- Verfallsdatensammlung<br />
- ...<br />
- Beschwerden / Probleme<br />
Verbesserungen<br />
- Besprechungsprotokolle<br />
Neue Produkte, Messen,<br />
Vertreter, Medien<br />
Start<br />
Wöchentliche<br />
Bewertung nach<br />
Auftreten<br />
Besprechung<br />
Abteilungsleiter<br />
sitzung<br />
Maßnahmenentscheidung<br />
Erstbewertung durch<br />
Prozessbeauftragten<br />
Besprechungsprotokoll<br />
© Behr's Verlag, Hamburg<br />
Zyklus:<br />
zum Quartalsende<br />
jeweilige<br />
Maßnahmen<br />
umsetzen<br />
Fehlersammlung<br />
ergänzen<br />
Zyklusauswertung<br />
?<br />
nein<br />
Auswertung,<br />
Entscheidung für<br />
Korrekturmaßnahme,<br />
Umsetzung<br />
Verfolgung der<br />
evtl. Korrekturmaßnahmen<br />
ok ?<br />
nein<br />
ja<br />
Abb. 3.2-2 Fehlersammlung und Auswertung<br />
Integriertes Managementsystem Food 12 06 44 7
<strong>V.3</strong> <strong>Fehlermanagement</strong>/<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.3 <strong>Beanstandungs</strong>management<br />
3.3<br />
<strong>Beanstandungs</strong>management<br />
© Behr's Verlag, Hamburg<br />
Unter Beanstandungen sind Meldungen von Kunden zu verstehen. Im weitesten<br />
Sinn sind dies aber auch Hinweise auf Unzulänglichkeiten, Verbesserungshinweise,<br />
Korrekturvorschläge, Ergänzungen zum laufenden Aufträgen<br />
usw.<br />
Sie sind nicht zu verwechseln mit Kundenreklamationen. Beanstandungen<br />
erreichen die Organisation meist per Telefon, im persönlichen Gespräch<br />
bei Besuchen, auf Messen oder per E-Mail.<br />
Auch in diesen Fällen gilt es einen Prozess einzurichten, der sicherstellt,<br />
dass diese Kundeninformationen<br />
• wahrgenommen werden;<br />
• notiert/registriert werden;<br />
• weitergeleitet werden;<br />
• bewertet werden<br />
• und im Bedarfsfall Reaktionen/Maßnahmen ausgelöst werden.<br />
Also genauso verarbeitet werden wie Fehlersammlungen.<br />
Diese Kundeninformationen oder Beanstandungen haben eine besondere<br />
Bedeutung in Ihrem QM-System. Bei Berücksichtigung dienen sie der<br />
Verbesserung Ihrer Kundenbindung und somit einer gemeinsamen, zukünftigen,<br />
stützenden Vertragsbindung.<br />
Ein offenes Ohr für<br />
Kundenmeinungen<br />
Integriertes Managementsystem Food 12 06 44 1
<strong>V.3</strong> <strong>Fehlermanagement</strong>/<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.4 Reklamationsmanagement<br />
3.4<br />
Reklamationsmanagement<br />
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Wenn Kundenreklamationen unser Unternehmen erreichen, bekommen<br />
wir Kenntnis darüber, dass unsere internen Prüfprozesse sehr wahrscheinlich<br />
nicht vollständig funktioniert haben. Diese Annahme setzt voraus, dass<br />
die Reklamation berechtigt ist.<br />
Diese Kundenhinweise sind ernst zu nehmen, denn es stehen folgende<br />
Tatsachen an:<br />
• das verkaufte Produkt/die Dienstleistung entspricht nicht den vertraglichen<br />
Festlegungen;<br />
• die Erwartungen des Kunden sind nicht erfüllt;<br />
• gesetzliche Grenzwerte sind nicht eingehalten worden;<br />
• die Kundenzufriedenheit hat gelitten;<br />
• das Vertrauen in den Lieferanten hat Schaden genommen;<br />
• es besteht die Gefahr der Abwanderung zu anderen Lieferanten.<br />
Aus diesen aufgezählten Folgemöglichkeiten besteht der dringende Bedarf<br />
