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Capeller Text Wie die alten Litauer lebten

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Kragen über den Rock umgeschlagen. An der Brust und den Taschen war der Rock mit blauen<br />

Band besetzt; an der Brust und an den Hüften hatte er solche kleine Knöpfchen, <strong>die</strong> waren<br />

aus roten, gelben und schwarzen Wollefäden gearbeitet. Das waren keine richtigen Knöpfe,<br />

sondern man hakte den Rock mit Haken zusammen. Um den Rock band man sich einen<br />

Gürtel, der sehr teuer war; was sie den polnischen Gürtel nannten, der war blau und grau<br />

und gelb ausgewirkt. Die älteren hatten einen ledernen Riemen; der war ungefähr drei<br />

Finger breit und vorn mit einer messingenen Schnalle zugemacht. Im Winter trugen sie auch<br />

Hosen aus Wand, und über alles hatten sie einen langen Pelz, den viele auch im Sommer<br />

nicht auszogen. Manche, <strong>die</strong> ganz arm waren, gingen barfuß, <strong>die</strong> anderen hatten aus<br />

Lindenbast geflochtene Schuhe; Stiefel trugen nur <strong>die</strong> reicheren. Auf dem Kopfe hatten sie<br />

im Sommer einen wollenen Hut mit breiter Krempe; im Winter setzten sie eine schwarze<br />

oder graue Pelzmütze von Schaffell auf. Die Reichen trugen eine sogenannte Lapine; <strong>die</strong> war<br />

aus Fuchsfell und hatte an jedem Ohr hängende Ohrklappen. Hälschen und solche feinen<br />

Schnupftücher und dergleichen gab es damals nicht; sie schneuzten sich in Lappen oder in<br />

<strong>die</strong> Hand und warfen es auf <strong>die</strong> Erde.<br />

Die Frauen trugen einen aus schwarz und roter Wolle gewebten Rock mit vielen F<strong>alten</strong> und<br />

an den Hüften mit einer Schnur zusammengeh<strong>alten</strong>. Wenn es kalt war, hatten sie bis zu drei<br />

Hemden angezogen, das erste war ganz grob, das zweite schon besser, und das dritte war<br />

sehr schön und fein, und hatte Ärmel, <strong>die</strong> schön mit Seide ausgenäht waren. Über dem<br />

Hemde trugen sie eine lange Wiste, <strong>die</strong> bis zum Hals reichte. Im Winter hatten manche ein<br />

Pelzchen, manche auch eine wollene Jacke. Im Sommer, wenn sie zur Kirche gingen, hatten<br />

sie über dem Hemde ein sehr schönes und feines Tuch um <strong>die</strong> Schultern, das war so weiß<br />

wie Schnee. Und zu <strong>die</strong>ser Zeit war es viel schwerer, <strong>die</strong> Leinwand zu glätten und weiß zu<br />

machen, als es jetzt ist; denn <strong>die</strong> Menschen der <strong>alten</strong> Zeit kannten weder Plätteisen noch<br />

Mangel; sie hatten nur <strong>die</strong> Waschrolle, auf der sie <strong>die</strong> Leinwand aufwickelten, und das<br />

Waschbrett; das war aus Holz und hatte Kerben; <strong>die</strong>ses drückten sie auf <strong>die</strong> bewickelte<br />

Wäscherolle und glätteten <strong>die</strong> Leinwand so lange, bis sie ganz weich war. Im Winter zogen<br />

<strong>die</strong> Frauen <strong>die</strong> so genannte Ziupone (Frauenjacke) an, <strong>die</strong> war aus hellblauem Tuch und mit<br />

gelben Schnüren besetzt und wurde mit Haken zugemacht. Die reichsten trugen über der<br />

Jacke noch einen Pelz; der Kragen war aus Fuchsfell. Die Mädchen trugen <strong>die</strong> Haare in Zöpfe<br />

geflochten und um <strong>die</strong> Stirn gewickelt. Wenn Bräute zur Trauung fuhren, ließen sie <strong>die</strong> Haare<br />

ganz frei vom Kopf herunter hängen. Um <strong>die</strong> Stirn banden sie sich ein schwarzes Band; wenn<br />

sie einen Kranz hatten, so war er aus Raute geflochten. Verheiratete Frauen trugen immer<br />

ein weißes Kopftuch, und, damit <strong>die</strong>ses Kopftuch nicht herunterrutschte, eine sogenannte<br />

Kyka (Haube), <strong>die</strong>se waren wollen und mit schwarzer Leinwand besetzt. Im Sommer gingen<br />

sie immer barfuß; nur wenn sie in <strong>die</strong> Kirche gingen, dann trugen sie <strong>die</strong> Schuhe in der Hand<br />

und zogen sie in der Nähe der Kirche an. Wenn sie aus der Kirche kamen, zogen sie sie<br />

wieder aus und gingen barfuß nach Hause. Im Winter trugen sie lederne Schuhe.<br />

Speise und Trank

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