den Prozess der Reklamationsabwicklung im Sinne des Kunden zu gestalten.<br />
Beim Umgang mit Lebensmitteln agieren wir in einer Risikobranche. Zu<br />
diesen gehören auch der Handel und der Umgang mit Medizinprodukten,<br />
Zulieferungen für die Autoindustrie und die Kraftwerksindustrie.<br />
In allen Fällen geht es also darum Schaden von Mensch und Umwelt fern<br />
zu halten.<br />
In diesen Risikobranchen ist der Einsatz des 8D-Reports üblich und wird<br />
teilweise von den Kunden gefordert. Es handelt sich hier um 8 Schritte in<br />
der Kommunikation mit dem Kunden zur schnellen und eindeutigen Abwicklung<br />
von Reklamationen. Diese acht Schritte beinhalten:<br />
Stammdaten:<br />
• Kundenansprechpartner, Kunde, Adresse, Telefon, E-Mail, etc.;<br />
• Reklamiertes Produkt, Charge, Artikel-Nr., Menge, Lieferdatum;<br />
• Kundenreklamationsnummer;<br />
• Eigene Reklamationsnummer (RMA);<br />
• Wer hat die Reklamation entgegen genommen;<br />
• Erste Rückmeldung gewünscht bis …<br />
Eine Beschwerde ist ein<br />
Geschenk<br />
Integriertes Managementsystem Food 12 06 44 1
<strong>V.3</strong> <strong>Fehlermanagement</strong>/<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.4 Reklamationsmanagement<br />
Werkzeug zum Wohle<br />
des Kunden<br />
1. Schritt: Problembeschreibung aus Kundensicht<br />
2. Schritt: Ansprechpartner, Team des Lieferanten mit Tel., E-Mail,<br />
etc.<br />
3. Schritt: Sofortmaßnahme; diese beinhaltet eine Reaktion, um dem<br />
Kunden schnell zu helfen, damit deren Prozesse, die evtl. gestoppt<br />
wurden schnell wieder in Gang zu bringen. Es ist eine<br />
Verabredung mit dem Kunden. Hier muss berücksichtigt werden<br />
um welche Art von Reklamation es sich handelt. Bei einer<br />
gefährdenden Grenzwertüberschreitung des gelieferten Produktes<br />
ist eine Neulieferung des Produktes aus derselben<br />
Herstellercharge oder anderen Charge mit Vorsicht zu entscheiden.<br />
Es ist außerdem abzuschätzen, inwieweit die Sofortmaßnahme<br />
das Problem schon behebt.<br />
4. Schritt: Fehlerursache; Hier geht es um die Ermittlung der Fehlerursache.<br />
Was hat zum Problem geführt? Wenn beispielsweise<br />
die gelieferte Menge nicht in Ordnung war, ist hier nicht die<br />
Ursache: „Der Mitarbeiter hat sich verzählt!“ Hier ist die<br />
Frage zu klären: „Warum hat er sich verzählt?“ Weiter ist abzuschätzen<br />
inwieweit bei der gefundenen Fehlerursache eine<br />
Beteiligung des Lieferanten eingeschätzt wird.<br />
5. Schritt: Mögliche Abstellmaßnahmen; hier werden im Team mögliche<br />
Lösungen diskutiert und zur Entscheidung bereitgestellt.<br />
Diese möglichen Abstellmaßnahmen zur Beseitigung der Reklamation<br />
sind mit dem Kunden abzustimmen bzw. ihm vorzuschlagen.<br />
Dazu gehört ebenso eine Abschätzung der Wirksamkeit<br />
dieser Maßnahmen.<br />
6. Schritt: Eingeführte Abstellmaßnahme; das ist die mit dem Kunden<br />
abgestimmte Maßnahme, die die Reklamation bereinigt. In<br />
Folge ist die geschätzte Ergebniskontrolle in % anzugeben.<br />
7. Schritt: Kundenzufriedenheit; fast zum Abschluss der Bearbeitung<br />
der Reklamation soll das Team über den Stand der Kundenzufriedenheit<br />
debattieren. Falls noch Ungereimtheiten zwischen<br />
Kunde und Lieferant stehen, sollten weitere Aktionen/Maßnahmen<br />
oder Verhaltensmaßnahmen beschlossen werden.<br />
8. Schritt: Korrekturmaßnahme; der letzte Schritt betrifft die Korrektur-<br />
und die Vorbeugungsmaßnahme. Laut Definition im Qualitätsmanagement<br />
sind dies Maßnahmen, die dafür sorgen<br />
sollen, dass sich der Fehler, der zur Reklamation geführt hat,<br />
nicht wiederholt. Die Vorbeugungsmaßnahme betrifft Maßnahmen,<br />
um potenzielles Fehlerauftreten in benachbarten<br />
Prozessen oder Verfahren zu vermeiden. In beiden Fällen geht<br />
es um Maßnahmen, die die Verbesserung der Prozesse, Produkte,<br />
etc. angeht und immer die Organisation des Unternehmens<br />
angeht; also eine Anpassung des QM-Systems.<br />
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2 Integriertes Managementsystem Food 12 06 44
<strong>V.3</strong> <strong>Fehlermanagement</strong>/<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.4 Reklamationsmanagement<br />
Tab. 3.4-1 8D-Report<br />
Kundenstammdaten<br />
Kunden-Name Kd.-Nr. Eingangsdatum Reklamations-Nr. Kunden-Reklamations-Nr.<br />
Kunden-Ansprechpartner<br />
Telefon Fax E-Mail<br />
Aufgenommen durch (Name):<br />
Rückmeldung bis:<br />
Anlage Hauptauftrags-Nr. Kundenstandort Besonderheiten Menge<br />
1 Ansprechpartner/Team<br />
Name(n) Telefon Fax E-Mail<br />
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2 Beanstandung/Problembeschreibung (Kunde)<br />
3 Sofortmaßnahme Einführungsdatum Wirkung (%)<br />
4 Fehlerursache Eigene Fehlerbeteiligung (%)<br />
Bewertung (Team)<br />
Kundenabsprache/Bemerkung<br />
Kein Fehler, ohne Bearbeitung: <br />
Gewährleistung: <br />
Reparatur (kostenpflichtig): <br />
Kulanz: <br />
5 Geplante Abstellmaßnahme/Reklamation Wirksamkeit Abstellmaßnahme (%)<br />
6 Eingeführte Abstellmaßnahme/Reklamation Einführungsdatum Ergebnis-Kontrolle (%)<br />
7 Fehlerwiederholung verhindern Verantwortung Einführungstermin<br />
Korrekturmaßnahme<br />
Vorbeugungsmaßnahme<br />
8 Abschlusskontrolle Team<br />
Kundenzufriedenheit wiederhergestellt? ja nein <br />
Name<br />
Datum<br />
Integriertes Managementsystem Food 12 06 44 3
<strong>V.3</strong> <strong>Fehlermanagement</strong>/<strong>Beanstandungs</strong>-/Reklamationsmanagement<br />
3.4 Reklamationsmanagement<br />
Der Schritt 8 ist bei aufgetretenen Reklamationen in den genannten Risikobranchen<br />
eine Verpflichtung.<br />
Abschließend ist zum Reklamationsmanagement zu sagen, dass meine<br />
Empfehlung immer zum Einsatz des 8D-Reports geht, also einschließlich<br />
der Schritte 7 und 8. Das Unternehmen sollte eine entsprechende Verfahrensanweisung<br />
entwerfen, um den Ablauf beim Eintreffen von Kundenreklamationen<br />
sicher zu stellen.<br />
Zusammenfassung<br />
Aus Fehlern lernt man<br />
<strong>Fehlermanagement</strong>, <strong>Beanstandungs</strong>management und Reklamations management<br />
sind die drei Begriffe die ein Unternehmen braucht, um ein integriertes<br />
Managementsystem zu leben und weiterzuentwickeln. Verbesserung,<br />
Optimierung und Ausrichtung an den Kundenwünschen sind die Zielgedanken,<br />
die ein Unternehmen voranbringt und in der freien Wirtschaft bestehen<br />
lässt.<br />
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